Die Craniosacraltherapie (übersetzt etwa Schädel-Kreuzbein-Therapie) ist eine Behandlungsmethode, bei der über sanfte Stimulierung des Kopfes und des Wirbelsäulenbereiches durch die Hände des Therapeuten ein verbesserter Gesundheitszustand des Organismus erreicht wird. Die Craniosacraltherapie kann daher als ein Teilbereich der Osteopathie angesehen werden und gehört wegen der erzielten Wirkung auf Körper, Geist und Seele zu den ganzheitlichen Therapieformen.
Entwickelt wurde die Craniosacraltherapie in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts durch den amerikanischen Arzt William Garner Sutherland. Um 1980 wurde die Methode der Craniosacraltherapie wesentlich vorangebracht durch den Chirurgen John Upledger.
Angriffspunkt der Craniosacraltherapie ist die Cerebrospinalflüssigkeit, kurz auch Liquor genannt, die Flüssigkeit, die das Gehirn und das Rückenmark umgibt. Der Liquor dient mehreren Zwecken, unter anderem einer sanften Lagerung der Anteile des zentralen Nervensystems und seiner Versorgung mit Nährstoffen. Nach Meinung der Craniosacraltherapie herrscht in der Cerebrospinalflüssigkeit ein pulsierender Mechanismus vor, der für die Aufrechterhaltung der Gesundheit im menschlichen Körper wichtig ist. Die Pulsation, die eine Frequenz von sechs bis zwölf Mal pro Minute aufweist, rührt von der rhythmischen Erzeugung und Ausschüttung neuer Flüssigkeit her. Eine Rolle bei diesem Vorgang spielt, dass die umgebenden Knochen laut Ansicht der Craniosacraltherapeuten leicht gegeneinander beweglich sind. Funktioniert dieser rhythmische Liquorpuls nicht mehr, so ist der Energiefluss gestört und es kommt zur Ausbildung von krankhaften Zuständen. Es werden durch bestimmte störende Einflüsse sogenannte Energiezysten gebildet.
Die Craniosacraltherapie soll mit ihrer manuellen Behandlung zu einer Harmonisierung der Cerebrospinalflüssigkeit und des Energiestromes führen. Die gesunde Durchblutung des Gewebes und die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers sollen angeregt werden. Durch Berührung, Kneten und Drücken mit den Händen wird die wohltuende und heilende Wirkung ausgelöst. Meist liegen die Angriffspunkte für die Craniosacraltherapie im Wirbelsäulen- und Kopfbereich, selten auch in anderen Körperteilen wie z.B. den Füßen. Durch die Griffe werden Verspannungen in ihrem Muskulaturbereich gelockert. Die Craniosacraltherapie kann mit anderen Behandlungsarten kombiniert werden, beispielsweise mit der Akupunktur. Das Altersspektrum der Patienten reicht vom Neugeborenen bis hin zum älteren Menschen. Im Normalfall dauert eine Anwendung etwa eine Stunde und erfolgt einmal wöchentlich über bis zu zwanzig Wochen. Innerhalb einer Kur kann die Craniosacraltherapie auch täglich angewendet werden. Primär ist es eine Methode, bei der eine Entspannung des Körpers erreicht wird. Eingesetzt wird diese Therapie daher bei Stresszuständen des menschlichen Organismus und bei Verspannungszuständen vor allem der Rücken- und Nackenmuskulatur. Das Behandlungsgebiet umfasst unter anderem verschiedene Schmerzzustände, Krämpfe, Zustände nach Unfällen, Schlafstörungen, Tinnitus, Allergien und andere chronische Beschwerden des ganzen Körpers.
Diese Therapie darf unter anderem nicht erfolgen bei Blutungen, Aussackungen im Bereich des verlängerten Rückenmarks oder weiteren gravierenden Schädigungen im Bereich des Zentralnervensystems. Zudem sollte bei schweren Krankheitszuständen auf andere medizinisch wichtige Behandlungsmethoden nicht verzichtet werden. Nach Ansicht der Schulmedizin ist der rhythmische pulsierende Vorgang und der Energiestrom im Liquor nicht nachweisbar, und somit wird die Craniosacraltherapie als wissenschaftlich fragwürdig angesehen.
Letzte Aktualisierung am 16.02.2022.