Bei einem Hämarthros handelt es sich um einen blutigen Gelenkerguss (aus dem Griechischen: haima für Blut und arthron für Gelenk). Verschiedene Ursachen führen dabei zu einem Austritt von Blut aus den Blutgefäßen in das Gelenk hinein. Grundsätzlich kann ein Hämarthros in jedem Gelenk entstehen, besonders häufig sind jedoch Kniegelenk oder Schultergelenk betroffen.
Gelenke sind die bewegliche Verbindung zwischen mindestens zwei Knochen. Zusammen mit Muskeln, Bändern und Sehnen ermöglichen sie die unterschiedlichsten Bewegungen des Körpers. Die Gelenkflächen eines Gelenks bestehen aus dem Gelenkkopf des einen Knochens und der Gelenkpfanne des anderen. Für einen fast reibungslosen Bewegungsablauf ist die Gelenkfläche von einer Knorpelschicht überzogen. Zwischen den Gelenkflächen liegt ein Spalt, in dem sich Gelenkflüssigkeit (Gelenkschmiere) befindet. Diese nährt den Knorpel und erleichtert die glatte Beweglichkeit. Das Gelenk wird luftdicht von der Gelenkkapsel umschlossen. Hier befinden sich Blutgefäße und Nerven.
Kommt es zu einer übermäßigen Ansammlung von Flüssigkeit in dem Gelenkspalt, wird dies als Gelenkerguss bezeichnet. Der blutige Gelenkerguss wird in der medizinischen Fachsprache als Hämarthros bezeichnet.
Je nach Ausmaß des Hämarthros kommt es zu einer leichten Schwellung des Gelenks mit Druckschmerzen oder bei ausgeprägtem Erguss zu starken, spannenden Schmerzen mit Bewegungseinschränkungen. Ziel der Behandlung ist die schnelle Entfernung des Hämarthros, um Folgeschäden zu vermeiden.
Viele Ursachen können dazu führen, dass Blut aus den Gefäßen in die Gelenkhöhle austritt. Meist handelt es sich um Gefäßverletzungen nach Traumata (Gewalteinwirkungen, Unfällen) oder um Blutgerinnungsstörungen.
Verletzungen des Gelenks und der umgebenden Strukturen können zu einer Gelenkeinblutung führen, insbesondere eine:
Zu den Störungen der Blutgerinnung, die zu einer erhöhten Blutungsneigung führen und damit den Blutaustritt ins Gelenk hervorrufen können, gehören:
Weiterhin kann ein Hämarthros entstehen:
Je nach Schwere des Gelenkergusses mit Blut leiden Betroffene unterschiedlich stark unter folgenden Beschwerden:
Unbehandelt kann ein Hämarthros zu Folgeschäden wie bleibenden Gelenkknorpelschäden und Arthrose führen. Daher sollten Sie bei Druckschmerzen, stärkeren Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen in einem Gelenk einen Arzt aufsuchen. Da eine bekannte Grunderkrankung des Blutes oder eine vorausgegangene Verletzung meist die Auslöser für Gelenkblutungen sind, befinden sich Betroffene meist schon deswegen in ärztlicher Behandlung.
Eine Verdachtsdiagnose wird anhand der Symptome und der Krankengeschichte gestellt. Der Arzt untersucht das Gelenk auf Beweglichkeit, Schwellungen und Druckschmerzen. Teilweise steht die ursächliche Verletzung im Vordergrund der Beschwerden.
In der Blutuntersuchung können erhöhte Entzündungswerte auffallen, was dann auf eine Entzündungsreaktion im Gelenk hinweist. Bildgebende Diagnostik wie Ultraschalluntersuchung, Röntgenaufnahmen oder computertomographische Untersuchungen (CT) helfen, die Ursache und das Ausmaß des Gelenkergusses zu beurteilen.
Häufig wird sowohl zur Diagnose als auch für die Behandlung eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt. Über einen kleinen Einschnitt wird eine spezielle Kamera (Endoskop) in das Gelenk eingeführt. So kann der Arzt das gesamte Gelenk genau betrachten und bei Bedarf über weitere Instrumente Maßnahmen zur Therapie vornehmen.
Ziel der Therapie ist eine zeitnahe Entfernung des blutigen Gelenkergusses. Wenn das Hämarthros längere Zeit besteht, steigt die Gefahr von entzündlichen Reaktionen im Gelenk. Folgen können Arthrose und Knorpelschäden sein.
Je nach Ursache des Gelenkergusses wird die Grunderkrankung oder Verletzung zuerst, zeitgleich oder im Anschluss nach Verschwinden des Ergusses behandelt.
In leichten Fällen kann eine konservative Behandlung (Behandlung ohne Operation) erfolgreich sein. Sie besteht aus Hochlagern, Kühlen und gegebenenfalls Kompressionsverbänden des betroffenen Gelenks. Bewährt haben sich auch Quarkwickel. Bei starken Schmerzen erhalten Betroffene entzündungshemmende, schmerzlindernde Medikamente (Ibuprofen, Diclofenac). Im Verlauf ist eine Physiotherapie notwendig, um das Gelenk beweglich zu halten und die Muskulatur zu kräftigen.
In schweren Fällen kann eine Gelenkpunktion zur Entfernung des Hämarthos durchgeführt werden: Eine Hohlnadel wird direkt in das Gelenk eingeführt und das Blut mit entsprechenden Hilfsmitteln abgesaugt. Um Infektionen während des Eingriffes zu vermeiden, wird die Behandlung unter sterilen Bedingungen durchgeführt.
Selten ist eine Operation des Hämarthros notwendig. Der Bluterguss im Gelenk wird dabei beseitigt. Die Entfernung der Gelenkinnenhaut kann ebenfalls sinnvoll sein (Synovektomie).
Ein kleiner Bluterguss kann sich bei entsprechender Schonung und unterstützenden Maßnahmen wie Kühlung und Hochlagern des Gelenks schon in wenigen Tagen zurückbilden. Bei der Behandlung von größeren Ergüssen kann eine Abheilung mehrere Wochen dauern. Die Prognose ist dennoch als gut anzusehen (allerdings in Abhängigkeit von dem Behandlungserfolg der Ursache).
Eine fragliche Prognose hat ein unbehandeltes oder zu spät behandeltes Hämarthros. Hier kann es durch einen ständigen Entzündungsreiz zu dauerhaften Knorpelschäden kommen. Betroffene leiden unter bleibender schmerzhafter Bewegungseinschränkung.
Da sich ein blutiger Gelenkerguss meist als Folge von Verletzungen oder aufgrund einer Gerinnungsstörung bildet, ist eine Vorbeugung kaum möglich. Erkrankungen wie die Hämophilie (Bluterkrankheit) sollten konsequent behandelt werden, um das Blutungsrisiko zu senken. Regelmäßige, schonende Bewegung stärkt allgemein die Gelenke.
Betroffene sollten ein Hämarthros ernst nehmen und sich strikt an die Anweisungen des Arztes halten, um Folgeschäden vorzubeugen.
Dr. Gumpert – Hämarthros: https://www.dr-gumpert.de/html/haemarthros.html (online, letzter Abruf: 27.02.2020)
Healthline, Jacquelyn Cafasso – Hemarthrosis: https://www.healthline.com/health/hemarthrosis (online, letzter Abruf: 27.02.2020)
Wikipedia – Hämarthros: https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4marthros (online, letzter Abruf: 27.02.2020)
aktualisiert am 27.02.2020