Harnblasendivertikel sind gutartige, sackartige Ausstülpungen der Harnblasenwand. Bei den Ursachen werden angeborene und erworbene Harnblasendivertikel unterschieden.
Bei einem erworbenen (auch Pseudodivertikel genannten) Harnblasendivertikel drückt sich die Schleimhaut der Harnblase an einer Schwachstelle der Muskulatur sackförmig nach außen. Angeborene Harnblasendivertikel wiederum können alle Wandschichten der Harnblase betreffen (echte Divertikel).
Betroffene leiden unter wiederkehrenden Infektionen der Harnwege und möglichen Folgeerkrankungen. Die Behandlung richtet sich gegen bestehende auslösende Ursachen und in der Regel einer chirurgischen Entfernung der Aussackung.
Divertikel ist der medizinische Fachbegriff für eine gutartige, bläschenförmige Ausstülpung eines Hohlorgans. Hohlorgane sind Organe, die mit ihrem Gewebe einen Hohlraum umschließen. Dazu zählen unter anderem Darm, Speiseröhre, Bronchien, Luftröhre, Herz, Blutgefäße, Gebärmutter, Harnröhre, Harnleiter und die Harnblase.
Vollständige, echte Harnblasendivertikel mit einer Ausstülpung aller Wandschichten sind eine selten vorkommende angeborene Erkrankung. Wenn diese Fehlbildung nur im Bereich der Mündung des Harnleiters in die Harnröhre besteht, wird dies nach dessen Erstentdecker auch Hutch-Divertikel genannt.
Erworbene Divertikel oder Pseudodivertikel entstehen als Folge einer Abflussstörung von Harn aus der Harnblase. Der Harn wird mit vermehrtem Druck aus der Blase herausgedrückt, dadurch kann sich die Harnblasenschleimhaut durch Lücken in der Muskulatur der Harnblasenwand drücken. Die Abflussstörung wird meist verursacht durch:
Pseudodivertikel können ebenfalls angeboren sein.
In Abhängigkeit von der Schwere des Harnblasendivertikels und ob es sich um ein echtes oder erworbenes Divertikel handelt, kann dieses zu Beschwerden führen. Viele Divertikel verursachen allerdings keine Symptome und werden als zufälliger Befund bei anderen Untersuchungen entdeckt. Zu den möglichen Folgen des Divertikels gehören:
Die Diagnose Harnblasendivertikel wird nach anfänglicher Verdachtsdiagnose aufgrund der beschriebenen Symptome mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung gestellt. Ein Harnblasendivertikel lässt sich im Ultraschallbild als flüssigkeitsgefüllte Aussackung mit Verbindung zur Harnblase darstellen. Eine vergrößerte Prostata als möglicher Auslöser des Harnblasendivertikels lässt sich ebenfalls feststellen.
Um das Ausmaß des Harnblasendivertikels zu bestimmen, wird in der Regel eine Kontraströntgenaufnahme durchgeführt. Mit einem Katheter wird dem Patienten Kontrastmittel in die Harnblase eingebracht. Bei starkem Harndrang, also vollständiger Füllung der Harnblase, wird die Harnblase geröntgt. Möglicherweise als Folge des Harnrückstaus gebildete Harnblasensteine werden in den Röntgenaufnahmen ebenfalls erkannt.
Eine Urinuntersuchung wird durchgeführt, um eine Entzündung der Harnblase als Folge des Harnblasendivertikels festzustellen.
Kommt es zu wiederkehrenden Entzündungen der Harnblase, Schmerzen beim Wasserlassen oder Inkontinenz (ungewolltem Abgang von Urin), sollten immer ein Arzt aufgesucht werden. Der Hausarzt kann zunächst weiterhelfen und wird bei Verdacht auf ein Harnblasendivertikel an einen Facharzt (Urologen) überweisen.
Bei erworbenen Divertikeln (Pseudodivertikeln) wird die auslösende Ursache mitbehandelt. Kleine Divertikel, die keine Beschwerden verursachen, müssen oft nicht behandelt werden.
Insbesondere große Harnblasendivertikel und solche, die zu Symptomen führen, werden operiert. Häufig gelingt dies minimalinvasiv. Dabei wird über einen kleinen Hautschnitt eine spezielle Kamera in den Bauchraum eingeführt. Über eine weitere kleine Öffnung führt der Arzt spezielle Instrumente ein und kann so unter Sichtkontrolle das Divertikel abtragen. Durch diese Methode erfolgt eine sehr rasche Wundheilung und Wundheilungsstörungen sind wesentlich seltener als bei größerem Zugang. Eine Entfernung des Divertikels kann außerdem manchmal über eine Blasenspiegelung (endoskopisch) erfolgen.
In komplizierteren Fällen kann eine Operation an der offenen Bauchhöhle notwendig werden.
Insbesondere eine vergrößerte Prostata kann den Harnabsatz erschweren und unbehandelt zur Ausbildung eines Harnblasendivertikels führen. Dies wiederum kann schwerwiegende Folgeschäden wie Nierenfunktionsstörungen oder Bluthochdruck nach sich ziehen. Um dies zu vermeiden, sollten Sie Beschwerden im Bereich des Harntrakts immer ernst nehmen und rechtzeitig einen Arzt aufsuchen.
Urologielehrbuch.de, Dr. med. Dirk Manski – Harnblasendivertikel: https://www.urologielehrbuch.de/harnblasendivertikel.html (online, letzter Abruf: 06.05.2020)
Klinikum für Urologie Bochum – Harnblasendivertikel: https://www.urologie-klinik-bochum.de/behandlungsspektrum/harnblase/harnblasendivertikel.html (online, letzter Abruf: 06.05.2020)
Urologie Planegg – Blasendivertikel: https://www.ukmp.de/medizin/gesamtueberblick/erkrankungen-der-blase/gutartige-erkrankungen-der-harnblase/blasendivertikel.html (online, letzter Abruf: 06.05.2020)
aktualisiert am 06.05.2020