Eine Operation, bei der ein Kind über einen Bauchschnitt entbunden wird, wird als Kaiserschnitt (Sectio caesarea) bezeichnet. Der Kaiserschnitt kann aus medizinischen Gründen notwendig sein oder aber auch auf Wunsch der Mutter durchgeführt werden. Manchmal kann auch ein notfallmäßiger Kaiserschnitt erforderlich sein. In der heutigen Zeit gehört der Kaiserschnitt zu den Routineeingriffen der Medizin. Komplikationen sind wie bei allen anderen Operationen möglich. In den allermeisten Fällen ist eine Schnittentbindung ohne größere Probleme möglich.
Im Wesentlichen kann ein geburtsmechanischer, ein kindlicher oder ein mütterlicher Grund vorliegen, der eine Kaiserschnitt-Operation anstatt einer natürlichen Geburt erforderlich macht.
Bei den geburtsmechanischen Hindernissen handelt es sich meist um eine Position des Kindes im Mutterleib, die eine herkömmliche Geburt stark erschwert oder gar unmöglich macht. Normalerweise hat das Kind eine Lage mit dem Kopf (Hinterkopf) voran in Richtung Becken beziehungsweise Scheide. Es kann aber auch eine Steißlage, Fußlage oder Querlage des Kindes bestehen, was die Geburt auf normalem Wege behindern kann. Des Weiteren kann ein Missverhältnis zwischen dem Durchmesser des Beckens und der Größe des Kindes (beziehungsweise des Kindskopfes) vorliegen. Dies kann etwa bei engen Beckenverhältnissen oder bei einem Hydrozephalus des Kindes (so genannter Wasserkopf) gegeben sein. Mehrlinge (Zwillinge, Drillinge etc.) werden ebenfalls sehr oft durch Kaiserschnitt zur Welt gebracht, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen.
Von Seiten des Kindes kann eine Schnittentbindung notwendig werden bei Nabelschnurvorfällen (die Nabelschnur legt sich vor das Kind und wird dabei eingeklemmt), bei einem vorzeitigen Blasensprung oder bei vorzeitiger Ablösung des Mutterkuchens (Plazenta). Frühgeburten werden sehr oft durch Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Ebenfalls ist ein Kaiserschnitt manchmal angezeigt, wenn die Herzuntersuchung des Kindes (CTG) oder die Blutuntersuchung nicht normal sind. Bei bekannten Krankheiten des Kindes wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Fehlbildungen, wird oft auch ein Kaiserschnitt durchgeführt. Ein weiterer Grund kann eine Rhesusfaktor-Unverträglichkeit sein, bei der Antikörper der Mutter die Blutzellen des Kindes zerstören können.
Von Seiten der Mutter spielen schwerwiegende Erkrankungen eine Rolle sowie Erschöpfungszustände beispielsweise bei langwierigen Geburten.
Gelegentlich liegt auch eine Mischform der Faktoren vor wie bei der Eklampsie. Die Eklampsie ist eine schwerwiegende Erkrankung am Ende der Schwangerschaft mit Krampfanfällen und anderen Problematiken. Ein weiterer Anlass für die Schnittentbindung kann die Gefahr eines Einrisses der Gebärmutter (Ruptur) sein.
Die sofortige Einleitung eines Kaiserschnittes aufgrund von Komplikationen, ob vor oder während des Geburtsvorgangs, nennt sich Notkaiserschnitt.
Immer häufiger wird heutzutage ein Wunschkaiserschnitt ohne unbedingte medizinische Notwendigkeit durchgeführt. Ein Kaiserschnitt bietet verschiedene Vorteile. So können bestimmte Schäden bei Mutter und Kind, die bei normalen Geburten manchmal auftreten können, durch einen Kaiserschnitt verhindert werden. Andererseits kann es wiederum durch die Kaiserschnitt-Operation zu Komplikationen kommen, die bei einer regelrechten Geburt nicht auftreten. Der optimale Zeitpunkt für einen Wunschkaiserschnitt liegt etwa in der 38. Schwangerschaftswoche.
Neben allgemeinen Untersuchungen wie Messung von Blutdruck und Puls, werden bei einer hochschwangeren Frau oder während des Geburtsvorgangs verschiedene spezielle Methoden zur Diagnostik durchgeführt. Dazu gehören die Cardiotokographie (CTG), bei der die Herzaktionen des Kindes und die Wehen über Elektroden an der Bauchdecke der Mutter aufgezeichnet werden. In einigen Fällen kann sich die Mikroblutuntersuchung (MBU) empfehlen, bei der Blut des Kindes aus dessen Kopfhaut entnommen wird.
In den meisten Fällen wird eine Periduralanästhesie oder Spinalanästhesie für den Kaiserschnitt vorgenommen. Dies sind Methoden zur Betäubung des Rückenmarks und der abgehenden Nerven. Es kann aber auch eine Vollnarkose für den Kaiserschnitt erfolgen.
Der Bauch wird eingeschnitten, daraufhin wird ebenfalls durch Schnitt die Gebärmutter eröffnet. Es wird gelegentlich auch die Misgav-Ladach-Methode vorgenommen (so genannter sanfter Kaiserschnitt), bei der möglichst wenig geschnitten, dafür aber das Gewebe auseinandergezogen wird.
Das Kind kann nach der Eröffnung der Gewebeschichten aus der Gebärmutter herausgeholt werden. Bisweilen wird dazu unterstützend ein spezielles zangenförmiges Instrument verwendet. Das Kind wird daraufhin abgenabelt. Der Mutterkuchen (Plazenta) muss nach erfolgter Schnittgeburt noch mitsamt der Nabelschnur aus der Gebärmutter entfernt werden. Manchmal verbleibt dabei Gewebe des Mutterkuchens in der Gebärmutter, welches später herausgeschabt werden muss. Am Ende des Eingriffs werden Gebärmutterwand und Bauchdecke vernäht.
In vereinzelten Fällen werden Veränderungen an der Gebärmutter entdeckt, beispielsweise Myome (gutartige, von der Muskulatur ausgehende Tumore) oder andere Geschwülste. Diese können praktischerweise im selben Eingriff herausgenommen werden. Manchmal kann auf Wunsch der Mutter eine Sterilisation vorgenommen werden.
Komplikationen und unerwartete Verhältnisse können dazu führen, dass weitere Maßnahmen durchgeführt werden müssen.
In manchen Fällen kann dennoch eine normale Geburt mit verschiedenen unterstützenden Maßnahmen vorgenommen werden. Dazu gehören sowohl die Medikamentengabe, unter anderem zur Schmerzstillung oder zur Wehenstimulation, sowie verschiedene Handgriffe bei geburtsmechanischen Behinderungen (z. B. einer nicht normalen Lage des Kindes).
Wie bei jeder anderen Operation auch können beim Kaiserschnitt spezielle Risiken bestehen. Bei der Mutter können Strukturen im Operationsweg verletzt werden. Beispielsweise können Organe wie Harnblase oder Darm durchstoßen werden. Es kann sich eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung (Peritonitis) entwickeln. Verwachsungen im Bauchraum können entstehen, spätere Darmverschlüsse und andere schwerwiegende Krankheitsbilder sind nicht auszuschließen. Es können sich entzündliche Verbindungskanäle (Fisteln) z. B. zwischen Harnröhre oder Harnblase, Scheide und Mastdarm entwickeln. Durch Beschädigung von Gefäßen kann es zu Blutungen und Nachblutungen kommen. Bei einer etwaigen Nervenschädigung kann es zu Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen kommen. Blasenentleerungsstörungen sind meist nicht dauerhaft. Infektionen, Wundheilungsstörungen sowie überschießende Narbenbildung können vorkommen. Allergische Reaktionen können nicht ausgeschlossen werden. In einer späteren Schwangerschaft kann es sehr selten zu einem Einriss der Gebärmutter an der Stelle der Narbe kommen. Schädigungen des Kindes beim Kaiserschnitt sind sehr selten. Hier können sich vor allem Störungen des Atmungsbeginns bemerkbar machen, die aber unmittelbar behandelt werden können.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In aller Regel kann das Kind problemlos durch die Schnittentbindung zur Welt gebracht werden. Das Kind kann normal gestillt werden. Auch nach einem Kaiserschnitt kann eine Frau noch weiterhin Kinder auf normalem Wege bekommen - es sei denn, die dafür notwendigen Voraussetzungen sind aus anderen Gründen nicht gegeben.
Bei geplanter Operation müssen manchmal Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, beispielsweise Aspirin®, weggelassen werden. Dies wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.
In der Zeit nach der Kaiserschnitt-Entbindung sollten Tampons nicht benutzt werden, besser sind Slipeinlagen oder Binden. Ärztliche Kontrollen sollten regelmäßig wahrgenommen werden.
Ergeben sich Auffälligkeiten, die Zeichen von Komplikationen sein können, so sollte möglichst rasch der Arzt kontaktiert werden.
aktualisiert am 18.08.2020