Stents werden heutzutage nicht ausschließlich bei erwachsenen Patienten eingesetzt. Die Stentimplantation wird auch bei Kindern durchgeführt, die beispielsweise unter einer angeborenen Herzerkrankung leiden. Die Stents (röhrenförmige Geflechte aus Draht) dienen bei den Kindern der dauerhaften Aufdehnung von wichtigen Blutgefäßen. Das Verfahren ist hierbei dasselbe wie bei erwachsenen Patienten. Die Ärzte entscheiden sich in bestimmten Fällen dazu, die Stentimplantation bei jungen Patienten unter Vollnarkose durchzuführen. Bei erwachsenen Patienten wird die Stentimplantation mithilfe einer örtlichen Betäubung durchgeführt.
Die Stentimplantation bei Kindern erfolgt mithilfe einer Herzkatheterbehandlung. An der Leiste oder am Arm des Kindes wird ein Zugang gelegt, über welchen der Arzt den Herzkatheter einführt. Mit diesem Herzkatheter dringt der Arzt bis zu der Engstelle im Blutgefäß vor. Am vorderen Ende des Herzkatheters befindet sich ein zusammengefalteter Ballon. Dieser Ballon wird im Bereich der Gefäßengstelle unter Druck entfaltet. Dieser Vorgang hat eine Weitung der Engstelle zur Folge. Zudem ist der Ballon von einem zusammengefalteten Stent umgeben. Dieser Stent wird beim Aufblasen des Ballons ebenfalls entfaltet und in die Gefäßwand des Kindes gedrückt. Hierdurch wird eine dauerhafte Weitung der Gefäßverengung gewährleistet. Mithilfe dieser Katheterbehandlung können die Ärzte heute Gefäße erreichen, die durch eine OP nicht zugänglich sind.
Stents werden generell für die dauerhafte Weitung von Gefäßverengungen eingesetzt. Bei erwachsenen Patienten resultieren diese Gefäßverengungen zumeist aus den Lebensumständen, wegen denen eine Arteriosklerose auftritt. Das Rauchen, ein hoher Cholesterinspiegel und zu wenig Bewegung sind hierbei die Hauptauslöser. Bei Kindern sind Gefäßverengungen in den meisten Fällen angeboren. Beispielsweise werden bei Kindern Stents eingesetzt, wenn diese Patienten eine angeborene Engstelle in der Aorta oder in einer Lungenarterie aufweisen. Oft lässt sich hierdurch eine schwere Operation beim Kind vermeiden. Bei Verengungen der Pulmonalarterien (Lungenarterien), bei der Aortenisthmusverengung (Verengung eines Bereiches der Hauptschlagader) und bei Körpervenenverengungen ersetzt die Stentimplantation heute schwere Herz-OPs bei Kindern.
Ein Stent gestaltet sich in Form eines röhrenförmigen Gitters, das bei der Stentimplantation aufgedehnt und entfaltet wird. Wächst das Kind, lässt sich dieses Gitter nach einigen Jahren problemlos weiter aufdehnen und den anatomischen Gegebenheiten des Gefäßes anpassen. Hierfür ist eine weitere Herzkatheterbehandlung notwendig. Zumeist ist der Stent zu diesem Zeitpunkt in die Gefäßwand eingewachsen. Die Dehnbarkeit eines Stents ist jedoch begrenzt. Aus diesem Grund werden Stents in den meisten Fällen erst ab einem gewissen Alter des Kindes eingesetzt. Allerdings haben Ärzte in der Vergangenheit bereits Stentimplantationen bei kleinen Kindern durchgeführt. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es möglich, den Stent bis ins Erwachsenenalter nach und nach aufzudehnen. Hierbei handelt es sich jedoch um Einzelfälle. Ansonsten reicht bei Babys und Kleinkindern meist noch eine Aufdehnung des Gefäßes mit dem Ballonkatheter aus, ohne dass ein Stent eingesetzt wird.
Komplikationen nach einer Stentimplantation sind selten. In einigen Fällen können Komplikationen wie eine Stentthrombose, das Verrutschen des Stents oder Risse in der Gefäßwand auftreten. Bei der Stentthrombose handelt es sich um einen Verschluss des Gefäßes durch ein Blutgerinnsel im Stent. Um die Stentthrombose zu vermeiden, verordnen die Ärzte prophylaktisch blutverdünnende (gerinnungshemmende) Medikamente.
Kinder mit einem angeborenen Herzfehler müssen in einigen Fällen am offenen Herzen operiert werden. Zeigt der junge Patient eine Gefäßverengung, wird im Rahmen der Herz-OP ebenfalls ein Stent beim Kind eingesetzt. Die Ärzte sprechen hierbei von einer Hybridtherapie. Sowohl die Katheterbehandlung als auch die OP ergänzen sich bei diesem Verfahren optimal. Zumeist arbeiten hierfür zwei Ärzteteams Hand in Hand, ein Team aus Herzchirurgen und ein Herzkatheter-Team.
Kinder erholen sich schnell von einer Stentimplantation. Erfolgt das Einsetzen des Stents nicht im Rahmen einer Herz-OP, verursacht der Kathetereingriff nur kleine Wunden in der Leiste oder am Oberarm. Diese Wunden verheilen binnen kürzester Zeit. Vom Stent spürt das Kind nichts. Voraussetzung dafür ist, dass es nach der Stentimplantation nicht zu den genannten, seltenen Komplikationen kommt.
aktualisiert am 16.11.2023