Bei einem retinalen Venenverschluss handelt es sich um eine Gefäßerkrankung. Von dem Verschluss betroffen sind die Netzhaut-Venen, die dafür verantwortlich sind, dass das Blut vom Auge zum Herzen fließen kann. Kommt es zu einem Venenverschluss, dann verschließt sich eines dieser wichtigen Blutgefäße entweder ganz oder in Teilen. Ein problemloses, ungehindertes Abfließen des Blutes aus dem Auge ist somit nicht mehr möglich. Das Blut staut sich auf, es kommt zu Schäden und die Blutversorgung des Auges ist gestört.
Über die Schlagadern oder sogenannten Arterien kommt nährstoff- und sauerstoffreiches Blut vom Herzen beim Auge an. Die Arterien verzweigen sich in Form von ganz kleinen Kapillaren, damit die Netzhaut des Auges mit ausreichend Nährstoffen sowie mit genügend Sauerstoff versorgt werden kann. Während das Auge diese wichtigen Stoffe aus dem Blut aufnimmt, werden Kohlendioxid und Abbauprodukte aus den Zellen an das Blut abgegeben. Über das Blut werden diese Stoffe abtransportiert. Dies geschieht in den Venen.
Mehrere große Venen ergeben einen Venenast. Auch davon gibt es mehrere, die wiederum zusammen die Zentralvene der menschlichen Netzhaut bilden. Kommt es zu einem Blutgerinnsel und setzt sich dieses an einer engen Stelle einer Vene fest, so handelt es sich um einen Venenverschluss. Dies ist besonders dann problematisch, wenn nicht mehr nur weniger, sondern gar kein Blut mehr durch die Vene hindurch fließen kann.
Ein retinaler Venenverschluss ist in den meisten Fällen auf eine der nachfolgenden zwei Ursachen zurückzuführen:
Ein vollständiger Venenverschluss ist in beiden Fällen nicht ausgeschlossen. Ein Blutgerinnsel, welches für den Venenverschluss verantwortlich sein kann, kann aus diesen Gründen entstehen:
Folgende Risikofaktoren können die Entstehung dieses Krankheitsbildes begünstigen:
Bluthochdruck, der ab Blutdruckwerten von 140/90 mmHg beobachtet werden kann, ist zum Beispiel ein solcher Risikofaktor. Auffällig ist die Tatsache, dass 32 bis 70 Prozent aller Menschen, die an einem retinalen Venenverschluss leiden, von einem zu hohen Blutdruck betroffen sind. Diabetes mellitus, sprich die sogenannte Zuckerkrankheit, ist einer der weiteren Risikofaktoren. Gleiches gilt für Fettstoffwechselstörungen und koronare Herzkrankheiten (Herzkranzgefäß-Verengungen).
Bei den Blutbildveränderungen sind vor allem Gerinnungsstörungen als Problem zu nennen, welche einen Gefäßverschluss am Auge begünstigen. Rauchen kann darüber hinaus eine Arterienverkalkung herbeiführen und das auch im Bereich der Netzhaut. Außerdem tritt ein Venenverschluss der Netzhaut in vielen Fällen als Folge der Augenkrankheit Grüner Star (in der Fachsprache Glaukom) auf. Während es viele Risikofaktoren gibt, vor denen sich die Patienten durch eine gesunde, ausgewogene Ernährung und Sport schützen können, ist dies bei verschiedenen Augenverletzungen nicht der Fall. Sie können einen retinalen Venenverschluss ebenfalls bedingen.
Da ein Venenverschluss an der Netzhaut keinerlei Schmerzen verursacht, bleibt er oft viel zu lange unbemerkt. Allerdings ist eine Verschlechterung der Sehschärfe eines Auges eines der deutlichen Symptome für dieses Krankheitsbild. Die Patienten sehen plötzlich verschwommen, vernebelt oder verschattet. Dies kann sich schleichend sowie urplötzlich bemerkbar machen.
Zu einem retinalen Venenverschluss kommt es häufig in der Nacht. Dies hat unter anderem mit dem abgesunkenen Blutdruck in den Arterien sowie mit der Liegeposition beim Schlafen zu tun. Denn sie lässt den Venendruck ansteigen. Wer morgens eine deutliche Einschränkung seiner Sehkraft neu bemerkt, sollte dies als ernstzunehmendes Symptom werten.
Ein rentinaler Venenverschluss kann mit weiteren Komplikationen einhergehen. Damit sind zum Beispiel eine Ansammlung von Flüssigkeit und die damit einhergehende Verdickung der Netzhaut gemeint. Diese Komplikation wird als Makulaödem bezeichnet, wenn dies die zentrale Stelle der Netzhaut betrifft. Mehr als 25 Prozent aller Patienten haben mit dieser Problematik zu kämpfen. Das Makulaödem macht sich für die Betroffenen wie folgt bemerkbar:
Eine weitere Folge des Venenverschlusses der Netzhaut kann nach einiger Zeit die Neubildung von unnatürlichen, krankhaften Blutgefäßen im Auge sein. Zum einen kann es an diesen Blutgefäßen zu Blutungen kommen, da sie brüchig sein können. Zum anderen kann daraus eine Erhöhung des Augeninnendrucks entstehen, also wiederum ein Grüner Star oder Glaukom, der das Auge weiter schädigen kann.
Der Verlauf eines retinalen Venenverschlusses ist nicht nur davon abhängig, ob es zu einem kompletten oder teilweisen Verschluss des Blutgefäßes kommt. Vielmehr stellt sich die Frage, wie groß das Areal der Netzhaut ist, welches nicht mehr korrekt durchblutet werden kann. Ob es sich nur um den Verschluss bei einem Venenast oder eine verschlossene Hauptvene, sprich um einen Zentralvenenverschluss, handelt, spielt hierbei ebenso eine Rolle.
Ein Zentralvenenverschluss kann die komplette Netzhaut schädigen und wird sich stark auf das Sehvermögen auswirken. Das ist bei einem Venenastverschluss nicht im gleichen Maße der Fall. Denn dann ist nur ein kleinerer Netzhautteilbereich betroffen.
Bei einem Venenastverschluss kann es vorkommen, dass die Sehfähigkeit sich von alleine bessert. Eine Behandlung ist demnach nicht immer erforderlich. Bei einem Zentralvenenverschluss ist dies hingegen nie gegeben. Sehr schlecht fällt die Prognose vor allem dann aus, wenn der Zentralvenenverschluss bereits zu einer Schädigung der gesamten oder zumindest großer Flächen der Netzhaut geführt hat. Außerdem ist es leider so, dass zwölf Prozent aller Patienten, die einen retinalen Venenverschluss an einem Auge erlitten haben, in den kommenden fünf Jahren auch auf dem anderen Auge davon betroffen sein werden.
Bei einem retinalen Venenverschluss ist es ausgesprochen wichtig, dass dieser möglichst früh erkannt wird. Denn dann können ungünstige Spätfolgen bis hin zur Erblindung nach Möglichkeit vermieden werden. Damit dies gelingt, sind die folgenden Behandlungsmöglichkeiten denkbar:
Damit blutverdünnende Maßnahmen sinnvoll sind, darf der Venenverschluss jedoch nicht älter als sechs Wochen sein. Umso wichtiger ist es, dass die Patienten schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. In der Regel werden Betroffene stationär aufgenommen, um das Geschehen besser unter Kontrolle zu bringen und mögliche Folgen abzusehen. Bei einem Makulaödem werden Medikamente verwendet, die zur Behandlung direkt ins Auge, und zwar in den Glaskörper, gespritzt werden. Dies geschieht unter Verwendung einer örtlichen Betäubung, die jedoch auch etwas unangenehm ist. Langfristig erfolgen regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt, um Spätfolgen erkennen zu können.
aktualisiert am 26.09.2022