Die Akne inversa oder Hidradenitis suppurativa verläuft bei jedem Menschen anders. Heilbar ist sie nicht. Immer wieder können entzündete Knoten, Eiterhöhlen (Abszesse) oder entzündliche Gänge (Fisteln) auftreten. Die Lebensqualität sinkt drastisch, je länger die Patienten mit der Erkrankung zu kämpfen haben. In vielen Fällen gelingt ein kluges Management durch Medikamente. Kombiniert mit spezieller Hautpflege und gesunder Ernährung lassen sich damit die Beschwerden oft lindern. Häufig ist jedoch eine Operation notwendig oder sinnvoll. Neben der klassischen Entfernung des erkrankten Gewebes (Exzision) stehen mehrere weitere Möglichkeiten zur Verfügung, die Akne inversa operativ zu behandeln.
Die Schweregrade einer Akne inversa werden in drei Stufen nach Hurley eingeteilt. Bei den ersten beiden Stadien verläuft die Behandlung üblicherweise durch Medikamente, die eingenommen werden, oder Wirkstoffe, die auf der Haut angewendet werden. Beim Schweregrad III oder bei stetigen Rückfällen nach Absetzen der Medikamente ist eine operative Behandlung der Akne inversa empfehlenswert. Weitere Gründe, die für einen chirurgischen Eingriff sprechen, sind:
Bei besonders großen, immer wieder aktiven Abszessen und Fisteln (Hurley Grad III) ist eine großräumige Entfernung der befallenen Strukturen die einzige Möglichkeit, den Patienten dauerhaft Erleichterung zu verschaffen.
Um eine Akne inversa zu behandeln, können je nach Ausprägung mehrere Operationsmethoden in Betracht kommen.
Durch einen Einschnitt (Inzision) in Abszess oder Fistel kann der Eiter austreten (Drainage) oder ausgeräumt werden. Akuter Druck und Schmerzen gehen damit umgehend zurück. Eine vollständige Heilung ist nicht zu erwarten. Vielmehr können jederzeit erneute Abszesse und Entzündungen auftreten, wenn keine weiteren Therapieschritte erfolgen.
Beim Deroofing werden Abszesse und Fisteln der Akne inversa durch Entfernen der gesamten darüberliegenden Haut eröffnet. Auf diese Weise kann der Bereich entleert, gesäubert und desinfiziert werden. Sinnvoll ist die Behandlung besonders im Hurley-Stadium I und II. Dabei wird möglichst viel gesunde Haut erhalten. Bei dem Verfahren kommen auch Sonden, Elektrochirurgie oder CO₂-Laser zur Anwendung. Eine Reinigung der geöffneten Bereiche kann mit einem Instrument zur Abtragung (Kürette) oder einem scharfen Löffel stattfinden. Die anschließende Heilung verläuft meist zügig. Gelegentlich kommt es auch nach diesem Eingriff zu Rückfällen in Form einer Neubildung von Entzündungsherden.
Bei einer Exzision entfernt der Chirurg das gesamte von Akne inversa betroffene Gewebe. Dies wird dann durchgeführt, wenn sich bereits Fistelgänge gebildet haben, in deren Bereich sich immer wieder neue Entzündungen entwickeln. Auch stark vernarbtes Gewebe kann vollständig entfernt werden. In schweren Fällen wird die komplette behaarte Haut eines befallenen Körperbereiches entfernt. Der behandelnde Arzt entscheidet, ob die Abtragung bis zur darunterliegenden Muskelschicht erfolgt oder sich auf die deutlich veränderten Hautschichten beschränkt. Praktisch bewährt hat sich die Exzision veränderter oder zerstörter Schichten bis zum gesunden Unterhaut-Fettgewebe. Nach der Exzision werden neue Krankheitsausbrüche im gleichen Hautareal unwahrscheinlich.
Unter der Exzisionstechnik STEEP (Skin-Tissue-sparing Excision with Electrosurgical Peeling) ist die schichtweise Abtragung von befallenem Gewebe mit einer elektrischen Schlinge (Elektrokauter) zu verstehen. Bei dieser Methode wird etwas weniger Gewebe entfernt als bei der herkömmlichen Exzision.
Da bei einer Exzision viel Haut und Gewebe entfernt wird, verbleibt zunächst eine ausgedehnte Wunde. Diese kann offen bleiben und langsam heilen (sekundäre Wundheilung). Das nimmt je nach Ausdehnung mehrere Monate in Anspruch, in denen sich allmählich eine Narbe ausbildet. In verschiedenen Fällen kann es sinnvoll sein, wenn der Chirurg eine passende Rekonstruktionstechnik mit einplant. Damit kann die Haut ohne die Bildung verhärteter, verzerrender Narben verheilen. Hierbei wählt er zwischen verschiedenen Methoden von Wundverschluss oder Hauttransplantation. Eine Hauttransplantation findet meist in einer späteren Folge-Operation statt.
Die Ergebnisse der chirurgischen Eingriffe sind im Vergleich gut. Komplikationen im Nachgang werden eher selten verzeichnet. Hier können insbesondere Schmerzen nach dem Eingriff, Blutungen, Infektionen oder Bewegungseinschränkungen auftreten. 85 Prozent der durch eine Exzision operierten Patienten würden die Vorgehensweise empfehlen. Die meisten erfahren durch den Eingriff eine Besserung. Nur etwa 20 Prozent der Operierten beklagen Rückfälle, die genauso ausgeprägt sind wie vorher.
Abhängig von der Größe des operierten Areals und der gewählten Rekonstruktionstechnik müssen Patienten mit Wundheilungsphasen zwischen zwei Wochen und mehreren Monaten rechnen.
Vor dem Eingriff gilt es das akute Krankheitsgeschehen mit Hilfe von Medikamenten möglichst weit einzudämmen (präoperatives Downstaging). Auch die nachoperative Behandlung muss sich jeweils an der Situation der Patienten ausrichten. Da die Akne inversa eine Erkrankung ist, die an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten kann (systemische Erkrankung), besteht immer ein Rückfallrisiko.
Springer Medizin, Dr. Miriam Sonnet – Acne inversa: OP als Erstlinientherapie häufiger nutzen?: https://www.springermedizin.de/acne-inversa/aesthetisch-plastische-chirurgie/acne-inversa-einfach-weg-operieren/16339452 (online, letzter Abruf: 09.01.2023)
Springer Link, P. Cramer; S. Schneider-Burrus; M. Kovács; L. Scholl; M. Podda; F. G. Bechara – Hidradenitis suppurativa/Acne inversa - operative Optionen, Rekonstruktionen und Kombinationen mit medikamentösen Therapien – Ein Update: https://link.springer.com/article/10.1007/s00105-021-04864-8 (online, letzter Abruf: 09.01.2023)
aktualisiert am 09.01.2023