Der Begriff hyperchrom hat die Bedeutung „stark gefärbt“. Er wird vor allem im Zusammenhang mit der Beurteilung von roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verwendet. Hyperchrome rote Blutkörperchen haben einen erhöhten Gehalt an eisenhaltigem Hämoglobin (dem roten Blutfarbstoff) und erscheinen dadurch intensiver rot gefärbt.
Bei einer Blutarmut (Anämie) liegt ein Mangel an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) und/oder der roten Blutkörperchen (Erythrozyten zu niedrig) vor. Wenn im Blut zu wenig rote Blutkörperchen vorhanden sind, dann wird das Blut dünnflüssiger und die Fließeigenschaften des Blutes verändern sich. Bei einer Blutuntersuchung (kleines Blutbild oder großes Blutbild) zeigt sich das durch eine Veränderung des Hämatokrit-Werts.
Eine Blutarmut kann durch eine Bildungsstörung der roten Blutkörperchen (Erkrankungen des Knochenmarks) oder durch einen erhöhten Blutverlust (Blutung) vorkommen. Auch ein verstärkter Abbau von Blutkörperchen durch Infektionskrankheiten oder Autoimmunkrankheiten führt zu einer Anämie.
Liegt eine Anämie vor, ist eine Einteilung in mikro-, makro und normozytäre Anämie hilfreich. Diese Einteilung beschreibt die Form bzw. Größe der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und gibt Hinweise auf die zugrunde liegende Ursache der Blutarmut:
In den meisten Fällen tritt mit der Größenveränderung der roten Blutkörperchen auch ein veränderter Hämoglobingehalt auf. Eine Anämie lässt sich auch anhand des Hämoglobingehaltes und damit der Intensität ihre Färbung beschrieben:
Da Größen- und Farbveränderung bei einer Blutarmut in den meisten Fällen kombiniert auftreten, erfolgt grundsätzlich folgende Einteilung nach Aussehen der roten Blutkörperchen:
Bei einer hyperchromen, markozytären Anämie sind die roten Blutkörperchen sehr intensiv rot gefärbt (hyperchrom) und deutlich größer (makrozytär).
Diese Form der Anämie entsteht hauptsächlich aufgrund fehlender Bausteine der Blutbildung. Meist handelt es sich um einen Mangel an Vitamin B12 oder Folsäuremängel. Beide Vitamine sind für die Synthese der Erbinformation (DNA) notwendig. Bei einem Mangel liegt nicht genug DNA für die Zellteilung zur Verfügung. Das bedeutet, die roten Blutkörperchen können sich nicht vollständig entwickeln und bleiben in einer größeren, unreifen Vorstufe hängen (Megaloblasten).
Die Hämoglobin-Synthese (Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff und Hauptbestandteil der Erythrozyten) ist durch einen Vitamin B12- oder Folsäuremangel nicht eingeschränkt und läuft ungehindert weiter. Daher ist der Hämoglobingehalt der einzelnen roten Blutkörperchen erhöht. Durch den damit ebenfalls erhöhten Eisengehalt erscheinen die Blutkörperchen stärker rot gefärbt. Zusammengefasst liegen weniger, große und deutlich rot gefärbte rote Blutkörperchen vor. Eine makrozytäre, hyperchrome Anämie.
Bei allen Formen der Anämie kann es zu den klassischen Symptomen einer Blutarmut kommen:
Ist ein Vitamin-B12-Mangel der Grund der Anämie, kann es zudem zu neurologischen Symptomen kommen. Es treten auf:
Ein Folsäuremangel erscheint mit Entzündungen der Darmschleimhaut (Durchfall), Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit, Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und erhöhter Blutungsneigung.
Über das Aussehen der roten Blutkörperchen informieren bei einer Blutuntersuchung die Erythrozytenindizes.
Zu den Erythrozytenindizes zählen das mittlere Erythrozytenvolumen (MCV), der mittlere Hämoglobingehalt in einem Erythrozyten (MCH) und die Menge von Hämoglobin in allen Erythrozyten (MCHC). Die Werte müssen in Zusammenhang mit anderen Blutwerten und Untersuchungen betrachtet werden, damit die Ursache der Anämie gefunden wird.
Bei einer hyperchromen Anämie ist MCH erhöht (> 34 pg = Piktogramm). Das bedeutet, dass pro Erythrozyt zu viel Hämoglobin vorhanden ist.
Bei einer makrozytären, hyperchromen Anämie sind MCV und MCH erhöht. MCV steht für das mittlere Erythrozytenvolumen. MCV gibt also Hinweise über die Größe der roten Blutkörperchen. Ist MCV erhöht (>94 fl = Femtoliter), handelt es sich um eine makrozytäre Anämie.
Die Hämoglobin-Synthese (Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff und Hauptbestandteil der Erythrozyten) ist durch einen Vitamin B12- oder Folsäuremangel (die eine makrozytäre Anämie verursachen) nicht eingeschränkt und läuft ungehindert weiter. Daher ist der Hämoglobingehalt der einzelnen roten Blutkörperchen erhöht. Im Blutbild ist dies durch einen erhöhten MCH-Wert erkennbar.
Die roten Blutkörperchen erscheinen deutlich stärker rot als normale und werden als hyperchrom bezeichnet. Da diese Veränderungen in der Regel zusammen mit vergrößerten roten Blutkörperchen (MCV erhöht) auftreten, spricht man auch von einer makroytären, hyperchromen Anämie. Der Durchschnittswert für Hämoglobin in allen Erythrozyten ist durch die geringere Anzahl an Erythrozyten allerdings in der Norm. Daher ist MCHC nicht erhöht.
Die folgende Tabelle zeigt die Normalwerte (Referenzwerte) der wichtigen Parameter (inkl. Erythrozytenindizes) zum Feststellen einer Anämie:
Blutwert | Männer | Frauen | Weitere Infos |
---|---|---|---|
Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) | 4,8-5,9 Mio./µl | 4,3-5,2 Mio./µl | |
Hämoglobin | 14-18 g/dl | 12-16 g/dl | Hämoglobin zu hoch Hämoglobin zu niedrig |
Hämatokrit | 40-54 % | 37-47 % | Hämatokrit zu hoch Hämatokrit zu niedrig |
MCH | 28-34 pg | 28-34 pg | MCH zu hoch MCH zu niedrig |
MCV | 78-94 fl | 78-94 fl | MCV zu hoch MCV zu niedrig |
MCHC | 30-36 g/dl | 30-36 g/dl | zu hoch zu niedrig |
Erythrozyten haben eine scheibenförmige Gestalt mit einer Einbuchtung in der Mitte. In der Mitte sind sie blasser als am Rand. Zum größten Teil bestehen Erythrozyten aus Hämoglobin, dem eisenhaltigen roten Blutfarbstoff. Ihr Durchmesser ist etwa 6-8 μm, am Rand sind sie 2 μm in der Mitte etwa 1 μm breit (bikonkave Form).
Ist der MCH erhöht, sind die roten Blutkörperchen durch den erhöhten Hämoglobingehalt intensiver rot gefärbt. Hämoglobin ist der Hauptbestandteil der roten Blutkörperchen. Ist die Konzentration in den einzelnen Erythrozyten erhöht, erscheinen die Blutkörperchen durch den hohen Eisengehalt des Hämoglobins intensiver rot gefärbt. Ein erhöhter MCH tritt oft im Zusammenhang mit zu großen Erythrozyten (erhöhter MCV) auf. Unter dem Mikroskop zeigen sich wenige große, intensiv rot gefärbte rote Blutkörperchen.
Die häufigste Ursache für eine makrozytäre, hyperchrome Anämie sind ein Vitamin-B12-Mangel oder ein Folsäuremangel. Diese beiden Vitamine sind wichtig für die Blutbildung und können nicht von Menschen selbst hergestellt werden. Bei einem Mangel findet die Blutbildung daher nur unvollständig statt.
Der Vitamin-B12-Mangel entsteht durch verschiedene Ursachen:
Folsäuremangel entsteht durch:
aktualisiert am 02.03.2022