Eine Epiglottitis ist eine Entzündung des Kehldeckels, also eines Verschlussgebildes am Kehlkopf. Sie führt zu akuter Luftnot. Die Entzündung wird in aller Regel durch Bakterien verursacht, und zwar meist durch die Art Haemophilus influenzae. Die Epiglottitis lässt sich als eine der Formen in das Syndrom Krupp einordnen, mehrere Erkrankungen, die zu Entzündungen am Kehlkopf mit Atemnot führen. Die Epiglottitis ist eine sehr seltene, aber auch sehr gefährliche Erkrankung. Auch wenn die Kehldeckelentzündung prinzipiell Menschen aller Altersklassen betreffen kann, tritt sie zumeist im Kindesalter zwischen etwa zwei und sechs Jahren auf.
Der bei weitem häufigste Erreger der Epiglottitis ist die Bakterienart Haemophilus influenzae (Typ B). Wegen der Impfung gegen Haemophilus influenzae ist die Epiglottitis wesentlich seltener geworden als früher. In einigen Fällen sind jedoch andere Bakterien wie z. B. Staphylokokken, Streptokokken oder Pneumokokken für die Epiglottitis verantwortlich.
Aufgrund der Entzündung schwillt die Schleimhaut an. Die starke Schwellung des Kehldeckels führt zu Atemnotzuständen. Zu der Luftnot tragen auch der abgesonderte Eiter und die Verkrustungen bei. Bei Kindern wirkt sich eine dortige Schwellung und Entzündung stärker aus als bei Erwachsenen, weil der Hohlraum schon von vornherein kleiner und enger ist.
Die Epiglottitis führt zu Schwierigkeiten beim Atmen. Die Erkrankung entwickelt sich rasch, oft im Laufe von Stunden. Die Patienten sind vorher meist gesund, manche haben zuvor schon einen Schnupfen oder Halsschmerzen. Schnell kommt es zu einer sehr schweren Erkrankung mit Atemnot. Bei der Einatmung kommt es zu einem Pfeifgeräusch (inspiratorischer Stridor), nicht selten tritt dieses Geräusch auch beim Ausatmen auf (exspiratorischer Stridor).
Meist liegt aufgrund der bakteriellen Infektion ein hohes Fieber vor. Das Schlucken ist durch die Entzündung des Kehldeckels schmerzhaft. Speichel geht vermehrt ab. Wenn die Betroffenen sprechen, wird dies oft als kloßig beschrieben. Aufgrund der Atemnot sind die Patienten verängstigt und unruhig. Ein Sauerstoffmangel kann zu einer lila-bläulichen Verfärbung der Lippen und der Haut führen (Zyanose). Der Puls ist oft hoch. Um die Atmung zu verbessern, lehnen die Betroffenen oft den Oberkörper nach vorne und stützen sich mit den Armen ab. Husten ist jedoch kein übliches Zeichen für eine Epiglottitis.
Die Epiglottitis ist eine sehr gefährliche Erkrankung, bei der es zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen kann. Neben der Schwellung der Schleimhaut mit akuter Atemnot können manchmal weitere Komplikationen vorkommen. Eine mögliche Folge der Kehlkopfentzündung ist beispielsweise eine Lungenentzündung (Pneumonie).
Der erfahrene Arzt kann die Kehldeckelentzündung schon anhand der Symptome erkennen. Deshalb erfolgen bei dem üblichen schweren Verlauf mit der Notfallsituation nur wenige, absolut erforderliche Untersuchungen. Der Arzt kann die Atemwege und die Lunge abhören. Er kann die auffälligen Atemgeräusche wie ein Pfeifen (Giemen) oder schnarchähnliche Laute hören. Die Feststellung der Epiglottitis (Kehlkopfentzündung) geschieht mittels einer Spiegelung des Kehlkopfes (Laryngoskopie), die nur in der Klinik durchgeführt werden kann, um bei einer Verschlechterung des Zustandes sofort Notfallmaßnahmen treffen zu können. Der Kehldeckel sieht für den Arzt beinahe kugelig aufgetrieben aus und ist stark gerötet. In einer Anamnese, dem Gespräch mit dem Patienten oder dessen Eltern, fragt der Arzt darüber hinaus nach den genauen Symptomen und Vorerkrankungen.
Mit einer Blutgasanalyse (BGA) wird der Sauerstoffgehalt des Blutes in den Arterien getestet. Hierfür ist eine Entnahme von Blut aus einer Arterie notwendig. Der Sauerstoffwert im Arterienblut ist erniedrigt, wenn der Patient zu wenig Luft bekommt. Des Weiteren wird Blut aus der Vene abgenommen und untersucht. Unter Umständen erfolgen bildgebende Untersuchungen wie eine Röntgenaufnahme des Brustbereiches (Röntgen-Thorax) oder des Kehlkopfes selbst, an dem der geschwollene Kehldeckel zu erkennen ist.
Eine Abgrenzung zu anderen Erkrankungen, die Atemnot verursachen, muss durch den Arzt erfolgen. Ähnliche Symptome finden sich bei weiteren Erkrankungen, die unter den Oberbegriff Krupp fallen. Dazu gehören der vergleichsweise sehr häufige Pseudokrupp (eine Viruserkrankung, die meist nicht so schwer verläuft) und der echte Krupp (Diphtherie-Infektion am Kehlkopf), welcher aber heute sehr selten geworden ist. Manchmal wird die Krupp-Symptomatik durch eine Reizung der Atemwege ausgelöst. Auch Fremdkörper in den Atemwegen führen zu einer Symptomatik mit Atemnot, die mit der Epiglottitis und anderen Erkrankungen verwechselt werden kann.
Die Epiglottitis ist eine Notfallsituation, da die Atmung erheblich beeinträchtigt werden kann. Beim Verdacht sollte umgehend der Notarzt gerufen werden. Eine Therapie im Krankenhaus ist erforderlich. Viele Patienten müssen auf der Intensivstation behandelt werden.
Allgemein sollte der Betroffene beziehungsweise das Kind möglichst beruhigt werden, um nicht noch zusätzliche Schwierigkeiten herbeizuführen. Der Patient sollte aufrecht sitzen. Der Arzt muss erst einmal die Atmung sicherstellen.
Bei verschlechterter Atmung wird dem Patienten Sauerstoff gegeben. In vielen Fällen ist es unumgänglich, eine Intubation zu legen, also einen Schlauch, der den Atemweg offen hält. Als letzte Methode, wenn die Atmung nicht ausreicht und auch die Intubation nicht funktioniert, wird ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) vorgenommen.
Antibiotika müssen zudem verabreicht werden, damit die für die Entzündung verantwortlichen Bakterien bekämpft werden. Die Antibiotika werden meist über die Vene gegeben. Akut kann ein Adrenalinspray eingesetzt werden, um die Atmung zu verbessern. Außerdem kann sich Cortison als nützlich erweisen, die Schwellung des Gewebes zu reduzieren.
Die Epiglottitis ist sehr bedrohlich, da die Patienten an der Entzündung ersticken können. Deshalb kommt es auf einen möglichst raschen Beginn der Behandlung an. Wenn diese früh genug durchgeführt wird, dann sind die Aussichten gut und die Symptome sollten nach einigen Tagen zurückgehen. Ansonsten besteht eine große Gefahr, dass der Patient in einen lebensgefährlichen Zustand gerät.
Letzte Aktualisierung am 02.03.2021.