Ein Sonnenstich betrifft vor allem Kopf und Nacken und führt zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Übelkeit, während ein Hitzschlag den ganzen Körper betrifft und lebensbedrohlich ist. Dieser kann zu Bewusstseinsstörungen, trockener Haut und Organversagen führen. Säuglinge, ältere Menschen, chronisch Kranke und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen sind besonders gefährdet, da ihre Temperaturregulation gestört sein kann. Sonnenstich und Hitzschlag können auch bei bewölktem Himmel, im Schatten oder sogar im Wasser auftreten - Kopfbedeckung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Schatten und Meiden der Mittagshitze sind daher wichtige Schutzmaßnahmen. Bei Anzeichen eines Hitzschlags muss sofort der Notarzt gerufen werden!
Dr. Rehme-Röhrl: Gute Frage, das wird oft verwechselt! Beim Sonnenstich sind hauptsächlich der Nacken und Kopf betroffen – das passiert durch zu viel direkte Sonneneinstrahlung. Die Hirnhäute reagieren darauf gereizt, deshalb bekommt man oft Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Übelkeit, manchmal Schwindel oder sogar Erbrechen.
Der Hitzschlag dagegen ist viel gefährlicher – das ist ein Notfall! Dabei überhitzt der ganze Körper, weil die Temperaturregulation versagt. Der Körper kann sich nicht mehr runterkühlen, die Körpertemperatur steigt auf über 40 Grad. Typisch sind trockene heiße Haut, Bewusstseinsstörungen, Kreislaufprobleme, eventuell Krampfanfälle oder sogar Koma.
Während der Sonnenstich nur die Hirnregion betrifft, reagiert bei einem Hitzschlag der gesamte Körper.
Dr. Rehme-Röhrl: Das liegt an der direkten Sonneneinstrahlung auf den Hinterkopf und Nacken, wo es keine ausreichende Kühlung durch Haare oder Kleidung gibt. Dort liegen wichtige Thermorezeptoren und Hirnhäute, die empfindlich auf Hitze reagieren. Kinder, Babys mit wenig Haar und Erwachsene mit Glatze sind besonders gefährdet, da ihnen ohne Kopfbedeckung die schützenden Haare fehlen. Bei Babys ist außerdem die Schädeldecke dünner und auch die Fontanelle, die Knochenlücke am Kopf des Kindes, sind noch offen. Grundsätzlich gilt ohnehin für kleine Kinder: Sonnenhut auf, am besten mit Nackenschutz, und möglichst im Schatten aufhalten. Hitze reizt sonst die Hirnhäute – das verursacht dann die typischen Symptome.
Dr. Rehme-Röhrl: Der gesamte Körper überhitzt dann und schafft es nicht mehr, sich selbst abzukühlen und zu regulieren – zum Beispiel durch Schwitzen. Die Schweißproduktion stoppt nämlich, sodass die Körpertemperatur bis auf 40 Grad ansteigen kann. Die Haut wird trocken, rot und ist heiß – ein Zeichen, dass der Körper die Temperatur nicht mehr regulieren kann. Der Temperaturregler im Gehirn "brennt durch". Dadurch kann es zu einem Hitzestau im Gehirn, einer gestörten Durchblutung der Organe, einer akuten Entzündungsreaktionen im Körper und im schlimmsten Fall zu einem Multiorganversagen kommen. Ein absoluter Notfall also!
Der Temperaturregler im Gehirn "brennt durch".
Dr. Rehme-Röhrl: Vor allem eben Babys und Kinder und ältere Menschen, weil deren Temperaturregulation nicht so gut funktioniert. Bei Babys funktioniert die Temperaturregulation und das Schwitzen noch nicht so gut wie bei Erwachsenen - eine ungute Kombination mit den offenen Fontanellen und den wenigen Haaren…
Bei älteren Menschen findet sich das Problem eher im Flüssigkeitshaushalt: Oft spüren sie nicht, wenn sie überhitzen und auch nicht, dass sie "austrocknen". Sie trinken zu wenig. Auch Menschen mit intellektuellen Einschränkungen, chronisch Kranke (insbesondere Nierenkranke) Schwangere oder Sportler bei starker Belastung sind gefährdet, da ihr Flüssigkeits- und Temperaturhaushalt von der Norm abweichen kann.
Dr. Rehme-Röhrl: Ja, gibt es. Eben alles, was das Herz-Kreislauf-System, Nieren und Flüssigkeitshaushalt, sowie die Temperaturregulation betrifft. Also sehr viele Krankheiten z. B. Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Diabetes, Niereninsuffizienz, neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Schlaganfall, aber auch Adipositas (Fettleibigkeit). Auch bestimmte Medikamente wie Diuretika, Beta-Blocker oder Psychopharmaka können das Risiko erhöhen.
Dr. Rehme-Röhrl: Natürlich vor allem die Mittagshitze in unseren Gefilden. Das heißt: Intensive Sonneneinstrahlung im Frühling & Sommer zwischen 11 und 15 Uhr, ohne Kopfbedeckung. Dazu kommen dann körperliche Anstrengung beim Sport oder Arbeiten im Freien, plus zu wenig Flüssigkeitszufuhr. Hitzewellen mit hoher Luftfeuchtigkeit sind besonders tückisch – da kann der Schweiß nicht mehr verdunsten, also funktioniert die "Kühlung" nicht mehr richtig.
Dr. Rehme-Röhrl: Ja, auch das ist möglich. Auch bei reflektiertem Licht, z. B. am Wasser, in den Bergen, sogar bei Schnee oder bei hellem Sand. Auch bei bewölktem Himmel dringt immer noch UV-Strahlung durch. Rund 70% der UV-Strahlung dringen auch durch Wolkendecken, Quellwolken können es sogar verstärken: Die Wassertropfen in den Wolken wirken wie Brenngläser. Und Schatten ist nicht gleich Schatten. Es kommt auch immer auf das Material an unter dem man liegt und wie viel Strahlung dieses durchlässt. Der einzig "wahre" Schatten ist IN einem Gebäude.
Rund 70% der UV-Strahlung dringen auch durch Wolkendecken, Quellwolken können es sogar verstärken...
Dr. Rehme-Röhrl: Viele denken: "Im Wasser – ist es doch kühl!" Aber wenn der ungeschützte Kopf oder Nacken dauerhaft in der prallen Sonne ist, kann es sehr wohl zu einem Sonnenstich kommen. Bei langen Aufenthalten im heißen z. B Tropenwasser oder Thermalwasser ist theoretisch auch ein Hitzschlag denkbar, wenn der Körper die Wärme wirklich nicht mehr loswird. Also: Auch im Wasser – Sonnenhut nicht vergessen!
Dr. Rehme-Röhrl: Eigentlich am Besten gar nicht soweit kommen lassen und vorbeugen. Bei ersten Anzeichen einer Überhitzung sollte man unbedingt so schnell wie möglich: Raus aus der Sonne - rein in den Schatten! Hinlegen, schonen mit leicht erhöhtem Kopf und Oberkörper, um die Hirnhäute zu entlasten. Kopf und Nacken kühlen – feuchtes Tuch (niemals Icepads nutzen, dies kann zu Erfrierungen führen), Ventilator. Ausreichend trinken, am besten Wasser oder elektrolythaltige Getränke. Und beobachten: Wird es schlimmer, insbesondere Wesensveränderungen oder Bewusstseinsstörungen, kommt Fieber dazu – dann lieber ärztlich abklären lassen.
Dr. Rehme-Röhrl: Wenn es in Richtung Hitzschlag geht: Jemand verwirrt, sehr schläfrig, fiebrig oder wesensverändert oder schlimmsten Falls bewusstlos wird, dann sofort den Notruf 112 wählen! Auch wenn die Symptome nicht besser oder sogar stärker werden. Im Krankenhaus kann dann die Temperatur gesenkt, Flüssigkeit über die Vene gegeben, evtl. Medikamente zur Kreislaufstabilisierung gegeben werden.
Dr. Rehme-Röhrl: Der Klassiker ist: Eiskaltes Wasser oder Icepads auf den Körper geben – das macht die Gefäße schlagartig eng und kann den Kreislauf komplett lahmlegen. Oder die Symptome unterschätzen – "Ach, der ist halt müde."
Bei einem echten Hitzschlag zählt jede Minute!
Dr. Rehme-Röhrl: Ein leichter Sonnenstich ist oft nach ein bis zwei Tagen überstanden, mit Ruhe und Kühlung. Ein Hitzschlag kann aber Tage bis Wochen dauern, je nach Schwere. Manchmal bleiben sogar Folgeschäden zurück, vor allem am Gehirn oder an den Nieren.
Dr. Rehme-Röhrl: Ganz einfach, wird aber oft ignoriert: Kopfbedeckung, helle luftige Kleidung, Schatten suchen, viel trinken, nicht in der prallen Sonne schlafen oder Sport machen. Und: Auf Warnungen bei Hitzewellen hören – dann auch mal nach Möglichkeit drinnen bleiben.
Dr. Rehme-Röhrl: Sonnenschutz in Form von Sonnencreme und Kopfbedeckung ist ein Muss – am besten mit Nackenschutz. Mittagssonne meiden und am Besten die Mittagspause auch mal Drinnen verbringen. Bei abgestillten Kindern auch immer ausreichend Flüssigkeit anbieten.
Sonnenschutz in Form von Sonnencreme und Kopfbedeckung ist ein Muss...
Dr. Rehme-Röhrl: Tagsüber sollten die Fenster geschlossen werden, Rollos runter, erst abends oder früh morgens wieder lüften. Nachts helfen nasse Tücher vor dem Fenster oder eine Wasserschale vorm Ventilator. Viel trinken und dabei natürlich am besten Wasser. Nur etwas Leichtes essen. Für zusätzliche Überhitzung meidet man am besten: die Mittagshitze, den Sport draußen, Backen oder Bügeln um diese Zeit.
Dr. Rehme-Röhrl: In der Regel nicht, wenn er rechtzeitig erkannt wird. Aber bei schweren Verläufen – z. B. mit Bewusstlosigkeit – kann es zu anhaltenden Kopfschmerzen, Schwindel oder Konzentrationsstörungen kommen.
Dr. Rehme-Röhrl: Ich würde folgende Maßnahmen empfehlen:
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 30.04.2025.