Bei einigen Erkrankungen am Hoden (z. B. Tumoren, Entzündungen, Hodenverdrehung) oder bei Verletzungen kann eine Operation angezeigt sein. Diese kann auch der Diagnosefindung dienen.
Eine Hodenoperation kann bei verschiedenen Erkrankungen vorgenommen werden. Im Wesentlichen sind dies Hodenverdrehung (Hodentorsion), Hodentumore, sowie Hodenentzündungen oder Nebenhodenentzündungen. Auch bei Verletzungen muss manchmal operiert werden.
Eine Verdrehung von Hoden und Samenstrang (Hodentorsion) mit Abklemmung von Blutgefäßen kann insbesondere bei zu schwacher Befestigung entstehen. Auslöser sind meist ungünstige Bewegungen des Körpers.
Hodentumore gehen meist von den Keimzellen des Hodens aus. Überwiegend sind die Tumore bösartig. Eine definitive Ursache ist nicht bekannt. Risikofaktoren sind Hodenhochstand in der Kindheit, frühes Einsetzen der Geschlechtsreife, Belastung mit Giftstoffen sowie möglicherweise mechanische Belastung und enge Bekleidung.
Eine Hodenentzündung (Orchitis) oder Nebenhodenentzündung (Epididymitis) ist meist eine aus der Harnröhre, der Prostata (Vorsteherdrüse) oder einem anderen Körperbereich stammende Entzündung, kann aber auch direkt im Organ entstehen. Eine Hodenentzündung geht oft mit einer Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis) einher.
Eine Hodenverletzung entsteht durch mechanische Gewalteinwirkung.
Bei einer Hodentorsion kommt es zur Abschnürung der Blutgefäße des Hodens. In aller Regel bestehen sehr starke Schmerzen im betroffenen Hoden, die auch z. B. in die Bauch- oder Leistengegend ausstrahlen können. Bisweilen kann es durch die Schmerzhaftigkeit zu einer Schocksymptomatik kommen. Ist die Blutzufuhr für 6 Stunden oder länger unterbrochen, kann es zu unwiederbringlichen Schäden kommen. Die Hodentorsion ist somit ein Notfall. Die Verdrehung kann auch die Anhänge des Hodens (Appendix testis) betreffen.
Ein Hodentumor kann prinzipiell in jedem Alter auftreten, häufig sind jedoch junge Männer zwischen dem 18. und 40. Lebensjahr betroffen. Mögliche Tumore sind das Seminom (Keimzelltumor) und verschiedene Nichtseminome (z. B. embryonales Karzinom, Teratom, Chorionkarzinom oder Bindegewebstumore). Oft wird der Tumor anfangs nicht bemerkt, typisch ist eine schmerzlose oder nur gering schmerzende Vergrößerung des befallenen Hodens. Der Hoden kann sich schwer anfühlen. Bösartige Tumore können in umliegende Strukturen einwachsen und dort Gewebe zerstören. Ebenso können sie Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden, die sich in Lymphknoten oder anderen Körperbereichen absiedeln und auch dort schwerwiegende Probleme verursachen können.
Bei einer Hoden- oder Nebenhodenentzündung bestehen Schmerzen und eine Hodenschwellung, oft hat der Patient Fieber. Die Entzündung kann Abszesse (abgekapselte Entzündungsherde) bilden, sich weiter ausbreiten oder sich im Blutkreislauf verteilen (Sepsis).
Bei einer Verletzung bestehen ebenfalls Schmerzen und oft eine Schwellung oder ein Bluterguss. Die Hodenkapsel kann eingerissen sein, Folgeschäden können auftreten.
Der Patient wird befragt (Anamnese) sowie körperlich untersucht. Bei der Hodentorsion ist meist durch die Symptomatik eine direkte Diagnose möglich. Bei den anderen Erkrankungen oder bei Unklarheit ist eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll. Ebenso wird eine Blutuntersuchung durchgeführt. Bei Tumoren ist eine definitive Diagnose nur durch eine feingewebliche Untersuchung nach der Operation möglich.
Die genannten Hodenerkrankungen müssen voneinander unterschieden werden.
Bei Hodentumoren ist abhängig von der Art und Ausdehnung oft eine Chemotherapie oder Bestrahlung sinnvoll, teils auch zusätzlich zu einer Operation. Bei Entzündungen werden Antibiotika gegeben.
Eine Hodenoperation ist bei einer Torsion, einem Hodentumor (auch zur Abklärung der Tumorart), manchmal bei Entzündungen sowie bei unklaren oder schweren Verletzungen erforderlich.
Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose, Regionalanästhesie (Betäubung eines größeren Körperbereiches) oder in örtlicher Betäubung.
Es erfolgt ein Hautschnitt am Hodensack oder an der Leiste, um den Hoden freizupräparieren. Je nach Erkrankung beziehungsweise Verdacht werden verschiedene Operationsmaßnahmen durchgeführt.
Bei einer Hodentorsion, die noch keine sechs Stunden besteht oder nur die Hodenanhänge betrifft, wird der Hoden in eine regelrechte Position zurückgedreht und innen an der Hodensackwand befestigt (Orchidopexie). Im selben Eingriff wird auch der andere Hoden auf diese Weise fixiert, da die Gefahr einer Hodentorsion durch die mangelhafte Befestigung auch für den gegenseitigen Hoden erhöht ist. Bei schon eine längere Zeit vorliegender Torsion muss meist der Hoden herausgenommen werden (Orchiektomie), da eine zu schwerwiegende Schädigung besteht.
Findet sich bei der Operation eine Nebenhoden- oder Hodenentzündung, so ist es oftmals ausreichend, keine weiteren chirurgischen Maßnahmen zu ergreifen und die Antibiotikatherapie vorzunehmen. Bisweilen muss der Nebenhoden (Epididymektomie) oder der Hoden (Orchiektomie) entfernt werden, unter Umständen auch Anteile des Hodensacks.
Beim Verdacht auf eine Tumorerkrankung wird in der Regel erst eine Probeentnahme von Gewebe (Biopsie) durchgeführt. Dieses wird dann feingeweblich untersucht (Histologie), möglich ist eine so genannte Schnellschnittuntersuchung, bei der ein Ergebnis noch während der Operationszeit vorliegt. Zeigt sich, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt, so wird der befallene Hoden (im selben Eingriff oder einer Folgeoperation) zusammen mit dem Nebenhoden und dem Samenstrang herausoperiert. Wenn dagegen ein gutartiger Tumor vorliegt, müssen oft keine weiteren Maßnahmen folgen, in anderen Fällen kann eine Teilentfernung des Hodens sinnvoll sein.
Bei einer Verletzung kann es z. B. notwendig sein, einen Bluterguss herauszuholen, die Hülle des Hodens zu verschließen oder in wenigen Fällen den Hoden teilweise oder komplett herauszuoperieren.
Falls ein bösartiger Tumor in umliegende Strukturen (z. B. Hodensack) eingewachsen ist, so müssen diese teilweise oder vollständig herausoperiert werden. Lymphknoten müssen oft entfernt werden, was oftmals in einer weiteren Operationssitzung geschieht. Manchmal wird auch ein Eingriff in der Bauchhöhle notwendig. Auf Wunsch des Patienten kann nach Hodenentfernung eine Kunststoff-Hodenprothese einoperiert werden.
Des Weiteren können Komplikationen eine Abänderung oder Erweiterung der Operationsmethode notwendig machen.
Organe und Strukturen im Operationsbereich können verletzt werden, z. B. der andere Hoden oder der Samenleiter. Bei Gefäßverletzungen kann es zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Nervenverletzungen können zu Taubheitsgefühl oder Schmerzen führen. Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung können vorkommen. Allergische Reaktionen können nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Prognose ist abhängig von der Erkrankung.
Bei einer Hodentorsion können in aller Regel durch einen Eingriff, der innerhalb von sechs Stunden nach Auftreten erfolgt, Schäden verhindert werden. Erfolgt die Operation nicht rechtzeitig, kann der Hoden zugrunde gehen.
Bei Tumoren richtet sich die Prognose nach der Tumorart und nach dem Vorhandensein von Metastasen (Tochtergeschwülsten). Insgesamt ist die Prognose von Hodentumoren verhältnismäßig gut im Vergleich zu anderen bösartigen Tumoren des Körpers.
Auch Entzündungen und Verletzungen können, falls dies notwendig ist, durch eine Operation gut behandelt werden.
Im Normalfall ist bei Entfernung eines Hodens noch Zeugungsfähigkeit vorhanden, sofern der gegenseitige Hoden nicht geschädigt ist. Ebenso ist eine Erektion (Versteifung des Gliedes) noch möglich. Nach Entfernung beider Hoden kommt es zu Zeugungsunfähigkeit, eine Erektion kann normalerweise weiterhin erreicht werden. Das männliche Geschlechtshormon muss allerdings ersetzt werden (Substitutionsbehandlung). Bei einem Kinderwunsch kann Sperma eingefroren werden, um später noch eine Befruchtung zu ermöglichen.
Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Aspirin® oder Marcumar®, müssen in der Regel in Absprache mit dem Arzt vor der Operation abgesetzt werden.
Falls die Operation unter ambulanten Bedingungen und mit Schmerzmitteleinwirkung erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden.
Nach Rücksprache mit dem Arzt sollte mindestens für einen Tag Bettruhe eingehalten werden. Danach ist für etwa zwei Wochen eine körperliche Schonung erforderlich. Für eine Woche sollte ein Hodensackhalter (Suspensorium) oder eine enge Unterhose als Stütze für den Hodensack getragen werden.
Duschen darf der Patient frühestens zwei Tage nach der Operation. Nach der Fadenentfernung, die nach ungefähr acht Tagen vom Arzt durchgeführt wird, darf der Patient frühestens wieder baden.
Kontrolluntersuchungen sind insbesondere nach der Entfernung von bösartigen Tumorerkrankungen wichtig und sollten wahrgenommen werden.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
aktualisiert am 05.06.2020