Das Kahnbein ist einer der acht Handwurzelknochen des Menschen, die im Zusammenspiel eine Beweglichkeit des Handgelenks in mehreren Ebenen ermöglichen. Der Kahnbeinbruch (Os-naviculare-Fraktur, Os-scaphoideum-Fraktur) ist der häufigste Knochenbruch der Handwurzelknochen.
In der Regel entstehen Kahnbeinbrüche durch einen Sturz auf die meist ausgestreckte Hand.
Durch den Knochenbruch entstehen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Handgelenk. Strukturen in der Umgebung können ebenfalls geschädigt sein. Wird ein Kahnbeinbruch nicht angemessen behandelt, kann es zu einem Falschgelenk (Pseudarthrose) kommen, welches ebenfalls therapiert werden muss.
Neben der Patientenbefragung (Anamnese) und der körperlichen Untersuchung dienen vor allem Röntgenuntersuchungen sowie manchmal auch CT-Untersuchungen (Computertomographie) der Darstellung der Befunde bei der Kahnbeinfraktur.
Es erfolgt eine Unterteilung in stabile und instabile Kahnbeinbrüche, die sich im Röntgen unterscheiden lassen.
Brüche in anderen Knochen des Handgelenks sowie auch andere Krankheiten, z.B. Gelenkschäden (Arthrose), können ähnliche Symptome hervorrufen.
Die Behandlungsmethode hängt insbesondere von der Art und dem Ausmaß der Schäden ab. Erreicht werden sollte eine schnelle Abheilung möglichst ohne Funktionseinschränkungen oder Fehlstellungen.
Bei stabilen Kahnbeinbrüchen werden die Knochenstücke manuell wieder an die richtige Stelle geführt. Zur Abheilung muss oftmals ein stabilisierender Verband (z.B. aus Gips), der den Daumen mit einschließt, für mehrere Wochen angelegt werden.
Die Kahnbeinbruch-Operation wird in Regionalanästhesie (Ausschaltung eines größeren Körperbereiches) oder in Vollnarkose durchgeführt. Soll ein Kahnbein-Falschgelenk (Pseudarthrose) operiert werden, wird in der Regel eine Vollnarkose vorgenommen.
Es kann eine so genannte Blutleere zur Operation vorgenommen werden. Dazu wird eine Manschette um den Arm gelegt, um den Blutfluss zu stoppen. Ermöglicht wird somit eine bessere Sicht, da weniger störendes Blut vorhanden ist, und außerdem ist der Verlust an Blut geringer.
Bei einem Kahnbeinbruch werden die Knochenstücke meist freipräpariert und wieder an die richtige Position gebracht. Bei einem Knochenbruch ohne verlagerte Anteile genügt manchmal auch die Einführung eines Instrumentes während einer Röntgendurchleuchtung.
Bei der Falschgelenk-Operation wird zum veränderten Handwurzelknochen ein Zugang geschaffen. An der Stelle des Bruchs, an der sich das Falschgelenk entwickelt hat, wird das Gewebe entfernt, welches für die Knochenheilung hinderlich ist. Wenn daraufhin eine zu große Lücke besteht, kann entweder ein Knochenstückchen aus dem eigenen Körper, meist aus dem Beckenkamm, oder Kunstknochenmaterial eingepflanzt werden.
Bei beiden Operationen bestehen mehrere Möglichkeiten, den Defekt zu stabilisieren, beispielsweise durch eine spezielle Schraube oder durch Drahtumwicklung (Kirschner-Drähte).
Auch nach einer Operation muss die Hand oder der Arm oftmals durch einen Gipsverband oder anderen schienenden Verband stabilisiert werden. Dies ist jedoch nicht immer notwendig, so dass dann bereits kurz nach der Operation wieder eine Bewegung in den Gelenken stattfinden kann (übungsstabile Verbindung).
Eine Röntgenuntersuchung ist notwendig, um den Behandlungserfolg zu kontrollieren.
Nicht selten wird das eingebrachte Stabilisierungsmaterial (besonders Drähte) später wieder entfernt, insbesondere wenn sich dadurch Komplikationen ausgebildet haben.
Strukturen im Operationsgebiet können verletzt werden. Es können Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse (Hämatome) entstehen, bei Nervenverletzungen kann es zu Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen kommen, was nur selten dauerhaft ist.
Infektionen, Wundheilungsstörungen sowie überschießende Narbenbildung können entstehen. Funktionseinschränkungen, beispielsweise in den benachbarten Gelenken, sowie Fehlstellungen können sich ergeben. Auch allergische Reaktionen können auftreten.
Bei angelegtem Verband können Knochen und Weichteile stark geschwächt werden, auch das Sudeck-Syndrom, bei dem zusätzlich starke Schmerzen bestehen, kann nicht ausgeschlossen werden. Manchmal können eingebrachte Stabilisierungsmaterialien geschädigt werden oder vom Körper nicht angenommen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Kahnbeinbrüche sind oft nicht einfach zu behandeln. Es kann vorkommen, dass trotz optimaler Therapie eine Bewegungseinschränkung, Fehlstellung oder Schmerzhaftigkeit bestehen bleibt, was möglicherweise weitere Behandlungen nach sich ziehen kann. Es bilden sich nicht selten Pseudarthrosen (Falschgelenke) aus.
Oftmals müssen gerinnungshemmende Medikamente wie Aspirin® oder Marcumar® abgesetzt werden. Dies erfolgt in Absprache mit dem Arzt.
Bei ambulant stattfindender Operation muss sich der Patient abholen lassen und sollte für einen Tag kein Auto fahren, keine Maschinen bedienen und auch keine bedeutsamen Entscheidungen treffen.
Oftmals ist für einige Wochen eine Schonung der operierten Hand notwendig. Krankengymnastik kann den Heilungsverlauf positiv beeinflussen, insbesondere müssen Gelenke, die von der Operation nicht betroffen sind, regelmäßig bewegt werden.
Zeigen sich Besonderheiten, die Symptome einer Komplikation sein könnten, sollte der Arzt kurzfristig informiert werden.
aktualisiert am 14.08.2020