Die Erkrankung Osteochondrosis dissecans (abgekürzt OCD oder OD, auch Osteochondrose genannt) führt dazu, dass Knochengewebe zugrunde geht. Das Geschehen spielt sich in einem kleinen, abgegrenzten Bereich in der Nähe eines Gelenks ab. Prinzipiell kann jedes Gelenk betroffen sein, doch am häufigsten tritt die Osteochondrosis dissecans am Kniegelenk auf. Als Folge kann sich ein Stück Knorpel abtrennen, das dann als Gelenkmaus (freier Gelenkkörper) Probleme bereitet.
Das Gelenk kann durch die Erkrankung rasch verschleißen (Arthrose). Die Therapie der Osteochondrosis dissecans richtet sich vor allem nach dem Stadium. Wenn sich der Knorpel noch nicht vom Knochen gelöst hat, kann in einigen Fällen auf eine Operation verzichtet werden (konservative Behandlung). Liegt ein freier Gelenkkörper vor, so muss praktisch immer operiert werden.
Bisher konnte nicht eindeutig herausgefunden werden, welche Ursache für die Osteochondrosis dissecans verantwortlich ist. Eine mögliche Erklärung besteht darin, dass eine wiederholte Belastung auf den gelenknahen Knochen zum Gewebesterben führt. Andere Erklärungsansätze für die Entwicklung der Osteochondrose sind aber durchaus denkbar, etwa Unfälle, eine erbliche Veranlagung oder Durchblutungsstörungen.
Die Erkrankung tritt vorwiegend im Jugendlichen- und jungen Erwachsenenalter auf. In einem Bereich eines Knochens, der an den Gelenkknorpel angrenzt, geht das Gewebe allmählich zugrunde. Dieser Knochenbereich ist mit einigen Millimetern bis Zentimetern verhältnismäßig klein. Anfangs ist das Gewebe nur gering verändert. Dann entwickelt sich ein genau abgegrenzter Bereich, in dem sich der Untergang des Knochengewebes zeigt. Es wird nicht mehr durchblutet. Weil das Knochengewebe an der Stelle abstirbt, löst sich der Knorpel mehr und mehr vom Knochen. Im Verlauf kann ein freies Knorpelstück, manchmal auch mitsamt einem Knochenanteil, lose im Gelenkraum liegen. Dies nennt sich freier Gelenkkörper oder Gelenkmaus. Der Krankheitsverlauf ist ganz unterschiedlich. Mal schreitet die Krankheit fort, in anderen Fällen bleibt sie auf einem Niveau. Nicht selten kommt es sogar ohne eine Behandlung zu einer Besserung bis zum Normalzustand.
Das typische Gelenk, an dem die Osteochondrosis dissecans vorkommen kann, ist das Knie. An anderen Gelenken, wie etwa dem Sprunggelenk, kann sich jedoch ebenfalls eine solche Erkrankung ausbilden. Bisweilen tritt die Krankheit Osteochondrosis dissecans sogar an beiden Körperseiten auf. Beschwerden hat der Patient im Anfangsstadium zunächst nicht. Entwickelt sich die Osteochondrosis dissecans weiter, so kann es zu Schmerzen am betroffenen Gelenk kommen. Diese Schmerzen treten hauptsächlich bei Belastung auf. Sie haben einen undeutlichen Charakter. Entzündungen im Gelenk können als Folge der Osteochondrose auftreten. Eine Arthrose (Gelenkverschleiß) kann entstehen. Der freie Körper im Gelenk kann zu mechanischen Blockaden der Bewegungen führen.
Die Grundlage der Diagnose bildet das Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese). Der Patient schildert seine Beschwerden und eventuelle Vorerkrankungen oder Begleiterscheinungen. Der Arzt führt eine körperliche Untersuchung mit verschiedenen Tests zur Beweglichkeit und Schmerzhaftigkeit durch. Stets wird auch die Gegenseite beurteilt.
Genauer lässt sich das Knie beziehungsweise das Gelenk mit einem bildgebenden Verfahren untersuchen. Dazu gehören Ultraschall, Röntgen und MRT (Magnetresonanz- oder Kernspintomographie). Verschiedene Anzeichen auf den Bildern deuten auf den Untergang von Knochengewebe hin, entstandene freie Gelenkkörper können oft erkannt werden. Mit dem MRT lässt sich schon ganz früh das Krankheitsgeschehen darstellen. Sehr gut lässt sich die Osteochondrosis dissecans mittels einer Gelenkspiegelung untersuchen. In einer solchen Arthroskopie können dann auch operative Maßnahmen zur Behandlung erfolgen.
Verschiedene Krankheiten können Beschwerden hervorrufen, die denen einer Osteochondrosis dissecans ähneln. Am Knie sind dies beispielsweise Schäden am Meniskus, Knorpelrisse oder Sehnenerkrankungen. Freie Gelenkkörper können sich ebenfalls bei der Krankheit Chondromatose beziehungsweise Osteochondromatose bilden. Ganz allgemein können Arthrose (Gelenkverschleiß), Arthritis (Gelenkentzündung) oder andere Arten von Entzündungen zu Schmerzen führen. Auch Knochenbrüche gehören zu den Ausschlussdiagnosen.
Die Therapie der Erkrankung Osteochondrosis dissecans (OCD, OD) richtet sich danach, wie stark sie fortgeschritten ist und wie schwer die Folgen des Knochensterbens sind. Im Allgemeinen wird in frühen Erkrankungsstadien eher eine nicht operative (konservative) Behandlung durchgeführt. In fortgeschrittenen Fällen wird der Patient operiert, nach der Ablösung eines Knorpelstückes ist dies unumgänglich. Am besten ist es aber, eine Ablösung schon in den Vorläuferstadien mit einer Operation zu verhindern.
Die konservative (einfache) Behandlung besteht bei der Osteochondrose vor allem darin, dass der Patient das betroffene Gelenk schont. Der Körperteil, meist also das Bein, wird für einige Wochen bis wenige Monate nicht mehr belastet. Krankengymnastik, die für diese Erkrankung geeignet ist, kann darüber hinaus sinnvoll sein. Falls Schmerzen durch die Osteochondrosis dissecans verursacht werden, können auch Medikamente gegeben oder weitere Maßnahmen angewendet werden.
Die Operationsmethode hängt vom Zustand des betroffenen Gelenks ab. In vielen Fällen kann eine Operation mittels einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) über kleine Zugänge und mit einer feinen Spezialkamera durchgeführt werden. Bei anderen Patienten kann eine offene OP über einen größeren Hautschnitt notwendig sein.
Wenn die Knorpelfläche im Gelenk glatt ist und sich noch nichts gelöst hat, kann ein Eingriff mit Anbohrungen vorgenommen werden. Die kleinen Bohrungen können von der Gelenkinnenseite oder von der Knochenaußenseite her in den abgestorbenen Bereich eingefräst werden. Der Sinn der Anbohrungen ist es, die Bildung von intaktem Knochengewebe anzuregen. Nach der OP muss das Knie oder andere Gelenk in einem gewissen Ausmaß belastet werden.
Eine andere Methode besteht darin, den abgestorbenen Knochen mit intaktem zu ersetzen. Das zugrundegegangene Gewebe wird erst entfernt. Das dann zum Ersatz notwendige Knochengewebe kann beispielsweise aus dem Beckenkamm des Patienten entnommen werden. Das Knochentransplantat heilt normalerweise an der Stelle ein. Nach erfolgreicher Operation besitzt der Gelenkknorpel wieder einen festen Unterbau.
Ein abgelöstes Knorpelstück oder Knochen-Knorpelstück kann mit Fremdmaterialien wieder befestigt werden. Das losgelöste Fragment muss aber intakt sein. Zur Fixierung werden z. B. Schrauben oder Stifte verwendet. Auf gleiche Weise können auch solche Knorpel- oder Knochen-Knorpel-Teilchen befestigt werden, die nur teilweise abgegangen sind. Wenn das Stück wieder gut angewachsen ist, werden die Schrauben/Stifte in einer Folgeoperation herausgeholt.
Falls das in das Gelenk abgegangene Stück unbrauchbar ist, wird es in einer Operation entfernt. Die Abbruchstelle am Knochen beziehungsweise im Gelenk wird so bearbeitet, dass die Oberfläche glatt wird und die Gelenkfunktion einwandfrei ist. Auch in diesem Fall können z. B. feine Bohrungen eine Gewebeerneuerung bewirken, oder es kann Knochengewebe transplantiert werden. Eine Knorpelzelltransplantation bietet eine vielversprechende Möglichkeit der Behandlung, allerdings zahlen die Krankenversicherungen die Kosten häufig nicht.
Alle diese Operationen haben gewisse Risiken. So kann es zu Blutungen und Blutergüssen, Infektionen, Wundheilungsstörungen und Narben kommen. Am Gelenk kann ein Verschleiß (Arthrose) provoziert werden. Auch einige allgemeine Komplikationen sind möglich. Eine Operation wird durchgeführt, wenn der zu erwartende Erfolg höher zu bewerten ist als das Risiko.
Ohne die richtige Behandlung kann eine Osteochondrosis dissecans zu zunehmenden Problemen führen wie beispielsweise einem Gelenkverschleiß (Arthrose). Wenn sich durch die Krankheit ein Knorpelstück löst, kann die Beweglichkeit stark leiden.
Doch in vielen Fällen stabilisiert und erholt sich der Zustand des Knochens zuvor, und es stellt sich von alleine wieder eine gute Gelenkfunktion ein. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass die Osteochondrosis dissecans bei jüngeren Patienten häufiger einen günstigen Verlauf nimmt als bei älteren Patienten.
Eine Behandlung (vor allem eine Operation) führt in den meisten Fällen zu einem annähernd normalen Zustand des Gelenks (am häufigsten des Knies). Der von der Krankheit Betroffene kann nach der Therapie das Gelenk wieder ausreichend und schmerzfrei bewegen. Sport ist normalerweise dann möglich. Die Aussichten sind am günstigsten, wenn die Gelenkfläche glatt bleibt und der Knochenbezirk wieder belebt werden kann. Nach einer Operation zur Befestigung eines abgegangenen Stückes ist es möglich, dass sich dieses wieder löst. Dann ist entsprechend eine weitere Operation erforderlich.
aktualisiert am 08.12.2020