Das Reinke-Ödem, eine Erkrankung der Stimmbänder, äußert sich typischerweise durch eine tiefe, raue Stimme und Heiserkeit. Benannt ist es nach Friedrich Berthold Reinke, dem deutschen Anatomen und Entdecker dieses Phänomens. Beim Reinke-Ödem lagert sich eine gallertartige Substanz in den Stimmlippen ab, wodurch diese verdickt und in ihrer Schwingungsfähigkeit beeinträchtigt werden. Häufig tritt es bei Frauen über 40 auf und bei Rauchern.
Das Reinke-Ödem wird auch als Stimmlippenrandödem bezeichnet. Es entsteht durch eine Schwellung zwischen der Deckschicht der Stimmlippe (Epithel) und dem Stimmband und Stimmmuskel. Durch die Einlagerung von Flüssigkeit in den so genannten Reinke-Raum kommt es zu einer Vergrößerung der Masse der Stimmlippe, was eine ungleichmäßige Schwingung und damit eine tiefere und rauere Stimme zur Folge hat. Diese Veränderung hat Auswirkungen auf die Produktion von hohen und lauten Tönen und verringert die Belastbarkeit der Stimme (Stimmveränderung).
Die genaue Ursache des Reinke-Ödems ist noch nicht restlos erforscht, jedoch sind verschiedene Risikofaktoren bekannt. Dazu gehören unter anderem:
Rauchen gilt als häufigster Auslöser. Über 90 Prozent der Betroffenen sind Raucher. Häufig sind Frauen über 40 Jahre betroffen, oft mit vorbestehender tiefer Stimme.
Das Reinke-Ödem führt zu einer organischen Störung der Stimme, die sich in Form einer tiefen, rauen und heiseren Stimme bemerkbar macht. Im weiteren Verlauf kann es zu Symptomen wie Heiserkeit und Schwierigkeiten beim Sprechen kommen. Je größer das Ödem wird, desto ausgeprägter sind die Beschwerden wie Heiserkeit.
Unter dem starken Absinken der mittleren Sprechstimmlage leiden vor allem Frauen. Sie werden am Telefon oft für Männer gehalten.
Bei großen Reinke-Ödemen können die Atemwege so stark verlegt sein, dass ein auffälliges Geräusch beim Einatmen (inspiratorischer Stridor) hörbar wird. Erkrankt der Patient in diesem Zustand an einer schweren Atemwegsinfektion, Bronchitis oder gar Bronchopneumonie, kann eine schwere Ventilationsstörung auftreten oder die Atemwege verengen. Eine Operation ist in diesen Fällen notwendig.
Die Diagnose wird in der Regel durch den HNO-Arzt oder eine phoniatrische Untersuchung gestellt. Eine Kehlkopfspiegelung schafft Klarheit. Im Rahmen dieser Untersuchung werden typischen ödematösen Veränderungen der Stimmlippen festgestellt.
Durch Raucherentwöhnung und Reduzierung der Stimmbelastung kann in leichten Fällen eine Kompensation erzielt werden. Die Beschwerden und Einschränkungen durch die Heiserkeit führen dazu, dass eine Operation notwendig wird. Notwendig ist eine Operation, wenn durch die Schwellung des Ödems, die Atemwege verlegt werden könnten und der Betroffene keine Luft bekommt. Eine weitere Indikation für eine Operation ist die Leukoplakie der Stimmbänder, weißliche Veränderungen der Oberfläche. Eine Leukoplakie wird als Vorstufe einer bösartigen Erkrankung angesehen.
Meistens muss also operiert werden, wobei das Epithel mikrochirurgisch eröffnet und das Ödem entfernt wird. Dabei wird das Epithel eingeschnitten, die Gallertmasse abgesaugt oder massiert und ein Epithelstreifen entnommen.
Alternativ können die Gefäße innerhalb der Stimmlippe unter Lokalanästhesie mit einem photoangiolytischen Laser (KTP-Laser oder blauer Laser) verödet und das Ödem „ausgetrocknet“ werden.
Nach einer Operation wird empfohlen, die Stimme für mindestens 2-3 Wochen zu schonen. In einigen Fällen sind auch Stimmübungen sinnvoll.
Zur Vorbeugung ist es wichtig, das Rauchen aufzugeben und andere Risikofaktoren wie Alkoholkonsum und übermäßige Stimmbelastung zu reduzieren.
Die Prognose nach der Operation des Reinke-Ödems ist generell gut, allerdings besteht die Gefahr, dass es wieder auftritt (Rezidiv), insbesondere wenn weiter geraucht wird. Daher wird eine anschließende logopädische Stimmtherapie und ein strikter Rauchverzicht empfohlen.
Das Reinke-Ödem ist eine vor allem bei Rauchern und Frauen ab dem 40. Lebensjahr auftretende gutartige, aber potentiell stimmbeeinträchtigende Erkrankung der Stimmlippen. Die Behandlung kann von konservativen Maßnahmen wie Raucherentwöhnung und Stimmtherapie bis hin zu mikrochirurgischen Eingriffen reichen, wobei die Prognose bei Minimierung der Risikofaktoren im Allgemeinen gut ist.
aktualisiert am 26.11.2023