Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) erfordert keine spezielle Diät. Die Erkrankung lässt sich alleine durch die Ernährung nicht beseitigen. Dennoch ist es sinnvoll und wichtig, auf die Ernährung zu achten. Da Betroffene rasch an Gewicht zunehmen, ist eine kalorienarme und ausgewogene Ernährungsweise am besten. Dabei ist auf die ausreichende Zufuhr von lebenswichtigen Stoffen über die Nahrung zu achten. Die größte Bedeutung haben die beiden Spurenelemente Jod und Selen. Einige Lebensmittel sind hingegen zu vermeiden, da sie einen Kropf (Struma) verursachen können – und einige Lebensmittel können die Aufnahme des wichtigen Schilddrüsenmedikaments L-Thyroxin behindern.
Jod ist für den menschlichen Körper ein unentbehrliches Element. Es ist für den Aufbau der Schilddrüsenhormone erforderlich: Das Thyroxin (T4) enthält vier Jod-Atome, das Trijodthyronin (T3) drei Jod-Atome pro einem Stoffteilchen. Der menschliche Körper speichert das Jod kaum. Das Jod muss aus der Nahrung bezogen werden. Eine zu geringe Aufnahme des Jods über die Ernährung führt zu einer zu geringen Bereitstellung von Schilddrüsenhormonen und damit zur Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).
Gerade in Deutschland ist es nicht einfach, die Jodversorgung ausreichend sicherzustellen. Die Böden sind sehr arm an Jod und dementsprechend ist es in vielen heimischen Lebensmitteln kaum zu finden.
Ein guter Lieferant von Jod in der Ernährung ist Seefisch. Viel Jod enthalten beispielsweise:
Der Jodgehalt von Algen ist sehr unterschiedlich, manche Arten weisen teilweise extrem viel Jod auf und können schädlich sein.
Milch und Milchprodukte sowie Eier enthalten häufig brauchbare Mengen an Jod. Ein hoher Gehalt kommt hier allerdings durch die entsprechende Fütterung der Hühner oder Kühe zustande.
Viele Gemüsesorten enthalten ebenso Jod. Dazu gehören:
Das gewöhnliche Speisesalz ist in Deutschland als Jodsalz hergestellt und liefert damit weiteres Jod für die Benutzer. Viele „ausgefallenere“ Salze oder Gewürz-Salz-Mischungen sind jedoch nicht mit Jod angereichert. Das gilt auch für viele Fertigspeisen.
Jugendliche und Erwachsene haben einen täglichen Bedarf von 150 bis 200 Mikrogramm (µg) Jod. Kinder benötigen mehr Jod pro Kilogramm Körpergewicht als Erwachsene. Die Schilddrüsenhormone und somit Jod sind bei ihnen für ein gesundes Wachstum und die richtige Entwicklung erforderlich. Ältere Menschen haben einen geringfügig kleineren Jodbedarf. In der Schwangerschaft steigt der Jodbedarf an und ist in der Stillzeit ebenfalls höher – das Kind wird über die Nabelschnur beziehungsweise Muttermilch. Unterversorgte Schwangere haben ein erhöhtes Risiko, dass sich eine Fehlgeburt ereignet. Beim ungeborenen Kind sind Entwicklungsstörungen möglich. Bei Kindern und Erwachsenen kommt es durch Jodmangel zu einem geringen Spiegel von Schilddrüsenhormonen und damit zu einer Hypothyreose. Als Kompensation bildet sich eine Schilddrüsenvergrößerung (Jodmangelstruma).
Lebensphase | Bedarf nach WHO (µg/d) | Bedarf Deutschland (µg/d) |
---|---|---|
Baby (0 bis 3 Monate) | 50 | 40 |
Baby (4 bis 11 Monate) | 50 | 80 |
Kind (1 bis 3 Jahre) | 90 | 100 |
Kind (4 bis 6 Jahre) | 90 | 120 |
Kind (7 bis 9 Jahre) | 120 | 140 |
Kind (10 bis 12 Jahre) | 120 | 180 |
Teenager (ab 13 Jahre) | 150 | 200 |
Erwachsene (bis 50 Jahre) | 150 | 200 |
Schwangerschaft | 200 | 230 |
Stillzeit | 200 | 260 |
Erwachsene (ab 51 Jahre) | 150 | 150 |
Da für Veganer und Vegetarier ein Teil der wichtigen Jod liefernden Lebensmittel wegfällt, haben sie es besonders schwer, auf den notwendigen Jodspiegel zu kommen. Eine zu geringe Jodversorgung kann nach Maßgabe des Arztes durch die Einnahme von Jodtabletten (Jodid) ausgeglichen werden. Sollte jedoch eine Hashimoto-Thyreoiditis (eine entzündliche Erkrankung aufgrund Angriffs des Immunsystems auf die Schilddrüse) bestehen, die zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen kann, dürfen keine Jodtabletten eingenommen werden. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis sollten ebenfalls keine äußerst jodreichen Nahrungsmittel wie Algen oder manche Fischarten verspeist werden. Das überschüssige Jod kann die Schilddrüsenentzündung befeuern.
Das Element Selen ist ein Bestandteil von Stoffen (Enzymen), die für die Produktion und Aktivierung von Schilddrüsenhormonen notwendig sind. Der Verzehr von selenreicher Nahrung ist daher sinnvoll. Viel Selen enthalten beispielsweise:
Für Frauen wird eine tägliche Aufnahmemenge von 60 µg Selen, für Männer eine Menge von 70 µg Selen empfohlen. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Selen ist im Normalfall nicht ratsam, denn in zu hoher Dosis ist Selen schädlich für den Körper. Bei einzelnen Patienten kann der Arzt gegebenenfalls die zusätzliche Einnahme von Selen empfehlen.
Liegt eine Schilddrüsenunterfunktion vor, dann besteht häufig ein Eisenmangel. Eisen ist ein weiteres wichtiges Element, das in einem Enzym für die Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt wird. Zu wenig Eisen kann die Schilddrüsenunterfunktion begünstigen. Eisen kann dem Körper unter anderem über Lebensmittel wie Fleisch (besonders Innereien), grüne Gemüsesorten, Hülsenfrüchte, Beerenfrüchte, Pistazien oder Cashews zugeführt werden.
Zink spielt ebenfalls eine Rolle bei der Bereitstellung der Schilddrüsenhormone. Vor allem das T3 (Trijodthyronin) scheint in seiner Bildung gefördert zu werden. Normalerweise ist allgemein genügend Zink in der Nahrung vorhanden. Besonders zinkreich sind Fleisch (Rind, Hühnchen), Krusten- und Schalentiere sowie Hülsenfrüchte (Linsen, Kichererbsen, Bohnen) und Nüsse.
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann über längere Sicht einen Magnesiummangel hervorrufen. Reichlich Magnesium befindet sich unter anderem in Getreide (Brot, Reis), Nüssen und Kernen, Obst und Gemüse.
Weiterhin ist eine gute Versorgung mit Vitaminen anzustreben. Vor allem gilt es auf die Vitamine A, B12, D und E zu achten. Vitamine können ebenso wie die Spurenelemente dabei helfen, Symptome der Unterfunktion wie die Müdigkeit zu bessern.
Bei Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion kommt es häufig zu einer Gewichtszunahme. Sind zu wenig Schilddrüsenhormone vorhanden, verlangsamen sich Stoffwechselvorgänge im gesamten Körper. Der Energieverbrauch wird vom Körper gedrosselt und zugeführte Nährstoffe werden vermehrt als Fett eingespeichert.
Um das Zunehmen aufzuhalten, ist eine Ernährung mit eher geringem Energiegehalt angebracht. Im Grundsatz gelten die gleichen Regeln wie für andere Personen, die auf gesunde, nachhaltige Weise abnehmen wollen oder ihr Körpergewicht halten möchten:
Zu empfehlen ist eine kontinuierliche Änderung der Lebensweise hin zu einer nachhaltig kalorienbewussten Ernährung. Wer nur auf kurzfristige, zu strenge Diäten setzt, hat meist bald mit einer erneuten Gewichtszunahme zu kämpfen.
Neben der kalorienbewussten Ernährung ist körperliche Bewegung wichtig, um vermehrt Energie abzubauen und gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Gut eignen sich beispielsweise Ausdauersportarten wie Joggen oder Wandern, aber je nach körperlichem Zustand auch Sportarten mit höherer Intensität wie Aerobic. Des Weiteren tragen die Vermeidung von Stress und ein gesunder Schlaf dazu bei, das Körpergewicht zu halten oder abzunehmen.
Goitrogene Stoffe führen zu einer vergrößerten Schilddrüse (Kropf, Struma). Sie finden sich in der Nahrung und können die Jodaufnahme verschlechtern oder die Bildung der Schilddrüsenhormone unterbinden. Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion sollten nur wenig Nahrungsmittel aufnehmen, die reich an diesen Substanzen sind. Zu den goitrogenen Nahrungsmitteln gehören:
Außerdem sollten Menschen mit Hypothyreose nur in geringen Mengen grünen Tee oder Alkohol konsumieren oder ganz darauf verzichten. Diese Genussmittel können die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen.
Eine Reihe von Lebensmitteln darf nicht gleichzeitig mit der Einnahme des Schilddrüsenmedikaments L-Thyroxin verzehrt werden. L-Thyroxin ist ein Mittel, das dem körpereigenen Schilddrüsenhormon T4 (Thyroxin) gleicht. Die Aufnahme (Resorption) von L-Thyroxin über den Darm in das Blut wird durch bestimmte Lebensmittel gehemmt. Möglichst sollte L-Thyroxin mit etwas Wasser auf nüchternen Magen etwa eine halbe Stunde vor dem Frühstück genommen werden. Vor allem aber darf es nicht zeitgleich genommen werden mit:
Diese Getränke und Speisen dürfen frühestens eine halbe Stunde nach der Aufnahme der Schilddrüsentablette wieder verzehrt werden. Weiterhin gibt es viele Medikamente, die die Aufnahme oder die Wirkung von L-Thyroxin behindern. Patienten sollten sich im Einzelnen informieren und eine Medikamenteneinnahme immer mit dem Arzt besprechen.
Healthline, Ryan Raman – Best Diet for Hypothyroidism: Foods to Eat, Foods to Avoid: https://www.healthline.com/nutrition/hypothyroidism-diet (online, letzter Abruf: 22.05.2020)
British Thyroid Foundation – Thyroid and diet factsheet: https://www.btf-thyroid.org/thyroid-and-diet-factsheet (online, letzter Abruf: 22.05.2020)
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention – Schilddrüse Teil 2: Ernährung bei Erkrankungen: https://fet-ev.eu/schilddruesenerkrankungen-ernaehrungstherapie/ (online, letzter Abruf: 22.05.2020)
Netdoktor, Martina Feichter – Schilddrüsenunterfunktion - Ernährung: https://www.netdoktor.de/krankheiten/schilddruesenunterfunktion/ernaehrung/ (online, letzter Abruf: 22.05.2020)
NCBI, Mara Ventura; Miguel Melo; Francisco Carrilho – Selenium and Thyroid Disease: From Pathophysiology to Treatment: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5307254/ (online, letzter Abruf: 22.05.2020)
Eat Smarter – Ernährung bei Schilddrüsenunterfunktion: https://eatsmarter.de/ernaehrung/bei-krankheiten/ernaehrung-bei-schilddruesenunterfunktion (online, letzter Abruf: 22.05.2020)
aktualisiert am 22.05.2020