Eine Unterfunktion der Schilddrüse bringt in vielerlei Hinsicht Veränderungen mit sich. Der Stoffwechsel des Körpers läuft allgemein gehemmt und verlangsamt ab. Zu den Folgen der Schilddrüsenunterfunktion können nicht nur beispielsweise Müdigkeit oder Gewichtszunahme, sondern auch Erscheinungen wie brüchige Haare und Haarausfall gehören. Zugleich kann es zu Veränderungen der Fingernägel und Fußnägel oder zu trockener, abschuppender Haut kommen. Um (nicht nur) den Zustand des Haars zu verbessern, ist eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin) angezeigt.
Haare auf dem Kopf und am Körper entstammen aus Haarfollikeln. Im Haarfollikel wird fortlaufend neue Haarsubstanz gebildet und das Haar wächst. Der Haarfollikel wird durch kleine Blutgefäße versorgt. Das immer wieder stattfindende Ausfallen einzelner Haare ist ein normaler, gesunder Prozess, bei dem sich die Haarwurzel regeneriert. Nachdem ein Haar ausgefallen ist, beginnt ein neuer Zyklus des Haarwachstums. Normal ist ein täglicher Ausfall von bis zu 100 einzelnen Haaren. Auf diese Weise kommt es kontinuierlich zur Erneuerung der ganzen Behaarung des Menschen.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) hat der Körper zu wenig Schilddrüsenhormone. Diese Hormone werden als T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin) bezeichnet. Sie sind für die Haarbildung an der Haarwurzel von wesentlicher Bedeutung. Fehlen die Hormone, kommt es zu einem Haarausfall. Oft wird in diesem Fall im Haarfollikel kein neues Haar gebildet. Nach und nach kann beim Betroffenen lichter werdendes Haar auf dem Kopf bemerkt werden. In anderen Bereichen der Körperoberfläche fallen ebenfalls vermehrt Haare aus. Auffällig kann dies beispielsweise an den Augenbrauen sein. Zudem sind brüchige, spröde Haare eine häufige Folge der Schilddrüsenunterfunktion.
Hinzu kann eine weitere Form von Haarausfall kommen, die durch eine auf körpereigene Strukturen gerichtete Immunreaktion verursacht wird (Autoimmunerkrankung). Es handelt sich um den sogenannten kreisrunden Haarausfall, medizinisch Alopecia areata genannt. Bei der Störung zeigen sich oft rundliche Herde an der Kopfhaut, in denen die Haare verloren gegangen sind, während an anderen Stellen die Haare noch wachsen. Beim kreisrunden Haarausfall besteht ein Zusammenhang mit einer gängigen Ursache für die Schilddrüsenunterfunktion, nämlich mit der Hashimoto-Thyreoiditis. Dies ist eine Entzündung der Schilddrüse, die ebenfalls durch Autoimmunreaktionen verursacht wird.
Die Hypothyreose führt bei weitem nicht immer zu Veränderungen der Haare, insbesondere nicht, wenn die Unterfunktion nur leicht ausgeprägt ist. Eher kommt es zu anderen Symptomen wie Müdigkeit und Erhöhung des Körpergewichts. Ansonsten kommt es erst allmählich zu einem Haarausfall und zu ungesund wirkenden, spröden und matten Haaren. Als erstes fällt oft eine abnehmende Fülle der Haare auf dem Kopf auf. Später können in allen Bereichen weniger Haare vorhanden sein. Kommt es zu einer Alopecia areata, dann fallen die Haare jedoch fleckweise aus.
Um die Haarpracht wieder in normaler Fülle erstrahlen zu lassen, muss der Grund der Haarveränderung behandelt werden. Die ursächliche Schilddrüsenunterfunktion wird mit der Einnahme von Schilddrüsenhormonen therapiert. Betroffene nehmen das Präparat L-Thyroxin in der Regel ein Leben lang ein. L-Thyroxin ist identisch mit dem Schilddrüsenhormon T4 (Thyroxin). Unter der Gabe des Medikaments gehen die Symptome der Schilddrüsenunterfunktion zurück, so auch die Auffälligkeiten an den Haaren.
Naturgemäß dauert es einige Zeit, bis sich das gute Haarwachstum wieder bemerkbar macht. Bis das Ergebnis der Schilddrüsenhormon-Behandlung zu sehen ist, vergehen Monate. Danach ist es möglich, dass das Haar weiterhin anders aussieht als vor Bestehen der Schilddrüsenunterfunktion. Das Wachstum beginnt außerdem oft unregelmäßig.
Damit die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen durchgeführt werden kann, muss die Hypothyreose überhaupt erst diagnostiziert werden. Folgende Anzeichen können neben den Schäden am Haar auf eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen und sollten Betroffene dazu veranlassen, den Arzt zu besuchen:
Betroffene können selbst vieles dafür tun, den Haarwuchs zusätzlich zu verbessern. Als einfachste Maßnahme gegen das Ausfallen ist es angebracht, das Haar zu schonen und nicht zusätzlich zu strapazieren:
Wichtig ist ebenso eine gute Ernährung. Sie sollte ausgewogen sein und die Kalorienzufuhr sollte nicht zu hoch sein. Zu viel Zucker und tierische Fette wirken sich ungünstig aus, auch weil sie Entzündungsprozesse und damit den Haarverlust fördern können. Die ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Spurenelementen mit der Nahrung ist Voraussetzung für die Haargesundheit. Besonders gilt es auf Jod, Zink, Eisen und Biotin (Vitamin B7) zu achten. Dies ist möglichst über eine entsprechende Ernährungsweise anzustreben. Eine etwaige Einnahme von Tabletten zur Nahrungsergänzung ist mit dem Arzt abzusprechen, um die hormonelle Situation nicht weiter aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Haarmittel werden von einigen Seiten ebenfalls empfohlen. Hier gibt es eine Vielfalt von Produkten auf dem Markt. In den meisten Fällen gibt es keinen Wirksamkeitsnachweis für die Mittel. Der Haarverlust aufgrund einer Schilddrüsenunterfunktion lässt sich ohnehin in der Regel innerhalb von Monaten beheben, wenn Schilddrüsenhormone eingenommen werden.
Healthline, Ashley Marcin – How to Reverse Hair Loss Related to Thyroid Conditions: https://www.healthline.com/health/thyroid-and-hair-loss (online, letzter Abruf 02.06.2020)
British Thyroid Foundation – Hair loss and thyroid disorders: https://www.btf-thyroid.org/hair-loss-and-thyroid-disorders (online, letzter Abruf 02.06.2020)
Netdoktor, Martina Feichter – Haarausfall: https://www.netdoktor.de/symptome/haarausfall/ (online, letzter Abruf 02.06.2020)
aktualisiert am 02.06.2020