Ein Mangel an Jod im Körper führt zu einer Schilddrüsenunterfunktion und in der Folge zu einer Schilddrüsenvergrößerung (Struma). Die Schilddrüse benötigt Jod für die Produktion der Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin). Jod muss vom Menschen in ausreichender Menge über die Nahrung aufgenommen werden. In Deutschland ist eine durch Jodmangel bedingte Schilddrüsenunterfunktion selten. Dennoch ist Deutschland ein Land, in dem von Natur aus kaum Jod vorkommt. Daher gilt es für den Einzelnen über die Nahrung oder auch über Nahrungsergänzungsmittel ausreichend Jod aufzunehmen.
Die Schilddrüse braucht Jod, um die Schilddrüsenhormone herstellen zu können:
Werden zu wenig Schilddrüsenhormone hergestellt und in den Blutkreislauf ausgeschüttet, dann besteht eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Der Jodmangel kann sich folglich durch Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion bemerkbar machen wie:
Hinzu können viele weitere, teils schwerwiegende Folgen einer Schilddrüsenunterfunktion kommen, wenn der Jodmangel ausgeprägt ist.
Ein Jodmangel macht sich erst allmählich bemerkbar. Betroffene merken einige Zeit nicht, dass sie an einer Unterfunktion der Schilddrüse leiden, da sie keine oder kaum Beschwerden haben. Deutliche Symptome treten erst bei ausgeprägter Hypothyreose auf.
Ein länger andauernder Jodmangel kann zu einer Vergrößerung der Schilddrüse führen (Struma, Jodmangelstruma). Der Mangel an Jod in den Zellen führt zusammen mit anderen Faktoren zu einer Vermehrung von Schilddrüsengewebe. Der Organismus versucht, den entstandenen Mangel an Schilddrüsenhormonen durch mehr produzierendes Gewebe auszugleichen. Eine deutlich vergrößerte Schilddrüse (auch Kropf genannt) führt zu Beschwerden wie:
Im Laufe der Jahre kann es zur Knotenbildung der Schilddrüse kommen. Neben inaktiven Knoten können sich auch autonome Bereiche bilden, die nicht mehr durch hormonelle Steuerung durch die Hirnanhangdrüse (über das Hormon TSH) beeinflusst werden können. Die autonomen Stellen in der Schilddrüse produzieren kontinuierlich Schilddrüsenhormone. Ist die Autonomie sehr ausgeprägt, kommt es zu Beschwerden einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose).
Ein Jodmangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion sind allerdings nicht die einzigen möglichen Gründe für die Schilddrüsenvergrößerung. Es kann auch eine normale Schilddrüsenfunktion oder eine Überfunktion mit einem Kropf einhergehen. Dies muss durch ärztliche Untersuchung herausgefunden werden.
Jod ist ein lebensnotwendiges Spurenelement. Der Körper kann es nur in geringer Menge speichern und muss es über den Magen-Darm-Trakt aus der Ernährung gewinnen. Den größten Teil des Jods braucht die Schilddrüse zur Synthese (Herstellung) ihrer Hormone.
Erwachsene benötigen, ebenso wie Jugendliche, 150 bis 200 Mikrogramm (μg) Jod am Tag. Schwangere brauchen mehr Jod, um auch ihr Kind im Mutterleib ausreichend zu versorgen. Sonst kann es zu schweren Entwicklungsstörungen, aber auch gehäuft zu Fehlgeburten kommen. Ähnlich sieht es für stillende Mütter mit dem Mehrbedarf aus.
Für Kinder ist eine gut arbeitende Schilddrüse und somit genügend Jod wichtig für das Wachstum und die Entwicklung. Sie brauchen absolut gesehen weniger, aber auf das Körpergewicht bezogen mehr Jod als Erwachsene. Im Alter nimmt der Jodbedarf leicht ab.
Lebensphase | Bedarf nach WHO (µg/d) | Bedarf Deutschland (µg/d) |
---|---|---|
Baby (0 bis 3 Monate) | 50 | 40 |
Baby (4 bis 11 Monate) | 50 | 80 |
Kind (1 bis 3 Jahre) | 90 | 100 |
Kind (4 bis 6 Jahre) | 90 | 120 |
Kind (7 bis 9 Jahre) | 120 | 140 |
Kind (10 bis 12 Jahre) | 120 | 180 |
Teenager (ab 13 Jahre) | 150 | 200 |
Erwachsene (bis 50 Jahre) | 150 | 200 |
Schwangerschaft | 200 | 230 |
Stillzeit | 200 | 260 |
Erwachsene (ab 51 Jahre) | 150 | 150 |
Deutschland gehört zu den Regionen der Erde, in denen sich äußerst wenig Jod in den Böden findet. Dementsprechend enthalten die heimischen Nahrungsmittel ebenso wie die hier gewonnenen Trink- und Mineralwässer in aller Regel kaum Jod. Wegen des Status als Jodmangelregion litten früher viele Menschen an einem Kropf (Jodmangelstruma). Das ist heute wesentlich seltener der Fall, denn eine jodreiche Ernährung ist leicht möglich und das normale Speisesalz ist jodiert. Bei Kindern ist die Versorgungslage mit Jod im Allgemeinen gut. Dennoch gilt ein Joddefizit bei mindestens jedem dritten Menschen in Deutschland als wahrscheinlich.
Meeresfische sind an erster Stelle zu nennen bei den Lebensmitteln, die Jod liefern. Zu den Fischen mit hohem Jodgehalt gehören Seelachs, Scholle, Schellfisch, Kabeljau und Hering. Pro Woche wird empfohlen, zweimal Fisch zu essen. Weitere verzehrbare Meerestiere wie Krabben und Garnelen enthalten ebenfalls viel Jod. Mit Algen müssen Verbraucher vorsichtig sein, denn sie enthalten teils enorm viel Jod. Eier und Milch können weitere Jodquellen sein, was aber vom Futter abhängt, das die Hühner beziehungsweise Kühe bekommen.
Unter den Gemüsesorten ist Spinat ein guter Jodlieferant, ebenso Grünkohl oder Broccoli. Dennoch stehen Veganer und Vegetarier vor Problemen bei der Jodversorgung und müssen gegebenenfalls Jod zusätzlich einnehmen.
In Deutschland ist das herkömmliche Speisesalz jodiert und trägt zur Jodversorgung der Bevölkerung bei. Ein Teil der Firmen benutzt Jodsalz auch zur Herstellung von Fertigprodukten. Spezialsalze, Gourmetsalze oder Salz-Gewürz-Mischungen enthalten hingegen meist kein Jod.
Außerdem enthalten manche Mineralwässer Jod in erwähnenswerten Mengen.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion durch ein Fehlen von Jod wird wie bei anderen Formen der Hypothyreose vorrangig L-Thyroxin zum Ersatz der Schilddrüsenhormone gegeben. Damit die Schilddrüse wieder ausreichend Hormone produzieren kann, müssen Betroffene zusätzlich Tabletten mit Jod (Jodid) einnehmen. Meist müssen 100 bis 200 Mikrogramm Jod pro Tag (zusätzlich) eingenommen werden. Durch den Ausgleich des Jodmangels kann sich bei vielen Patienten die vergrößerte Schilddrüse wieder zurückbilden.
Für Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit und für vegan oder vegetarisch lebende Menschen ist die zusätzliche Einnahme von Jodid hilfreich, um eine ausreichende Zufuhr sicherzustellen.
Die tägliche Jodaufnahme sollte insgesamt nicht höher als 500 µg liegen. Auf keinen Fall sollten Jodtabletten ohne vorherige Diagnose oder Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Liegt zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), eine Hashimoto-Thyreoiditis (häufige Form der Schilddrüsenentzündung) oder ein aktiver Knoten in der Schilddrüse vor, dann kann das Mehr an Jod gefährlich werden.
Deutsches Schilddrüsenzentrum, Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren – Bedeutung des Jod für die Schilddrüse: https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/funktion-der-schilddruese/bedeutung-des-jod-fuer-die-schilddruese/ (online, letzter Abruf: 04.05.2020)
Healthline, Ryan Raman – 10 Signs and Symptoms of Iodine Deficiency: https://www.healthline.com/nutrition/iodine-deficiency-symptoms (online, letzter Abruf: 04.05.2020)
Deutsches Ärzteblatt, Petra-Maria Schumm-Dräger; Frank Grünwald – Jodmangelstruma: Aspekte der Kombinationstherapie: https://www.aerzteblatt.de/archiv/35780/Jodmangelstruma-Aspekte-der-Kombinationstherapie (online, letzter Abruf: 04.05.2020)
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. – Jod: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/jod/ (online, letzter Abruf: 04.05.2020)
Arbeitskreis Jodmangel – Jodmangel: https://jodmangel.de/ausreichende-jodversorgung/jodmangel/ (online, letzter Abruf: 04.05.2020)
aktualisiert am 12.05.2020