Schmerzen, die im Gesäß und gleichzeitig an der Hüfte auftreten, können verschiedene Ursachen haben. Dies kann unter anderem eine Hüftgelenksarthrose (Verschleiß), eine Schleimbeutelentzündung an der Hüfte, eine Reizung des Ischiasnervs oder auch die Folge einer Hüftgelenks-Operation sein.
Für Schmerzen, die sowohl im Gesäß als auch in der Hüfte auftreten, kommen vor allem folgende Auslöser in Frage:
Ein Verschleiß (Arthrose) des Hüftgelenkes führt nach und nach zu Schmerzen im Bereich der Hüfte. Diese können in der Leiste, an der Außenseite der Hüfte und auch im Gesäß auftreten. Zuerst kommt es zu einem Anlaufschmerz am Morgen oder nach längeren Ruhephasen. Später tritt der Schmerz auch bei Belastung auf. Bei einer ausgeprägten Arthrose kommt es auch zu Schmerzen in Ruhe. Zusätzlich verringert sich die Beweglichkeit der Hüfte immer mehr. So können das Schuhe- oder Strümpfeanziehen problematisch werden oder auch das Ein- und Aussteigen zum Autofahren.
Die Therapie erfolgt zu Beginn konservativ (ohne Operation) mit entzündungs- und schmerzlindernden Medikamenten wie Ibuprofen oder Diclofenac. Wichtig ist hier auch Physiotherapie zur Entspannung schmerzhafter Muskulatur und zur Erhaltung oder Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit. Wenn konservative Maßnahmen bei fortgeschrittener Arthrose nicht mehr helfen, kann es sinnvoll sein, ein künstliches Hüftgelenk einzusetzen.
Schmerzen in Gesäß und Hüfte nach dem Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes können zunächst einmal harmlos sein. Sie können darauf hindeuten, dass die Heilung einfach noch Zeit benötigt. Für Schmerzen nach der Hüft-OP, die nach einigen Wochen weiterhin bestehen oder nach einer gewissen Zeit neu auftreten, kommen meist zwei Erklärungen in Frage:
Vor allem an der Außenseite der Hüfte liegt ein Schleimbeutel (Bursa trochanterica), der bei Entzündung Schmerzen verursachen kann, die bis ins Gesäß ausstrahlen. Schleimbeutel dienen als Puffer zwischen Muskeln oder Sehnen und Knochen. Durch Überbelastung, beispielsweise beim Sport, kann es zu einer Schleimbeutelentzündung kommen.
Die Therapie besteht in der Gabe von entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten oder auch in der Injektion solcher Medikamente direkt in den Schleimbeutel.
Auch Reizungen von Muskulatur, gerade im Po oder am äußeren Oberschenkel, können Schmerzen sowohl in der Hüfte als auch im Gesäß verursachen. Überbelastungen durch Sport, Beckenfehlstellungen oder ungewohnte Tätigkeiten wie eine lange Wanderung können Auslöser sein. Schmerzen treten dann vor allem bei Belastung, aber auch bei Dehnung oder Druck auf die Muskelansätze auf. Manchmal ist auch ein Ruheschmerz vorhanden.
Die Therapie erfolgt meist konservativ (ohne OP). Physiotherapie mit speziellen Techniken wie Querfriktionen, aber auch Dehnungen, Kälte- oder Wärmeanwendungen können hilfreich sein. Bei Bedarf werden Medikamente gegen die Schmerzen und die Entzündung eingenommen. In hartnäckigen Fällen kann eine Spritzentherapie in Betracht gezogen werden.
Beim Piriformis-Syndrom kommt es zu einer Reizung und Verdickung des Piriformis-Muskels. Dieser liegt tief im Gesäß und in direkter Nachbarschaft zum Ischiasnerv. Deshalb kann der Muskel Druck auf den Nerv ausüben, was ausstrahlende Schmerzen bis in den Oberschenkel und die äußere Hüfte verursachen kann. Ein Piriformis-Syndrom kann durch langes und immer wiederkehrendes Sitzen entstehen, durch Überbeanspruchung der Muskulatur im Sport oder im Alltag oder auch durch einen Sturz auf das Gesäß.
Die Therapie erfolgt fast immer konservativ (nicht operativ). Physiotherapie mit lockernden und mobilisierenden Übungen ist sinnvoll. Auch das Erarbeiten eines Eigenübungsprogrammes für zu Hause ist wichtig. Dabei sollte nicht nur die Gesäßmuskulatur gedehnt werden, sondern auch die Hüftbeuger als Gegenspieler. Wenn schwache Muskeln erkannt werden, sollten entsprechende Kräftigungsübungen durchgeführt werden, um wieder ein Muskelgleichgewicht herzustellen. Wärmeanwendungen (warmes Bad, Kirschkernkissen, Fango oder Ähnliches) können zur Entspannung von Muskeln beitragen. In manchen Fällen ist die Einnahme von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten sinnvoll oder auch das Spritzen entsprechender Mittel direkt in den Muskel. Nur in sehr seltenen Fällen wird über eine operative Durchtrennung des Piriformis-Muskels nachgedacht.
Bei einer Ischialgie kommt es zu Schmerzen und anderen Symptomen im Verlauf des Ischiasnervs. Die Ursachen für die Irritation des Nervs können vielfältig sein. Ein Bandscheibenvorfall, ein verengter Rückenmarkskanal (Spinalkanalstenose) oder auch ein verengtes Austrittsloch für den Nerv an der Wirbelsäule (Foramenstenose) sind mögliche Auslöser. Bei all diesen Krankheitsbildern kann es dazu kommen, dass Druck auf den Ischiasnerv ausgeübt wird. Die Folge sind Schmerzen, die vom unteren Rücken über das Gesäß und die Hüfte bis ins Bein ausstrahlen können. Ein Kribbeln, ein Taubheitsgefühl oder ein Brennen in diesen Bereichen sind ebenfalls möglich. Zusätzlich kann es zu Muskelschwäche oder Lähmungen der vom Nerv versorgten Muskulatur kommen.
Ziel der Therapie ist es, den Nerv zu entlasten. In vielen Fällen ist dies konservativ mit Medikamenten und Physiotherapie möglich. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine Operation notwendig werden. Je nach Ursache der Nervenirritation wird dann entweder der Bandscheibenvorfall entfernt oder knöcherne Anbauten an der Wirbelsäule werden beseitigt.
Bei einer ISG-Blockade verkanten sich die beiden Gelenkflächen am Kreuzbein und an der Beckenschaufel (Darmbein) miteinander. Ursache hierfür kann ein Sturz, eine Bewegung beim Sport, das Anheben eines schweren Gegenstandes oder auch das Schieftreten mit dem Fuß sein. Beinlängendifferenzen oder Muskelungleichgewichte im Bereich der Hüfte, des Rückens und des Beckens können ebenfalls Auslöser sein. Eine ISG-Blockade verursacht Schmerzen im Rücken, die über das Gesäß und die Hüfte bis ins Bein ausstrahlen können. Treppensteigen, verschiedene Rumpfbewegungen und längeres Sitzen verstärken die Schmerzen oft oder lösen sie erst aus.
Die Therapie erfolgt konservativ. Die Blockade wird vom Arzt oder Therapeuten (Physiotherapeuten, Manualtherapeuten, Chirotherapeuten oder Osteopathen) gelöst. Parallel dazu ist es wichtig, Muskelverspannungen zu reduzieren. Sonst besteht die Gefahr, dass die Muskelungleichgewichte das Gelenk zurück in die Blockade ziehen. Wärmeanwendungen, Massagen oder Dehnungen sind hier hilfreich. Im weiteren Verlauf der Therapie ist es wichtig, Muskelungleichgewichte gezielt zu beheben. Dazu werden verkürzte Muskeln gedehnt und schwache gekräftigt. Beinlängendifferenzen können mit Einlagen oder Schuherhöhungen ausgeglichen werden. In manchen Fällen sind auch schmerzlindernde Medikamente oder Spritzen in das Iliosakralgelenk (ISG) wirkungsvoll. Eine Operation wird in der Regel nicht benötigt.
Bei Gesäßschmerzen, die gleichzeitig im Gesäß und in der Hüfte auftreten, ist eine sorgfältige Analyse der Ursache entscheidend. Eine Hüftgelenksarthrose wird anders behandelt als ein Piriformis-Syndrom, ein Bandscheibenvorfall anders als eine Schleimbeutelentzündung. Bei den meisten Ursachen können ohne Operation sehr gute Erfolge erzielt werden.
Stuttgarter Nachrichten, Regine Warth – Wenn es mit der neuen Hüfte nicht gut läuft: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.medizin-wenn-es-mit-der-neuen-huefte-nicht-gut-laeuft.dd378808-4a71-4238-b6c5-088679dab3da.html (online, letzter Abruf: 23.05.2022)
Ortho Illinois, Dr. Frank Bohnenkamp – I had a total hip replacement and my hip hurts!: https://www.orthoillinois.com/blog/i-had-a-total-hip-replacement-and-my-hip-hurts/ (online, letzter Abruf: 23.05.2022)
Healthline, Stephanie Watson – What`s Causing This Pain in My Buttocks?: https://www.healthline.com/health/pain-in-buttocks (online, letzter Abruf: 23.05.2022)
aktualisiert am 23.05.2022