Der medizinische Fachausdruck Luxation stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Verrenken oder Auskugeln. Die Knochen, die zusammen über ein Gelenk verbunden sind, verlieren dabei den Kontakt zueinander.
Viele Knochen sind miteinander über Gelenke verbunden. Jedes Gelenk besteht aus den Gelenkflächen der beteiligten Knochen, einem Gelenkspalt und einer Gelenkkapsel.
Die Gelenkflächen der Knochen sind mit einer schützenden Knorpelschicht überzogen. Dadurch wird der Druck auf den Knochen besser verteilt und ein reibungsloser Bewegungsablauf ermöglicht.
Zwischen den Gelenkflächen befindet sich ein hauchdünner Spalt, der nach außen durch die Gelenkkapsel abgeschlossen wird. Die Gelenkkapsel produziert die sogenannte Synovia, eine Gelenkschmiere, die den Knorpel ernährt, ein Gleiten der Gelenkflächen ermöglicht und als Stoßdämpfer wirkt.
Die Form der Gelenkflächen gibt die Beweglichkeit des Gelenks vor. Außerdem beeinflussen Muskeln, Bänder, Knochen und Weichteile das Ausmaß der Beweglichkeit.
Je beweglicher ein Gelenk ist, desto größer ist die Gefahr, dass es luxieren kann. Häufigste Ursache für eine Luxation sind hohe Krafteinwirkungen auf das Gelenk wie bei Autounfällen, Sportverletzungen oder Stürzen. Der Knochen befindet sich dann nach einem solchen Ereignis nicht mehr in seiner Position. Dadurch kann es zu Schäden an Muskulatur, Bändern, Sehnen oder Blutgefäßen kommen. Daher sollte eine Luxation umgehend durch einen Arzt behandelt werden.
Nach Schwere der Luxation unterscheidet man die echte Luxation, bei der es zum vollständigen Kontaktverlust der Gelenkflächen der beteiligten Knochenenden zueinander kommt, und die Subluxation mit einer unvollständigen Verschiebung der Kontaktflächen.
Nach der Ursache werden sie ebenfalls unterteilt:
Eine weitere Unterteilung der Luxation erfolgt nach dem beteiligten Gelenk. Einige Beispiele sind:
Häufigste Ursache einer Luxation sind Verletzungen durch eine starke Krafteinwirkung auf das Gelenk wie beispielsweise bei Autounfällen oder Stürzen aus großer Höhe. Ältere Menschen oder Sportler, die das entsprechende Gelenk dauerhaft überbeanspruchen, haben generell ein höheres Risiko für eine Luxation als andere Personen.
Eine weitere Ursache ist eine angeborene Bindegewebsschwäche. Bei dem erblichen Ehlers-Danlos-Syndrom sind beispielsweise die Gelenke instabil und schon kleine Unfälle führen leichter zu Luxationen oder anderen Verletzungen des Bewegungsapparates als bei nicht betroffenen Menschen.
Eine angeborene Luxation kann ebenfalls direkt auftreten: Häufigste Form ist die Hüftgelenksluxation durch eine Störung der Verknöcherung der Hüfte (Hüftdysplasie). Der Oberschenkelkopf sitzt nicht stabil in der Hüftgelenkspfanne.
Grundsätzlich kann jeder Mensch durch Unfälle eine Gelenkluxation erleiden. Aktive Menschen, die Sportarten mit hoher Verletzungs- oder Sturzgefahr betreiben (wie Skifahren, Ballsportarten, Reiten), haben ein höheres Risiko für ausgekugelte Gelenke als andere Personen. Alte Menschen, deren Gelenke durch Abnutzungserscheinungen instabil sind, haben ebenfalls ein höheres Risiko.
Bei einer Luxation kommt es zu einer Verletzung der Gelenkkapsel. Dies ist häufig an einer Schwellung und Blutergussbildung zu erkennen. Die beteiligten Knochen verlieren ihre richtige Position, das Gelenk nimmt dadurch eine ungewöhnliche Stellung ein. Weitere Symptome einer Luxation sind:
Eine Luxation ist immer als Notfall anzusehen. Betroffene sollten umgehend in die Notaufnahme gebracht werden. Nur so können beteiligte Knochenbrüche oder Gefäßverletzungen erkannt und schwere Schäden vermieden werden. Versuchen Sie nicht, das Gelenk in die ursprüngliche Position zurückzubringen. Auf dem Weg zum Arzt sollte das Gelenk ruhig gestellt und gekühlt werden. So können Folgeschäden verhindert sowie Schwellungen und Schmerzen gelindert werden.
Eine Luxation sollte immer von einem Arzt behandelt werden. Für den Transport halten Sie den Arm möglichst ruhig, gegebenenfalls können unterstützend Binden angelegt werden. Kühlen Sie das betroffene Gelenk, um Schwellungen und Schmerzen zu lindern.
Ziel der Therapie ist es, das Gelenk wieder in seine ursprüngliche Position zu bringen, ohne dabei umgebene Strukturen zu verletzen. Welche Behandlung der Arzt wählt, ist abhängig von dem betroffenen Gelenk, der Art und Schwere der Luxation und von den Begleitverletzungen.
Bevor über die Therapie entschieden wird, ist eine Untersuchung erforderlich. In der Regel erhalten Betroffene bereits zu Beginn der Untersuchung ein Schmerzmittel. Der Arzt beurteilt das Ausmaß der Verletzung durch vorsichtiges Abtasten und Prüfung der Durchblutung, der Nervenfunktion und der Beweglichkeit des Gelenks.
Röntgenaufnahmen werden zum Ausschluss von Knochenverletzungen und zur Beurteilung der Schwere der Luxation durchgeführt. Wenn der Verdacht auf Verletzungen von Bändern, Muskulatur oder Gefäßen besteht folgt in schweren Fällen eine Untersuchung durch Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT).
Bei sehr leichten Luxationen kommt es in einigen Fällen durch Ruhighaltung, Kühlung, Druckverband und Hochlagern des Gelenks zu einer selbstständigen Rückkehr in die richtige Gelenkposition.
In schwereren Fällen müssen Methoden zum Einsatz kommen, die die Gelenkanteile wieder in die richtige Lage zueinander zu bringen (Reposition). Wenn keine Begleitverletzungen bestehen, wird versucht, das Gelenk durch Dreh- und Ziehbewegungen manuell einzurenken. Dieser Eingriff ist sehr schmerzhaft, so dass Betroffene neben einem Schmerzmittel häufig eine Kurznarkose erhalten.
Bei Begleitverletzungen oder wenn eine manuelle Einrenkung nicht erfolgreich durchgeführt werden kann, ist ein operativer Eingriff zur Reposition notwendig. Bei sehr jungen Patienten oder Sportlern wird häufiger als bei weniger aktiven Menschen ein chirurgischer Eingriff durchgeführt, um eine erneute Luxation zu verhindern.
Zur Kontrolle der Position wird im Anschluss an die Reposition eine Röntgenaufnahme durchgeführt. Das Gelenk wird mit entsprechenden Verbänden (Gipsverband, Schiene, Schlinge) ruhig gestellt, um eine erneute Luxation zu verhindern und eine vollständige Ausheilung zu ermöglichen. Die Dauer der Ruhigstellung ist abhängig von der Schwere der Verletzung und dem beteiligten Gelenk. Im Anschluss daran beginnt die Physiotherapie. Schrittweise wird die Kraft und Beweglichkeit des Gelenks gesteigert. Außerdem dient die Physiotherapie dem Aufbau der Muskulatur, die dem Gelenk eine zusätzliche Stabilität gibt.
Die Dauer, bis ein verrenktes Gelenk verheilt ist, ist individuell unterschiedlich. Die meisten Luxationen verheilen in einigen Wochen bei entsprechender Therapie. Bei komplizierten Verletzungen (mit Beteiligung von Gefäßen und Nerven) oder bei Luxation von großen, beanspruchten Gelenken (wenn beispielsweise das Hüftgelenk betroffen ist) kann die Heilung jedoch auch einige Monate bis Jahre dauern. Teilweise sind weitere chirurgische Eingriffe nötig.
Jede Luxation führt dazu, dass der Gelenkbereich an Stabilität verliert und es leichter zu einer erneuten Ausrenkung kommt. Langzeitprobleme wie bleibende Schmerzen sind möglich, vor allem wenn nicht rechtzeitig eine Therapie des ausgekugelten Gelenks durchgeführt wurde.
Die Hauptursache für Luxationen sind Verletzungen, die man in der Regel nicht vermeiden kann (Einwirkungen wie Stürze, Autounfälle). Sportler können sich in einigen Fällen durch geeignete Schutzkleidung schützen. Die Gefahr von Verletzungen wird außerdem reduziert, wenn der Körper in einem ausreichend guten Trainingszustand ist. Übungen zur Verbesserung der Koordination tragen ebenfalls zu einem minimierten Verletzungsrisiko bei. Ansonsten helfen alle Maßnahmen, mit denen Unfällen allgemein vorgebeugt werden kann. Dies schließt die Beseitigung von Stellen mit Rutsch- oder Stolpergefahr im Haushalt ebenso mit ein wie das eigene risikobewusste Verhalten.
Patienten mit angeborenen Erkrankungen, die zu einem erhöhten Luxationsrisiko führen, sollten sich generell vorsichtig verhalten und Sportarten mit hohen Verletzungsrisiko vermeiden. Das Gleiche gilt auch für Patienten, bei denen bereits eine Luxation vorgekommen ist.
Bei einer Gelenksluxation sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen, um einen schweren Verlauf oder Folgeschäden zu vermeiden. Nur so können umliegende Strukturen beurteilt, Begleitverletzungen erkannt und entsprechend behandelt werden.
Im Anschluss an die Behandlung sollten Sie langsam mit der Belastung und Bewegung des Gelenks beginnen. Physiotherapeuten helfen Ihnen, mit den entsprechenden Übungen das Gelenk zu stabilisieren.
Netdoktor, Carola Fechner – Luxation: https://www.netdoktor.de/krankheiten/luxation/ (online, letzter Abruf: 13.01.2020)
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aktualisiert am 13.01.2020