Die Schulterarthrose äußert sich typischerweise durch schleichende, anhaltende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, die zunächst bei alltäglichen Bewegungen, später auch in Ruhe oder nachts auftreten können. Charakteristisch sind ein Steifigkeitsgefühl, vor allem nach längeren Ruhephasen, sowie Knirsch- oder Reibegeräusche im Gelenk. Die Diagnose erfolgt durch Anamnese, körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT, die Behandlung reicht von konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie und Schmerzmitteln bis hin zu operativen Eingriffen, je nach Verlauf der Erkrankung.
Prof. Ockert: Typische Symptome einer Schulterarthrose sind vor allem anhaltende Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit im Schultergelenk. Viele Betroffene bemerken zunächst, dass bestimmte Alltagsbewegungen, wie das Anheben des Arms oder das Greifen nach Gegenständen auf Kopfhöhe, zunehmend unangenehm werden oder sogar Schmerzen auslösen. Häufig sind die Schmerzen nicht sofort stark, sondern nehmen langsam über Wochen oder Monate hinweg zu. Auch ein steifes, unbewegliches Gefühl in der Schulter, vor allem morgens oder nach längerem sitzen, kann auf eine Arthrose hindeuten.
Ein weiteres typisches Anzeichen ist ein Knirschen oder Reiben im Gelenk, das man manchmal bei kreisenden Bewegungen wahrnimmt. Je weiter die Arthrose fortschreitet, desto stärker können Schmerzen auch in Ruhephasen oder nachts auftreten, was den Schlaf beeinträchtigen kann. Insgesamt zeigen sich die Symptome meist schleichend und werden im Laufe der Zeit häufiger und intensiver.
Prof. Ockert: Schulterarthrose ist eine Abnutzung des Gelenkknorpels im Schultergelenk. Während andere Schulterbeschwerden oft durch Verletzungen wie eine Sehnenentzündung (Tendinitis), einen Rotatorenmanschettenriss oder Schleimbeutelentzündungen ausgelöst werden, äußert sich Arthrose meist durch einen allmählich zunehmenden, anhaltenden Schmerz und Bewegungseinschränkungen. Typisch ist auch ein "steiferes" Gefühl in der Schulter, vor allem nach längeren Ruhephasen, zum Beispiel morgens nach dem Aufstehen. Während akute Sehnenprobleme häufig stark mit bestimmten Bewegungen oder Belastungen zusammenhängen, entwickeln sich die Schmerzen bei Arthrose eher langsam und treten auch in Ruhe oder nachts auf. Ein weiteres Indiz sind knirschende oder reibende Geräusche, wenn Sie den Arm bewegen.
Schulterarthrose ist eine Abnutzung des Gelenkknorpels im Schultergelenk.
Prof. Ockert: Ja, das ist durchaus möglich. Bei Schulterarthrose nehmen viele Betroffene automatisch eine Schonhaltung ein, um die Schmerzen in der Schulter zu vermeiden. Diese Schonhaltung kann dazu führen, dass andere Muskeln – etwa im Nacken- oder Rückenbereich – verstärkt belastet werden. Dadurch kann es zu Verspannungen und Schmerzen in diesen Bereichen kommen. Die Beschwerden "wandern" also indirekt, weil der Körper versucht, das schmerzende Gelenk zu entlasten.
Prof. Ockert: Zunächst führe ich ein ausführliches Gespräch (Anamnese) durch, um die Symptome des Patienten, deren Verlauf und bisherige Behandlungen zu erfragen. Danach erfolgt eine händische Untersuchung: Ich prüfe, wie beweglich die Schulter ist, ob bestimmte Bewegungen Schmerzen auslösen oder ob ein Knirschen spürbar ist. Anschließend kommen bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen zum Einsatz, um Veränderungen am Gelenkspalt und am Knochen festzustellen.
Gegebenenfalls folgen auch Ultraschall oder eine MRT-Untersuchung, um Weichteile wie Sehnen und Muskeln beurteilen zu können. In seltenen Fällen kann eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt werden, um direkt ins Gelenk zu schauen. Dies ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn die Arthrose noch nicht weit fortgeschritten ist und im Rahmen des Eingriffs Schäden behoben werden können, die eine Schmerzlinderung oder eine Bewegungsverbesserung erwarten lassen.
Ich prüfe, wie beweglich die Schulter ist, ob bestimmte Bewegungen Schmerzen auslösen oder ob ein Knirschen spürbar ist.
Prof. Ockert: Ja, die Schulterarthrose lässt sich in unterschiedliche Schweregrade einteilen:
Prof. Ockert: Konservative, also nicht-operative Methoden, umfassen Schmerzmedikamente (wie Ibuprofen oder Diclofenac), entzündungshemmende Gels und Salben, sowie Wärmeanwendungen oder Kühlung. Auch spezielle Nahrungsergänzungsmittel, wie Glucosamin oder Chondroitin, werden manchmal eingesetzt, um den Knorpel zu unterstützen, auch wenn ihre Wirksamkeit umstritten ist. Physiotherapie, gezielte Kräftigungs- und Dehnungsübungen sowie leichte Alltagsanpassungen können ebenfalls helfen. Wichtig ist auch, dass man Überlastungen und ungünstige Bewegungen vermeidet.
Konservative, also nicht-operative Methoden, umfassen Schmerzmedikamente (wie Ibuprofen oder Diclofenac), entzündungshemmende Gels und Salben, sowie Wärmeanwendungen oder Kühlung.
Prof. Ockert: Die Physiotherapie kann dabei helfen, die Muskulatur rund um das Schultergelenk zu kräftigen, um das Gelenk zu entlasten. Durch gezielte Übungen wird außerdem die Beweglichkeit verbessert und Schmerzen können langfristig reduziert werden. Häufig empfiehlt man anfangs 1-2 Termine pro Woche, später können die erlernten Übungen eigenständig zu Hause fortgeführt werden. Die Physiotherapie soll langfristig mehr Stabilität, weniger Schmerz und mehr Bewegungsfreiheit ermöglichen.
Prof. Ockert: Ja, ein gesunder Lebensstil kann tatsächlich helfen. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst, Gemüse, gesunden Fetten (z.B. aus Fisch oder Avocado) und Vollkornprodukten, kann entzündungshemmend wirken. Das Halten eines normalen Körpergewichts ist ebenfalls wichtig, um unnötigen Druck auf die Gelenke zu vermeiden. Auch regelmäßige, aber sanfte Bewegung – wie Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen – kann helfen. Vermeiden Sie übermäßigen Alkohol- und Zuckerkonsum, da diese Entzündungsprozesse im Körper begünstigen können.
Prof. Ockert: Vermeiden Sie Überlastungen oder wiederholte, einseitige Bewegungen, die das Schultergelenk stark beanspruchen. Dazu gehört schweres Heben über Schulterhöhe oder ruckartige, ungewohnte Bewegungen. Auch eine allzu lange Ruhigstellung ist nicht förderlich, da der Knorpel über Bewegung mit Nährstoffen versorgt wird. Ein ausgewogenes Mittelmaß an schonender Aktivität ist ideal.
Vermeiden Sie Überlastungen oder wiederholte, einseitige Bewegungen, die das Schultergelenk stark beanspruchen.
Prof. Ockert: Ja, manche Patienten berichten von positiven Effekten durch alternative Methoden wie Akupunktur oder manuelle Therapie. Auch Osteopathie, Massagen oder Wärmeanwendungen wie Fango-Packungen können die Muskeln lockern, Schmerzen lindern und das allgemeine Wohlbefinden verbessern. Wichtig ist, dass man seriöse Anbieter wählt und keine Wunder erwartet. Oft ist eine Kombination aus schulmedizinischen und ergänzenden Maßnahmen am erfolgreichsten.
Prof. Ockert: Injektionen können kurzfristig Entlastung bieten. Kortison-Injektionen wirken entzündungshemmend und können Schmerzen für einige Wochen oder sogar Monate reduzieren. Hyaluronsäure-Injektionen sollen den Gelenkknorpel gleitfähiger machen und so Reibungsschmerzen verringern. Allerdings halten diese Effekte nicht ewig an, und die Wirkung ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Sie können eine vorübergehende Besserung bringen, sind aber keine dauerhafte Lösung für das Grundproblem.
Injektionen können kurzfristig Entlastung bieten.
Prof. Ockert: Eine Operation wird in der Regel dann erwogen, wenn konservative Maßnahmen (Medikamente, Physiotherapie, Injektionen) ausgeschöpft sind und die Schmerzen sowie Bewegungseinschränkungen den Alltag stark beeinträchtigen. Wenn es beispielsweise unmöglich wird, den Arm zu heben, sich anzuziehen oder alltägliche Tätigkeiten schmerzfrei durchzuführen, kann ein operativer Eingriff helfen, die Lebensqualität wieder zu verbessern.
Prof. Ockert: Ein Vorteil ist, dass eine Operation – etwa ein künstlicher Gelenkersatz – starke Schmerzen langfristig lindern und die Funktion des Schultergelenks deutlich verbessern kann. Dadurch gewinnt man mehr Selbstständigkeit im Alltag. Nachteile sind die Risiken, die mit jeder Operation einhergehen: Infektionen, Wundheilungsstörungen oder Komplikationen durch die Narkose, welche heutzutage jedoch bei sorgfältiger Planung und einer hohe Routine statistisch gering sind. Zudem erfordert die Reha nach einer Schulteroperation Geduld und konsequentes Üben.
Prof. Ockert: Es gibt verschiedene Verfahren, abhängig vom Schweregrad und der genauen Situation:
Prof. Ockert: Die Genesungszeit hängt von der Art der Operation und Ihrer persönlichen Ausgangslage ab. In der Regel kann man von mehreren Wochen bis Monaten ausgehen. Nach einer Prothesenimplantation ist oft eine mehrwöchige Ruhigstellung des Arms nötig, gefolgt von einer intensiven Physiotherapie. Bei der inversen Schulterendoprothese ist eine mehrwöchige Ruhigstellung nicht erforderlich. Nach etwa 3 bis 6 Monaten können viele Alltagsaktivitäten wieder schmerzfrei ausgeführt werden, doch der komplette Heilungsprozess kann bis zu einem Jahr dauern.
Nach etwa 3 bis 6 Monaten können viele Alltagsaktivitäten wieder schmerzfrei ausgeführt werden...
Prof. Ockert: Achten Sie darauf, Ihren Tagesablauf so zu planen, dass Sie nicht zu viele einseitige oder belastende Bewegungen hintereinander ausführen. Legen Sie regelmäßig Pausen ein, nutzen Sie Hilfsmittel (z.B. längere Griffhilfen oder spezielle Öffner für Flaschen), um die Schulter zu entlasten.
Eine gute Körperhaltung ist wichtig: Versuchen Sie, nicht mit hochgezogenen Schultern zu sitzen oder zu stehen. Unterstützende Übungen zur Kräftigung der Schulter- und Rückenmuskulatur helfen ebenfalls. Und vor allem: Nehmen Sie sich Zeit, hören Sie auf Ihren Körper und überschreiten Sie nicht ständig Ihre Schmerzgrenze.
Prof. Ockert: In der Regel ist Sport weiterhin möglich, allerdings sollten Sie auf schonende Sportarten setzen. Empfehlenswert sind Schwimmen (vor allem Rückenschwimmen), leichtes Radfahren oder Gymnastikübungen, die den Schultergürtel sanft mobilisieren. Auch Yoga oder Pilates können helfen, solange die Übungen an Ihre individuellen Möglichkeiten angepasst werden. Verzichten Sie auf Sportarten, die starke Stoßbelastungen auf die Schulter ausüben, wie Handball, Kampfsport oder intensives Gewichtheben über dem Kopf.
Sport ist weiterhin möglich, allerdings sollten Sie auf schonende Sportarten setzen.
Prof. Ockert: In den vergangenen Jahren gab es Fortschritte bei den Materialien für Schulterprothesen (z.B. langlebigere, besser verträgliche Implantate) und verbesserte Operationstechniken, etwa minimal-invasive Verfahren. Auch die bildgebende Diagnostik hat sich weiterentwickelt, sodass Probleme früher erkannt und genauer beurteilt werden können. Zudem gibt es mit patientenspezifischen Implantaten und der Navigation Möglichkeiten, das Einsetzen eines Kunstgelenks noch präziser auszuführen.
Prof. Ockert: Die Forschung beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, wie man den Knorpelabbau in Zukunft besser aufhalten oder sogar rückgängig machen kann. Es werden neue biomimetische Materialien und regenerative Therapien erprobt, die beispielsweise Stammzellen nutzen, um beschädigten Knorpel zu reparieren. Auch die Weiterentwicklung von Operationstechniken, Implantaten und physiotherapeutischen Konzepten steht im Fokus. Zudem untersucht man, wie digitale Technologien (Apps, Online-Trainingsprogramme, Tele-Reha) Patienten im Heilungsprozess unterstützen können.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 13.12.2024.