Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist ein Organ, das sich in horizontaler Richtung vor der Wirbelsäule und hinter dem Magen befindet. Das Pankreas bildet wichtige Verdauungsenzyme, die im Pankreassaft enthalten sind, welcher über ein Gangsystem in den Zwölffingerdarm abgegeben wird. Des Weiteren befinden sich in der Bauchspeicheldrüse die Inselzellen, welche vor allem Insulin, das zur Verstoffwechselung von Zucker unentbehrlich ist, herstellen und in die Blutbahn ausschütten. Bei einem Insulinmangel kommt es zur Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).
Tumoren der Bauchspeicheldrüse können gutartig (z.B. Zysten, Adenom, Insulinom) oder bösartig (fast immer ein Pankreaskarzinom) sein.
Eine definitive Ursache für einen Pankreastumor ist nicht bekannt. Das Risiko, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken, ist erhöht bei chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) sowie bei häufigem Alkoholkonsum, Rauchen und ungesunder Ernährung. Häufig sind ältere Patienten ab dem 60. Lebensjahr betroffen.
Sehr häufig werden bei bösartigen Tumoren keine Beschwerden verspürt. Meist erst in einem fortgeschrittenen Zustand können Schmerzen im oberen Bauchbereich, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und körperliche Schwäche entstehen. Nicht selten besteht eine Gelbsucht (Ikterus, Verschlussikterus) durch Verlegung der Gallenwege.
Durch Gewebewucherungen wird umliegendes Gewebe, teilweise auch von anderen Organen, abgedrängt und eventuell zerstört. Liegt ein bösartiger Tumor vor, können sich Zellen vom Tumorverband abtrennen und sich als Tochtergeschwülste (Metastasen) an anderen Stellen des Körpers absiedeln. Das Pankreaskarzinom wird in vier Stadien eingeteilt, die über die Tumorgröße und über eventuelle Metastasen definiert werden.
Ein Insulinom, ein gutartiger Tumor der insulinproduzierenden Zellen, kann sich durch Gewichtszunahme, körperliche Schwäche oder Schwindelgefühl und Bewusstseinstrübungen äußern. Andere gutartige Tumoren zeigen meist keine besonderen Symptome.
Neben der Befragung der Krankheitsgeschichte und der Lebensgewohnheiten werden bildgebende Verfahren eingesetzt, beispielsweise Ultraschall oder CT (Computertomographie). Des Weiteren wird eine Blutuntersuchung vorgenommen. Bei einer Magen-Darm-Gallenwegs-Spiegelung (ERCP) kann oftmals der Tumor dargestellt werden.
Bösartige Tumoren müssen von gutartigen unterschieden werden. Eine chronische Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) kann ähnliche Symptome verursachen.
Bei einem Pankreaskarzinom, welches nicht erfolgreich operiert werden kann, kann manchmal über eine Spiegelung der Gallenwege eine Therapie erfolgen, die allerdings nur die Symptome lindern kann und keine Heilung bringt. Zusätzlich können beim Karzinom Chemotherapie und Strahlentherapie versucht werden.
Gutartige und bösartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse sollten operiert werden. Die Pankreasoperation erfolgt in Vollnarkose.
Der Zugang erfolgt über einen Einschnitt an der Bauchdecke (Laparotomie) im oberen Bereich. Je nach befallenem Bereich des Organs können verschiedene Vorgehensweisen gewählt werden.
Bei einer Tumorausschälung (Enukleation) wird die Geschwulst mit nur geringem Sicherheitsabstand herausgeschält. Dieses Vorgehen empfiehlt sich nur bei gutartigen Wucherungen.
Bei einer Pankreasschwanz-/Pankreaslinksresektion wird der befallene Bereich des Pankreas von der linken Seite (Pankreasschwanz) her herausoperiert, so dass der Bauchspeicheldrüsen-Anteil mit der Gangeinmündung in den Zwölffingerdarm weiterhin besteht.
Eine Pankreaskopfresektion ist die Entfernung des rechten Anteils (Pankreaskopf) der Bauchspeicheldrüse. Der Zwölffingerdarm und Teile des Gallengangsystems einschließlich Gallenblase werden mit entfernt. Oft wird hierbei auch das untere Drittel des Magens herausgenommen, insgesamt nennt man dies Whipple-Operation. Zusätzlich werden die verdickten Lymphknoten, die in der Lymphabflussbahn des Tumorbereiches liegen, herausgeholt. Die Stümpfe der Organe (Magen, Dünndarm, Pankreas, Gallenwege) werden miteinander vernäht. Der Nahrungstransport und die Verdauungssaftausleitung ist somit wieder gewährleistet.
Bei einer Totalentfernung erfolgt eine komplette Bauchspeicheldrüsenentfernung, die übrigen Maßnahmen gestalten sich wie bei der Pankreaskopfresektion.
Es werden am Ende der Operation Drainageschläuche eingeführt, um die Ableitung von Wundsekret und anderen Flüssigkeiten sicherzustellen. Nach einigen Tagen können die Schläuche wieder gezogen werden.
Erfolgt die Pankreasschwanzentfernung, muss die Milz oft ebenfalls herausgenommen werden.
Der Tumor kann auf umgebendes Gewebe und Organe ausgebreitet sein. Diese müssen dann gegebenenfalls mit operiert werden. Kompliziert wird der Eingriff dadurch, dass sich in unmittelbarer Bauchspeicheldrüsennähe äußerst wichtige und große Blutgefäße (Aorta, Pfortader) befinden.
Eine weniger radikale Operationsmethode muss bisweilen in eine umfangreichere umgewandelt werden. Das liegt nicht selten daran, dass die Bauchspeicheldrüse wenig stabil ist, schnell blutet und mit dem Verdauungssaft eine stark schädigende Substanz austreten kann.
Besonders die Entfernung der gesamten Bauchspeicheldrüse oder des Pankreaskopfes beziehungsweise die Whipple-Operation sind umfangreiche, langwierige und schwerwiegende Operationen, die gravierende Komplikationen nach sich ziehen können.
Bei der Bauchspeicheldrüsen-Operation kann es zur Beschädigung benachbarter Organe und Strukturen, darunter auch wichtiger Blutgefäße (unter anderem der Aorta) und Nerven, kommen. So können auch größere Blutungen und Nachblutungen entstehen. Bei undichten Stellen an den Magen-, Darm-, Bauchspeicheldrüsengangs- und Gallengangsnähten kann es zum Austritt von Inhalt kommen, wodurch sich eine Bauchfellentzündung ausbilden kann, die unter Umständen lebensgefährlich ist. Durch Narbenzug können die Nahtstellen auch den Hohlraum verengen, was zu weiteren Problemen führt. Narben und Verwachsungen können einen Darmverschluss bedingen. An der Bauchdecke können nach der Operation Narbenbrüche entstehen. Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen können zu funktionellen und auch ästhetischen Einschränkungen führen. Auch Gefühlsstörungen im Schnittbereich treten bei Nervenverletzungen auf, was unter Umständen auch dauerhaft bleiben kann. Schmerzen können zurückbleiben. Allergien verschiedenen Schweregrades sind möglich.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Da die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs in den meisten Fällen erst dann gestellt wird, wenn der Tumor bereits stark fortgeschritten ist oder sich bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet haben, ist die Überlebensrate beim Karzinom auch mit OP relativ gering.
Gegebenenfalls müssen Arzneimittel, die die Blutgerinnung verschlechtern, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, abgesetzt werden, dies geschieht immer in Rücksprache mit dem Arzt.
Da Alkohol sehr oft eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse bedingt, darf er auf keinen Fall nach der Operation getrunken werden.
Bestehen nach der Operation Auffälligkeiten oder Beschwerden, so sollte rasch der Arzt darüber informiert werden, um gefährliche Auswirkungen frühzeitig eindämmen zu können.
aktualisiert am 08.04.2022