Fast jede Frau leidet im Laufe des Lebens einmal unter einem Harnwegsinfekt. Doch auch Männer bleiben nicht immer von der Blasenentzündung verschont. Dabei stellt sich die Frage, ob eine Harnwegsinfektion ansteckend ist und auf andere Menschen übertragen werden kann. Da die Harnwegsinfektion durch Bakterien hervorgerufen wird, ist eine Ansteckung nicht auszuschließen, jedoch erfolgt eine Infektion meist über Umwege.
Ein Harnwegsinfekt wird durch Bakterien verursacht und die Infektion kann ansteckend sein. Die Ansteckung erfolgt allerdings nur sehr selten von Harnweg zu Harnweg. Vielmehr gelangen die Bakterien, die für die Infektion verantwortlich sind, über andere Wege in den Harntrakt, vor allem, wenn nicht auf ausreichend Hygiene geachtet wird. Dabei stammen die Krankheitserreger selten von einem Harnwegsinfekt einer anderen Person.
Harnwegsinfektionen (HWI) werden zum großen Teil durch Coli-Bakterien verursacht, die sich im Darm des Menschen befinden. Diese Darmbakterien können Infektionen beim Betroffenen selbst, aber auch bei anderen Menschen verursachen, wenn sie in die Harnwege gelangen. Die Bakterien gelangen für gewöhnlich nicht über die Harnwege von Betroffenen zu anderen Menschen, jedoch können sie sich insbesondere durch mangelnde Hygiene über andere Wege verbreiten.
Der Harnwegsinfekt wird weniger durch den Urin eines Betroffenen verursacht. Vielmehr sind es die Darmkeime, die eine Entzündung verursachen können, wenn sie an die Harnröhrenöffnung gelangen. Die Bakterien können sich auf Toilettenbrillen befinden und auf direkten Weg in die Harnröhre gelangen. Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Bakterien sich auf Türgriffen oder ähnlichen Oberflächen befinden und später über die Hand an die Harnröhre gelangen.
Insbesondere nach dem Stuhlgang gelangen die Bakterien oftmals an die Hände und damit an Toilettenspülungen, Türklinken und Waschbecken. Daher sollte nach jedem Toilettengang darauf geachtet werden, dass die Hände gründlich gewaschen werden. Durch mangelnde Hygiene nach dem Toilettengang verbreiten sich die Bakterien ansonsten an Stellen, die auch von anderen Menschen benutzt werden, sei es im eigenen Haus oder an öffentlichen Plätzen wie Bus und Bahn, Geldautomaten oder Fahrstuhlknöpfen.
Besonders an öffentlichen Toiletten, die von vielen Menschen genutzt werden, ist das Risiko, dass Bakterien an die Hände gelangen, groß. Vor allem Frauen sind gerade an öffentlichen Toiletten dem Risiko ausgeliefert, sich die Keime, die eine Blasenentzündung hervorrufen, zuzuziehen. Da die Harnwege der Frau kürzer als die des Mannes sind, haben es die Bakterien im weiblichen Körper leichter, eine Blasenentzündung zu verursachen. Männer sind hier eindeutig im Vorteil, da durch die längere Harnröhre die Wahrscheinlichkeit für einen Harnwegsinfekt gering ist.
Dabei muss es nicht immer die Ansteckung mit fremden Keimen sein. Die eigenen Darmbakterien können sowohl beim Geschlechtsverkehr als auch beim Abwischen auf der Toilette in die Harnröhre gelangen.
Generell ist eine Übertragung der Bakterien, die für einen Harnwegsinfekt (HWI) verantwortlich sind, durch Geschlechtsverkehr möglich. Allerdings findet eine solche direkte Übertragung sehr selten statt, andere Übertragungswege wie oben genannte Schmierinfektionen sind deutlich häufiger. Hinsichtlich des Geschlechtsverkehrs ist es im Vergleich viel wahrscheinlicher, dass sich Frauen bei einem Mann an einem Harnwegsinfekt (HWI) anstecken, als andersherum. Männer haben durch die verlängerte Harnröhre den Vorteil, dass die Bakterien schlechter bis zur Blase gelangen und dort eine Entzündung hervorrufen können. Es besteht die Möglichkeit, sich beim Geschlechtsverkehr über die Harnwege der Frau anzustecken, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit geringer als die Ansteckung über mangelnde Hygiene und Toilettengänge.
Da die Harnröhre der Frau nur bis zu fünf cm lang ist, ist die Ansteckung mit den Darmbakterien wahrscheinlicher als beim Mann. Dadurch können beim Sex Bakterien über das Glied des Mannes in die Scheide gelangen und über die Harnröhre in der Blase eine Entzündung verursachen. Da Männer eher selten von Harnwegsinfektionen betroffen sind, ist jedoch auch das Risiko für eine Frau gering, sich über Geschlechtsverkehr eine Blasenentzündung zuzuziehen. Bei Frauen ist es genauso eher wahrscheinlich, dass der Harnwegsinfekt durch mangelnde Hygiene hervorgerufen wird.
Insbesondere Schwangere haben ein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung mit den Bakterien, die einen Harnwegsinfekt auslösen können. Durch die Hormonumstellung in der Schwangerschaft kann es leichter zu Infekten im Scheidenbereich kommen, da sich das Scheidenmilieu während der Schwangerschaft verändert. Der Harnwegsinfekt in der Schwangerschaft sollte umgehend gehandelt werden, da andernfalls schwerwiegende Folgen wie eine Fehlgeburt oder eine Frühgeburt ausgelöst werden können. Zudem kann sich die Infektion auf das ungeborene Kind übertragen. Hat das Kind bereits das Licht der Welt erblickt, ist eine Ansteckung unwahrscheinlich, wenn auf ausreichend Hygiene geachtet wird.
Solange die Beschwerden einer Blasenentzündung anhalten, besteht auch eine Ansteckungsgefahr. Diese Ansteckungsgefahr ist jedoch sehr gering, da die direkte Übertragung über die Harnwege selten ist. Wer von einem Harnwegsinfekt betroffen ist, sollte dennoch auf gute Hygiene achten, um die Menschen im unmittelbaren Umfeld nicht anzustecken. Wenn auf ausreichend Hygiene geachtet wird, ist eine Übertragung auf andere Menschen sehr unwahrscheinlich. Wie lange die Inkubationszeit zwischen der Infektion und den ersten Symptomen der Blasenentzündung ist, kann nicht genau benannt werden. Vermutlich sind es einige Stunden.
Um es zu vermeiden, sich mit den entsprechenden Bakterien zu infizieren und an einer Harnwegsinfektion zu erkranken, sollten Hygienemaßnahmen ernst genommen werden. Dazu zählt das regelmäßige und gründliche Händewaschen nach dem Toilettengang. Zudem sollte beim Abwischen darauf geachtet werden, dass keine Bakterien vom After in die Genitalregion gelangen. Übertriebene Hygiene ist jedoch nicht zu empfehlen, denn Seifen, Waschlotionen oder Intimsprays können das natürliche Scheidenmilieu stören und die Verbreitung von Bakterien begünstigen. Es wird allgemein empfohlen, regelmäßig viel zu trinken und somit die Harnwege durchzuspülen. Zudem kann das Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr insbesondere bei Frauen helfen, eventuelle Bakterien auszuscheiden.
aktualisiert am 08.06.2018