Unter dem Begriff Hüftschmerzen werden im Allgemeinen Schmerzen im Bereich des Hüftgelenks verstanden. Die Schmerzen können viele verschiedene Ursachen haben, allen voran einen Verschleiß des Hüftgelenks (Coxarthrose). Häufig treten Hüftschmerzen nach anstrengenden körperlichen Tätigkeiten auf. Sie können akut sein und bald wieder verschwinden, oder sie bleiben länger als drei Monate und sind somit chronisch.
Zu den Schmerzen gehören meist weitere Beschwerden, nämlich eine eingeschränkte Beweglichkeit bis hin zur Hüftsteife oder auch ein instabiles Hüftgelenk. Außerdem zieht der Schmerz oft in benachbarte Regionen, bei manchen Patienten bis ins Bein. In der Untersuchung zu den Hüftschmerzen muss der Arzt feststellen, wodurch die Beschwerden bedingt sind. Dann kann eine mehr oder weniger gezielte Behandlung der Schmerzen erfolgen.
Die häufigste Ursache für Hüftschmerzen stellt der Gelenkverschleiß (Arthrose) dar. Im Hüftgelenk wird diese als Coxarthrose bezeichnet. Sie tritt vornehmlich bei älteren Personen auf, selten kommt sie aber bei jüngeren Menschen vor. Die Arthrose hat ihrerseits wiederum unterschiedliche Ursachen. Durch manchmal kurzfristige, meist aber wiederholte und langandauernde Beanspruchung geht der glatte Gelenkknorpel zugrunde. Das verursacht eine große Reibung an den Gelenkflächen. Im Endzustand liegen die Knochen ohne Knorpelüberzug frei in der Gelenkhöhle. Dass sich schon vorher ausgeprägte Schmerzen ergeben, dürfte auf der Hand liegen. Die Arthrose kann aber auch durch spezielle Gründe wie Rheuma, mangelnde Bewegung, Beinlängenunterschiede und Beckenschiefstand oder einen vererbten schwachen Knorpelzustand bedingt sein.
Eine einklemmende Hüfte (Hüft-Impingement) kommt als Auslöser für bestimmte Schmerzen in Frage. Das Impingement ist eine Erkrankung, bei der es tatsächlich zu einer räumlichen Enge im Gelenk kommt. Ein Teil des Oberschenkelknochens stößt immer wieder gegen die gegenüberliegende Gelenkfläche. Manchmal treten ähnliche Erscheinungen aufgrund eines freien Gelenkkörpers (so genannte Gelenkmaus) auf. Die Gelenkkörper können aufgrund krankheitsbedingter Ablösung eines Knorpel- oder Knochenstücks entstehen oder wegen einer Verletzung.
Verletzungen wie ein Knorpelschaden im Gelenk oder ein Riss der Hüftgelenkslippe (Labrum-Läsion) sind weitere mögliche Gründe für Hüftschmerzen. Zu Schmerzen kommt es auch, wenn Gewebe des Oberschenkelknochens in Hüftnähe abstirbt (Hüftkopfnekrose). Oft kommt es aber erst dann zu ausgeprägten Hüftschmerzen, wenn der Hüftkopf schließlich in sich zusammenbricht. Bei Kindern und Jugendlichen kann eine weitere Erkrankung zu Hüftschmerzen führen, nämlich die Hüftkopflösung. Dabei ist ebenfalls der Oberschenkelknochen instabil, und der oberste Anteil des Knochens verschiebt sich.
Neben Gelenkschäden können Veränderungen anderer Strukturen zu Hüftschmerzen führen. Die Schmerzen können aus den Muskeln stammen. Eine Reizung von Schleimbeuteln (Gleitstrukturen) im Hüftbereich kann ebenfalls schmerzhaft sein. In wenigen Fällen führen weitere spezielle Ursachen zu Hüftschmerzen. Beispiele sind infektionsbedingte Entzündungen sowie Tumore.
Was als Hüftschmerzen wahrgenommen wird, muss nicht unbedingt aus der Hüfte selbst stammen. Beschwerden an der Lendenwirbelsäule können durchaus bis zur Hüfte ziehen und dort als stark empfunden werden. Veränderungen am Becken oder am Oberschenkel können zu Schmerzen an der Hüftregion führen. Manchmal sind es sogar Erkrankungen in der Bauchhöhle oder von Nerven oder Gefäßen, die zu Hüftschmerzen führen.
Die Schmerzen treten an der Hüfte, in der Leistenbeuge oder in benachbarten Regionen auf. Oftmals ziehen sie bis in das Bein. Die Schmerzen können eine unterschiedliche Stärke und einen unterschiedlichen Charakter haben. Sie können dumpf-diffus, stechend, brennend oder drückend sein.
Die Hüftschmerzen und Leistenschmerzen können in der Folge einer Belastung auftreten. Sie können aber auch ohne vorherige Aktivitäten oder Einwirkungen vorkommen. Bei Gelenkerkrankungen können die Beschwerden morgens besonders stark sein. In einigen Fällen sind die Schmerzen ständig da, bei anderen Betroffenen sind sie nur kurzzeitig vorhanden. Bestehen die Beschwerden drei Monate oder länger, dann handelt es sich um chronische Hüftschmerzen. Schmerzen über kürzere Zeiträume werden als akut bezeichnet.
Nebensymptome zu den Schmerzen sind häufig. Recht typisch für Hüfterkrankungen ist eine eingeschränkte Beweglichkeit. In schweren Fällen ist das Hüftgelenk ganz steif. Die Hüfte kann aber auch instabil sein. Der Gang ist oft auffällig verändert, der Patient hinkt. Bei einigen Patienten ergeben sich dauerhafte Schäden. Ein Gelenkverschleiß, der zu stark ausgeprägt ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Chronische Hüftschmerzen können sich, wie alle langwierigen Schmerzen, verselbstständigen. Die Schmerzen können dann weiterhin bestehen, auch wenn organisch gar kein Schaden mehr vorhanden ist.
Insbesondere bei länger andauernden Hüftschmerzen sollten sich Betroffene bei einem Arzt vorstellen. Dieser wird erst eine Befragung (Anamnese) durchführen, um die genauen Beschwerden und mögliche Ursachen zu ergründen. Die körperliche Untersuchung besteht unter anderem darin, dass der Arzt den Bewegungsumfang der Hüfte testet.
Er kann prüfen, auf welche Weise die Schmerzen hervorgerufen werden können. Eine Unterscheidung verschiedener Erkrankungen kann in der Röntgenuntersuchung gelingen, manchmal ist eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspintomographie) notwendig. Ist die Ursache für die Hüftschmerzen aufgeklärt, dann lässt sich eine gezielte Therapie starten.
Die Ursache der Hüftschmerzen entscheidet über die Therapie. Beispielsweise muss eine Arthrose als Ursache der Beschwerden mit bestimmten Methoden behandelt werden. Ziel ist es, das Gelenk funktionsfähig zu halten oder es wieder ohne Schmerzen beweglich zu machen. Zur symptomatischen Behandlung ist eine Schmerztherapie angebracht. Bei einer gewissen Schädigung des Hüftgelenks oder bei manchen speziellen Erkrankungen sollte operiert werden. Vielfach ist aber eine konservative Therapie (Behandlung ohne Operation) ausreichend, um die Schmerzen zu beheben und die eventuelle Ursache zu beseitigen.
Gegen die Schmerzen selbst können Medikamente eingesetzt werden. Auch mit einer Wärmebehandlung lassen sich die Schmerzen reduzieren. Es gibt noch viele weitere Arten der physikalischen Therapie, die gegen Schmerzen an der Hüfte wirksam sind. Vielfach ist Krankengymnastik hilfreich. Sollten Beinlängendifferenzen zu Beschwerden führen, sind Schuheinlagen sinnvoll.
Eine Operation kann offen durchgeführt werden, kleinere Eingriffe lassen sich meist in einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) vornehmen. Bei ausgeprägter Gelenkzerstörung, meist wegen Arthrose, kann eine Hüftprothese eingesetzt werden. In der Regel handelt es sich um eine Totalendoprothese (TEP), also einen Ersatz beider Gelenkanteile. Die Prothese wird nach passgenauem Ausfräsen in den Becken- und Oberschenkelknochen eingefügt. Unter Umständen kann es genügen, nur die Oberflächen im Gelenk oder nur einen Anteil des Gelenks zu ersetzen.
Bei Arthrose können Knorpelzellen aus einem nicht geschädigten Bereich entnommen, angezüchtet und nach einigen Wochen in einer neuen Operation an den Defekt gebracht werden (Knorpelzelltransplantation). Wenn eine Fehlstellung (Beinlängenabweichung, Beckenschiefstand) zu einer Arthrose beziehungsweise zu Problemen geführt hat, kann in manchen Fällen eine Operation am Knochen zur Längenveränderung gemacht werden (Umstellungsosteotomie).
Wenn es zu Verletzungen an der Hüfte gekommen ist, können diese in einer Operation versorgt werden (Naht, Zusammenfügen von Knochen). Bei der Erkrankung einer einklemmenden Hüfte können störende Knochenvorsprünge oder freie Gelenkkörper entfernt werden.
Als weitere Maßnahme können Medikamente (schmerzhemmende Mittel, entzündungsabbauende Mittel) in das Hüftgelenk eingespritzt werden. Sie können dann gleich an Ort und Stelle wirken.
aktualisiert am 15.12.2020