Eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes ist die häufigste Bandverletzung am Kniegelenk. Das vordere und das hintere Kreuzband verbinden den Ober- und den Unterschenkel miteinander und stabilisieren das Kniegelenk gemeinsam mit den Seitenbändern und den Menisken. Mittels Magnetresonanztomografie (MRT) lässt sich ein Kreuzbandriss meist sicher diagnostizieren.
Das vordere Kreuzband reißt deutlich häufiger als das hintere Kreuzband. Am häufigsten kommt es beim Sport zu Verletzungen des vorderen Kreuzbandes. Vor allem bei Sportarten mit Stoppbewegungen und schnellen Richtungswechseln oder mit hoher Krafteinwirkung auf das Kniegelenk kann das Kreuzband verletzt werden. Massive Überstreckung des Gelenkes oder eine Kombination aus X-Bein-Stellung mit Außenrotation des Unterschenkels führen oft zu Kreuzbandrissen. Ein hinterer Kreuzbandriss kann unter anderem durch Gewalteinwirkungen beim Sport oder bei Verkehrsunfällen entstehen und ist oft mit weiteren Verletzungen des Knies verbunden.
Ein erfahrener Mediziner kann oft schon aufgrund der körperlichen Untersuchung den Verdacht auf einen Kreuzbandriss äußern. Auskünfte über den Unfallmechanismus geben dem Arzt erste Hinweise darauf, welche Strukturen des Kniegelenkes betroffen sein können. Tests auf eine sogenannte positive vordere oder hintere Schublade (eine vermehrte Verschieblichkeit des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel) können den Verdacht erhärten. Es kann allerdings sein, dass aufgrund von Schmerzen und Schwellung des Kniegelenkes solche Tests (Lachmann-Test, Pivot-Shift-Test) nicht verlässlich durchführbar sind.
Weitgehend sicher kann ein Kreuzbandriss mit Hilfe eines MRT diagnostiziert werden. Hierbei gibt es drei verschiedene Aspekte, die bei der Beurteilung der Bilder durch den Arzt Beachtung finden:
Primäre Zeichen weisen direkt auf eine Verletzung des Kreuzbandes hin. Hierzu zählen erkennbare Unterbrechungen der Faserstruktur des Bandes, Bündelrisse oder auch eine veränderte Kontur des Bandes. Aus diesen Zeichen kann der Radiologe (Facharzt für bildgebende Untersuchungen) direkt einen Riss oder Teilriss des Kreuzbandes ableiten.
Sekundäre Zeichen geben zusätzliche Hinweise auf einen Kreuzbandriss. Sie ergänzen die primären Zeichen bei der Sicherung der Diagnose. So kann ein blutiger Gelenkerguss ein Zeichen für eine Bandruptur (Riss eines Bandes) im Kniegelenk sein. Auch das Vorliegen einer Verschiebung des Schienbeinknochens nach vorne (ventrale Tibiatranslation) kann helfen, einen Kreuzbandriss sicher zu diagnostizieren oder einen Teilriss von einer vollständigen Ruptur zu unterscheiden.
Nicht alle Kreuzbandrisse (besonders Teilrisse) sind sicher auf den MRT-Aufnahmen zu erkennen. Daher liegt in einigen Fällen ein Riss vor, ohne dass er vom Arzt anhand der Bilder festgestellt wird. Selten kommt es auch vor, dass ein vermeintlicher Kreuzbandriss gesehen wird, das Band aber intakt ist. Die Erfahrung des Arztes und das Beachten weiterer Anzeichen helfen, die korrekte Diagnose zu stellen.
Kreuzbandverletzungen treten häufig gemeinsam mit der Verletzung anderer Kniestrukturen auf. Deshalb ist das Feststellen von Begleitverletzungen bei der Beurteilung der MRT-Bilder sowohl für die Diagnosesicherung des Kreuzbandrisses als auch für die adäquate Therapie der Gesamtverletzung von entscheidender Bedeutung. Häufig kommt es zu folgenden begleitenden Verletzungen:
In der Regel eignet sich die Magnetresonanztomografie sehr gut, um einen Kreuzbandriss zu diagnostizieren. Hauptaugenmerk liegt auf den primären Anzeichen für einen Riss (Ruptur). Aber auch sekundäre Zeichen und Begleitverletzungen können wichtige Hinweise auf eine Ruptur oder Teilruptur geben. Schwieriger ist es, einen chronischen Kreuzbandriss, also eine schon länger vorhandene Ruptur, im MRT sicher zu diagnostizieren. Grund hierfür ist, dass einige Zeichen, die nach einem akuten Riss sichtbar sind, dann fehlen. Bei guter MRT-Technik kann ein erfahrener Radiologe aber in den meisten Fällen verlässlich beurteilen, ob ein Kreuzbandriss vorliegt.
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Radiopaedia, Dr. Mohamed Saber – Anterior cruciate ligament tear: https://radiopaedia.org/articles/anterior-cruciate-ligament-tear (online, letzter Abruf: 16.02.2021)
aktualisiert am 16.02.2021