Ein Gelenkverschleiß im Hüftgelenk (Arthrose) kann starke Schmerzen hervorrufen. In so einem Fall wird das Gelenk durch eine Hüftgelenksprothese ersetzt. Die McMinn-Prothese ist nach seinem Erfinder genannt worden, dem englischen Chirurgen McMinn. Die McMinn-Prothese ist auch als BHR bekannt, eine Abkürzung für Birmingham Hip Replacement. Sie ist eine Alternative zur klassischen Hüftvollprothese. Im Gegensatz zur Hüftvollprothese (Hüftgelenk-TEP), bei der der komplette Hüftkopf ersetzt wird, wird durch die McMinn-Prothese nur die Oberfläche des Hüftkopfs überkront. Es handelt sich also um einen Oberflächenersatz des Hüftgelenks.
Ein sehr wichtiger Vorteil, den die McMinn-Prothese bietet, ist der Knochenerhalt. Durch den Einsatz dieser Prothese ist es möglich, die Knochensubstanz des Oberschenkelknochens vollständig zu erhalten. Ebenso wird die normale Biomechanik, also die Krafteinleitung in den Oberschenkelknochen nicht beeinflusst. Auch das Empfinden im Gelenk wird nicht beeinträchtigt, weil im Hüftkopf und im Schenkelhals die Rezeptoren erhalten bleiben. Es besteht ein geringeres Risiko für Blutungen während der Operation und Beinlängendifferenz und Gelenkausrenkungen (Gelenkluxationen) nach der Operation. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Austausch einer McMinn-Prothese naturgemäß einfacher ist als der Austausch einer Hüftvollprothese. Ebenso kann jederzeit eine McMinn-Prothese durch eine Hüftvollprothese ersetzt werden.
In der Endoprothetik sind aktive Patienten ein Problemfall. Das trifft auf Patienten zu, die jünger als 60 sind und genauso auf Patienten, die älter sind, aber sportlich aktiv. Das Ziel einer neuen Prothese ist es, den Patienten von seinen Schmerzen zu befreien. Das gelingt mit einer Hüftvollprothese hervorragend. Das Problem ist die Haltbarkeit. Je aktiver der Patient ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Gelenkprothese lockert. Aus diesem Grund muss bei ungefähr 1/5 der aktiven Patienten die Prothese innerhalb von 10 Jahren ausgetauscht werden. Anscheinend ist das Knochenrohr des Oberschenkels nicht so gut geeignet, die Kräfte, die durch den Prothesenschaft fließen, bei jüngeren Patienten mit stärkerer körperlicher Aktivität und Belastung dauerhaft zu kompensieren. Das führt zur Lockerung der Prothese.
Untersuchungen haben ergeben, dass bei jüngeren Patienten - untersucht wurden männliche Patienten unter 65 Jahren - die McMinn-Prothese 10 Jahre nach der Operation bessere Resultate erzielt hat. Das heißt, dass die Prothese wesentlich seltener ausgetauscht werden musste als eine Hüftvollprothese. Daraus ergibt sich die logische Schlussfolgerung, dass vor allem jüngere Patienten unter 60 Jahren und ältere Patienten, die noch sehr aktiv sind, von so einer Prothese profitieren.
Diese Prothese wird also empfohlen:
Ein äußerst positives Phänomen ist "forgotten hip", was übersetzt so viel heißt wie "vergessene Hüfte" bedeutet. Diese Bezeichnung weist darauf hin, dass Betroffene, die eine McMinn-Prothese erhalten haben im Alltag gar nicht merken, dass sie eine Hüftprothese in sich tragen. Das liegt an dem bereits beschriebenen Vorteil, dass im Gegensatz zur Hüftgelenk-TEP (Hüftgelenk-Totalendoprothese), mehr Knochen erhalten bleibt und die normale Biomechanik der Bewegungen nicht oder nur wenig beeinflusst werden. Eine Rolle spielt auch die Tatsache, dass im Hüftkopf und im Schenkelhals viele Rezeptoren und Sensoren erhalten bleiben. Der Patient vergisst im Alltag oft, dass er eine McMinn-Prothese hat.
Aus diesen Gründen sollte auf eine McMinn-Prothese verzichtet werden:
Jede neue Methode muss sich erst mal beweisen und zeigen, dass sie bessere Ergebnisse liefern kann, als die etablierte Methode. Die McMinn-Prothese in dieser Form existiert "erst" seit den 90er Jahren. Das ist für die Medizin kein langer Zeitraum. In der Zwischenzeit wurde die McMinn-Prothese von einigen Herstellern unter der Verwendung schlechterer Materialien kopiert. Das führte zu schlechteren Ergebnissen und negativer Presse. Langzeitstudien zeigen aber, dass bei der Verwendung "guter" Prothesen auch hervorragende Resultate erzielt werden können.
Letzte Aktualisierung am 01.03.2018.