Von einem Lungenödem ist dann die Rede, wenn sich Flüssigkeit in der Lunge ansammelt. Aus diesem Grund wird ein Lungenödem auch als „Wasserlunge“ bezeichnet. Aufgrund der starken Luftnot, die ganz plötzlich bei einer Wasserlunge auftreten kann, ist dieses Krankheitsbild sehr problematisch.
Bei einem Lungenödem geben die Lungenkapillaren, die kleinsten Blutgefäße der Lunge, Flüssigkeit an die Lunge ab. Wenn sich Wasser im Lungengewebe befindet, kann Sauerstoff nur unter erschwerten Bedingungen aufgenommen werden. Das erschwert den Betroffenen das Atmen. Anfänglich sammelt sich die Flüssigkeit nur in den Zellzwischenräumen. Handelt es sich um ein fortgeschrittenes Lungenödem, dann sammelt sich auch in den Lungenbläschen Wasser an.
Unterschiedliche Ursachen führen dazu, dass ein Lungenödem entsteht. Eine Unterscheidung eines Lungenödem kann nach Lokalisation erfolgen. Die Flüssigkeit befindet sich in den Zellzwischenräumen (Interstitium) oder in den Lungenbläschen (Alveolen). Je nachdem, wo sich die Flüssigkeit befindet, spricht man von einem:
Klinisch ist die Unterscheidung nach der Ursache entscheidender. Es wird unterschieden zwischen einem:
Was veranlasst die Lungenkapillaren, Wasser an die Lunge abzugeben? Am häufigsten sind es Erkrankungen des Herzens, die zu einem Lungenödem führen. Grundsätzlich wird ein Lungenödem durch einen erhöhten Druck in den Lungengefäßen oder eine zunehmende Durchlässigkeit der Gefäßwände der Lunge verursacht. Manchmal entsteht ein Lungenödem durch eine Kombination beider Ursachen. Wird die Wasserlunge durch einen höheren Gefäßdruck verursacht, dann ist von einem kardialen Lungenödem die Rede. Ein erhöhter Gefäßdruck geht in den allermeisten Fällen auf eine Herzerkrankung zurück.
Folgende Herzerkrankungen können ein Lungenödem hervorrufen:
Alle diese Herzerkrankungen führen zur Schwächung der linken Herzhälfte und verursachen damit eine Linksherzinsuffizienz. Dies bewirkt, dass das sauerstoffreiche Blut, das die Lunge liefert, sich nicht schnell genug im Körper verteilen kann. Es kommt zu einem Blutstau zurück in die Lungenvene. Dieser Stau ist für den erhöhen Gefäßdruck verantwortlich, so dass Blutflüssigkeit aus den Lungengefäßen heraus in das Gewebe gepresst wird.
Ein nicht-kardiales Lungenödem ist auf geschädigte Membranen der Lungenkapillaren zurückzuführen. Sie können ihre Barrierefunktion nicht mehr vollständig erfüllen und dadurch gelangt Flüssigkeit in die Lunge. Die Symptome einer Wasserlunge manifestieren sich sehr langsam, weil am Anfang die Lymphgefäße in der Lage sind, die Flüssigkeit zu entfernen. Dauerhaft kommt es zu einem immer stärkeren Lungenödem. Die Membranschädigung der Lungenkapillaren kann auf folgenden Ursachen haben:
Ebenso kann einer Schädigung der Leber oder der Nieren zu einem Lungenödem führen, wenn es durch die Schädigung zu einem Absinken von Albumin (ein Bluteiweiß) im Blut kommt. Der Mangel an Eiweiß führt dazu, dass die Blutflüssigkeit nicht in den Blutgefäßen bleibt und so in den Zellzwischenraum gelangt.
Das Höhenlungenödem tritt in großen Höhen auf, zum Beispiel beim Bergsteigen. Es entwickelt sich erst nach zwei bis drei Tagen, wenn eine Kombination von einem niedrigen Luftdruck und einem Sauerstoffmangel eine Weile vorherrscht. Es tritt nur selten auf, führt aber häufig zum Tod, weil die Symptome unterschätzt werden.
Ein Lungenödem äußert sich durch eine Reihe von Beschwerden. Vor allem die schwere Atemnot ist problematisch, da sie von den Betroffenen durch eine verstärkte Atmung nicht überwunden werden kann. Rasselnde Atemgeräusche und die Angst vor dem Ersticken gehören ebenfalls zu den Symptomen. Auch Hustenattacken treten bei einem Lungenödem auf. Im Extremfall kann es zu einem blutigen, schaumigen Auswurf kommen. Die Bronchialmuskulatur kann sich verkrampfen, was das Atmen zusätzlich erschwert. Weitere Symptome, die auftreten können, sind:
Ein fortgeschrittenes Lungenödem kann zu einem lebensbedrohlichen Notfall führen. Deshalb sollten sich die Betroffenen sofort von einem fachkundigen Arzt behandeln lassen. Je stärker der Sauerstoffmangel ist, desto mehr manifestiert er sich in einer Blaufärbung dieser Körperregionen:
Ist das Lungenödem auf eine Schwäche des Herzmuskels zurückzuführen, dann entwickelt sich die Symptomatik schleichend und nimmt nach und nach an Intensität zu. Bei einem Lungenödem, das durch eine Linksherzinsuffizienz hervorgerufen wird, treten folgende Symptome auf:
Um eine Wasserlunge zu diagnostizieren, wird der zuständige Arzt nicht nur auf die eben beschriebenen Symptome achten. Vielmehr wird er dem Patienten Fragen zu seinen Grund- und Begleiterkrankungen stellen und sich vor allem auf Erkrankungen des Herzens, der Lunge und anderer Organe konzentrieren. Bei der körperlichen Untersuchung sind durch das Stethoskop häufig rasselnde Geräusche zu hören. In extremen Fällen können die rasselnden Geräusche allein mit den Ohren wahrgenommen werden.
Ob sich Wasser in der Lunge angesammelt hat, lässt sich mit einer Röntgenuntersuchung abschließend klären. Auch ein beginnendes Lungenödem in einem frühen Stadium lässt sich damit abklären. So können andere Krankheiten, die ein Atemrasseln verursachen, ausgeschlossen werden. Einige Indikatoren deuten, wenn sie zusammen auftreten, auf eine Wasserlunge hin:
Mit weiteren Untersuchungen wird der Arzt versuchen, die Ursache der Erkrankung zu ermitteln. Dazu dienen Untersuchungen wie eine Echokardiografie oder eine Elektrokardiografie (EKG) des Herzens. Diese Untersuchungen helfen dem Arzt, festzustellen, ob der Patient an einem kardialen oder nicht-kardialen Lungenödem erkrankt ist. Auch Blutuntersuchungen im Labor können zur korrekten Diagnose erforderlich sein.
Ebenso ist eine Herzkatheteruntersuchung sinnvoll. Der Katheter (ein Schlauch) wird im Bereich der Ellenbeuge, der Leiste oder seltener am Hals eingeführt. Diesen Schlauch schiebt der Arzt bis zum Herzen vor. Während der Rechtsherzkatheter die Druckmessung in den Kapillaren ermöglicht, gibt es auch noch einen Linksherzkatheter. Dieser wird zur Untersuchung der Herzkranzgefäße und anderen Herzstrukturen verwendet. Oft wird diese Untersuchungsmethode mit einer Röntgenuntersuchung gepaart.
Aufgrund der Schwere dieser Erkrankung, muss die Therapie umgehend erfolgen. Hierzu ist eine intensiv-medizinische Behandlung im Krankenhaus erforderlich. Zu den ersten Maßnahmen gehört das Hochlagern des Oberkörpers, während die Beine tief gelagert werden. Der Rückfluss des Blutes zum Herzen wird dadurch verlangsamt, was zur Entlastung. Eine Nasensonde oder Maske kommt zum Einsatz, um die Atmung durch eine Sauerstoffgabe zu unterstützen.
Handelt es sich um ein stark fortgeschrittenes Lungenödem, dann wird eine Überdruck- oder künstliche Beatmung erforderlich. Die meisten Patienten erhalten darüber hinaus Beruhigungs- oder Schmerzmittel zur Bekämpfung der Angst und der Schmerzen. Diuretika, also entwässernde Medikamente, kommen zum Einsatz, um das überflüssige Wasser aus dem Lungengewebe zu schwemmen. Somit sind können die Lungenbläschen dem Sauerstoffaustausch leichter nachgehen. Da sich nunmehr weniger Flüssigkeit in der Lunge befindet, senkt dies den Blutdruck ab. Die Belastung des Herzens wird gemindert. Gefäßerweiternde Medikamente werden ebenfalls eingesetzt. Alle Maßnahmen führen insgesamt zu einer besseren Versorgung des Betroffenen mit Sauerstoff.
Weitere Therapiemaßnahmen, die bei einem Lungenödem durchgeführt werden, sind von den Ursachen abhängig.
Wird ein Höhenlungenödem festgestellt oder vermutet, dann ist der schnellstmögliche Abstieg vom Berg die wichtigste Maßnahme. Die Behandlung kann ergänzt werden mit:
• Sauerstoffgabe
• Einnahme von gefäßerweiternden Arzneien
• Überdruckbeatmung
Bei einem Lungenödem, das als Reaktion von Giftstoffen oder als allergische Reaktion entstanden ist, wird dem Betroffenen Kortison in Form von Glukokortikoiden verabreicht. Diese Glukokortikoide können eingeatmet werden. In schwerwiegenden Fällen kann eine Kortison-Injektion direkt in die Vene erfolgen.
Patienten, die an einer Herzerkrankung leiden, sollten sich regelmäßig zu Hause wiegen. Dadurch können sie ihre Gewichtszunahme, die durch ein Ödem verursacht sein kann, im Auge behalten. Bei verdächtigen Gewichtszunahmen ist der Gang zum Arzt ein Muss, damit die potentiellen Ödeme schnellstmöglich behandelt werden können. Darüber hinaus wird eine salzarme Ernährung als vorbeugende Maßnahme empfohlen. Eine Beratung durch einen Ernährungsexperten ist sinnvoll.
Herzkranken Patienten wird empfohlen, ihre Medikamente wie verschrieben einzunehmen. Gerade für Herzkranke ist eine gute körperliche Fitness sinnvoll. Dazu beitragen kann eine Gewichtsreduktion, wenn sie notwendig ist. So kann die Herzkrankheit unter Kontrolle gebracht werden. Ist die Erkrankung des Herzens im Griff, dann wird dadurch die Wahrscheinlichkeit reduziert, dass sich ein Lungenödem bildet. Da Herzkrankheiten zu den wichtigsten Ursachen eines Lungenödems zählen, sind folgende Tipps zu beherzigen. Sie tragen zu der Vermeidung einer Herzkrankheit und somit auch der Wasserlunge bei:
Diese Faktoren können dazu beitragen, ein Lungenödem zu vermeiden.
Nicht-kardiales Lungenödem zu vermeiden ist naturgemäß schwierig. Hier ist es wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten und rechtzeitig bei einer auftretenden Verschlechterung der Atmung zum Arzt zu gehen.
Keiner kann voraussagen, wer in der Höhe an einem Lungenödem erkrankt. Neben dem Höhenlungenödem können bei Bergsteigern auch eine akute Höhenkrankheit und ein Höhenhirnödem auftreten. Gänzlich vermeiden lässt sich das Risiko nicht. Aber durch einen sinnvollen Umgang kann das Risiko deutlich reduziert werden. Das Risiko hängt von folgenden Faktoren ab:
Die individuelle Prädisposition kann nicht verändert werden. Die Zeit, die für den Aufstieg aufgewendet wird, ist aber ein Faktor, der durch den Bergsteiger beeinflussbar ist. Ebenso die Zeit, die man dem Körper gibt, um sich an die Höhe anzupassen. Treten Symptome erst mal auf, dann sollte man den Aufstieg abbrechen und zurückkehren.
Bei einem Lungenödem handelt es sich um eine schwere Erkrankung, die ein lebensbedrohliches Ausmaß annehmen kann. Die Heilungsaussichten sind nur dann gut, wenn das Lungenödem so schnell wie möglich behandelt wird. Ein chronisches Lungenödem schreitet weiter voran, wenn es nicht therapiert wird. Im schlimmsten Fall kann die Wasserlunge tödlich verlaufen und den Tod der betroffenen Patienten bedeuten. Die Heilungsaussichten sind davon abhängig, ob die Ursache gut behandelt werden kann.
aktualisiert am 13.08.2019