Welchen Einfluss hat Morbus Bechterew auf die Lebenserwartung?

Morbus Bechterew zählt zu den rheumatischen Erkrankungen. Charakteristisch für diese Art von Erkrankungen sind schubweise auftretende Entzündungsprozesse. Beim Morbus Bechterew zeigen sich diese Entzündungen vorzugsweise zuerst im Kreuz-Darmbein-Gelenk. Sie weiten sich im Laufe der Zeit aber auch auf andere Bereiche wie Wirbelsäule, Schultergelenke, Hüftgelenke, Kniegelenke, Sehnenansätze oder in seltenen Fällen auch auf innere Organe aus. Die Lebenserwartung wird nur indirekt durch die Erkrankung beeinflusst. Je nach Stärke der Symptomatik hat die Erkrankung aber durchaus eine Auswirkung auf die Lebensqualität.

©

Auswirkung auf die Lebenserwartung

Wer an Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) erkrankt ist, hat prinzipiell keine geringere Lebenserwartung als Personen ohne diese Erkrankung. Kommt es im Rahmen der Erkrankung zusätzlich dazu, dass Organe (Herz, Lunge oder Nieren) mitbetroffen sind, kann dies negative Auswirkungen auf die Lebenserwartung haben. Eine Organbeteiligung kommt allerdings sehr selten vor.

Ein weiterer Faktor, der als Folge der Bechterew-Erkrankung zu einer Verkürzung der Lebenserwartung führen kann, sind mögliche Langzeitfolgen der Einnahme von entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten. Hierzu zählen Schädigungen des Magen-Darm-Traktes, der Blutgefäße oder der Nieren. Das Ziel sollte deshalb sein, so wenig Medikamente wie möglich einzunehmen, aber auch so viele wie nötig, um eine bestmögliche Lebensqualität zu haben.

Welche Faktoren können die Lebensqualität beeinflussen?

Verschiedene Krankheitserscheinungen und Folgen können sich auf die Lebensqualität von Betroffenen auswirken.

Schmerzen

Ein Hauptsymptom der Bechterew-Erkrankung sind Schmerzen, die vorwiegend durch die intervallartig auftretenden Entzündungsvorgänge ausgelöst werden. Infolge der Schmerzen kommt es häufig zu Schonhaltungen und einer reduzierten Beweglichkeit in den betroffenen Körperregionen. Je nach Ausprägung der Symptomatik kann dies erhebliche Auswirkungen auf die empfundene Lebensqualität der Betroffenen haben.

Verknöcherungen an der Wirbelsäule und an anderen Gelenken

Im Laufe der Jahre kommt es bei Menschen mit Morbus Bechterew zu Verknöcherungen, vor allem an der Wirbelsäule, aber auch an anderen Gelenken. Durch diese Verknöcherungen wird die Beweglichkeit nach und nach immer stärker eingeschränkt. Dies kann die Wirbelsäule an sich („Wirbelsäule wie ein Bambusstab“), aber auch den Brustkorb und die Rippen (wichtig für die Atemfunktion), die Kreuz-Darmbein-Gelenke oder Gelenke an Armen und Beinen betreffen. Durch die eingeschränkte Mobilität wird die Lebensqualität der Betroffenen mehr oder weniger stark eingeschränkt. Die Veränderungen an der Wirbelsäule führen mit der Zeit oft zu einem Rundrücken. Manche Patienten können sich gar nicht mehr aufrichten und ihr Blick ist dadurch überwiegend auf den Boden gerichtet.

Beeinträchtigung der Augen

Im Rahmen einer Bechterew-Erkrankung kann es auch zu einer Beeinträchtigung der Sehfähigkeit mit Schmerzen, geröteten Augen und Lichtempfindlichkeit kommen. Grund ist eine Entzündung der Augenhaut (Uveitis).

Organbeteiligung

In sehr seltenen Fällen sind Organe im Rahmen der Erkrankung mitbetroffen:

• es kann begleitend zu einer Nierenerkrankung kommen
• am Herzen kann eine Aorteninsuffizienz auftreten - dass bedeutet, dass die Herzklappe zur Hauptschlagader hin (Aortenklappe) nicht mehr richtig schließt und es bei jedem Herzschlag zu einem Rückfluss kommt
• in sehr seltenen Fällen kann eine Lungenfibrose vorkommen - bei dieser Erkrankung wird Lungengewebe in Bindegewebe umgebaut und die Lungenfunktion nach und nach immer mehr eingeschränkt

Arbeitsfähigkeit

Je nachdem, welchen Beruf ein Betroffener ausübt, kann eine Umschulung oder eine Frühberentung nötig werden, wenn die Beschwerden, die durch die Erkrankung verursacht werden, die Arbeits- beziehungsweise die Berufsfähigkeit stark beeinflussen.

Fazit

Wie zuvor beschrieben, kann eine Bechterew-Erkrankung sich in verschiedenen Bereichen auf die Lebensqualität auswirken. Sowohl auf der körperlichen Ebene (Schmerzen, Bewegungseinschränkungen) als auch im sozialen Bereich (Beruf, Freizeit) kann es zu Einschränkungen kommen. Die Lebenserwartung wird primär nicht negativ beeinflusst.

Jede Therapie hat zum Ziel, die Einschränkungen durch die Erkrankung möglichst lange herauszuzögern und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten. Die Hauptziele jedes Behandlungsansatzes sind deshalb:

• Schmerzlinderung
• Eindämmung der Entzündungen
• Erhalt der Wirbelsäulenbeweglichkeit und der Beweglichkeit anderer Gelenke so lange wie möglich durch Physiotherapie, Bewegung und auch Sport