Der Morbus Behçet ist eine seltene Erkrankung, bei der es durch eine Blutgefäßentzündung (Vaskulitis) an verschiedenen Organen zu Beschwerden kommt. Betroffen sind meist kleine Blutgefäße der Augen, Haut, Schleimhaut, der Gelenke und des Nervensystems. Typische Symptome sind kleine Geschwüre (Aphthen) der Mund- und Genitalschleimhaut sowie Augenentzündungen und Gelenkschmerzen. Benannt ist die Erkrankung nach dem türkischen Hautarzt Hulusi Behçet, der in den 1930er Jahren die Symptome erstmals beschrieb. Der Morbus Behçet wird zu den rheumatischen Krankheiten gezählt.
Die Ursache der Erkrankung ist nicht bekannt. Vermutet wird eine Autoimmunreaktion – das heißt, Zellen des Immunsystems greifen fälschlicherweise körpereigene Zellen an und lösen so eine Entzündungsreaktion aus. Bakterien und Viren scheinen bei der Krankheitsentstehung ebenfalls eine Rolle zu spielen. Morbus Behçet ist aber keine Infektionskrankheit und auch nicht ansteckend. Eine erbliche Komponente wird angenommen. So leiden entlang der Seidenstraße von China bis zum Mittelmeerraum besonders viele Menschen an der Behçet-Erkrankung. Da in Mitteleuropa inzwischen viele Personen leben, die aus diesen Regionen stammen, hat die Häufigkeit hier insgesamt zugenommen. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen, hierbei gibt es jedoch ebenfalls regionale Unterschiede. Kinder erkranken selten.
Morbus Behçet ist eine systemische Erkrankung (eine Erkrankung, die Auswirkungen auf mehrere Organe und Körperbereiche haben kann). Sie kann mit verschiedenen Symptomen auftreten:
Die Beschwerden können wiederholt auftreten. Häufig kommt es mit einem weiten zeitlichen Abstand zu den unterschiedlichen Symptomen.
Da die Beschwerden bei Morbus Behçet variabel sind und die Erkrankung selten vorkommt, wird sie häufig erst in einem späten Stadium entdeckt. Wiederkehrend auftretende Geschwüre im Mund- und Genitalbereich oder unklare Augenveränderungen sind typische Hinweise auf einen möglichen Morbus Behçet.
Zur Diagnosestellung von Morbus Behçet gibt es mehrere international gebräuchliche Richtlinien. Nach einer gängigen Klassifikation müssen neben wiederkehrend (mehr als dreimal in einem Jahr) auftretenden Geschwüren im Mund zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein:
In Blutuntersuchungen fallen erhöhte Entzündungswerte (CRP, Blutsenkungsgeschwindigkeit) auf.
Je nach Befall verschiedener Organsysteme wie Magen-Darm-Trakt, Nieren oder Nervensystem können weitergehende Untersuchungen notwendig sein.
Einige andere Erkrankungen können einen ähnlichen Verlauf nehmen wie Morbus Behçet. Besonders im Anfangsstadium kommt es häufig zu Fehldiagnosen. Folgende Krankheiten gehören zu den Diagnosen, die unterschieden werden müssen:
Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und danach, welche Organsysteme beteiligt sind. Morbus Behçet kann nicht geheilt werden, aber die Symptome können gelindert werden. Die Therapie erfolgt im Zusammenspiel verschiedener Fachärzte (zum Beispiel Rheumatologe, Augenarzt, Hautarzt, Magen-Darm-Spezialist).
Zum Einsatz kommen vor allem Corticosteroide (auch unter der Bezeichnung Cortison bekannt). Dies sind entzündungshemmende Medikamente, die zusätzlich das Immunsystem unterdrücken. Sie werden lokal als Salbe auf der Haut, als Augentropfen bei Augenentzündungen oder in Tablettenform angewendet. Wenn die Wirkung von Corticosteroiden nicht ausreicht, können bei schwerem Krankheitsverlauf mit Organbeteiligungen weitere immununterdrückende Medikamente (Immunsuppressiva) wie Cyclophosphamid oder Azathioprin eingesetzt werden. Besonders bei Gelenkentzündungen oder zur Vorbeugung weiterer Geschwüre wird außerdem Colchicin (ein Mittel, das auch bei Gicht eingesetzt wird) verordnet. Wenn sich Blutgerinnsel gebildet haben, werden gerinnungshemmende Wirkstoffe eingesetzt.
Folgende Maßnahmen sind für Patienten wichtig, um ein Fortschreiten der Erkrankung frühzeitig erkennen und behandeln zu können:
Morbus Behçet tritt phasenweise auf. Die Beschwerden kommen und gehen mit teilweise langen symptomfreien Perioden (Wochen, Monate bis Jahre). Bei vielen Patienten verschwindet die Erkrankung nach längerer Zeit von allein. Bei einigen Betroffenen kann Morbus Behçet jedoch gefährlich verlaufen. Besonders ein Befall des Nervensystems, des Verdauungssystems oder der Blutgefäße kann lebensbedrohlich werden. Wird die Augenentzündung nicht behandelt, kann sie zur Erblindung führen.
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) – Morbus Behçet: https://www.uke.de/krankheitsbild/morbus-behçet.html (online, letzter Abruf: 10.02.2023)
Deutsche Rheuma-Liga, Dr. Wolfgang Brückle – Morbus Behçet: https://www.rheuma-liga.de/fileadmin/public/main_domain/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Merkblaetter/3.10_Morbus_Behcet.pdf (online, letzter Abruf: 10.02.2023)
aktualisiert am 10.02.2023