Als Verwirrtheit oder Verworrenheit bezeichnet man den Zustand räumlicher und zeitlicher Desorientierung, von verwirrtem Denken und Sprechen. Sie tritt besonders bei älteren und kranken Menschen auf und kann sowohl körperliche als auch psychische Ursachen haben.
Die häufigste Ursache für Verwirrtheitszustände bei älteren Menschen ist ein Flüssigkeitsmangel, auch als Exsikkose (Austrocknung) bezeichnet. Die Betroffenen trinken und essen zu wenig, was den Flüssigkeits- und Nährstoffhaushalt aus dem Gleichgewicht bringt. Durch den Wassermangel im Gehirn treten Unruhe, Verwirrtheit, Desorientierung und zum Teil Aggressivität auf. Diese Symptome lassen sich leicht durch gesteigerte Wasserzufuhr, unter Umständen auch durch Infusionen beheben, sofern sie durch den Flüssigkeitsmangel verursacht sind.
Verwirrtheit kann auch Nebenwirkung einiger Medikamente sein oder als Symptom einer Vergiftung mit Alkohol oder Drogen auftreten. Auch eine Verschlechterung der Durchblutung des Gehirns bei fortschreitenden Gefäßverschlüssen (Arteriosklerose) oder bei Verstopfung eines Gefäßes durch ein Blutgerinnsel (Schlaganfall, Hirninfarkt) kann Verworrenheit, eine undeutliche Sprache und Desorientierung auslösen.
Möglicherweise ist die Verwirrtheit, wenn sie schleichend begonnen hat, Symptom einer Demenz, also einer fortschreitenden Erkrankung des Gehirns, die ein Defizit in geistigen und körperlichen Fähigkeiten zur Folge hat. Zu den wichtigsten Ursachen einer Demenz zählt der Morbus Alzheimer.
Ebenso können verschiedene andere Erkrankungen oder Verletzungen des Gehirns wie die Gehirnerschütterung, Hirnhautentzündung (Meningitis), Gehirnentzündung (Enzephalitis), Epilepsie oder Hirntumore Verwirrtheit verursachen. Zu den weiteren möglichen Ursachen gehören Stoffwechselstörungen durch beispielsweise Unterzucker, Natriummangel sowie Leber- oder Nierenschäden.
Liegen keine körperlichen Ursachen der Verwirrtheit vor, muss man an eine psychische Erkrankung, wie zum Beispiel eine Psychose oder Schizophrenie als möglichen Grund der Desorientierung in Betracht ziehen. Eine plötzliche Persönlichkeitsveränderung mit Verwirrtheit oder Aggressivität kann auch durch ein schweres psychisches Trauma wie den Verlust einer nahen Bezugsperson ausgelöst werden.
Zu Beginn der Untersuchungen steht für den behandelnden Arzt ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen und seinen Angehörigen. Dabei sind folgende Punkte wichtige Hinweise auf der Suche nach der Ursache der Verwirrtheit:
Bei der klinischen Untersuchung überprüft der Arzt die verschiedenen möglichen Verursacher der Verwirrtheit:
Zusätzlich können computer- oder magnetresonanztomographische Aufnahmen (CT oder MRT) gemacht werden, um das Gehirn untersuchen zu können.
Sind keine organischen, körperlichen Ursachen zu finden, sollte eine Beurteilung durch einen Psychologen oder Psychiater erfolgen.
Verwirrtheitszustände, die durch einen Flüssigkeitsmangel verursacht sind, können schnell durch eine ausreichende Zufuhr von Wasser mit Nährstoffen behoben werden. Zu Hause sollten Betroffene und deren Angehörige stets darauf achten, dass genug getrunken wird und eine ausgewogene Ernährung den Elektrolythaushalt im Gleichgewicht hält.
Ist die Verworrenheit Nebenwirkung eines oder mehrer Medikamente, sollte genau geprüft werden, welches die Symptome verursacht. So kann das Präparat abgesetzt und durch ein anderes ersetzt werden. Sind Alkohol- oder Drogenmissbrauch Ursache der Verworrenheit, sollte so schnell wie möglich mit einer Entzugstherapie begonnen werden.
Bei Erkrankungen der Gefäße und einer dadurch bedingten verminderten Durchblutung des Gehirns gibt es spezielle Medikamente, die die Bildung von Blutgerinnseln hemmen (Salicylsäure und Cumarine). Zur Therapie eines akuten Schlaganfalls stehen Medikamente zur Verfügung, die die Blutgerinnsel wieder auflösen.
Auch für Demenzerkrankungen gibt es Medikamente, die jedoch nur die Symptome lindern, nicht aber die Krankheit an sich heilen können. Unterstützend sollten Betroffene eine intensive logopädische Betreuung und Physiotherapie erhalten. Stoffwechselerkrankungen können je nach Art und Ursache ebenfalls medikamentös behandelt werden.
Ist die Verwirrtheit durch eine psychische Erkrankung entstanden, ist es wichtig, dass die Betroffenen und unter Umständen auch deren Angehörige eine psychologische oder psychiatrische Beratung und Therapie in Anspruch nehmen.
aktualisiert am 16.03.2020