Als Herpes simplex (herpein = kriechen (altgriechisch) und simplex = einfach (lateinisch)) bezeichnet man eine Erkrankung, die durch Herpes-Viren verursacht wird. Unterschieden werden zwei Herpes-simplex-Viren, die sich in der Regel in unterschiedlichen Körperregionen auftreten.
Beide Herpes-simplex-Virus-Arten sind weltweit verbreitet. Meist kommt es bei einer Erkrankung zu gruppierten, schmerzhaften Bläschen auf geröteter Haut. Bei der Infektionskrankheit kann es zu schwerwiegenden Komplikationen kommen.
Die zwei Herpes-simplex-Viren sind:
Je nach Sexualpraktik können beide Typen sowohl an den Lippen, als auch an den Genitalien auftreten. Die Infektion kann sich vom ersten Infektionsort auf weitere Hautpartien ausbreiten.
Herpesviren sind bei Mensch und Tier weit verbreitet. Es sind acht humane Herpesviren bekannt mit unterschiedlichen biologischen Eigenschaften. Sie sind alle vergleichbar aufgebaut und können lebenslang in ihrem infizierten Wirt verbleiben.
Zwei nahe verwandte Virustypen sind das Herpes-simplex-Virus 1 (HSV1) und das Herpes-simplex-Virus 2 (HSV2). Sie werden auch humanes Herpesvirus 1 und 2 genannt (HHV1 und HHV2). Sie gehören zur Gattung Simplexviren der Familie Herpesviridae. Sie haben einen Durchmesser von 140 bis 180 Nanometern (nm) und sind für Viren verhältnismäßig groß. Der Unterschied zwischen den beiden Herpes-simplex-Viren liegt in der bevorzugten Lokalisation der Infektion.
Herpes-simplex-Viren sind weltweit verbreitet. Der Mensch gilt als einziger natürlicher Wirt (Reservoir). Bis zum zehnten Lebensjahr hat fast jeder Mensch Kontakt mit dem Virus (Typ Herpes simplex 1) gehabt. Je nach Abwehrlage kommt es dabei zum Ausbruch einer Erkrankung oder nicht. In Deutschland haben etwa 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung Antikörper (diese werden bei Kontakt zu Herpesviren vom körpereigenen Immunsystem gebildet) gegen Herpes-simplex-1-Viren. Für Herpes-simplex-2-Viren sind es nur etwa 10 bis 30 Prozent der Menschen, die Antikörper aufweisen.
Beide Herpes-simplex-Viren werden über Körperkontakt von Mensch zu Mensch weitergegeben.
Das HSV 1 wird durch Schmierinfektion (Übertragung des Krankheitserregers durch Berührung eines kontaminierten Objekts oder infizierten Menschen) oder über den Speichelübertragen. Die Schmier- und Tröpfcheninfektion erfolgt in der Regel unbemerkt. Da das Virus bei einem großen Teil der Bevölkerung vorkommt, ist eine Ansteckung im Laufe des Lebens kaum zu verhindern.
Das aggressivere HSV 2 wird während des Geschlechtsverkehrs übertragen. Viren gelangen bei diesem Infektionsweg durch kleine Hautverletzungen oder die intakte Schleimhaut in den Körper. Weiterhin kann ein Säugling während der Geburt durch infektiöse Geburtswege der Mutter angesteckt werden.
Herpesviren ziehen sich nach Erstinfektion in bestimmte Bereiche des Nervensystems (Ganglien) zurück, wo sie ein Menschenleben lang verweilen (latente Infektion). Zu einer Reaktivierung (Wiederauftreten) der Erkrankung kommt es durch unterschiedliche Faktoren:
Die Reaktivierung der Viruserkrankung verläuft in der Regel harmloser als die Erstinfektion. Dabei wandern die Herpes-simplex-Viren zurück zur Haut und lösen die typischen Herpesbläschen an den Lippen und in der Umgebung aus.
Die Häufigkeit der Reaktivierung variiert von Mensch zu Mensch. Sie kann nur einmal pro Jahr auftreten, aber auch jeden Monat.
Nach der Infektion dauert es etwa drei bis sieben Tage, bis erste Symptome auftreten. Manchmal ist die Inkubationszeit jedoch länger und es kann Wochen bis zu einem Ausbruch dauern.
Bei einer Erstinfektion kann es bis zur kompletten Ausheilung der Bläschen mehrere Tage bis Wochen dauern (10 bis 19 Tage). Re-Infektionen können vom Immunsystem schneller bekämpft werden. Meist verschwinden die Bläschen nach fünf bis sieben Tagen. Nach Eintrocknung der Bläschen bleibt jedoch häufig für eine gewisse Zeit eine Kruste an der Stelle übrig, die ein kosmetisches Problem darstellt.
Bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem (zum Beispiel durch Chemotherapie oder HIV) oder bei vorerkrankter Haut (etwa Neurodermitis) kann die Erkrankung länger dauern oder sich gegebenenfalls ausbreiten.
Die gesamte Infektionsdauer erstreckt sich über das ganze Leben des Betroffenen. Dabei bleiben die Viren die meiste Zeit in den Zellen der Nervenknoten (Ganglien) und werden erst im reaktivierten Zustand durch Krankheitszeichen auffällig.
Herpes-simplex-Viren können durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Eine indirekte Übertragung über Gegenstände (zum Beispiel Gläser) ist möglich. Die Herpesviren können bis zu 48 Stunden außerhalb des menschlichen Körpers intakt bleiben.
Herpes-simplex-Viren verweilen ihr Leben lang in den Nervenzellen ihres Wirts. In Situationen mit geschwächtem Immunsystem (wie Stress, Erkrankung, Menstruation, Sonnenbestrahlung) kann es zur Reaktivierung der Viren kommen. Während der Primärinfektion oder bei Reaktivierung werden Viren ausgeschieden. In beiden Phasen ist die Erkrankung demnach ansteckend. Dies ist immer der Fall, wenn frische Bläschen zu erkennen sind. In der Bläschenflüssigkeit befindet sich eine große Zahl infektiöser Viren, die bei Kontakt übertragen werden. Wenn die Bläschen unter Krustenbildung abheilen, besteht noch ein Restrisiko der Virusübertragung. Bei jeder Reaktivierung besteht für mehrere Tage bis Wochen ein hohes Ansteckungsrisiko. Besteht ein Befall mit dem Herpes-simplex-2-Virus, dann kann das Virus auch übertragen werden, wenn keine Blasen oder Schleimhautdefekte vorhanden sind.
Herpes simplex Typ 1 und Herpes simplex Typ 2 ähneln sich vom Erscheinungsbild in Form der Erkrankung in vielerlei Hinsicht. Sie treten jedoch in der Regel an anderen Körperstellen auf. Beide Virusinfektionen können jedoch prinzipiell verschiedenste Haut- und Schleimhautregionen betreffen und eine Unterscheidung ist nicht allein durch den Körperbereich möglich.
Die meisten Erstinfektionen mit HSV1 erfolgen im Kleinkindesalter. Sie verlaufen in der Regel ohne Symptome. Selten (in etwa einem Prozent der Fälle) entwickelt sich eine sogenannte Mundfäule (Stomatitis aphthosa, Gingivostomatitis, Stomatitis herpetica). Es kommt zu einer
Aufgrund der starken Schmerzen verweigern die Kinder häufig die Nahrungsaufnahme.
Während der Erstinfektion (mit oder ohne Symptome) breiten sich die Viren in Nervenzellen aus und bleiben dort unbemerkt, bis es zu einer Reaktivierung kommt (latente Infektion).
Bei der Reaktivierung der Herpes-Viren kommt es zu entsprechenden Herpesbläschen im Bereich der ursprünglichen Infektionsstelle, häufig der Lippen (Herpes labialis). Dies kündigt sich durch ein Jucken oder Kribbeln der entsprechenden Hautstelle an. Durch Aufplatzen und Eintrocknung der Bläschen bilden sich nachfolgend Krusten, die besonders ein kosmetisches Problem darstellen. Zu diesem Zeitpunkt besteht für andere Menschen, die bisher noch keine Herpes-simplex-Erkrankung Typ 1 hatten, erneut die Gefahr der Ansteckung.
Diese Viren werden über Sexualkontakte übertragen. Eine Erstinfektion erfolgt demnach meist im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter. Es bilden sich Bläschen und kleine schmerzhafte Geschwüre (Ulzerationen) am Penis im Bereich von Vorhaut oder Eichel oder an der Scheide der Frau. Herpes-simplex-2-Viren bleiben nach Erstinfektionen vor allem in Nervengeflechten der Kreuzbein-Lendenwirbelgegend (Lumbosakralbereich). Sie treten bei Reaktivierung erneut als Genitalherpes (Herpes genitalis) im Intimbereich von Mann und Frau in Erscheinung. Manchmal löst jedoch auch die Herpes-simplex-Typ-1-Infektion eine Erkrankung am Genitalbereich aus.
Unbehandelt können Herpes-simplex-Infektionen sowohl beim Typ 1 als auch beim Typ 2 einen komplizierten Verlauf nehmen:
Ein großes Problem von Herpes simplex ist außerdem die hohe Rezidivrate (Wiederauftreten) der Erkrankung mit immer wiederkehrendem Leid oder zumindest den lästigen Erscheinungen.
Bei einer genitalen Erstinfektion mit Herpes-simplex-Viren (meist Typ 2) während der Spätschwangerschaft sind Neugeborene besonders gefährdet. Die Infektion des Säuglings erfolgt aufsteigend vor der Geburt oder während der Geburt im Geburtskanal. Neugeborene können lokal infiziert werden und Haut- und Schleimhautveränderungen zeigen. Schwere Verlaufsformen führen zu Infektionen von Organen und zentralem Nervensystem (ZNS), die bei bis zu 50 Prozent der Fälle tödlich verlaufen. Bei Verdacht auf Genitalherpes einer Frau mit bevorstehender Geburt sollte zur Sicherheit ein Kaiserschnitt vorgenommen werden. Besteht der Verdacht, dass sich Neugeborene mit Herpesviren infiziert haben, erhalten sie ein antivirales Medikament (Aciclovir) über die Vene.
Lippenherpes ist durch typische Bläschenbildung im Gesicht, besonders im Bereich der Lippen, leicht zu erkennen (Herpes labialis). Der Lippenherpes verläuft dabei folgende Phasen:
Phase | Anzeichen |
---|---|
Prodomalphase | Zunächst bemerken Patienten ein Spannungsgefühl, ein leichtes Kribbeln, Jucken, Brennen und leichte Schmerzen |
Erythemphase | Die Hautstelle rötet sich |
Papelphase | Es entsteht eine schmerzhafte Schwellung |
Vesikelphase | Aus der Schwellung werden flüssigkeitsgefüllte Bläschen. Das Sekret der Bläschen enthält sehr viele Viren und ist hochinfektiös |
Ulzerationsphase | Die Bläschen brechen auf und bilden schmerzhafte, nässende Wunden |
Verkrustungsphase | Krusten und Schorf bildet sich, Juckreiz tritt auf |
Abheilungsphase | ohne Narbenbildung heilt der Lippenherpes vollständig ab. |
Auch im Genitalbereich und an anderen Körperstellen bilden sich Bläschen. Bei Unklarheiten können zur weiteren Diagnose Abstrichproben vom Bläscheninhalt genommen werden. Im Labor erfolgt die Vermehrung der Viren mit dem Nachweis von genetischem Material (DNA). Diese Untersuchung dauert lange und ist teuer. Sie wird nur vereinzelt durchgeführt.
Teilweise kann auch eine Blutuntersuchung zum Nachweis von Antikörpern, die vom körpereigenen Immunsystem gegen Herpesviren gebildet werden, durchgeführt werden. Die Antikörper sind immer speziell gegen eine Virusart gerichtet. Anhand der Antikörper kann festgestellt werden, ob der Mensch schon Kontakt zu einem der beiden Herpes-Virus-Typen hatte. Der Test hat aber zwei Schwächen. Eine akute Infektion lässt sich nicht von einer chronischen Infektion unterscheiden. Der Test setzt ein intaktes Immunsystem voraus. Ist das Immunsystem geschwächt (durch HIV oder Krebs), dann bildet der Körper gar keine Antikörper.
Bei Verdacht auf Herpes-Enzephalitis (Gehirnentzündung) wird Hirnflüssigkeit (Liquor) aus dem Rückenmark entnommen und auf Virus-DNA untersucht. Meist wird in diesem Fall vor Bestätigung der Diagnose bereits ein antivirales Medikament eingesetzt, um Folgeschäden zu vermeiden.
Die Behandlung des Lippen- oder Genitalherpes erfolgt mit Nukleosid-Analoga (antiviralen Medikamenten) mit den Wirkstoffen Aciclovir, Valaciclovir, Penciclovir (nur lokal bei Lippenherpes) oder Famciclovir. Die Wirkstoffe können die Herpesinfektion nicht heilen, lindern aber die Symptome und verkürzen die Erkrankungsdauer (bei Lippenherpes etwa um einen Tag). Wichtig ist es, die Medikamente so früh wie möglich anzuwenden, am besten beim ersten Kribbeln oder Jucken der entsprechenden Hautpartien, bevor sich Bläschen gebildet haben. Weitere Arzneimittel, die eingesetzt werden, sind Zink und Melisse.
Leiden Betroffene unter ständig wiederkehrenden Schüben, können die Medikamente auch dauerhaft verabreicht werden. Die Schübe werden damit nicht vollständig unterdrückt, aber verlaufen milder.
Wichtig zu beachten ist, dass Herpesviren trotz Einnahme antiviraler Medikamente weiterhin ansteckend sind. Außerdem hat die antivirale Therapie keinen Einfluss auf Viren, die sich in die Ganglienzellen zurückgezogen haben. Eine Reaktivierung der Erkrankung kann demnach nicht verhindert werden.
Antivirale Medikamente werden in der Regel in Form von Salben oder Cremes auf die Bläschen aufgetragen. In schwereren Fällen erhalten Betroffene Tabletten. Bei starken Schmerzen werden zusätzlich Schmerzmittel verabreicht.
Bei einer Herpes-Enzephalitis (Befall des Gehirns) oder Neugeborenen-Herpes werden die Wirkstoffe umgehend (oft bei erstem Verdacht vor Diagnosestellung) über die Vene verabreicht.
Kommt es durch Herpesviren zu einem Augenbefall, werden vom Augenarzt spezielle Augentropfen mit einem antiviralen Wirkstoff verabreicht.
Bei geringen Beschwerden reicht es aus, die betroffenen Hautstellen gründlich zu reinigen und zu pflegen. Linderung verschaffen Salben oder Sprays mit leichten Betäubungsmitteln, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind.
Kommt es zu bakteriellen Infektionen der vorgeschädigten Haut, werden antibiotikahaltige Salben oder Tabletten verordnet.
Die Behandlung des Lippenherpes richtet sich nach der Schwere der Erkrankung. Es gibt keine Therapiemöglichkeit, um die Viren, die sich in den Ganglien befinden, zu bekämpfen. Mit einer Therapie kann die Schwere des Ausbruchs gelindert werden. Die Viren verbleiben trotzdem im Körper und können nach einiger Zeit wieder auftreten.
Ist die Infektion auf die Lippen oder die Mundschleimhaut begrenzt, dann ist eine Behandlung nicht zwingend notwendig. Wenn das Auge betroffen ist, dann sollte eine Therapie durchgeführt werden, da es sonst zu einer Sehverschlechterung kommen kann. Auch bei einem großflächigen Hautbefall empfiehlt sich eine Behandlung.
Eines der häufigsten Virostatika, dass bei bei Lippenherpes eingesetzt und empfohlen wird, ist Aciclovir. Als virushemmendes Mittel sorgt es dafür, dass sich die Viren nicht mehr vermehren können. Aciclovir gibt es von unterschiedlichen Herstellern und wird auf Lippen als Salbe aufgetragen.
Ebenso empfohlen wird der Einsatz von Penciclovir. Penciclovir hat Vorteile im späten Stadium. Das Mittel wirkt also auch, wenn die Viren bereits in die Zellen eingedrungen sind.
Ein weiteres Virostatikum, das zur Behandlung von Lippenherpes eingesetzt wird, ist Docosanol. Gegenüber Aciclovir und Penciclovir bietet es keine wesentlichen Vorteile.
Eine weitere Behandlungsmethode ist die Anwendung von Herpespflastern. Sie sind kaum zu sehen, werden auf die Herpesstelle aufgetragen und können auch überschminkt werden. Sie wirken vor allem im Spätstadium der Infektion. Zwar hemmen die Bläschenpflaster nicht die Vermehrung der Viren, können aber in der frühen Phase die freien Nervenendigungen abdecken und so die Schmerzen lindern. Ein Herpespflaster beschleunigt vor allem im späten Stadium die Heilung der Wunde (freuchte Wundheilung).
Alternativen zu den chemischen Virustatika bilden pflanzliche Extrakte aus Melisse und Produkte, die Zinksulfat enthalten. Beide Wirkstoffe sind gut verträglich und wirken im frühen Stadium der Infektion.
Hier eine Übersicht der Arzneimittel, die bei Lippenherpes eingesetzt werden:
Arzneimittel / Medizinprodukt | Wirkungsweise | Wirkung in früher Phase | Wirkung in später Phase |
---|---|---|---|
Aciclovir | hemmt Virusvermehrung (Eingriff in die Neubildung der Virus-DNA) | ja | ja (noch nicht abschließend geklärt) |
Penciclovir | hemmt Virusvermehrung (Eingriff in die Neubildung der Virus-DNA) | ja | ja |
Docosanol | Hemmt Virus-Eintritt in die Wirtszelle | ja | nein |
Melisse | Hemmt Virus-Eintritt in die Wirtszelle | ja | nein |
Zink | Hemmt Virus-Eintritt in die Wirtszelle | ja | nein |
Herpespflaster | Kein Einfluss auf Virusvermehrung. Beschleunigt Heilung der Wunde | ja, aber nur Schmerzlinderung | ja, aber nur beschleunigte Wundheilung (feuchte Wundheilung) |
Hier eine Übersicht, unter welchen Handelsnamen man die Medikamente zur Selbstmedikation in der Apotheke erwerben kann (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Arzneimittel | Handelsnamen |
---|---|
Aciclovir | Zovirax® Lippenherpescreme, Lippenherpescreme elac®, Aciclobeta® Lippenherpes Creme, Aciclostad® gegen Lippenherpes, Aciclovir akut Creme-1A-Pharma®, Aciclovir Hemopharm Creme®, Aciclovir Heumann Creme, Aciclovir-ratiopharm® Lippenherpescreme, Aciclovir AL Creme®, Dynexan® Herpescreme, Acic® Creme bei Lippenherpes |
Penciclovir | Pencivir® bei Lippenherpes, Pencivir® bei Lippenherpes gefärbte Creme |
Docosanol | Muxan® Creme |
Melisse | Lomaherpan®Creme |
Zink | Virudermin® Gel, Lipactin® Gel |
Die Arzneimittel, die man als Creme erhält, sollten möglichst mit einem Wattestäbchen aufgetragen werden. Unbedingt sollte man sich danach die Hände gründlich waschen, um die Viren nicht in andere Körperbereiche zu verschleppen. Eine große Gefahr ist die Infektion des Auges mit Herpes-simplex-Viren. Diese kann im schlimmsten Fall unbehandelt sogar zur Erblindung führen.
Der Genitalherpes wird im Grunde genommen genau so behandelt wie der Lippenherpes. Virustatika können als Salbe auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden. Es ist sinnvoll den Sexualpartner mit zu behandeln, damit sich die Partner beim Geschlechtsverkehr nicht gegenseitig erneut anstecken.
Bei einem Neugeborenenherpes wird die gleiche Therapie angewandt, wie bei Komplikationen eines Herpes. Schon der Verdacht reicht aus, um mit der Behandlung zu beginnen. Aciclovir wird über Infusionen verabreicht und direkt in das Blut gegeben. Die Behandlung dauert 7-10 Tage, die das Neugeborene im Krankenhaus verbringt. Penciclovir ist erst für Kinder ab 12 Jahren zugelassen.
Im Wesentlichen müssen zwei Erkrankungen abgegrenzt werden, die auch schmerzende Bläschen verursachen.
Die Gürtelrose ist eine Infektionserkrankung, die durch das Windpockenvirus (Varizella Zoster Virus) ausgelöst wird. Dieses Virus gehört zu der großen Gruppe der Herpes Viren. Nicht geimpfte Menschen entwickeln nach dem ersten Kontakt mit diesem Virus Windpocken (Varizellen).
Nachdem die Windpocken abgeheilt sind, wandern die Viren entlang der Nerven zu den Nervenwurzeln. Dort können sie sich einnisten, so wie es auch der Herpes-simplex-Virus kann. Wird das Immunsystem geschwächt, dann kann sich eine Gürtelrose bilde.
Auch bei einer Gürtelrose treten kleine Bläschen auf. Typischerweise treten Sie nicht an Lippen oder Genitalien auf. Sie können am ganzen Körper auftreten, beschränken sich aber meist in einem bestimmten Bereich des Oberkörpers.
Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern tritt die Grindflechte (Impetigo contagiosa) auf. Diese Infektion wird durch Bakterien ausgelöst. Sie wird durch Schmierinfektionen übertragen. Da sie sehr ansteckend ist, kann sie ganze Schulklassen und Kindergarten-Gruppen befallen. Im Rahmen dieser Erkrankung entstehen Bläschen an den Lippen und auf der Haut neben den Lippen. Nach einiger Zeit verkrusten sie und weisen dann eine typisch honiggelbe Kruste auf.
Bei schwangeren Frauen mit Genitalherpes steht die Vorbeugung der Infektion von Säuglingen vor und während der Geburt im Vordergrund. Bei nachgewiesener genitaler Virusausscheidung sollte die Entbindung durch Kaiserschnitt erfolgen. Alternativ wird dem Säugling umgehend nach der Geburt ein antivirales Mittel verabreicht (meist Aciclovir intravenös), um die gefürchtete Ausbreitung der Viren zu verhindern.
Menschen mit geschwächtem Immunsystem (dazu gehören Krebspatienten mit Chemotherapie, HIV-Patienten) oder Patienten mit ständig wiederkehrendem Genitalherpes können vorbeugend antivirale Medikamente erhalten.
Betroffene, die bereits die Viren in sich tragen, sollten potenzielle Auslöser (Tätigkeiten, Nahrungsmittel) meiden, die in Verbindung mit einer Herpes-Reaktivierung stehen. Beispielsweise sollten sie sehr starke Sonnenbestrahlung vermeiden.
Sobald Betroffene an den Lippen ein Kribbeln oder einen Juckreiz verspüren, der mit einem Herpesschub in Verbindung steht, sollten sie niemanden küssen und niemanden aus den gleichen Gläsern trinken lassen. Bei Tieren gilt es ebenfalls vorsichtig zu sein, Herpes kann zu schwerwiegenden Erkrankungen führen, zum Beispiel bei Chinchillas.
Grundsätzlich sollte bei bekanntem Genitalherpes beim Geschlechtsverkehr auf einen ausreichenden Schutz (Kondome) geachtet werden. Auch in Phasen, wenn keine Bläschen sichtbar sind, können Viren auf der Schleimhaut sein und den Partner infizieren.
aktualisiert am 30.05.2019