Schilddrüsenknoten bleiben oft unbemerkt, können bei größerer Ausprägung aber Beschwerden wie Schluckstörungen, ein Druckgefühl oder hormonelle Überfunktionen verursachen. Man unterscheidet zwischen "heißen" (überaktiven, meist gutartigen) und "kalten" (inaktiven, mit seltenem Krebsrisiko verbundenen) Knoten. Die genaue Einschätzung erfolgt mittels Sonographie, Szintigraphie, Blutwerten und gegebenenfalls einer Gewebeentnahme. Die Behandlung reicht von abwartender Kontrolle über medikamentöse und nuklearmedizinische Therapien bis hin zur Operation. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichender Jodzufuhr sowie regelmäßige Kontrollen bei Risikopatienten helfen, Knoten früh zu erkennen oder zu verhindern.
Dr. Kreppel: Schilddrüsenknoten bleiben sehr häufig unbemerkt, weil sie meist keine Beschwerden verursachen. Sie können jedoch auch durch eine sichtbare oder tastbare Schwellung am Hals auffallen. Insbesondere größere Knoten können ein Druckgefühl, Schluckbeschwerden, einen Räusperzwang oder auch Stimmveränderungen hervorrufen. Wenn ein Knoten übermäßig viel Schilddrüsenhormon produziert, kann es zu typischen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion kommen, wie Herzrasen, unerklärliche Gewichtsabnahme, vermehrtes Schwitzen und innere Unruhe.
Dr. Kreppel: Schilddrüsenknoten werden in hyperfunktionelle ("heiße") und hypofunktionelle ("kalte") Knoten unterteilt, je nachdem, ob bzw. wie aktiv sie Hormone produzieren.
Dr. Kreppel: Vorwegnehmend möchte ich hierzu sagen, dass es nur mittels Operation und anschließend histopathologischer Aufarbeitung möglich ist, hundertprozentig festzustellen, ob ein Knoten gut- oder bösartig ist. Glücklicherweise gibt es jedoch einige Untersuchungsmethoden, die eine sehrt gute Risikoabschätzung ermöglichen, insbesondere, wenn diese in sinnvoller Reihenfolge bzw. in Kombination angewendet und interpretiert werden.
Der Ultraschall, also die Sonographie, gibt wichtige Informationen über die Größe, Form, Struktur und Durchblutung des Knotens. Auffällige Merkmale sind beispielsweise ein unscharfer Rand, Mikroverkalkungen und eine gesteigerte Durchblutung oder auch ein Größenwachstum im Verlauf. Ob ein Knoten heiß oder kalt ist kann hiermit jedoch keinesfalls festgestellt werden. Dies kann man nur mittels Szintigraphie herausfinden, einer speziellen nuklearmedizinischen Untersuchung.
Hierbei wird eine winzige Menge einer schwach radioaktiven Substanz (ein sogenannter Tracer) gespritzt. Das ist kein Kontrastmittel, wie man es von radiologischen Untersuchungen kennt. Dieser Tracer verhält sich wie natürliches Jod, wird aber nicht in die Schilddrüsenhormone eingebaut und eignet sich daher ideal für eine schnelle Funktionsprüfung. Es wird von der Schilddrüse innerhalb von 20 Minuten aufgenommen und die Verteilung kann bereits nach dieser kurzen Zeit mittels Gammakamera erfasst werden. Vor dieser Kamera sitzt der Patient wenige Minuten, während die Bilder gemacht werden. Heiße Knoten sind in der Szintigraphie als stark stoffwechselaktive Bereiche sichtbar. Kalte Knoten erscheinen in der Szintigraphie als wenig oder gar nicht aktive Bereiche. Knoten, die weder eindeutig heiß noch kalt sind, bezeichnet man als szintigraphisch indifferent.
Auch die Blutuntersuchung ist ein wichtiger Bestandteil der Untersuchung und kann entscheidende Hinweise geben. Bestimmt werden in der Regel die Schilddrüsenhormone (TSH, fT3, fT4; das "f" steht für das freie Hormon im Blut) sowie bestimmte Antikörper, um eine Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion abzuklären. Bei der Erstdiagnose eines Knotens bestimmen wir immer auch den Calcitonin-Wert, ein Tumormarker für eine zum Glück eher seltene Krebsform in der Schilddrüse, das sogenannte Medulläre Schilddrüsenkarzinom; wenn der Wert unauffällig ist, kann dieser Tumor ausgeschlossen werden.
Hat man es mit einem im Ultraschall auffällig aussehenden und szintigraphisch kalten Knoten zu tun, besteht auch die Möglichkeit, eine kleine Gewebeprobe mittels Feinnadelpunktion zu gewinnen und diese Zellen vom Pathologen unter dem Mikroskop beurteilen zu lassen. Das ist ein schneller und meist schmerzloser Eingriff, der ambulant und ohne Narkose nach entsprechender Vorbereitung innerhalb von wenigen Minuten durchgeführt werden kann. Ein unauffälliges Ergebnis kann jedoch einen bösartigen Prozess in der Schilddrüse nicht sicher ausschließen, worüber man den Patienten in jedem Fall im Vorfeld informieren muss.
Zusätzlich gibt es auch noch Szintigraphien mit anderen Tracern, um beispielsweise den Energieverbrauch der Knoten darzustellen. Man geht hierbei davon aus, dass Tumorzellen einen höheren Energieverbrauch haben; das zeigt sich dann in einer vermehrten Speicherung im Knoten entgegen der ursprünglichen Szintigraphie, wo der Knoten nicht oder nur wenig speichert. Die Untersuchung bietet jedoch auch keinen eindeutigen Tumornachweis oder - auschluss, sondern erlaubt lediglich eine weitere Einschätzung hinsichtlich des Malignitätsrisikos.
Regelmäßige Kontrolle in individuell festgelegten Intervallen helfen, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen und auch zu behandeln.
Dr. Kreppel: Schilddrüsenknoten entstehen oft über viele Jahre hinweg und können verschiedene Ursachen haben. Häufige Gründe und Risikofaktoren sind:
Dr. Kreppel: Hierfür gibt es mehrere Gründe. Wie bereits erwähnt, können hormonelle Einflüsse zu Schilddrüsenveränderungen führen. Die weiblichen Geschlechtshormone, insbesondere Östrogene scheinen das Wachstum der Schilddrüse zu beeinflussen, was vor allem in den hormonellen Umstellungsphasen wie der Pubertät, während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren zur Bildung von Knoten führen kann. Insbesondere in der Schwangerschaft steigt der Hormonbedarf, da die Schilddrüse des ungeborenen Kindes mitversorgt werden muss. Eine unzureichende Jodversorgung kann dann das Wachstum der Schilddrüse fördern und die Knotenbildung begünstigen.
Auch sind Frauen häufiger von Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow betroffen, die zu strukturellen Veränderungen in der Schilddrüse führen können und so auch die Entstehung von Knoten begünstigen.
Die weiblichen Geschlechtshormone, insbesondere Östrogene scheinen das Wachstum der Schilddrüse zu beeinflussen, was vor allem in den hormonellen Umstellungsphasen wie der Pubertät, während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren zur Bildung von Knoten führen kann.
Dr. Kreppel: Die Behandlung von Schilddrüsenknoten hängt von ihrer Art, ihrer Größe und möglichen Beschwerden ab. Grundsätzlich gibt es folgende Optionen:
Ein abwartendes Verhalten mit regelmäßigen laborchemischen und sonographischen Kontrollen ist insbesondere bei kleinen, unauffälligen Knoten sinnvoll, die keine Beschwerden verursachen. Das Kontrollintervall wird dabei individuell festgelegt um zu gewährleisten, mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen und weiter abklären zu können.
Falls ein Jodmangel die Ursache ist, kann ggf. eine Jod-Einnahme in Tablettenform helfen. Die Indikation hierfür sollte jedoch streng geprüft werden. Häufig kann eine ausreichende Jod-Zufuhr durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung erreicht werden.
Bei den heißen Knoten kann bei ausgeprägten Beschwerden und deutlicher Schilddrüsenhormonerhöhung ggf. vorübergehend eine medikamentöse Hemmung der Schilddrüsenhormonproduktion nötig sein mittels sogenannter Thyreostatika. Dies ist jedoch keine dauerhafte Therapie, da diese bei langfristiger Einnahme zu Leber- und Knochenmarkschädigungen führen kann. Da sich heiße Knoten in der Regel nicht von selbst zurückbilden, sollte hier eine definitive Therapie angestrebt werden.
Dafür steht zum Beispiel eine Radiojodtherapie zur Verfügung. Bei dieser nuklearmedizinischen Therapie wird radioaktives Jod meist in Form einer kleinen Kapsel oral verabreicht, welches gezielt das überaktive Schilddrüsengewebe zerstört. Das umliegende, gesunde Schilddrüsengewebe wird dabei nicht angegriffen. Es handelt sich hierbei also um eine sehr elegante Therapie, da sie nicht invasiv ist. Diese wird in Deutschland aus Strahlenschutzgründen unter stationären Bedingungen durchgeführt.
Eine weitere Möglichkeit heiße Knoten zu behandeln, insbesondere auch wenn eine Radioiodtherapie nicht in Betracht kommt, ist die Operation (die sogenannte Thyreoidektomie, also die komplette Schilddrüsenentfernung bzw. die Hemithyreoidektomie, wenn nur eine Hälfte der Schilddrüse entfernt wird).
Mittels thermoablativer Verfahren werden Knoten durch gezielt Hitzeeinwirkung zerstört; diese können jedoch nicht bei allen Knoten angewendet werden und haben sich noch nicht flächendeckend als Standardtherapie etabliert.
Ein Schilddüsenknoten sollte operiert werden, wenn Krebsverdacht oder besondere Risikofaktoren bestehen (z.B. auffällige Sonographie bei szintigraphisch kaltem Knoten, auffälliges Ergebnis der Feinnadelbiopsie, Schilddrüsenkrebs in der Familie, Bestrahlung im Halsbereich in der Vergangenheit). Auch bei sehr großen Knoten bzw. deutlich vergrößerten Schilddrüsen, die auf die Luftröhre oder Speiseröhre drücken und damit zu Atem- oder Schluckbeschwerden führen können, sollte nach Möglichkeit eine operative Sanierung angestrebt werden.
Die Entscheidung für das Vorgehen bei Schilddrüsenknoten treffen wir individuell und mit dem Patienten gemeinsam.
Dr. Kreppel: Vor der OP erfolgen eine gründliche Untersuchung, Bluttests und eine Stimmbandnervenprüfung (Laryngoskopie) durch einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Für die OP muss der Patient nüchtern sein, da die Operation in Vollnarkose durchgeführt wird. Der Chirurg setzt einen kleinen Schnitt in eine Hautfalte am unteren Hals, damit die Narbe später möglichst unauffällig bleibt. Das Schilddrüsengewebe wird vorsichtig freigelegt. Hierbei ist die Schonung der Stimmbandnerven besonders wichtig, da dieser direkt hinter der Schilddrüse verlaufen. Auch die Nebenschilddrüsen, die meist hinten direkt der Schilddrüse anliegen und für den Kalziumhaushalt wichtig sind, bleiben nach Möglichkeit unangetastet.
Je nach Diagnose wird entweder ein Schilddrüsenlappen oder die gesamte Schilddrüse entfernt. Das Gewebe wird bereits während der Operation in die Pathologie geschickt zur sogenannten Schnellschnittdiagnostik, um eine erste Einschätzung zu bekommen, ob ein Knoten gut- oder bösartig ist. Falls Krebsverdacht besteht, können dann z.B. auch Lymphknoten mitentfernt werden. Während der OP wird in der Regel ein sogenanntes Neuromonitoring verwendet, um die Funktion der Stimmbandnerven zu überwachen und Schäden zu vermeiden. Der Operateur wird dann mittels akustischem Signal gewarnt, wenn er zu nah an die Nerven gelangt.
Nach der Entfernung wird dann meist eine kleine Drainage eingelegt, um Wundflüssigkeit kontinuierlich abzuführen. Die Wunde wird dann mit selbstauflösenden Fäden oder feinen Nähten verschlossen. Wie bei jeder Operation erfolgt eine Nachbeobachtungszeit während der Aufwachphase im Aufwachraum. Meist kann der Patient bereits nach zwei bis drei Tagen nach Hause.
Dr. Kreppel: Generell kann man sagen, dass die Schilddrüsenoperation heute ein sehr sicherer Eingriff ist mit einer hohen Erfolgsrate und geringen Komplikationsrisiken, insbesondere, wenn sie von erfahrenen Schilddrüsenchirurgen durchgeführt wird.
Im Falle einer kompletten Schilddrüsenentfernung, aber auch unter Umständen bei Teilentfernungen der Schilddrüse, ist eine lebenslange Schilddrüsenhormon-Einnahme (meist ein L-Thyroxin-Präparat in Tablettenform) erforderlich. Die richtige Schilddrüsenhormoneinstellung kann in den ersten Monaten nach der Operation lästig sein; bei den allermeisten Patienten findet man jedoch rasch den Wohlfühlbereich. Dann sind weitere Kontrollen ein bis zweimal jährlich ausreichend.
Die Stimme kann vorübergehend heiser sein, auch ohne dass der Stimmbandnerv geschädigt wurde. Es empfiehlt sich hierbei erfahrungsgemäß eine frühzeitige logopädische Behandlung; die Stimme erholt sich dann meist wieder vollständig. Heiserkeit kann persistieren, wenn der Nerv durchtrennt wurde, z.B. wenn dieser bei sehr großen Schilddrüsen mit dieser verwachsen ist und während der OP nicht freipräpariert werden kann.
Falls es zu Schädigungen im Bereich der Nebenschilddrüse gekommen ist oder diese aus anatomischen Gründen teils mitentfernt wurden, zeigen sich im Blut verminderte Kalzium- sowie unter Umständen auch Parathormon-Werte. Dann kann es zu Kribbelgefühlen in den Fingerspitzen bis hin zu Muskelkrämpfen und Herzrhythmusstörungen kommen. Behandelt wird dies durch die Einnahme von Kalzium sowie ggf. auch Vitamin D-Präparaten. Insbesondere bei nur leichten Veränderungen kann es sich hierbei jedoch auch um ein vorübergehendes Phänomen handeln.
Blutungen nach einer Operation sind selten, aber gefürchtet, da hierdurch die Luftröhre eingeengt werden kann. Patienten sollten sich daher insbesondere in den ersten 24 bis 48 Stunden nach einer Operation ruhig verhalten und unterliegen einer besonderen Beobachtung. Wie bei jeder Operation sind Infektionen, Wundheilungsstörungen und eine überschießende Narbenbildung (sogenannte Keloid-Bildung) ebenfalls bei den Nebenwirkungen aufzuführen, wenn diese auch sehr selten sind, insbesondere, wenn man sich für ein auf Schilddrüsen-Chirurgie spezialisiertes Zentrum entschieden hat.
Die Stimme kann vorübergehend heiser sein, auch ohne dass der Stimmbandnerv geschädigt wurde.
Dr. Kreppel: Der Krankenhausaufenthalt dauert bei komplikationslosem Verlauf in der Regel zwei bis drei Tage. In den Stunden nach dem Aufwachen aus der Narkose kann es zu leichtem Wundschmerz und -schwellungen sowie Schluckbeschwerden kommen, die meist mit leichten Schmerzmitteln gut zu ertragen sind und rasch wieder abklingen. Heiserkeit muss kein Zeichen einer Stimmbandnerv-Verletzung sein, sondern kann auch durch eine Reizung verursacht werden. Es erfolgt daher postoperativ noch eine HNO-ärztliche Kontrolle der Stimmbandnerv-Funktion. Sofern die Heiserkeit nicht rasch besser wird oder abklingt, empfiehlt sich wie bereits oben erwähnt eine zeitnahe logopädische Behandlung, da hierdurch in der Regel wieder eine vollständige Normalisierung erzielt werden kann.
Die Schilddrüsenhormon-Werte werden routinemäßig kurz nach der OP bestimmt und es wird ggf. schon im Rahmen des stationären Aufenthaltes mit der Einnahme von Schilddrüsenhormon begonnen. Wir empfehlen unseren Patienten bereits im Vorfeld der geplanten Operation einen Folgetermin wenige Wochen nach der OP in unserer Ambulanz zu vereinbaren, damit die Werte zeitgerecht überprüft und ggf. eine Dosisanpassung oder überhaupt erst die Hormoneinstellung vorgenommen werden kann. So können unerwünschte Auswirkungen einer unzureichenden Schilddrüsenhormoneinstellung (beispielsweise Gewichtsschwankungen, Müdigkeit oder Schlafstörungen, vermehrtes Schwitzen oder Frieren) minimiert oder gar vermieden werden.
Auch der Kalziumspiegel im Blut wird noch im Rahmen des stationären Aufenthaltes bestimmt und ggf. behandelt, sofern Veränderungen vorliegen. Als Patient ist man meistens rasch wieder fit und leistungsfähig. Da der Wundbereich am Hals sehr empfindlich ist, sollte für zwei bis vier Wochen jedoch körperliche Schonung eingehalten werden. Die Wunde am Hals verheilt dann in der Regel schnell. Bis zum Verblassen sollte auf einen ausreichenden Sonnenschutz in diesem Bereich geachtet werden. Manche Patienten schwören auf spezielle Narbenpflegecremes; diese sind jedoch meistens nicht erforderlich.
Sofern eine bösartige Schilddrüsenerkrankung nachgewiesen wurde, sind unter Umständen zusätzliche therapeutische Maßnahmen erforderlich, wie zum Beispiel eine Radioiodtherapie.
Dr. Kreppel: Das hängt von der Ursache der Knotenbildung ab. Ist ein Knoten durch Iodmangel entstanden, kann möglicherweise eine ausreichende Iodzufuhr mit der Nahrung oder in Tablettenform eine Verkleinerung des Knotens herbeiführen oder zumindest einem weiteren Wachstum entgegenwirken. Auch gutartige Schilddrüsenzysten, die zum Beispiel durch plötzliche Einblutungen bei übermäßiger Belastung entstehen, können sich wieder zurückbilden, wenn die Flüssigkeit resorbiert oder auch mittels Feinnadelpunktion abgesaugt wird.
Ein kalter Knoten bildet sich in der Regel nicht von selbst zurück. Bei bösartigen Knoten ist sogar eher mit einem weiteren Wachstum zu rechnen. Auch heiße Knoten verschwinden nicht wieder ohne therapeutische Maßnahmen. Daher sind beim Nachweis von Schilddrüsenknoten zumindest regelmäßige sonographische Kontrollen erforderlich.
Dr. Kreppel: Schilddrüsenkrebs, also ein Schilddrüsenkarzinom, liegt vor, wenn sich in der Schilddrüse bösartige Zellen unkontrolliert vermehren und zu einem Tumor heranwachsen. Glücklicherweise sind über 90% der Schilddrüsenknoten gutartig. Die einzige Möglichkeit einen bösartigen Prozess in der Schilddrüse sicher auszuschließen bzw. nachzuweisen ist nur mittels operativer Entfernung und anschließend kompletter histopathologischer (feingeweblicher) Aufarbeitung möglich. Wenn man jedoch jeden Patienten mit Schilddrüsenknoten in Deutschland operieren möchte, dann wird unser Gesundheitssystem zusammenbrechen, denn Schilddrüsenknoten haben hier schätzungsweise 16 bis 24 Millionen Menschen.
Glücklicherweise sind über 90% der Schilddrüsenknoten gutartig.
Dr. Kreppel: Generell gilt, wenn ein oder mehrere Schilddrüsenknoten nachgewiesen werden, sollten diese auch regelmäßig kontrolliert werden. Sinnvoll sind zunächst engmaschigere Kontrollen, je nach Befund im drei- bis sechsmonatigen Intervall, um einen ersten Eindruck von der Wachstumstendenz zu bekommen. In jedem Fall sollte man die potentiellen Risiken, die sich sowohl hinter einem heißen, als auch einem kalten Knoten verbergen können, offen mit der Patientin bzw. dem Patienten besprechen und gemeinsam ein sinnvolles Procedere festlegen, das sich nach den individuellen Bedürfnissen richtet. Wenn man den oder die Knoten im Verlauf besser kennengelernt hat und diese keinerlei Veränderungstendenzen zeigen, sind meistens auch halbjährliche bis jährliche Kontrollintervalle vertretbar.
Eine generelle Empfehlung zur Iod-Einnahme sollte nicht gegeben werden. Bei Patienten, bei denen man von einem Iod-Mangel als Ursache für die Knotenbildung ausgeht, kann eine ausreichende Iod-Zufuhr über die Ernährung oder ggf. auch in Tablettenform sinnvoll sein. Daher sollte eine gezielte Nachfrage der Ernährungsgewohnheiten Bestandteil der Anamnese sein. Bei Patienten mit Schilddrüsenknoten, bei denen gleichzeitig eine Hashimoto-Thyreoiditis vorliegt, sollte jedoch von einer zusätzlichen Iod-Zufuhr abgeraten werden. Eine Ausnahme bildet die Zeit einer Schwangerschaft.
Insbesondere auch bei heißen Knoten oder einem Morbus Basedow im Stadium der Überfunktion kann eine zusätzlich Iod-Einnahme oder besonders Iod-haltige Ernährung zu einer Verschlimmerung und unter Umständen schwerwiegenden Verläufen der Schilddrüsenüberfunktion führen. Patienten mit heißen Knoten sollten nach Möglichkeit Stress und übermäßige körperliche Belastungen vermeiden, insbesondere, wenn bereits eine Schilddrüsenüberfunktion eingetreten ist.
Dr. Kreppel: Generell ist zur Primärprävention, also dem Vorbeugen, dass überhaupt eine Erkrankung auftritt, ein gesunder und ausgewogener Lebensstil zu empfehlen: Stress reduzieren, regelmäßige Bewegung, gute Ernährung und ausreichend Schlaf. Das ist oft leichter gesagt als getan. Auch Nikotinkonsum kann bei einigen Schilddrüsenerkrankungen negative Effekte hervorrufen.
Bei bislang Schilddrüsengesunden ist eine ausreichende Iod-Zufuhr über die Ernährung wichtig um überhaupt erst die Entstehung von Iod-Mangel-bedingten Knoten oder einer Schilddrüsenvergrößerung ("Kropf") zu verhindern. Iod ist vor allem in Nahrungsmitteln wie Seefisch wie Kabeljau oder Lachs vorhanden. Milchprodukte und Eier enthalten ebenfalls viel Iod. Zudem kann im täglichen Gebrauch auf iodiertes Speisesalz zurückgegriffen werden.
Insgesamt sollte auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichendem Anteil von Spurenelementen wie Zink (vor allem in Nüssen und Vollkornprodukten enthalten) und Selen (vor allem in Paranüssen enthalten) sowie Vitaminen, vor allem C und D (vor allem durch Nahrungsergänzungsmittel) geachtet werden. Diese verhindern zwar nicht die Entstehung von Knoten, können sich aber insbesondere auch bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse positiv auswirken.
Bei familiärer Vorbelastung mit Schilddrüsenerkrankungen empfiehlt sich nach Möglichkeit bereits im Jugendalter eine Schilddrüsen-Erstuntersuchung. Zudem sind Kontrollen der Schilddrüse im Rahmen der Gesundheits-Check-up-Untersuchungen sinnvoll, wie sie ab dem 35. Lebensjahr empfohlen werden. So können Schilddrüsenerkrankungen frühzeitig diagnostiziert werden und nicht erst, wenn diese symptomatisch werden. Bereits die einfache Bestimmung von den Blutwerten TSH, fT3 und fT4 gibt einen guten Überblick über die aktuelle Schilddrüsenfunktion. Eine Sonographie zeigt, ob Knoten vorliegen oder anderweitige Veränderungen der Schilddrüsenstruktur. Bei Auffälligkeiten oder auch Unklarheiten empfiehlt sich eine tiefergehende Abklärung.
Bei familiärer Vorbelastung mit Schilddrüsenerkrankungen empfiehlt sich nach Möglichkeit bereits im Jugendalter eine Schilddrüsen-Erstuntersuchung.
Dr. Kreppel: Insbesondere hervorzuheben ist hier die neue S3-Leitlinie zum Schilddrüsenkarzinom, deren Konsultationsfassung im Februar 2025 publiziert wurde. Diese enthält wichtige Aktualisierungen bei der Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Schilddrüsenknoten und -karzinomen. Aktuelle Themen sind auch im Bereich der molekularen und immunologischen Diagnostik angesiedelt. Ziel ist vor allem eine präzisere Risikoeinschätzung von Schilddrüsenknoten. Zudem steht die Entwicklung innovativer Therapieansätze im Mittelpunkt, was zu einer Prognoseverbesserung führt bei Patienten, die von bösartigen Schilddrüsenerkrankungen betroffen sind.
Auch die Künstliche Intelligenz (KI) findet immer weiter Einzug in den Bereich der Bildgebung mit dem Ziel einer objektivierten und standardisierten Diagnostik. Die nicht-invasiven Therapieoptionen bei Schilddrüsenknoten wie Thermoablationstechniken sind weiterhin ein aktuelles Thema und werden sicherlich in den nächsten Jahren zunehmend angewendet werden können. Der Trend geht zu einer personalisierten Medizin. Übertherapien, insbesondere auch unnötige Operationen sollen vermieden werden, was letztlich die Lebensqualität der Patienten verbessern wird.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 04.06.2025.