Bei der Trichuriasis handelt es sich um eine weltweit verbreitete Wurmerkrankung (Helminthose). Sie wird durch Trichuris trichiura (Peitschenwurm) verursacht.
Die Infektion mit dem Peitschenwurm tritt in Deutschland kaum auf. Sie kann aus europäischer Sicht zu den Reisekrankheiten gezählt werden. In warmen Gegenden mit schlechter Hygiene, fehlenden Kläranlagen und sanitären Einrichtungen (Stuhlgang wird im Freien verrichtet) oder mangelnder Fäkalienbeseitigung kommen Infektionen häufiger vor. In tropischen und subtropischen Regionen wie einigen Ländern Asiens ist die Erkrankung weit verbreitet. Die Schätzungen, wie viele Menschen weltweit betroffen sind, gehen auseinander, sie liegen zwischen 450 Millionen und über einer Milliarde Menschen.
Der Peitschenbandwurm ist ein Fadenwurm, der den Dickdarm besiedelt und sich dort mit seinem Vorderende in die Schleimhaut einbohrt. Der Peitschenwurm sieht von der Form her aus wie eine Peitsche, er ist vorne fadenartig dünn und das hintere Drittel ist deutlich dicker. Die Länge der Würmer beträgt zwischen 35 und 45 Millimeter. Pro Tag produziert jeder Wurm bis zu 10.000 Eier, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Im feuchten Boden entwickeln sich die Eier innerhalb von zwei bis drei Wochen in ein infektionstüchtiges Stadium. Über verunreinigte Hände oder über verschmutztes Wasser können sie zum Mund gelangen und bei oraler Aufnahme zu einer Infektion führen. Gelangen menschliche Fäkalien auf kopfgedüngtes Gemüse oder Salat, kann es durch Verzehr ebenfalls zur Ansteckung kommen. Im Darm entwickeln sich die Larven und schließlich die ausgewachsenen Peitschenwürmer. Die Lebensdauer des Parasiten beträgt im Darm des Menschen bis zu zehn Jahre.
In vielen Fällen ist der Befall mit Peitschenwürmern ohne Beschwerden, so dass sie nur zufällig gefunden werden. Bei ausgeprägtem Befall klagen die Betroffenen über Bauchschmerzen und einen schmerzhaften, krampfhaften Drang, Stuhl zu entleeren (Tenesmen). Schleimige und wässrige Durchfälle, teilweise auch blutig, kommen vor. Oft fällt ein besonders unangenehmer Geruch des Stuhls auf. Manchmal können Peitschenwürmer auch zu einem Vorstülpen des Enddarms aus dem After (Rektumprolaps) führen. Unbehandelt kann es zu Verdauungsstörungen sowie Gewichtsverlust kommen. Schwere Verläufe bei Kindern können mit Entwicklungsstörungen einhergehen. Die Infektion kann auch zu einer Form der Blutarmut (hypochrome Anämie) führen. Allergische Reaktionen wie zum Beispiel eine Nesselsucht (Urtikaria) können durch den Peitschenwurmbefall bedingt sein.
Bei der Blutuntersuchung weist eine Eosinophilie (erhöhte Anzahl einer bestimmten Form von weißen Blutkörperchen) und Anämie auf die Möglichkeit einer Trichuriasis hin. Im Stuhl lassen sich die Eier des Peitschenwurms aufgrund ihrer typischen zweipoligen, zitronenförmigen Form einfach mikroskopisch (im Nativpräparat) nachweisen. In der Stuhlprobe können auch rote und weiße Blutkörperchen zu finden sein. Bei der Mastdarmspiegelung (Rektoskopie) oder der Untersuchung vorgefallener (prolabierter) Schleimhaut sind die eingebohrten und in das Darminnere hängenden Würmer deutlich sichtbar. Sie können schon aufgrund ihrer peitschenartigen Bewegung identifiziert werden. Außerdem können die Bewegungen der Würmer im Ultraschall des Bauches zu sehen sein.
Die Therapie der Trichuriasis erfolgt mit dem Antiwurmmittel Mebendazol über drei Tage. Das ähnliche Medikament Albendazol kann ebenfalls gegeben werden. Wiederholungen der Behandlung können notwendig sein. Falls eine Anämie auftritt, kann die Einnahme von Eisenpräparaten sinnvoll sein. Da gleichzeitig eine Infektion mit anderen Erregern vorliegen kann, müssen gegebenenfalls weitere Medikamente zur Behandlung eingesetzt werden.
Eine Meldepflicht besteht für die Trichuriasis nach dem Infektionsschutzgesetz nicht.
Beim Aufenthalt in Ländern, für die eine Belastung mit Trichuris trichiura bekannt ist, sind vorbeugende Maßnahmen wichtig. Obst, rohes Gemüse und Salat sollte geschält, gekocht oder gründlich gewaschen werden. Das gilt insbesondere für Lebensmittel, die aus einem Anbau auf mit Fäkalien gedüngtem Boden stammen. Ein Kontakt von potenziell belastetem Boden oder Wasser mit den Fingern oder dem Mund muss verhindert werden. Vor dem Essen und dem Kontakt mit Speisen sind die Hände gründlich zu waschen. Auch Kinder sollten dazu angehalten werden, die Hände sauber zu halten.
Letzte Aktualisierung am 13.06.2023.