Zu hohe Harnstoffwerte können auf eine Nierenerkrankung, eiweißreiche Nahrung oder andere Störungen wie hohes Fieber hinweisen. Nimmt die Filtrationsleistung der Niere ab, dann erhöht sich die Harnstoffkonzentration im Blut. Harnstoff ist damit einer der Nierenwerte (mit Kreatinin, Harnsäure und Cystatin C), bei denen eine Erhöhung auf eine verschlechterte Nierenfunktion hinweist.
Zur Früherkennung von Nierenerkrankungen lässt sich die Messung von Harnstoff im Blut jedoch nicht verwenden. Der Wert geht erst dann hoch, wenn die Nieren nur noch zu einem Viertel funktionsfähig sind. Bei einem erhöhten Blutwert von Harnstoff besteht daher der Verdacht, dass eine Nierenschädigung bereits schwer ist. Außerdem können andere Ursachen dahinterstecken. Wird dem Körper viel Eiweiß zugeführt, dann erhöht dies die Harnstoffwerte auch dann, wenn keine Nierenfunktionsstörung besteht.
Harnstoff fällt beim Abbau von Aminosäuren (Proteinen) in der Leber an. Zunächst entsteht aus Eiweiß in der Leber Ammoniak und CO2. In hohen Konzentrationen schädigt Ammoniak besonders das Gehirn. Deshalb wird daraus in der Leber ungiftiger Harnstoff gebildet. Der größte Teil davon wird über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Nur ein kleiner Teil wird mit dem Schweiß und mit dem Stuhl entsorgt. Ein Teil des Harnstoffs wird von den Nieren zurück ins Blut gegeben.
Der Harnstoffwert kann zur Beurteilung der Nierenfunktion im Blut bestimmt werden. Der Harnstoffwert wird gemessen, wenn ein akutes oder chronisches Nierenversagen bestehen könnte. Er wird nicht als Standardmesswert zur Früherkennung, aber im weiteren Verlauf einer Erkrankung oder zur Therapiekontrolle ermittelt. Je stärker der Harnstoffwert erhöht ist, umso schwerwiegender ist meist auch die Schädigung der Niere. Deshalb wird Harnstoff im Blut zur Ergänzung der anderen Nierenwerte und Untersuchungsergebnisse gemessen.
Unterschieden nach Alter und Geschlecht gelten die folgenden Normalwerte für Harnstoff, angegeben in Milligramm pro Deziliter (mg/dl).
Alter | Frauen | Männer |
---|---|---|
< 50 Jahre | 15-40 mg/dl | 19-44 mg/dl |
> 50 Jahre | 21-43 mg/dl | 18-55 mg/dl |
Sind die Harnstoffwerte für Frauen über 40mg/dl (bis 50 Jahre) beziehungsweise über 43 mg/dl (bei Frauen über 50 Jahren) oder für Männer über 44 mg/dl (bis 50 Jahre) beziehungsweise 55 mg/dl (für Männer über 50 Jahren), sind sie zu hoch. Die Harnstoff-Konzentration im Blut kann durch eine proteinreiche Ernährung, die Einnahme bestimmter Medikamente oder durch Flüssigkeitsmangel (Dehydratation) beeinflusst werden, so dass eine alleinige Harnstofferhöhung nicht unbedingt im Zusammenhang mit Nierenerkrankungen steht. Der Blutwert wird immer zusammen mit weiteren Nierenwerten (Kreatinin, Harnsäure, Cystatin C) betrachtet.
Ein weiteres Problem ist, dass die obere Grenze für Harnstoff erst überschritten wird, wenn die Filtrationsleistung der Niere weniger als 25 Prozent beträgt. Dies bedeutet, dass schon ein großer Teil des Nierengewebes nicht mehr richtig arbeiten kann, wenn die Harnstoffwerte erhöht sind. Zur Früherkennung von Nierenfunktionsstörungen ist Harnstoff daher nicht geeignet.
Gründe für eine nachlassende Nierenfunktion als Ursache für erhöhte Harnstoffwerte können akute oder chronische Nierenerkrankungen sein.
Ein akutes Nierenversagen kann zur Erhöhung des Harnstoffwertes im Blut führen, da die Nierenfunktion plötzlich nachlässt. Substanzen wie Harnstoff oder Kreatinin, die sonst mit dem Urin aus dem Körper befördert werden, bleiben im Blut zurück. Hierbei kann es zu Anzeichen einer Vergiftung kommen. Beim akuten Nierenversagen ist eine zeitnahe Therapie erforderlich, denn ansonsten besteht Lebensgefahr. Ursache des plötzlichen Nierenfunktionsverlusts sind beispielsweise:
Chronische Schäden der Niere können zu erhöhtem Harnstoff im Blut führen und bei verschiedenen Erkrankungen auftreten wie:
Harnstoff ist an sich keine giftige Substanz und Schäden entstehen erst nach länger bestehenden zu hohen Werten. Eine hohe Harnstoffkonzentration im Blut kann jedoch zu Beschwerden wie Müdigkeit, Fieber, Kopfschmerzen, Zittern, Erbrechen, reduzierter oder vermehrter Harnausscheidung führen.
Wenn der Harnstoffwert im Blut hoch ist, muss so bald wie möglich der Grund dafür ermittelt werden. Bei Schäden der Niere, die so stark sind, dass sie den Harnstoffwert ansteigen lassen, ist häufig eine Dialyse (Blutwäsche) erforderlich. Dies ist in der Regel bei einem Harnstoffwert von über 200 mg/dl der Fall.
Blutwert.net: https://www.blutwert.net/harnstoff/zu-hoch.php (online, letzter Abruf: 16.08.2019)
Internisten im Netz: https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/harnstoff.html (online, letzter Abruf: 16.08.2019)
Netdoktor: https://www.netdoktor.de/laborwerte/harnstoff/ (online, letzter Abruf: 16.08.2019)
Laborlexikon: http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Infoframe/h/Harnstoff.htm (online, letzter Abruf: 16.08.2019)
aktualisiert am 19.08.2019