Die Zystostomie beschreibt die Einführung eines Katheters durch den unteren Teil der Bauchwand in die Harnblase. Sie wird auch als „Suprapubische Fistel" (SPF) bezeichnet. Hauptsächlich wird sie zu diagnostischen Zwecken verwendet, etwa um die Blase mit Kontrastmittel zu füllen, den Druck innerhalb der Blase zu messen oder um eine Flüssigkeitsansammlung innerhalb der weiblichen Blase nachzuweisen.
Der Eingriff wird auch häufig bei Harnverhalt, wie beispielsweise bei vergrößerter Prostata, Verletzungen der Harnröhre oder nach Operationen durchgeführt. Des Weiteren eignet sie sich auch nach urologischen Operationen, um einen sicheren Harnabfluss solange zu gewährleisten, bis der Patient wieder selbstständig in der Lage ist, seine Blase zu entleeren.
Eine Zystostomie kommt in Frage bei Patienten mit Harnverhalt und Patienten, die einen Blasenkatheter über einen längeren Zeitraum benötigen oder längere Zeit im Krankenhaus liegen sowie bei Kindern, die an der Harnröhre operiert wurden.
Eigentlich handelt es sich um einen einfachen Eingriff, der aber eine gewisse Erfahrung erfordert. Wichtig ist vor allem, dass der Arzt bei Frauen vor der Untersuchung, zunächst eine Schwangerschaft ausschließen sollte. Bei der Einführung eines Katheters in die Blase durch die untere Bauchwand sollte die Blase mindestens mit 300 ml Flüssigkeit oder Urin gefüllt sein. Die Harnblase liegt im Becken und wird an der Oberseite von der Bauchdecke begrenzt. Füllt sich die Harnblase, so dehnt sie sich über das Becken hinaus und wird mittels Ultraschall sichtbar. Des Weiteren kann der Urologe die Blase durch die Bauchdecke hindurch tasten und gegebenenfalls auf diese Weise auch punktieren.
Während des Eingriffs liegt der Patient auf dem Rücken, der Unterbauch wird rasiert und desinfiziert. Ist die Blase nicht ausreichend gefüllt, so wird sie zunächst mit 300 ml Kochsalzlösung gefüllt und anschließend mittels Ultraschall untersucht. Im Anschluss wird das Gebiet über der Schambeinfuge (Symphyse) und im Bereich, wo der Katheter eingeführt wird, mittels Lokalanästhesie betäubt.
Unter Ultraschallkontrolle wird eine spezielle Nadel, die einen Ballonkatheter enthält, durch die Haut in die Blase eingeführt bis Urin austritt. Sobald Urin austritt, wird die Nadel zurückgezogen und der Katheter an einen Urinbeutel angeschlossen. Mit destilliertem Wasser wird der Ballon des Katheters aufgefüllt und der Katheter anschließend an der Haut fixiert. Der Wundverschluss erfolgt wie gewohnt. Der Eingriff erfolgt in der Regel ambulant unter Lokalanästhesie.
Der Urologe muss sich sicher sein, dass der Katheter wirklich in der Blase liegt. Kommt es zum Austritt von klarem Urin aus dem Katheter, so kann der Urologe sicher sein, dass der Katheter richtig platziert ist. Teilweise kann auch blutiger Urin austreten. Dies ist jedoch kein Grund zur Panik, die Ursache hierfür liegt darin, dass erweiterte (dilatierte) Venen in der Blase geplatzt sind, nachdem der Druck dort plötzlich nachgelassen hat. Durch den Eingriff kann es zu Verletzungen der Prostata kommen. Zudem sollte ein suprapubischer Katheter nicht bei schwangeren Frauen angelegt werden.
Patienten können mit einem künstlichen Blasenausgang leben, vorausgesetzt, er wird alle sechs Wochen gewechselt. Dadurch wird vor allem die Ablagerung von Calcium an ihm verhindert. Zudem kann man die Calciumablagerung am Katheter, durch die Einnahme von Substanzen, die den Urin ansäuern, verhindern. Damit sich die Patienten frei bewegen können, kann man den Katheter mit einem speziellen Verschluss versehen. Haben die Patienten das Gefühl, die Blase sei voll, so kann man sie einfach entleeren, indem man den Verschluss einfach entfernt. Sie sollten sofort einen Arzt aufsuchen, wenn der Patient plötzlich Fieber bekommt, der Verband nässt oder aber kein Urin mehr in den Katheter fließt.
aktualisiert am 30.03.2022