Die Lunge ist das hauptsächliche Atmungsorgan des Menschen. Sie gliedert sich auf in den rechten und linken Lungenflügel. Der rechte Flügel beinhaltet drei Lungenlappen (Ober-, Mittel- und Unterlappen), der linke zwei Lungenlappen (Ober- und Unterlappen). Jeder Lappen besteht aus mehreren Segmenten. Über die Luftröhre und die sich verzweigenden Bronchien wird die Außenluft der Lunge zugeführt. In den Lungenbläschen (Alveolen) findet der Gasaustausch zwischen der Luft und dem Blut statt, bei dem vom Körper Sauerstoff aufgenommen und Kohlendioxid (CO2) abgegeben wird.
Bei verschiedenen Lungenerkrankungen kann es sinnvoll sein, eine Operation durchzuführen. Dazu zählen neben Lungenkrebs auch verschiedenartige Entzündungen und andere Krankheiten.
Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) ist ein bösartiger Tumor der Atemwegsschleimhaut. Er tritt sehr häufig auf, insbesondere bei männlichen Patienten, und ist in der überwiegenden Anzahl (nahezu 90 Prozent) der Fälle durch Rauchen bedingt. Auch Passivraucher sind gefährdet, an Lungenkrebs zu erkranken. Weitere Ursachen können unter anderem Luftverunreinigung, Strahlung sowie Asbestfasern sein. Es finden sich so genannte kleinzellige und nichtkleinzellige Karzinome, die sich in Behandlung und Prognose etwas unterscheiden.
Lungenmetastasen sind Absiedlungen in der Lunge von anderen bösartigen Tumoren, besonders Nieren-, Darm-, Knochen-, Haut- oder Hodentumoren sowie verschiedener Krebsarten im Kopf- und Halsbereich.
Die Ursache von gutartigen Tumoren ist oftmals unbekannt.
Ein Lungenemphysem ist eine Überblähung von Lungenanteilen mit einer Verminderung der Lungenbläschen, die sich nicht mehr rückgängig machen lässt. Die Ursache dafür ist häufig eine chronische Bronchitis bei Rauchern. Ebenso können diverse weitere Erkrankungen ein Emphysem bedingen. Manchmal kommt es auch zu einem altersbedingtem Emphysem.
Auch bei chronischen Entzündungen, Abszessbildungen (abgekapselte Entzündungen mit Eiterhöhlenbildung) oder Bronchiektasen (Bronchienerweiterungen) kann eine Lungenoperation angezeigt sein. Weitere (hierzulande) seltene Erkrankungen, die einen Eingriff an der Lunge erfordern können, sind Tuberkulose, Bandwurmbefall (Echinokokkose), Lungenzysten (Hohlräume) oder auch Fehlbildungen.
Beim Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) besteht oft Husten mit bisweilen blutigen Anteilen. Im fortgeschrittenen Stadium kann sich Atemnot entwickeln. Manchmal bestehen Schmerzen. Je nach dem Ort des Wachstums können sich weitere Beschwerden (z. B. Nervenschäden mit Stimmbandlähmung, Schluckbeschwerden durch Speiseröhreneinengung, Gefäßstauung durch Druck auf die obere Hohlvene) ergeben. Insbesondere bei einem kleinzelligen Bronchialkarzinom kann unter anderem der Hormonhaushalt durcheinander geraten.
Bei einem Lungenemphysem (Lungenerweiterung) kommt es oft zu Husten und Atemnot. Zwei verschiedene Typen der Symptomatik werden unterschieden (blue bloater, pink puffer), die unterschiedliche weitere Anzeichen aufweisen.
Die weiteren Erkrankungen weisen teils ähnliche, teils andere spezifische Symptome auf.
Zunächst wird die Anamnese (Patientenbefragung) erhoben, bei der insbesondere nach Rauchgewohnheiten, Umgang mit giftigen Stoffen, Lungen- und Allgemeinsymptomen gefragt wird. Es folgt eine körperliche Untersuchung, unter anderem wird die Lunge mit dem Stethoskop abgehört. Mit bildgebenden Verfahren, beispielsweise Röntgen, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) können die Befunde oft dargestellt werden. Blut wird abgenommen und besonders auf so genannte Tumormarker sowie auf Entzündungswerte untersucht. Bei Vorliegen eines Befundes an den Bronchien kann durch eine Bronchoskopie (Luftröhren- und Bronchienspiegelung) eine Gewebeprobe zur feingeweblichen Untersuchung (Histologie) gewonnen werden. Eine Lungenfunktionsprüfung kann angezeigt sein. Gelegentlich kann die definitive Diagnose erst innerhalb oder nach der Operation getroffen werden.
Die beschriebenen Krankheiten müssen voneinander unterschieden werden. Ebenso müssen andere Erkrankungen, die solche Beschwerden verursachen können (z. B. langwierigen Husten durch chronische Bronchitis, Atemschwierigkeiten bei Herzproblemen) abgegrenzt werden.
Beim Lungenkrebs wird unterschieden, ob die Therapie die Erkrankung heilen kann (kurative Maßnahmen) oder nur die Symptome lindern kann (palliative Maßnahmen).
Eine Chemotherapie wird häufig vorgenommen, gegebenenfalls auch als Zusatzmaßnahme zur OP. Eventuell kann ebenfalls eine Bestrahlung erfolgen. Auch eine Behandlung mittels Laser ist unter Umständen möglich. Hat sich ein Bronchus mit Tumorgewebe zugesetzt, so kann ein Drahtgeflecht (Stent) den Hohlraum offen halten.
Das Lungenemphysem wird zunächst mit konservativen Maßnahmen behandelt. Dazu gehört auch, das Rauchen zu unterlassen, Impfungen, Atemübungen sowie die Gabe bestimmter Wirkstoffe.
Viele der weiteren Erkrankungen der Lunge werden mit Medikamenten therapiert.
Die Lungenoperation erfolgt in Vollnarkose.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Zugang zur Lunge für die Operation zu schaffen. Neben der seitlichen Thorakotomie (Eröffnung des Brustraums über einen Einschnitt im Rippenzwischenraum) und der Sternotomie (Durchtrennung des Brustbeins) kann teilweise auch eine Brusthöhlenspiegelung (Thorakoskopie) durchgeführt werden. Dabei werden am Brustraum nur kleine Öffnungen geschaffen, über die ein feines optisches Gerät (Thorakoskop) mit Spezialkamera sowie die Operationsinstrumente eingeschoben werden. Der Operateur kann das Bild der Minikamera auf einem Monitor verfolgen und die Maßnahmen durchführen.
Abhängig von der Art und der Größe des Befundes werden Lungenbereiche und bisweilen auch andere Strukturen in der Umgebung herausgenommen, beispielsweise Anteile der Pleura (Rippenfell).
Häufig muss eine Probeentnahme von Gewebe (Biopsie) erfolgen, insbesondere bei Krebsverdacht. Aus dem betroffenen Lungenanteil und oftmals auch aus bestimmten Lymphknoten wird Gewebe herausgeholt, das dann einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) unterzogen wird. Diese kann auch während der Operation im so genannten Schnellschnittverfahren vorgenommen werden, so dass weitere Maßnahmen, die sich nach dem Befund richten, im selben Eingriff durchgeführt werden können.
Bei einer Segmentresektion werden eines oder mehrere der Segmente, den Segmentgrenzen folgend, herausgeschnitten.
Als Lobektomie wird bezeichnet, wenn ein Lungenlappen komplett entfernt wird. Bei einer Bilobektomie werden zwei Lungenlappen herausoperiert.
Die Pneumonektomie bezeichnet das vollständige Herausnehmen eines der beiden Lungenflügel.
Bei einer Keilresektion oder Klemmenresektion wird ein keilartiger Anteil aus der Lunge entfernt und die Wunde vernäht oder mittels eines speziellen Klammerinstrumentes (Stapler) verschlossen.
Bei einer Resektion mit Laser werden die Befunde mittels Laserschnitt herausgeholt. Dabei wird in der Regel das umliegende Gewebe so wenig wie möglich beeinträchtigt, die Abgrenzung der einzelnen Segmente spielt keine Rolle (atypische Resektion). Das Verfahren kommt besonders bei Tochtergeschwülsten in der Lunge, die sich von anderen Ursprungstumoren abgesiedelt haben, zum Einsatz.
Eine erweiterte Resektion bedeutet, dass neben der Lappen- oder Lungenflügelentfernung auch benachbarte Organe oder Strukturen ganz oder teilweise entfernt werden, beispielsweise Brustwand, Zwerchfell, Luftröhrenbereiche, große Gefäße, Herzbeutel oder sogar ein Vorhof des Herzens.
Liegt ein Lungenkrebs vor, so müssen die Lymphknoten, in die die Lymphflüssigkeit aus dem Gebiet der Wucherung hineinfließt, ebenfalls entfernt werden (systematische Lymphadenektomie).
Bei einer Bronchoplastik werden Anteile der sich aufzweigenden Bronchien herausgeschnitten. Dies kann keilartig (Keilexzision) oder manschettenartig (Manschettenresektion) erfolgen. Die durch den Schnitt entstandenen Enden der Bronchien werden miteinander vernäht.
Bei einer Gefäßplastik werden Anteile der Lungenarterie ebenso in Keil- oder Manschettenform herausgeschnitten und miteinander vernäht.
Gelegentlich müssen auch Teile der Pleura (Rippenfell) entfernt werden, was als Pleurektomie bezeichnet wird.
Am Ende der jeweiligen Operation werden in den allermeisten Fällen Drainagen in das Operationsgebiet eingeführt, damit Wundflüssigkeit und Luft herausgezogen werden. Die Drainage kann nach einigen Tagen wieder gezogen werden.
Im Anschluss an den Eingriff kann eine Maschinenbeatmung mit eventueller Anlage eines Luftröhrenschnitts notwendig werden, auch um Flüssigkeit und Schleim abzusaugen.
Falls sich im Laufe der Operation herausstellt, dass ein unerwarteter ausgedehnterer Befund oder andere krankhafte Veränderungen vorliegen, kann es notwendig werden, weitere Maßnahmen vorzunehmen. Auch Komplikationen können eine Erweiterung der Operation erfordern. Eine Spiegelung der Brusthöhle muss beispielsweise in manchen Fällen in eine offene Operation umgewandelt werden.
Bei dem Eingriff können Strukturen und Organe im Operationsgebiet geschädigt werden. Bei Verletzung oder Undichtigkeit der Lunge kann sich eine gefährliche Luftansammlung im Rippenfellspalt (Pneumothorax) ergeben, durch den die Atmung stark behindert werden kann. Eine vorübergehende „knisternde“ Luftansammlung unter der Haut (Hautemphysem) kann sich ergeben. Auch Ergüsse in den Rippenfellraum, z. B. auch durch Lymphflüssigkeit (Chylothorax), können auftreten. Durch Gefäßverletzungen können Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse verursacht werden. Bei Nervenschädigung kann unter anderem ein Taubheitsgefühl auftreten. Die Verletzung des Zwerchfellnervs (Nervus phrenicus) kann zu Atemschwierigkeiten führen, Beeinträchtigungen des Stimmbandnervs können Stimmstörungen und eventuell Atemnot bedingen. Auch Schäden an Bauchorganen (Leber, Milz, Darm), an der Speiseröhre oder am Herzen können je nach dem Operationsort nicht ausgeschlossen werden. Knochenbrüche der Rippen können auftreten, heilen aber meist problemlos wieder ab. Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung mit Funktionseinschränkungen sind möglich.
Unter Umständen können sich langwierige Schmerzen ergeben. Auch allergische Reaktionen verschiedenen Schweregrades können auftreten. Wenn ein kompletter Lungenflügel entfernt werden musste, so kommt es zu einer Leistungsminderung des Körpers. Die verbleibende Höhle füllt sich zunächst mit Flüssigkeit auf und wird später bindegewebig umgebaut. Dadurch kann es unter anderem zu einer Zugeinwirkung und Verlagerung von Herz und anderen Organen kommen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Lungenkrebs hat allgemein trotz Operation eine sehr schlechte Prognose. Durchschnittlich können nur 5 Prozent der Patienten fünf oder mehr Jahre weiterleben, wobei kleinzellige Tumore etwas bessere Erfolgsaussichten haben als nichtkleinzellige.
Bei den anderen Erkrankungen richtet sich die Prognose nach der Art und Ausprägung der Befunde.
Medikamente, die die Blutgerinnung negativ beeinflussen, wie beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, müssen oft in Absprache mit dem Arzt weggelassen werden.
Rauchen kann zu Wundheilungsstörungen und weiteren Beeinträchtigungen nach der Operation führen, so dass der Patient vor dem Eingriff möglichst damit aufhören sollte.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
Nach der Entfernung bösartiger Befunde sollten Kontrolluntersuchungen regelmäßig durchgeführt werden.
aktualisiert am 23.07.2024