Nicht essen, bis man satt ist, weniger Kalorien zu sich nehmen, als man benötigt – das wurde lange als lebensverlängernde Maßnahme betrachtet. Vorausgesetzt man folgt dieser Ernährungsempfehlung nicht nur ein paar Wochen lang im Rahmen einer Diät, sondern sieht sie als Lebensphilosophie.
Der Wunsch nach Gesundheit,
Anti-Aging und einem längeren Leben hat bereits Tausende von Menschen dazu veranlasst, ihre Kalorienzufuhr stark zu senken. Tatsächlich stellte sich heraus, dass viele von ihnen gesünder sind als der Durchschnitt, dass sie weniger an Migräne, Infektionskrankheiten, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und Krebs leiden. Dass die Kalorienrestriktion auch das Leben verlängert, konnte bislang jedoch nicht nachgewiesen werden. Gesundheit und Langlebigkeit gehen nicht zwangsläufig immer Hand in Hand.
Seit Mitte der 1930er Jahre wurde in Tierversuchen unter anderem mit Mäusen und Ratten immer wieder dokumentiert, dass die Tiere, die 10 bis 40 Prozent weniger Kalorien zu sich nahmen, rund 30 Prozent länger lebten. Forscher haben jetzt Zweifel, dass diese eingeschränkte Kalorienzufuhr tatsächlich die Lebenserwartung ansteigen lässt: Eine Studie mit Rhesusaffen kam zu dem Ergebnis, dass die Affen, die nach einer strikten Diät lebten, zwar gesünder waren, aber nicht länger lebten als die Vergleichsgruppe der Affen, die keinem Ernährungsplan folgte.
1987 startete das National Institute on Aging (NIA) eine Studie, die untersuchen sollte, ob Affen, die nur 70 Prozent der benötigten Kalorien zu sich nahmen, länger lebten. Zwei Jahre später, 1989, wurde am Wisconsin National Primate Research Center eine zweite Langzeitstudie mit Rhesusaffen begonnen. Die Affen sind dem Menschen näher verwandt als die bisher getesteten Tiere. Zunächst waren die Ergebnisse vielversprechend. Das NIA berichtete, dass die „Diät“-Affen über ein jünger wirkendes Immunsystem verfügten. Wisconsin gab bekannt, dass nach 20 Jahren eingeschränkter Kalorienzufuhr weniger Herzkrankheiten,
Diabetes, Krebs und andere Alterskrankheiten zu verzeichnen waren. Während 2009 noch 50 Prozent der „Diät-Affen“ von Wisconsin lebten, waren 80 Prozent der Vergleichsgruppe, die keiner Diät folgte, bereits tot.
Anders die Ergebnisse der NIA-Studie: Hier lebten die Affen, die weniger aßen nicht länger als die, die keiner Diät folgten. In beiden Gruppen litten die Affen unter den gleichen altersbedingten Krankheiten, Tumoren oder Herzkrankheiten.
Die unterschiedlichen Ergebnisse der Wisconsin-Studie und der NIA-Studie basieren vermutlich auf unterschiedlichen Ausgangsbedingungen. Die Affen in der Kontrollgruppe der NIA bekamen tägliche eine fixe (nicht reduzierte) Kalorienmenge und waren daher tendenziell eher schlank. Die Kontrollgruppe der Wisconsin-Affen hingegen durfte so viel essen wie sie wollte, weshalb die Sterblichkeit hier zunächst deutlicher differierte als in der NIA-Studie. Wurden die Kontrolltiere jedoch auf einem gesunden Gewicht gehalten – wie in der NIA-Studie geschehen –, so konnte eine Kalorienrestriktion das Leben nicht weiter verlängern.