Von einem Bewegungsmangel ist ein großer Anteil der westlichen Bevölkerung im modernen Technologiezeitalter betroffen. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass immer mehr Menschen ihre komplette Arbeitszeit vor dem PC-Bildschirm verbringen. Dabei ist der Schaden, den ein Bewegungsmangel in Körper und Psyche anrichtet, nicht zu unterschätzen.
Bei einem Bewegungsmangel handelt es sich um eine ungenügende muskuläre Beanspruchung. Dadurch, dass sich die betroffenen Personen zu wenig bewegen, erreichen sie die Belastungsschwelle nicht, die zur Aufrechterhaltung der gesunden Muskel-, Organ- und anderen Körperfunktionen erforderlich ist. Der Körper erfährt aufgrund des Bewegungsmangels keine ausreichende Förderung und büßt Leistungsfähigkeit ein.
Zahlreiche Krankheiten und psychische Beschwerden sind die logische Folge der zu geringen körperlichen Aktivität. Neben einer ungesunden Ernährung und dem Laster des Rauchens gehört ein Bewegungsmangel zu den drei Hauptfaktoren, die einige der häufigsten Zivilisationskrankheiten nach sich ziehen. Trotz dieses klaren Zusammenhangs gibt es allerdings einen viel zu großen Teil der Bevölkerung, der mit den vorhersehbaren Folgen eines Bewegungsmangels auf die gesamte Lebensdauer eines Menschen gesehen nicht ausreichend vertraut ist.
Die fortschrittliche Welt macht es den Menschen einfach, ohne viel Bewegung durch den Alltag zu kommen. Anstatt sich zu Fuß oder mit dem Rad fortzubewegen, gehören Bus, Bahn und Auto zu den häufigsten Transportmitteln. Viele üben Berufe aus, die komplett oder überwiegend im Sitzen stattfinden. Wer nicht durch den Beruf körperlich gefordert ist, benötigt einen Ausgleich mit genügend körperlicher Aktivität und Sport.
Sicherlich ist unzureichende Bewegung nicht der einzige Grund für Übergewicht. Gepaart mit einer zu fettreichen und zuckerreichen, gemüse- und obstarmen Ernährung wird klar, warum zu wenig Bewegung den Körper dick und krank macht. Diese Anlagerung von überflüssigen Fettreserven wirkt sich vor allem auf das Herz-Kreislauf-System negativ aus. Der Körper ist überlastet, sodass es schneller zu gesundheitlichen Problemen wie diesen kommt:
Je ausgeprägter das Übergewicht der Patienten ist, desto mehr verstärkt sich der Bewegungsmangel außerdem. Das führt zu einem schwer zu überwindenden Teufelskreis mit den aufgeführten Negativkonsequenzen.
Das Problem dabei ist: Der menschliche Körper ist extrem anpassungsfähig. Eigentlich ist die Anpassungsfähigkeit des menschlichen Körpers ein großes Geschenk. In Bezug auf einen Bewegungsmangel wird ihm diese Eigenschaft jedoch zum Verhängnis. Es gilt das Motto: „Wer rastet, der rostet.“ Wenngleich ein Abbau der Skelettmuskulatur auch bei gesunden Erwachsenen eine zu erwartende Alterserscheinung ist, sind Menschen mit Bewegungsmangel in einem höheren Maß von dem Muskelschwund betroffen.
Nicht nur die Muskelkraft, sondern auch die Kraftausdauer nimmt ab. Wer sich wenig bewegt, wird körperlich zunehmend schwächer und bewegt sich daher noch weniger. Spätestens im Alter rächt sich der Bewegungsmangel aus den jüngeren Jahren dann. Vom Heben von Einkäufen bis hin zum selbstständigen Treppensteigen sind die betroffenen Personen im Alter kaum mehr in der Lage, ihren Alltag langfristig ohne Hilfe zu meistern.
Die beschriebene Schwächung der Muskulatur führt zudem zu einem erhöhten Risiko von Gelenkschäden. Immerhin erfüllen gut entwickelte, gesunde Muskeln eine wichtige Schutzfunktion für die Gelenke. Die Neigung, umzuknicken, verringert sich zum Beispiel, wenn eine starke Muskulatur vorhanden ist. Eine schwache Muskulatur macht hingegen Schädigungen der Gelenke und damit auch Arthrose auf Dauer wahrscheinlicher. Dies ist umso problematischer, als dass viele Menschen mit einem sitzenden Lebensstil übergewichtig sind. Viele Gelenke sind aufgrund des zu hohen Körpergewichts der betroffenen Personen also ohnehin schon übermäßigen Belastungen ausgesetzt.
Nackenschmerzen sowie Rückenschmerzen, die bereits ein chronisches Ausmaß angenommen haben, sind häufig nicht nur auf eine Fehlhaltung, sondern vor allem auf einen Bewegungsmangel zurückzuführen. Daher sind Rückenleiden in der Bevölkerung weit verbreitet. Auch ein verspannter Nacken, der zu unangenehmen Kopfschmerzen führt, bereitet vielen Menschen mit einem Bewegungsmangel Probleme.
Wie schlimm die Folgen von zu wenig Bewegung für den Körper auf Dauer wirklich sind, zeigt die Tatsache, dass das Sterberisiko durch einen Bewegungsmangel innerhalb eines Zeitraums von 20 Jahren um satte 56 Prozent ansteigt. Im Vergleich dazu erhöhen die nachfolgenden Laster das Sterberisiko sogar weniger:
Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind es pro Jahr rund 600.000 Personen, die in Europa an einem Bewegungsmangel sterben. Bei weiteren 1.000.000 Menschen kommt es als Folge von Adipositas (Fettleibigkeit) oder Übergewicht zu Todesfällen. Darüber hinaus steigt das Risiko, von den folgenden Krankheiten betroffen zu sein, bei dauerhaft zu wenig Bewegung merklich an:
Darüber hinaus gehen Stresserkrankungen und ein Bewegungsmangel oftmals Hand in Hand. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Körper die Möglichkeit braucht, die ausgeschütteten Stresshormone abzubauen. Durch Bewegung löst sich Stress im Körper auf. Sofern genau dieser Ausgleichsmechanismus allerdings fehlt, setzt der Stress dem Organismus neben dem Bewegungsmangel zusätzlich zu.
Mangelnde Bewegung ist nicht nur schlecht für den Körper, sondern in letzter Konsequenz auch für die Psyche. Das hat mehrere Gründe. Ein Bewegungsmangel kann eine Verstopfung der Gefäße nach sich ziehen. Dieses Phänomen kann wiederum eine verminderte Durchblutung des Gehirns bedingen. Die logische Folge daraus sind Lernstörungen und eine Konzentrationsschwäche. Eltern kleiner Kinder, die sich den Tag über nicht ausreichend bewegt haben, kennen dieses Problem wahrscheinlich zur Genüge: Der Bewegungsmangel führt bei ihrem Nachwuchs häufig dazu, dass die Kinder nicht ausgelastet, innerlich unruhig und unausgeglichen sowie hibbelig sind.
Sofern ein Bewegungsmangel bei Kindern zu Unsportlichkeit oder zu fortschreitendem Übergewicht bei Erwachsenen führt, kann dies das Selbstbild der betroffenen Personen überdies schnell ins Wanken bringen. Die Kinder können mit ihren sportlicheren Altersgenossen schlichtweg nicht mehr mithalten, während die Erwachsenen nicht in das gängige Schönheitsideal passen. Neben dem angekratzten Selbstbild droht dann sogar die soziale Isolation.
Daraus entsteht ein weiterer Teufelskreis. Denn die soziale Isolierung führt womöglich zu noch weniger Bewegung, mehr Zeit vor TV und Computer und zum übermäßigen Konsum von Chips, Süßigkeiten und Co. Das wiederum verstärkt die negativen körperlichen Folgen eines Bewegungsmangels und Übergewicht entsprechend. Auch auf die Kreativität der Betroffenen wirkt sich ein Bewegungsmangel negativ aus.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass kreativ veranlagte Menschen ihre Umwelt häufig als Quelle der Inspiration heranziehen. Bei Menschen mit einem erheblichen Bewegungsmangel fällt der Radius, in dem sie sich in ihrem täglichen Leben bewegen, allerdings häufig deutlich kleiner aus. Wichtige Inspirationsquellen fallen somit weg, was auch die Kreativität einschränkt. Wer sich zu wenig bewegt, kommt gleichzeitig nicht in den Genuss der Glücksgefühle, die bei Bewegung freigesetzt werden.
Ein gesunder Organismus schüttet bei Bewegung schließlich Hormone wie Dopamin, Endorphine und Adrenalin aus, die das Hochgefühl vieler Sportler erklären. Zusätzlich haben australische Forscher auf Basis einer Metastudie festgemacht, dass ein sitzender Lebensstil häufiger mit Ängsten einhergeht. Die Wissenschaftlerinnen der Deakin University haben einen klaren Zusammenhang zwischen zu wenig Bewegung und Angststörungen erkannt. Unklar ist jedoch, was zuerst kam: die Angst oder der Bewegungsmangel, wenngleich die Korrelation deutlich zu erkennen ist.
Wer täglich mehr als sechs Stunden sitzend verbringt und nach der Arbeit nicht für den nötigen Ausgleich sorgt, kann davon ausgehen, dass er oder sie von einem Bewegungsmangel betroffen ist. Diesen kann der Körper in jungen Jahren noch recht gut kompensieren. Doch mit einem zunehmenden Alter nimmt die körperliche Leistungsfähigkeit ohnehin spürbar ab. Wer mit 20 oder 30 noch nicht gejoggt ist, wird es mit 50 wahrscheinlich auch nicht tun. Daher ist es so wichtig, bereits in jungen Jahren auf frühe Anzeichen eines Bewegungsmangels zu achten und mit mehr Bewegung in den verschiedensten Alltagssituationen sowie Sport einzulenken. Diese Auffälligkeiten gehören zu den Hinweisen, dass ein Mensch sich zu wenig bewegt:
Wenngleich dies auch Anzeichen einer ernsthaften Krankheit sein können, werden die meisten Menschen von sich selbst sicher sagen können, ob sie sich zu wenig bewegen. Das geforderte Mindestpensum von 10.000 Schritten am Tag erreichen viel zu viele Menschen schlichtweg nicht.
aktualisiert am 21.05.2019