Ein Abszess im Mundraum ist eine abgekapselte Eiteransammlung in der Mundhöhle. Sie entsteht normalerweise durch Bakterien. Sehr unterschiedliche Bereiche im Mund können betroffen sein. Sowohl an der Zahnwurzel als auch unter der Zunge, an der Wange oder an anderen Stellen sind Abszesse möglich. Oberflächliche Abszesse erkennt man meist an den klassischen Entzündungszeichen. Das Mittel der Wahl zur Behandlung ist die Eröffnung des Abszesses durch einen Arzt. So kann der Eiter kontrolliert abfließen und der Abszess kann abheilen.
Die klassischen Entzündungszeichen eines oberflächlich gelegenen Abszesses sind im Mund die gleichen wie an anderen Körperstellen:
Sowohl oberflächliche als auch tiefer gelegene Abszesse verursachen in der Regel Schmerzen (Zahnschmerzen, Kopfschmerzen, Kieferschmerzen, weitere Schmerzen im Mundbereich). Auch kann die Funktion, beispielsweise das Kauen oder die Mundöffnung, mitbetroffen und eingeschränkt sein. Lockerungen eines Zahnes können auftreten. Eine Schwellung der Halslymphknoten ist ebenfalls möglich.
Fieber und Schüttelfrost sind ein ernstzunehmendes Warnsignal. Sie deuten darauf hin, dass die Entzündung sich im Körper ausbreitet. Bei diesen Symptomen sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Ein oberflächlich gelegener Abszess kann vom Arzt meist aufgrund der oben genannten Symptome und der Betrachtung der Veränderung in der Mundhöhle diagnostiziert werden. Liegt der Abszess tiefer im Gewebe, können Blutuntersuchungen (Bestimmung der Entzündungsparameter), Ultraschalldiagnostik und bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) helfen, die Diagnose zu stellen.
Zu den relativ häufig vorkommenden Abszessen im Mund zählen:
Abszesse am Zahn werden auch als Dentalabszesse oder odontogene Abszesse bezeichnet.
Auslöser sind in der Regel Bakterien, meist Staphylokokken oder Streptokokken. Ein Abszess im Mund kann auf unterschiedliche Weise entstehen. Wenn sich infolge einer fortschreitenden Karies das Zahnmark entzündet (Pulpitis), kann sich die Entzündung über die Wurzelspitze ausbreiten. Ein Abszess kann die Folge sein. Auch eine entzündete Zahnfleischtasche kann die Ursache für einen Abszess sein (sogenannter Taschenabszess). Bakterien können aber ebenso gut über Verletzungen im Mundraum in die Mundschleimhaut eindringen und dort zu einer Entzündung mit Abszessbildung führen. Häufige Auslöser für Verletzungen sind:
Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder bestimmten Grunderkrankungen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, einen Abszess zu entwickeln. Hierzu zählen Diabetiker, Organtransplantierte (sie müssen Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken) oder auch HIV-Positive.
Man sollte niemals selbst versuchen, einen Abszess zu öffnen. Die Gefahr, die Keime dadurch weiter im Körper zu verteilen, ist viel zu groß. Möglicherweise kann dies eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) oder eine gefährliche Entzündung im Gehirn verursachen.
Manchmal öffnet sich ein oberflächlich gelegener Abszess im Mundraum von selbst. Der Eiter fließt ab und die Symptome lassen nach. Dennoch sollte auch in diesen Fällen ein Arzt aufgesucht werden. Mit ihm gemeinsam wird das weitere Vorgehen besprochen, damit der Abszess vollständig abheilen kann.
Die meisten Abszesse müssen chirurgisch eröffnet werden, damit der Eiter abfließt. Bei oberflächlichen Mundhöhlenabszessen ist dies unter lokaler Betäubung möglich. Bei tiefer gelegenen Abszessen, die eine größere Operation erfordern, kann eine Vollnarkose notwendig sein. In einigen Fällen kann eine Operation von außen notwendig sein. Manchmal wird im Rahmen der Operation eine Drainage (ein kleiner Schlauch) eingelegt, damit Eiter weiterhin abfließen kann. Auch kann es sein, dass je nach Ursache für die Abszessbildung zusätzliche Behandlungen erforderlich sind. Dies kann eine Zahnfleischbehandlung oder eine Behandlung des Wurzelkanals sein.
Die Therapie des Abszesses schließt oft eine begleitende Antibiotikabehandlung mit ein. Wenn aus der Untersuchung des Eiters der Erregerstamm bestimmt werden konnte, kann das Antibiotikum gezielt gewählt werden.
Die Heilungsdauer ist abhängig von der Größe und der Lage des Abszesses. Kleinere, oberflächlich gelegene Abszesse in der Mundhöhle können innerhalb weniger Tage abheilen. Bei größeren Abszessen dauert die Heilung entsprechend länger.
Eine gute Mundhygiene kann helfen, Entzündungen und damit die Entstehung von Abszessen zu verhindern. Hierzu zählen regelmäßiges Zähneputzen, regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt und bestenfalls auch eine professionelle Zahnreinigung in bestimmten Abständen.
Bei Menschen mit Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus sollte die Erkrankung möglichst gut eingestellt und behandelt sein.
apotheken.de, Dr. med. dent. Gisbert Hennessen, Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler, Dr. med. Sonja Kempinski – Mundhöhlenabszesse: https://www.apotheken.de/krankheiten/4185-mundhohlenabszesse (online, letzter Abruf: 28.09.2021)
Dr-Gumpert.de – Abszesse im Mund: https://www.dr-gumpert.de/html/abszess_im_mund.html (online, letzter Abruf: 28.09.2021)
aktualisiert am 30.09.2021