Die Kreatinin-Clearance ist ein Wert, der angibt, wie gut die Ausscheidung über die Niere funktioniert. Sie wird bestimmt, um Funktionsstörungen und Erkrankungen der Niere feststellen und beurteilen zu können. Die Kreatinin-Clearance gehört damit zu den Nierenwerten und ist ein Rechenwert, der aus mehreren Untersuchungen an Blut und Urin ermittelt wird.
Der Mensch besitzt zwei Nieren, sie befinden sich links und rechts der Wirbelsäule unterhalb des Zwerchfells. Eine Niere ist ungefähr zwölf Zentimeter lang und wiegt etwa 150 Gramm. Im Körper haben die Nieren komplexe Aufgaben. Eine davon ist das Filtern von Blut, damit harnpflichtige Substanzen (Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure), Abbauprodukte und Medikamente, die sonst zu Vergiftungen führen könnten, ausgeschieden werden. Außerdem wird so der Stoffwechselhaushalt (Flüssigkeit, Elektrolyte, Säure-Basen-Gleichgewicht) konstant gehalten.
Die Clearance (Klärfähigkeit) ist ein Maß dafür, wie schnell die Niere bestimmte Substanzen aus dem Blut entfernen kann.
Kreatinin ist ein Abbauprodukt des Muskelstoffs Kreatin. Etwa ein bis zwei Prozent des Kreatins werden täglich in Kreatinin umgewandelt. Kreatinin hat im Körper keine Funktion und wird über die Nieren ausgeschieden.
Wenn die Nierenfunktion sich verschlechtert, steigt der Blutwert von Kreatinin an. Im Blut ist Kreatinin der wichtigste Wert, mit dem die Nierenfunktion beurteilt werden kann. Der Kreatinin-Wert steigt jedoch erst dann deutlich an, wenn die Filterleistung der Niere bereits um 50 Prozent herabgesetzt ist.
Die Kreatinin-Clearance bestimmt, wie schnell die Nieren Kreatinin aus dem Blut entfernen können. Dafür wird gemessen, wie viel Kreatinin sich im Blut befindet und wie viel davon der Urin enthält. Die Kreatinin-Clearance ist empfindlicher als die Blutuntersuchung auf Kreatinin, denn bereits geringe Nierenfunktionsstörungen können damit erkannt werden.
Die Kreatinin-Clearance (englisch für „Klärung“, „Reinigung“) misst, welche Menge Blut die Nieren über einen bestimmten Zeitraum von Kreatinin befreien. Kreatinin ist harnpflichtig, das heißt, der Körper muss es über den Urin ausscheiden. Die Kreatinin-Clearance erlaubt eine Aussage über die Filtrationsleistung der Nieren.
Zur Bestimmung der Kreatinin-Clearance wird die Kreatinin-Konzentration im Blut gemessen. Anschließend wird für einen Zeitraum von 24 Stunden der Urin des Patienten gesammelt. Daraufhin wird erneut der Kreatininwert im Blut sowie im gesammelten Urin bestimmt. Nun kann die Kreatinin-Clearance berechnet werden. Der Wert gibt an, wie viele Milliliter Blut in der Minute die Nieren von Kreatinin befreit haben. Die Kreatinin-Clearance gibt Aufschluss über die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate (GFR), also die Filterleistung der Nieren. Normalerweise sollten die Nieren etwa genauso viel Kreatinin ausscheiden, wie in den Muskelzellen entsteht.
In der folgenden Tabelle sind die Normwerte der Kreatinin-Clearance in Milliliter pro Minute aufgeführt.
Alter in Jahren | Frauen | Männer |
---|---|---|
25 | 70 -110 ml/min | 95-140 ml/min |
50 | 50-100 ml/min | 70-115 ml/min |
75 | 35-60 ml/min | 50-80 ml/min |
Außerdem lässt sich eine Abschätzung der Kreatinin-Clearance mit der Formel nach Cockcroft und Gault berechnen. Sie berücksichtigt das Alter, das Gewicht und das Geschlecht. Bei der Berechnung kann entweder der Blutwert für Kreatinin in Milligramm pro Deziliter oder aber der Blutwert für Kreatinin in Mikromol pro Liter eingesetzt werden:
Kreatinin-Clearance in ml/min = ((140 - Lebensjahre) x kg Körpergewicht) : (72 x Serum-Kreatinin in mg/dl)
Kreatinin-Clearance in ml/min = ((140 - Lebensjahre) x kg Körpergewicht) : (0,82 x Serum-Kreatinin in μmol/l)
Bei Frauen wird das Ergebnis jeweils noch mit 0,85 multipliziert.
Erhöhte Werte treten zum Beispiel bei beginnender Nierenerkrankung auf. Die Nieren versuchen vermehrt auszuscheiden. Dies ist beispielsweise in sehr frühen Stadien einer diabetischen Nierenerkrankung (diabetogene Nephropathie) der Fall. Aber auch in der Schwangerschaft können die Werte erhöht sein.
Erniedrigte Werte der Kreatinin-Clearance zeigen eindeutig ein Nachlassen der Nierenfunktion an. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Grundsätzlich werden ein akutes Nierenversagen und chronische Nierenerkrankungen unterschieden.
Eine akute Nierenschwäche oder auch akutes Nierenversagen beschreibt eine plötzliche Abnahme der Nierenfunktion. Stoffe, die über den Urin ausgeschieden werden (wie Kreatinin und Harnstoff), sammeln sich im Blut. Daraus können sich Vergiftungserscheinungen entwickeln. Ein akutes Nierenversagen bedarf einer schnellen Behandlung, um lebensbedrohliche Zustände zu verhindern. Zu den Ursachen gehören
Folgende angeborene oder erworbene Erkrankungen können (unbehandelt) zu chronischen Nierenschädigungen führen:
Sind die Werte der Kreatinin-Clearance verändert, muss der Arzt zunächst die Ursache dafür feststellen. Hierfür sind weitere Untersuchungen von Blut und Urin erforderlich. Die Ultraschalluntersuchung der Nieren kann Auffälligkeiten der Struktur oder der Größe des Organs zeigen und damit einen Hinweis auf das zugrundeliegende Problem geben. In einigen Fällen wird der Arzt unter Ultraschallkontrolle eine Entnahme von Gewebe aus der Niere durchführen (Biopsie) und dieses unter dem Mikroskop untersuchen. Liegt ein Verdacht auf eine andere Grunderkrankung als Ursache vor, dann werden weitere Untersuchungen durchgeführt (zum Beispiel Blutzuckermessung oder Blutdruckmessung.
Nach dem folgenden Schema werden die Nierenfunktionsstörungen in verschiedene Stadien eingeteilt und entsprechende Maßnahmen empfohlen (nach NKF-KDOQI – Kidney Disease Outcomes Quality Initiative der National Kidney Foundation).
Kreatinin-Clearance in ml/min | Nierenschädigung (Stadium) bei... | Was sollte in diesem Stadium getan werden? |
---|---|---|
> 90 | normaler oder erhöhter glomerulärer Filtrationsrate (GFR) | Beobachtung und regelmäßige Clearance-Kontrolle, exakte Diagnosestellung, Behandlung (auch von zusätzlichen Erkrankungen) mit dem Ziel, das Risiko zu senken und den Krankheitsfortschritt aufzuhalten |
60-89 | geringem Funktionsverlust | zusätzlich zu oben genannten Maßnahmen den Krankheitsfortschritt feststellen |
30-59 | mittelgradigem Funktionsverlust | zusätzlich zu genannten Maßnahmen Feststellung und Behandlung von Komplikationen (zum Beispiel Blutarmut) |
15-29 | schwerem Funktionsverlust | zusätzlich zu genannten Maßnahmen Vorbereitung eines Nierenersatzverfahrens (Dialyse, Transplantation) |
< 15 | Nierenversagen | bei massivem Auftreten von harnpflichtigen Stoffen im Blut (Urämie) Nierenersatztherapie durchführen |
Die Therapie richtet sich danach, welche Ursache die Nierenfunktionsstörung hat. Sind die Nieren bereits stark geschädigt (chronische Niereninsuffizienz), dann wird die Ursache mit der Behandlung ausgeschaltet, damit die Krankheit nicht fortschreitet. Darüber hinaus können die folgenden Maßnahmen zum Einsatz kommen:
Eine Niereninsuffizienz schreitet in den meisten Fällen auch unter einer Behandlung voran. Daher kann es vorkommen, dass Patienten eine Dialyse (Verfahren zur Reinigung des Blutes von schädlichen Substanzen) oder eine Nierentransplantation brauchen.
aktualisiert am 30.07.2019