Menschen, die an einem chronischen Nierenversagen (Niereninsuffizienz) leiden, sind zur Entgiftung des Körpers auf ein regelmäßiges Dialyseverfahren angewiesen.
Die Nierentransplantation ermöglicht eine ausreichende Entgiftung und Entwässerung auf natürlichem Wege. Dabei wird eine Spenderniere eingepflanzt und an die eigenen Blutgefäße und Harnwege angeschlossen. Die transplantierte Niere kann die Funktion der eigenen Nieren übernehmen oder ergänzen und die Dialyse überflüssig machen. Hierzu sind umfangreiche Vorbereitungen erforderlich und eine geeignete Niere eines Verstorbenen oder eines Lebendspenders muss bereitstehen.
Durch ein Dialysezentrum werden Patienten auf die Warteliste aufgenommen. Eurotransplant ist zuständig für die Vermittlung von Nieren Verstorbener. Es führt die Organempfänger in Deutschland, Österreich, den Benelux-Staaten und Slowenien auf einer gemeinsamen Warteliste.
Leider besteht aufgrund von Organmangel eine Wartezeit von bis zu 8 Jahren. Achten Sie während Ihrer Wartezeit bitte darauf, dass Sie rund um die Uhr, auch im Urlaub oder bei Tagesausflügen, erreichbar sind.Fernreisen sollten stets mit dem Transplantationszentrum abgestimmt sein.
Bei allen (Auslands-)Reisen muss darauf geachtet werden, dass im Falle einer anstehenden Transplantation eine unmittelbare und schnelle Rückreise gewährleistet ist. Steht ein Organ zur Verfügung, ermittelt Eurotransplant nach festgelegten Kriterien den geeigneten Empfänger. Dieser wird umgehend vom Transplantationszentrum benachrichtigt und für vorbereitende Untersuchungen in die Klinik gebeten. Falls keine medizinischen Vorbehalte bestehen, werden die Spenderorgane transplantiert.
In Deutschland bestimmt das Transplantationsgesetz für die Lebendnierenspende, dass Verwandte ersten oder zweiten Grades, Ehegatten, Lebenspartner, Verlobte oder andere Personen, die dem Spender in besonderer persönlicher Verbundenheit offenkundig nahe stehen, nach medizinischer und ethischer Beurteilung eine Niere spenden können.
Grundvoraussetzungen für eine Transplantation sind eine ausreichende Patientenmitarbeit, Freiheit von Infektionen, fortschreitenden bösartigen Erkrankungen, Geschwüren im Magen-Darm-Trakt und bestimmten Immunzellen beim Empfänger der Niere, die spezifisch gegen die Spenderniere reagieren. Außerdem muss für lange Zeit das Immunsystem des Empfängers medikamentös unterdrückt werden, um Abwehrreaktionen gegen das körperfremde Organ zu vermeiden (Langzeitimmunsuppression).
Die Operation wird in Narkose durchgeführt und dauert je nach den anatomischen Verhältnissen im Operationsgebiet und nach dem Zustand der Gefäße der Transplantatniere 2 1/2 bis 4 Stunden.
Die eigenen Nieren werden bis auf wenige Ausnahmen (Infektionen, große Zystennieren, funktionslose Nieren) belassen. Üblicherweise wird die Spenderniere über einen seitlichen Unterbauchschnitt in den Unterbauch oberhalb der Leiste eingepflanzt (vgl. Abb.). Dies bietet gegenüber dem Entfernen der eigenen Niere und Einpflanzen der Spenderniere an derselben Stelle den Vorteil, dass die Operation technisch einfacher ist, weniger Komplikationen auftreten und dass die transplantierte Niere eventuellen späteren Eingriffen (z.B. einer Punktion) leichter zugänglich ist.
Möglich ist eine Einpflanzung in den rechten oder linken Unterbauch.
Um eine gute Durchblutung zu sichern, werden die Blutgefäße der Spenderniere an die großen Venen und Schlagadern des Beckens angeschlossen (vgl. Abb.). Der Harnleiter der Spenderniere, der den Urin von der Niere in die Harnblase ableitet, wird mit der Harnblase verbunden. Meist wird eine Harnleiterschiene eingesetzt, welche die Harnblase und das Nierenbecken der neuen Niere miteinander verbindet, um einen Harnabfluss sicherzustellen.
Um die Harnblase und die neue Verbindung zwischen dem Harnleiter der Spenderniere und der Harnblase zu entlasten wird in der Regel ein Harnblasenkatheter eingelegt, der nach einigen Tagen, evtl. zusammen mit der Harnleiterschiene entfernt werden kann.
Nach etwa 10 bis 14 Tagen können die Hautklammern oder -fäden entfernt werden.
Begleitoperationen: Oft werden neben der Nierentransplantation zugleich weitere geplante Eingriffe durchgeführt, z.B. die Transplantation der Bauchspeicheldrüse. Kommen bei Ihnen Begleitoperationen in Betracht, so klärt Ihr Arzt/Ihre Ärztin Sie darüber gesondert auf.
Bitte erteilen Sie Ihre Einwilligung in notwendige oder sinnvolle Änderungen oder Erweiterungen des vorgesehenen Eingriffs schon jetzt (z.B. Einpflanzen der Spenderniere auf der Gegenseite aufgrund der körperbaulichen Verhältnisse, in eine Eröffnung des Bauchfells zur Lymphdrainage oder die Entfernung des Blinddarmes), damit diese im selben Betäubungsverfahren durchgeführt werden können und ein erneuter Eingriff vermieden wird.
Verletzungen von Nachbarorganen (z.B. Darm, Harnblase), Blutgefäßen oder Nerven durch die Instrumente führen selten zu schwerwiegenden Komplikationen (z.B. Bauchfellentzündung, Darmlähmung, Darmverschluss) oder zu starken Nachblutungen, die eine Erweiterung der Operation, eine Folgeoperation und/oder eine Bluttransfusion erforderlich machen.
Druckschäden an Nerven oder Weichteilen mit Empfindlichkeitsstörungen und selten Lähmungen der Beine, die durch die Operationslagerung auftreten sowie Haut- und Gewebeschädigungen durch Kriechströme, Hitze (z.B.Wärmematten) und/oder Desinfektionsmittel bilden sich meist von selbst zurück. Sie können in Einzelfällen aber auch eine langwierige Behandlung erfordern. Nicht immer gelingt eine vollständige Wiederherstellung der Nervenfunktion und es können dauerhafte Narben zurückbleiben.
Durch die Operationstechnik und auf Grund der Stelle, an der die Niere transplantiert wird, kann es gehäuft zu Lymphstauungen , einer Lymphozele oder einem Lymphödem kommen. Ein erneuter operativer Eingriff kann dann erforderlich werden.
Wird eine Naht undicht (z.B. im Bereich der Harnleiternähte) oder kommt es zu einer Harnleiterenge, zum Gewebeuntergang im Harnleiter oder zum Blutgefäßverschluss, so kann eine Wiedereröffnung des Operationsgebietes nötig werden, z.B. für eine Harnleiterneueinpflanzung, eine Gefäßerweiterung oder einen Gefäßersatz.
Manchmal muss aus Platzgründen der Samenleiter auf der operierten Seite durchtrennt werden; dies kann in seltenen Fällen zum Verlust des Hoden führen. Sind der verbleibende Samenleiter und der zugehörige Hoden gesund, reicht dies in der Regel zur Zeugungsfähigkeit aus. Ist jedoch dieser Samenleiter oder Hoden geschädigt, so kommt es zum Verlust der Zeugungsfähigkeit. Bei Kinderwunsch besteht die Möglichkeit, vor der Operation Samen einzufrieren und für eine spätere künstliche Befruchtung aufzubewahren.
Auf der operierten Seite kann es zu einer Minderdurchblutung des Beines kommen; eine gefäßchirurgische Operation kann dann nötig werden.
Verwachsungen im Bauchraum können auch noch lange Zeit nach der Operation zu chronischen Schmerzen und selten zu einem Darmverschluss führen; eine erneute Operation kann dann erforderlich werden.
Bei Wundheilungsstörungen oder entsprechender Veranlagung können schmerzende und ästhetisch störende Narbenwucherungen mit Hautverfärbungen (Keloide) entstehen. Mit konservativen Maßnahmen (z.B. Salben, Druckmassage) und/oder Korrekturoperationen kann versucht werden, solche Narben zu verbessern. Ein Taubheitsgefühl der Haut im Bereich der Operationsnarbe kann zurückbleiben.
Selten kommt es infolge von Wundheilungsstörungen zu einem Bruch der gesamten Bauchnaht , der in der Regel eine operative Behandlung erfordert. Narbenbrüche, die sich als Spätfolge bilden können, müssen oft operativ verschlossen werden.
Wie nach jedem operativen Eingriff können sich Blutgerinnsel in den großen Venen bilden (Thrombose), die u. U. verschleppt werden und ein Blutgefäß verschließen (Embolie). Als vorbeugende Maßnahme kommt u. a. die Gabe gerinnungshemmender Mittel (z.B. die Injektion von Heparin) in Betracht, die allerdings zu Blutungsneigung und zu einer schwerwiegenden Störung der Blutgerinnung führen kann.
Bei Allergie oder Überempfindlichkeit (z.B. auf Medikamente, Desinfektionsmittel, Latex) können vorübergehend Schwellung, Juckreiz, Niesen, Hautausschlag, Schwindel oder Erbrechen und ähnliche leichtere Reaktionen auftreten. Schwerwiegende Komplikationen im Bereich lebenswichtiger Funktionen (Herz, Kreislauf, Atmung, Nieren) und bleibende Schäden (z.B. Organversagen, Lähmungen) sind sehr selten.
Trotz aller Sorgfalt, mit der die Spenderorgane ausgewählt und untersucht sowie Fremdblutkonserven, Plasmaderivate und andere Blutprodukte hergestellt werden, lässt sich bei ihrer Übertragung/Anwendung eine Infektion, z.B. sehr selten mit Hepatitis-Viren (Leberentzündung) und extrem selten mit HIV (AIDS) sowie evtl. auch mit den Erregern von BSE bzw. der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung, nicht sicher ausschließen.
Die eingepflanzte Niere funktioniert nicht immer sofort. Die Aufnahme der Nierenfunktion kann sich bis zu 4 Wochen verzögern. Nach der Transplantation können deshalb, abhängig von den Nieren- und Kaliumwerten sowie der Überwässerung, mehrere Hämodialysen und Nierenbiopsien notwendig werden.
Die Spenderniere wurde bezüglich ihrer Verträglichkeit speziell für Sie ausgesucht. Dennoch lassen sich Unverträglichkeitsreaktionen auf das körperfremde Organ nicht ausschließen; gelegentlich wird die neue Niere vom Körper abgestoßen oder es kommt zur Keimbesiedelung, zu einer Infektion oder zu einem chronischen Versagen des neuen Organs. In seltenen Fällen muss die transplantierte Niere entfernt werden.
Nach fünf Jahren sind noch über 60% der eingepflanzten Nieren funktionstüchtig, nach zehn Jahren sind es noch etwa 50%.Wird eine transplantierte Niere funktionsuntüchtig, so hat dies wieder die Dialysepflichtigkeit zur Folge. Eine erneute Transplantation ist nach entsprechender Vorbereitung und nach Wiederaufnahme in die Warteliste möglich.
Die Überlebensraten von Lebendspender-Nieren sind deutlich besser auf Grund der kürzeren Wartezeit und Dialysedauer, der kürzeren Verweilzeit des Spenderorgans außerhalb des Körpers, einer optimalen Zeitplanung und planbaren Immunsuppression. Etwa 80% dieser Nieren funktionieren noch nach 5 Jahren.
Der Operateur entscheidet, ob und wann blutgerinnungshemmende Medikamente (z.B. Marcumar®, Aspirin®) unter Kontrolle des behandelnden Arztes abgesetzt bzw. durch ein anderes Medikament ersetzt werden müssen. Nehmen Sie bei einer Lebendspende bereits vor der Transplantation die ärztlich verordneten Immunsuppressiva ein.
Falls Sie auf der Eurotransplant-Warteliste sind, sollten Sie rund um die Uhr erreichbar sein.
Erst durch den Einsatz wirksamer Immunsuppressiva (z.B. Cyclosporin®, Tacrolimus® oder Kortikoide), wird ein langfristiger Erfolg der Transplantation möglich. Diese Medikamente, die ständig eingenommen werden müssen, steigern andererseits die Infektanfälligkeit und gelegentlich kann eine bösartige Erkrankung auftreten oder sich schneller ausbreiten. Auch andere Erkrankungen können neu auftreten und bereits vorhandene Erkrankungen können sich verschlechtern (z.B. hoher Blutdruck, Zuckerkrankheit).
Nach der Operation ist in der Regel eine transplantationsmedizinische Nachsorge erforderlich. Mögliche Auswirkungen auf Ihre Berufstätigkeit, auf sportliche Aktivitäten und Hobbys wird Ihr Arzt/Ihre Ärztin mit Ihnen besprechen. Engmaschige klinische Kontrollen und eine Überprüfung der Immunsuppression sind nach der Transplantation unerlässlich.
Bei allen Veränderungen an der Bauchwand, an den Beinen, bei Blasenentleerungsstörungen, Schmerzzuständen, Schwellung und Druckempfindlichkeit der transplantierten Niere, Fieber (über 38,5 °C), Blutungen, Schwindel, Übelkeit, Blutdruckveränderungen u. ä. bitte umgehend die Ärztin/den Arzt informieren!
Letzte Aktualisierung am 10.05.2010.