Eisen ist essentiell für den Sauerstofftransport, den Energiestoffwechsel, das Immunsystem und die Hormonsynthese, insbesondere für Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin sowie für Schilddrüsenhormone. Hämeisen tierischer Herkunft wird deutlich besser aufgenommen als Nicht-Hämeisen pflanzlicher Herkunft, wobei Vitamin C und fermentierte Lebensmittel die Eisenaufnahme verbessern können, während Tee, Kaffee und Kalzium sie hemmen. Eisenmangel tritt vor allem bei Frauen, Schwangeren, Sportlern, Vegetariern und älteren Menschen auf und äußert sich durch Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, blasse Haut und Haarausfall; eine sichere Diagnose erfordert eine umfassende Blutuntersuchung, insbesondere auf Ferritin und Entzündungsmarker.
Christina Winzig: Eisen spielt im Körper eine zentrale Rolle, vor allem beim Sauerstofftransport und beim Energiestoffwechsel. Es sorgt dafür, dass Sauerstoff in die Zellen gelangt, wo er zur Energiegewinnung benötigt wird. Diese beiden Funktionen sind die bekanntesten Aufgaben von Eisen. Weniger bekannt ist, dass Eisen auch für das Immunsystem wichtig ist. Bestimmte Immunzellen benötigen Eisen, um Prozesse in Gang zu setzen und richtig zu funktionieren. Eisen spielt auch eine wichtige Rolle im Gehirn- und Neurotransmitterstoffwechsel, insbesondere bei der Produktion von Dopamin und Serotonin. Auch die Hormonsynthese ist betroffen, etwa bei den Schilddrüsenhormonen und anderen hormonellen Prozessen. Eisen ist also ein wahres Multitalent!
Christina Winzig: Für viele Stoffe in unserem Körper gibt es direkte Ausscheidungsmechanismen - nicht so für Eisen. Stattdessen wird der Eisenhaushalt über andere Mechanismen reguliert. Dazu gehören die Aufnahme, die Speicherung und die Mobilisierung im Körper. Die erste Schaltstelle ist der Darm, wo die Eisenaufnahme stattfindet. Hier spielt das in der Leber gebildete Hormon Hepcidin eine zentrale Rolle. Es beeinflusst, wie gut Eisen im Darm aufgenommen wird und reguliert auch die Speicherung und Mobilisierung. Hepcidin kann die Freisetzung des Eisens aus den Speichern fördern oder hemmen, sodass es dort verbleibt.
Neben der Aufnahme und Speicherung gibt es spezielle Transportmechanismen und Transportproteine, die den Eisenstoffwechsel weiter steuern. Sie sorgen dafür, dass Eisen gezielt an die Stellen im Körper transportiert wird, an denen es benötigt wird, oder dass es zur Speicherung weitergeleitet wird. Ein weiterer wichtiger Mechanismus ist die Wiederverwertung von Eisen. Die Forschungsergebnisse schwanken, aber man geht davon aus, dass etwa 90% des täglich benötigten Eisens aus Recyclingprozessen stammt. Ein Beispiel ist das Recycling von roten Blutkörperchen: Diese erneuern sich regelmäßig und das darin enthaltene Eisen wird recycelt. Nur etwa 10% des täglichen Eisenbedarfs muss tatsächlich über die Nahrung aufgenommen werden.
Zusammengefasst gibt es also vier Hauptmechanismen, die den Eisenhaushalt regulieren: Resorption, Speicherung, Mobilisierung und Recycling. Die Eisenausscheidung hingegen wird nicht direkt reguliert. Es gibt jedoch physiologische Prozesse, bei denen Eisen verloren geht, zum Beispiel bei der Menstruation der Frau oder bei der Abschilferung der Haut und der Erneuerung der Darmzellen. Auch Blutverluste, z.B. durch Verletzungen, Operationen oder Blutspenden, führen zu Eisenverlusten - dies ist jedoch kein regulierender Mechanismus. Da Eisen ein essentielles und lebensnotwendiges Spurenelement ist, muss es regelmäßig mit der Nahrung aufgenommen werden, um den Bedarf zu decken.
Zusammengefasst gibt es also vier Hauptmechanismen, die den Eisenhaushalt regulieren: Resorption, Speicherung, Mobilisierung und Recycling.
Christina Winzig: Hämeisen stammt hauptsächlich aus tierischen Quellen wie Fleisch und Fisch. Es hat eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit als das sogenannte Nicht-Hämeisen, das aus pflanzlichen Quellen stammt. Je nach Quelle liegt die Bioverfügbarkeit von Hämeisen bei etwa 20% bis 30%, während sie bei Nicht-Hämeisen oft nur zwischen 2% und 10% liegt. Das bedeutet, dass unser Körper Hämeisen wesentlich besser verwerten kann. Dennoch ist es auch für Vegetarier und Veganer möglich, die Eisenaufnahme zu unterstützen. Ein Eisenmangel ist nicht zwangsläufig die Folge einer pflanzlichen Ernährung, aber es gibt einige Dinge, die man beachten sollte.
Ein wichtiger Unterschied zwischen Hämeisen und Nicht-Hämeisen ist die chemische Form: Eisen kommt in zweiwertiger und dreiwertiger Form vor, von denen der Körper einige besser verwerten kann als andere. Nicht-Hämeisen liegt meist in einer Form vor, die schlechter aufgenommen werden kann und erst umgewandelt werden muss. Dabei kann Vitamin C helfen. Ein hilfreicher Tipp für Vegetarier und Veganer ist daher, eisenhaltige pflanzliche Lebensmittel mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln zu kombinieren. Auch fermentierte Lebensmittel können die Eisenaufnahme zusätzlich fördern.
Christina Winzig: Theoretisch ist es möglich, sich über die Nahrung ausreichend mit Eisen zu versorgen. Eine Eisenüberladung ist jedoch sehr unwahrscheinlich - es sei denn, man hat eine genetische Veranlagung für eine erhöhte Eisenaufnahme. Unser Körper verfügt über Regulationsmechanismen wie das Hormon Hepcidin, das steuert, wie viel Eisen aufgenommen wird. Wenn genügend Eisen vorhanden ist und keine genetische Erkrankung vorliegt, wird die Eisenaufnahme gedrosselt und überschüssiges Eisen einfach wieder ausgeschieden. Bei normaler Ernährung und ohne genetische Veranlagung kann es also kaum zu einer Eisenüberladung kommen. Anders sieht es aus, wenn man ohne ärztliche Kontrolle unkontrolliert Eiseninfusionen oder Nahrungsergänzungsmittel einnimmt - dann kann es tatsächlich zu einer Eisenüberladung kommen. In seltenen Fällen findet man auch bei Menschen, die viel rotes Fleisch essen, leicht erhöhte Eisenwerte, aber nicht in dem Ausmaß, wie es bei einer genetischen Erkrankung der Fall ist.
Ein Beispiel für eine solche Erkrankung ist die Hämochromatose. Dabei handelt es sich um eine genetische Störung, die dazu führt, dass Hepcidin nicht richtig reguliert wird. Dadurch nimmt der Körper unkontrolliert Eisen auf, das vor allem in eisenreichen Geweben wie der Leber gespeichert wird. Dies kann den oxidativen Stress im Körper erhöhen und zu stillen Entzündungen führen. Interessanterweise entwickelt die Hämochromatose oft einen Symptomenkomplex, der einem Eisenmangel ähnelt. Das macht die Diagnose allein durch die Anamnese schwierig.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ohne genetische Veranlagung ist eine Eisenüberladung durch die Ernährung allein äußerst schwierig zu erreichen - aber nicht unmöglich.
Bei normaler Ernährung und ohne genetische Veranlagung kann es also kaum zu einer Eisenüberladung kommen.
Christina Winzig: Vitamin C, wie in Zitrusfrüchten, verbessert die Eisenaufnahme. Deshalb kann man Eisenpräparate z.B. mit Orangensaft einnehmen - oder eisenreiche Lebensmittel mit Vitamin-C-reichen Lebensmitteln kombinieren. Auch fermentierte Lebensmittel spielen eine Rolle, da sie Milchsäure enthalten, die Eisen in eine besser lösliche Form umwandeln kann. Dadurch wird insbesondere die Aufnahme von Nicht-Hämeisen verbessert. Auch weitere organische Säuren wie Zitronensäure oder Apfelsäure unterstützen die Eisenaufnahme.
Tierisches Eiweiß, das Hämeisen enthält, trägt ebenfalls zu einer effizienten Eisenaufnahme bei. Auch kupferhaltige Lebensmittel sind wichtig, da Kupfer benötigt wird, um das Eisen in die richtige Form zu bringen, damit der Körper es optimal verwerten kann. Gute Kupferquellen sind Hülsenfrüchte, Samen und einige Nüsse, die auch die Eisenaufnahme deutlich verbessern können.
Christina Winzig: Ja, auf jeden Fall! Besonders wichtig ist dies für alle, die an einem Eisenmangel leiden und diesen ausgleichen möchten. In diesem Fall sollte man unbedingt darauf achten, sogenannte Eisenresorptionshemmer sowie bestimmte Genuss- und Nahrungsmittel von eisenhaltigen Lebensmitteln oder Präparaten zu trennen. Dadurch kann die Eisenaufnahme deutlich verbessert werden. Zu diesen Inhibitoren gehören zum Beispiel Tee und Kaffee. Vor allem Gerbstoffe und Polyphenole können Eisen binden und so die Aufnahme im Darm erschweren. Auch Milchprodukte und alle kalziumhaltigen Lebensmittel - auch Kalziumpräparate - blockieren die Eisenaufnahme, da sie über die gleichen Transportmechanismen im Körper aufgenommen werden und somit in Konkurrenz stehen.
Ein anderes Beispiel sind Hülsenfrüchte. Sie sind zwar gut gegen Eisenmangel, aber haben auch eine Schattenseite. Der Grund: Sie enthalten Phytinsäure, die ebenfalls Eisen binden kann. Um dieses Problem zu umgehen, sollten Hülsenfrüchte gut eingeweicht, gekeimt oder fermentiert werden. Dadurch wird die Phytinsäure weitgehend abgebaut und stört den Eisenstoffwechsel weniger. Auch Oxalsäure (Oxalate) kann Eisen binden und seine Aufnahme im Körper erschweren. Gleiches gilt für unlösliche Ballaststoffe. Daneben gibt es weitere Mineralstoffe, die über ähnliche Transportmechanismen aufgenommen werden. Dazu gehören zum Beispiel Zink und Magnesium. Wer entsprechende Präparate einnimmt, sollte sie möglichst nicht gleichzeitig mit Eisen einnehmen, da sie um die gleichen Transportwege konkurrieren und so die Aufnahme hemmen können. Vorsicht ist insbesondere bei der langfristigen Einnahme von Zink geboten. Es gibt Berichte, dass eine hohe Zinkzufuhr über längere Zeit zu einem Mangel an Eisen und Kupfer führen kann, da auch diese Spurenelemente über die gleichen Transportmechanismen aufgenommen werden. Daher sollten hohe Zinkdosen nur über einen begrenzten Zeitraum eingenommen werden.
Christina Winzig: Frauen sind sehr häufig betroffen. Bei Frauen mit sehr starker Regelblutung kommt es jeden Monat zu einem erhöhten Blutverlust, der über das "normale" Maß hinausgeht. Natürlich gibt es Unterschiede in der Stärke der Menstruation, aber je mehr Blut verloren geht, desto größer ist auch der Eisenverlust. Dadurch steigt das Risiko für einen Eisenmangel. Auch schwangere und stillende Frauen haben einen erhöhten Eisenbedarf. Vor allem in der Frühschwangerschaft muss die werdende Mutter zusätzliches Blut für das Kind produzieren, was einen erhöhten Eisenbedarf mit sich bringt. Auch stillende Mütter sollten auf ihre Eisenzufuhr achten.
Vegetarier und Veganer stellen ebenfalls eine Risikogruppe dar, da Eisen aus pflanzlichen Quellen eine geringere Bioverfügbarkeit aufweist, wie wir zuvor besprochen haben. Für eine gute Eisenversorgung ist es wichtig, Lebensmittel sinnvoll zu kombinieren - zum Beispiel eisenhaltige Lebensmittel mit solchen, die die Eisenaufnahme fördern (Stichwort: Vitamin C).
Auch Sportler, insbesondere Leistungssportler, aber auch ambitionierte Freizeitsportler, haben ein erhöhtes Risiko für einen Eisenmangel. Bei starker körperlicher Anstrengung verliert der Körper Mineralstoffe über den Schweiß und der Sauerstoffbedarf steigt. Zudem gibt es das Phänomen der sogenannten "Läuferanämie", die häufig bei Ausdauersportarten auftritt. Dabei gehen durch die starke Belastung rote Blutkörperchen (Erythrozyten) verloren, die der Körper neu bilden muss - ein Prozess, für den Eisen benötigt wird. Deshalb profitieren Sportler besonders von einer guten Eisenversorgung. Kinder und Jugendliche haben wachstumsbedingt einen erhöhten Eisenbedarf, gehören aber - außer bei sehr einseitiger Ernährung - nicht unbedingt zur Risikogruppe.
Ältere Menschen hingegen sind durchaus gefährdet. Zum einen können bestimmte Medikamente die Eisenaufnahme und den Eisenstoffwechsel beeinträchtigen. Zum anderen ist die Ernährung im Alter oft weniger abwechslungsreich, der Appetit lässt nach und auch die Magensäureproduktion nimmt ab. Magensäure ist aber wichtig, um Nährstoffe - auch Eisen - aus der Nahrung herauszulösen und besser aufnehmen zu können. Schließlich gehören auch Menschen mit chronischen Erkrankungen zur Risikogruppe. Bei ihnen ist häufig der Hepcidin-Spiegel erhöht, was die Eisenaufnahme und -abgabe im Körper blockiert. Auch chronische Darmerkrankungen können die Eisenaufnahme zusätzlich verschlechtern.
Frauen sind sehr häufig betroffen.
Christina Winzig: Eisenmangel kann sich durch eine Vielzahl von Symptomen bemerkbar machen. Am bekanntesten sind Müdigkeit und Erschöpfung, auch bei ausreichendem Schlaf. Häufig kommt es auch zu Konzentrationsproblemen, sogenanntem "Gehirnnebel" ("Brain fog") und einer verminderten Leistungsfähigkeit. Man bemerkt, dass man schneller aus der Puste kommt, sich schwächer fühlt und insgesamt weniger Antrieb hat. Typisch ist auch eine blasse Haut, vor allem im Gesicht, und blasse Schleimhäute. Die Fingernägel können trocken, rissig oder brüchig sein. Bei stärkerem Eisenmangel treten häufig Risse in den Mundwinkeln auf (Mundwinkelrhagaden). Bei Frauen ist auch Haarausfall ein häufiges Symptom. Kopfschmerzen und Schwindel können ebenfalls auftreten.
Je ausgeprägter der Eisenmangel ist, desto stärker können weitere Beschwerden auftreten. Dazu gehören neurologische Symptome wie innere Unruhe, Nervosität und Reizbarkeit. Auch das Herz-Kreislauf-System kann betroffen sein - zum Beispiel durch einen beschleunigten Herzschlag (Tachykardie) oder Palpitationen, also das spürbare Wahrnehmen des eigenen Herzschlags. Diese Symptome treten vor allem bei schwerem, manifestem Eisenmangel auf.
Christina Winzig: Das ist auch ein Appell an alle, die mit Schilddrüsenproblemen zu kämpfen haben: Unbedingt auch die Eisenwerte überprüfen! Eisen ist ein essentieller Co-Faktor für ein wichtiges Enzym in der Schilddrüse - die Thyreoperoxidase (TPO). Dieses Enzym ist für die Produktion der Schilddrüsenhormone notwendig. Ohne ausreichend Eisen kann die TPO nicht richtig arbeiten. Das bedeutet im Umkehrschluss: Ohne Eisen können keine Schilddrüsenhormone gebildet werden. Ein Eisenmangel kann auch die Umwandlung von T4 in das aktive T3 blockieren. Dadurch wird eine bestehende Schilddrüsenunterfunktion noch verstärkt. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion wird weniger Magensäure produziert, was die Eisenaufnahme verschlechtert. Die Darmtätigkeit ist verlangsamt, was das Risiko einer Dysbiose erhöht, die sich ebenfalls negativ auf die Eisenaufnahme auswirkt.
Vor allem bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie der Hashimoto-Thyreoiditis treten häufig chronische stille Entzündungen auf. Diese führen dazu, dass der Körper vermehrt Hepcidin bildet. Hepcidin ist ein wichtiger Regulator der Eisenaufnahme und -abgabe. Ein erhöhter Hepcidin-Spiegel hemmt aber genau diese Prozesse, sodass noch weniger Eisen aufgenommen werden kann. So entsteht ein Teufelskreis zwischen Schilddrüse und Eisenhaushalt. Ein Eisenmangel führt also nicht nur durch niedrige Erythrozytenwerte zu Müdigkeit, sondern verstärkt die Müdigkeit durch die Schilddrüse gleich doppelt.
Ohne Eisen können keine Schilddrüsenhormone gebildet werden.
Christina Winzig: In vielen Fällen hat es sich inzwischen eingebürgert, dass nicht mehr strikt vorgeschrieben wird, dass die Blutentnahme morgens nüchtern erfolgen muss. Beim Eisen sehe ich das allerdings anders. Der beste Zeitpunkt für die Blutentnahme ist morgens, da die Ferritinwerte einer leichten circadianen Rhythmik unterliegen und im Tagesverlauf schwanken. Dies ist besonders wichtig, da neben dem Ferritin häufig auch das Serumeisen gemessen wird. Letzteres hängt stark von der Ernährung ab, weshalb es ideal ist, morgens nüchtern zur Blutentnahme zu erscheinen. Wasser kann getrunken werden, aber Eisenpräparate sollten nicht am Tag der Blutabnahme eingenommen werden - am besten setzt man sie ein bis zwei Tage vorher ab, um die Werte nicht zu verfälschen. Außerdem gilt: Vor der Blutentnahme keinen Kaffee, Tee oder Milch trinken, damit die Ergebnisse möglichst aussagekräftig sind.
Bei Frauen ist noch ein weiterer Faktor zu beachten. Während der Menstruation verlieren einige von ihnen viel Eisen, was die Werte stark beeinflussen kann. Es empfiehlt sich daher, die Blutabnahme zwischen dem 5. und 10. Zyklustag zu machen. So kann man besser beurteilen, wie sich der Eisenstatus nach der Menstruation regeneriert hat und wie er in der ersten Zyklushälfte aussieht. Dies ist nicht zwingend erforderlich, aber für eine genauere Beurteilung sinnvoll.
Vorsicht ist auch bei der Einnahme von Medikamenten geboten - insbesondere bei Protonenpumpeninhibitoren (PPI), Antibiotika und Mineralstoffpräparaten wie Calcium und Zink, da diese die Eisenaufnahme beeinflussen. Diese Präparate sollten idealerweise erst nach der Blutentnahme wieder eingenommen werden. Generell sollten Medikamente immer mit dem Arzt abgesprochen werden, um sicherzustellen, dass sie das Ergebnis nicht verfälschen.
Christina Winzig: Ein klassisches Beispiel aus der Praxis ist das Serumeisen. Dieser Wert ist jedoch nicht sehr zuverlässig, da er nur eine Momentaufnahme darstellt. Er ist stark von der Ernährung abhängig und kann im Laufe eines Tages erheblich schwanken. Auch bei Infektionen und Entzündungen ändert sich der Serumeisenwert schnell, weshalb er als alleiniger Marker nicht ideal ist - dennoch wird er oft standardmäßig bestimmt. Ein wichtigerer Wert ist das Ferritin, das inzwischen häufig untersucht wird. Es gibt Auskunft über die Eisenspeicher im Körper. Außerdem spielt das Blutbild eine zentrale Rolle. Hier werden vor allem die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und die Erythrozyten-Indizes betrachtet.
Dabei gibt unterscheidet man zwischen MCV (Mean Corpuscular Volume) - gibt die Größe der Erythrozyten an - und MCH (Mean Corpuscular Hemoglobin) - gibt die Menge an Hämoglobin pro Erythrozyt an und bestimmt damit die Farbe der Zellen. Diese Werte helfen, einen Eisenmangel zu erkennen. Sind die Erythrozyten klein und blass, deutet dies auf einen Eisenmangel hin. Ein erniedrigter Hämoglobinwert (Hb) ist ebenfalls ein Anzeichen. Das kleine oder große Blutbild mit Differentialblutbild liefert bereits eine solide Grundlage für die Diagnose. Dabei werden das Hämoglobin, die Erythrozyten und deren Indizes bestimmt. Sind diese Werte oder das Ferritin auffällig, kann eine weiterführende Diagnostik notwendig sein, um einen Eisenmangel sicher zu erkennen.
Ein wichtigerer Wert ist das Ferritin, das inzwischen häufig untersucht wird. Es gibt Auskunft über die Eisenspeicher im Körper.
Christina Winzig: Transferrin ist ein Transportprotein für Eisen im Körper. Die Transferrinsättigung gibt an, wie viel Prozent des Transferrins mit Eisen beladen ist. Dies kann Hinweise darauf geben, ob wir eventuell zu viel oder zu wenig Eisen haben. Ein weiterer wichtiger Wert ist der lösliche Transferrinrezeptor. Er ist besonders nützlich, weil er weniger anfällig für Störungen durch Entzündungen oder Infektionen ist. Dann gibt es eben noch das Hepcidin - ein noch spezifischerer Wert, der aber standardmäßig kaum bestimmt wird.
Darüber hinaus gibt es einige sehr spezielle Werte, die nur in bestimmten Fällen gemessen werden:
In den meisten Fällen reicht es aus, zunächst das Blutbild und den Ferritinwert zu bestimmen. Bei Bedarf können zusätzlich Transferrin, Transferrinsättigung und löslicher Transferrinrezeptor bestimmt werden. Der Ferritinwert gibt Auskunft über die im Körper gespeicherten Eisenreserven. Ist er niedrig, deutet dies auf einen Eisenmangel hin. Allerdings kann Ferritin durch Entzündungen oder Infektionen erhöht sein, weshalb es für eine genaue Diagnose manchmal nicht ausreicht.
Christina Winzig: Ferritin ist unser Speichereisen. Es ist ein Protein, das Eisen binden und speichern kann, vor allem in der Leber. Unser Körper hat spezielle Speichersysteme für Mineralstoffe und Vitamine entwickelt. Dies war evolutionär notwendig, da es immer wieder Zeiten gab, in denen nicht genügend Nahrung zur Verfügung stand. Diese Speichersysteme sind also physiologische Schutzmechanismen. Wenn der Körper unter Eisenmangel leidet, sinkt der Ferritinspiegel, weil die Eisenspeicher nach und nach geleert werden. Ferritin ist aber auch ein sogenanntes Akute-Phase-Protein. Das bedeutet, dass es nicht nur als Eisenspeicher dient, sondern auch bei Entzündungen und Infektionen eine Rolle spielt. In solchen Situationen reguliert der Körper den Ferritinspiegel nach oben, um überschüssiges Eisen zurückzuhalten. Dafür gibt es zwei Gründe: 1. Eisen kann prooxidativ wirken und Entzündungen weiter anheizen. 2. Viele Krankheitserreger nutzen Eisen als Nährstoff. Indem der Körper das Ferritin erhöht, entzieht er den Bakterien und anderen Krankheitserregern das Eisen, so dass sie sich schlechter vermehren können.
Ferritin ist daher ein interessanter Marker, um mögliche Entzündungen oder Infektionen zu erkennen. Allerdings sollte man den Wert nie isoliert betrachten. Denn bei einer Entzündung kann Ferritin fälschlicherweise erhöht sein - auch wenn eigentlich ein Eisenmangel vorliegt. Zusätzlich reguliert der Körper bei Entzündungen das Hormon Hepcidin hoch. Hepcidin blockiert die Freisetzung von Eisen aus den Speichern, sodass das Eisen dort "gefangen" bleibt. Dadurch ist weniger freies Eisen im Blut vorhanden, was den Eisenmangel noch verstärken kann.
Fazit: Ein erhöhter Ferritinwert kann auf eine Entzündung oder Infektionhinweisen und darf nicht automatisch als Zeichen für ausreichende Eisenspeicher gewertet werden. Daher sollte Ferritin immer zusammen mit Entzündungsparametern untersucht werden, um ein vollständiges Bild zu erhalten.
Christina Winzig: Ähnlich wie das Ferritin können auch andere Eisenwerte durch Entzündungen und Infektionen beeinflusst werden, z.B. das Transferrin. Daher ist bei der Messung von Ferritin, Transferrin, Transferrinsättigung und CRP Vorsicht geboten, da auch das Transferrin betroffen sein kann. Um ganz sicher zu gehen, ist es sinnvoll, zusätzlich den löslichen Transferrinrezeptor zu bestimmen, da dieser weniger von Entzündungen beeinflusst wird. Außerdem gibt es den so genannten Ferritin-Index, der speziell für solche Fälle entwickelt wurde. Dieser Index ist ein logarithmischer Wert, der aus dem Ferritinwert und dem löslichen Transferrinrezeptor berechnet wird. Er zeigt unabhängig vom CRP-Wert an, ob ein Eisenmangel vorliegt oder ob die Eisenversorgung gut ist - auch wenn das Ferritin hoch und das CRP erhöht ist.
Zusätzlich sollte immer das kleine Blutbild berücksichtigt werden. Sind zum Beispiel viele kleine, farblose Erythrozyten vorhanden, ist das ein deutlicher Hinweis auf einen Eisenmangel. Ganz wichtig: Laborwerte sollten nie isoliert betrachtet werden, sondern immer im Zusammenhang mit den Beschwerden. Sie können wertvolle Hinweise geben, ob tatsächlich ein Eisenmangel vorliegt.
Christina Winzig: Ich beziehe mich jetzt auf Ferritin, weil das der Wert ist, der am häufigsten gemessen wird. Das Problem mit den Referenzwerten ist, dass wir bei vielen Laborparametern eine sehr große Streuung haben - so auch beim Ferritin. Ich habe schon Labors gesehen, die bei Frauen einen Referenzbereich von 10 bis 150 Nanogramm pro Milliliter angeben. Das ist eine riesige Spanne! Die Erfahrung zeigt aber, dass schon bei Ferritinwerten unter 30, bei manchen sogar unter 50, erste Symptome eines Eisenmangels auftreten - obwohl diese Werte offiziell noch im "Normalbereich" liegen. Das liegt unter anderem an der Methodik, mit der Referenzwerte festgelegt werden. Sie beziehen sich auf eine bestimmte Population, die keine diagnostizierten Krankheiten hat. Wenn aber in dieser Gruppe ein unerkannter Eisenmangel vorliegt, fließen diese Werte trotzdem in die Statistik ein und verzerren das Bild.
Besonders auffällig ist, dass der Referenzwert für Frauen teilweise bis auf 10 Nanogramm pro Milliliter absinkt, während er bei Männern meist erst bei 20 oder 30 beginnt. Das hat viel damit zu tun, dass Frauen durch die Menstruation regelmäßig Eisen verlieren und deshalb häufiger einen Mangel haben. Der untere Bereich der Referenzwerte entspricht also in Wirklichkeit oft schon einem kritischen Mangel, bei dem viele Betroffene bereits Symptome entwickeln. Auch der obere Grenzwert ist nicht immer ideal. Ferritinwerte über 150 bis 200 Nanogramm pro Milliliter können auf Entzündungen oder sogar auf eine Eisenüberladung hinweisen.
Will man den optimalen Bereich bestimmen, so liegt dieser - basierend auf der aktuellen Forschung und dem Ernährungswissen - bei Frauen eher zwischen 50 und 100 Nanogramm pro Milliliter. Bei Männern liegt er etwas höher, meist zwischen 100 und 150. Im Leistungssport, wo der Eisenbedarf höher ist, verschiebt sich dieser Bereich noch etwas nach oben: Frauen sollten hier idealerweise zwischen 70 und 150 Nanogramm pro Milliliter liegen. Denn schon bei Werten unter 30 treten häufig Symptome wie Haarausfall, Schwäche, verminderte Leistungsfähigkeit und Müdigkeit auf. Es ist also sinnvoll, sich eher im oberen Bereich zu bewegen - gerade weil viele Labore den unteren Referenzbereich viel zu niedrig ansetzen.
Die Erfahrung zeigt aber, dass schon bei Ferritinwerten unter 30, bei manchen sogar unter 50, erste Symptome eines Eisenmangels auftreten - obwohl diese Werte offiziell noch im "Normalbereich" liegen.
Christina Winzig: Diese Tests funktionieren in der Regel mit Kapillarblut, ähnlich wie bei der Blutzuckermessung. Innerhalb weniger Minuten erhält man ein Ergebnis und kann den Test einfach zu Hause durchführen. Er eignet sich gut für eine erste Einschätzung, ob der Ferritinwert zu niedrig ist. Es gibt jedoch einige Nachteile: Erstens misst der Test nur den Ferritinwert, ohne einen möglichen entzündlichen Einfluss zu berücksichtigen. Das heißt, man kann nicht erkennen, ob erhöhte Entzündungswerte vorliegen - zum Beispiel durch Infektionen, chronische Erkrankungen oder stille Entzündungen. Diese können den Ferritinwert künstlich in die Höhe treiben. Ein Schnelltest kann daher ein unauffälliges Ergebnis liefern, obwohl tatsächlich ein Problem vorliegt.
Zweitens sind solche Tests fehleranfällig. Falsche Lagerung oder unsaubere Blutentnahme können die Messung verfälschen. Darüber hinaus sind Schnelltests in der Regel weniger genau als Laboranalysen. Je nach Testsystem können die Werte um 20 bis 30 Prozent und mehr voneinander abweichen. Drittens ist das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht optimal. Die meisten Schnelltests kosten zwischen 20 und 40 Euro, während eine Ferritinbestimmung im Labor oft nicht viel teurer ist. Allerdings erhält man im Labor eine genauere Analyse und kann weitere Werte bestimmen lassen. Dennoch kann ein Schnelltest sinnvoll sein, um erste Hinweise auf einen Eisenmangel zu erhalten. Manche nutzen ihn auch zur groben Verlaufskontrolle bei bereits bekanntem Eisenmangel. Wer jedoch eine wirklich verlässliche Aussage über seinen Eisenstatus haben möchte, ist mit einer Laboranalyse - entweder direkt im Labor oder über den Arzt - besser beraten.
Christina Winzig: Schaut man sich im Internet um, findet man eine schier unendliche Auswahl an Eisenpräparaten in den unterschiedlichsten Formen und Kombinationen. Wichtig ist, eine gut verträgliche und gut resorbierbare Form mit hoher Bioverfügbarkeit zu wählen. Viele Menschen haben Probleme mit Eisenpräparaten, da diese Nebenwirkungen wie Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen verursachen können.
Eisensulfat ist hier besonders bekannt. Es hat zwar eine hohe Bioverfügbarkeit und ist in vielen Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten enthalten, verursacht aber häufig Nebenwirkungen wie Verstopfung, Übelkeit oder Magenschmerzen - oft fühlt man sich, als hätte man einen "Stein im Magen". Alternativen, die deutlich besser verträglich sind, sind z.B.:
Der ideale Einnahmezeitpunkt ist morgens oder mittags, möglichst auf nüchternen Magen, da die Mineralstoffe dann am besten resorbiert werden. Wenn Sie empfindlich auf Eisen reagieren, können Sie es auch zu einer Mahlzeit einnehmen. Wenn möglich, sollte die Einnahme 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit erfolgen. Vitamin C verbessert die Aufnahme - entweder durch ein Eisenpräparat mit Vitamin C-Zusatz oder durch ein Glas Orangensaft oder vitaminreiches Obst. Unbedingt vermeiden sollte man Kaffee, Tee und Milchprodukte zum Zeitpunkt der Einnahme von Eisen, da sie die Eisenaufnahme hemmen. Viel Wasser trinken ist wichtig!
Christina Winzig: Das hängt stark vom individuellen Eisenmangel ab - also von der Schwere des Mangels, der Eisenzufuhr und der persönlichen Aufnahmefähigkeit. Manche Menschen haben bereits Darmprobleme (z.B. Zöliakie oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen), die die Eisenaufnahme zusätzlich erschweren. Bei einem leichten Eisenmangel kann sich dieser bei guter Ernährung und moderater Supplementierung innerhalb von 2-3 Monaten deutlich verbessern. Ein moderater Eisenmangel kann bis zu 6 Monate benötigen und bei einem schweren Eisenmangel (Ferritin unter 10 ng/ml) kann es bis zu 6-12 Monate oder länger benötigen, den Wert durch orale Supplementation und Diät wieder aufzufüllen.
Man kann sich vorstellen, dass das Ferritin bei guter Ernährung und Supplementierung um ca. 10-20 ng/ml pro Monat steigt, sofern der Körper Eisen gut aufnimmt und keine erhöhten Verluste vorliegen. Frauen im gebärfähigen Alter haben es oft schwerer, da durch den Zyklus regelmäßig Eisen verloren geht. Wenn trotz Supplementierung keine Besserung eintritt, sollten mögliche Ursachen abgeklärt werden, z.B: Magensäuremangel (oft durch Einnahme von Protonenpumpenhemmern), Schilddrüsenunterfunktion oder chronische Entzündungen. In schweren Fällen können Eiseninfusionen notwendig sein. Manche Menschen benötigen sogar mehrere Infusionen, bis die Werte stabil sind.
Man kann sich vorstellen, dass das Ferritin bei guter Ernährung und Supplementierung um ca. 10-20 ng/ml pro Monat steigt...
Christina Winzig: Ja, neben den bekannten Tabletten oder Kapseln gibt es viele natürliche Eisenquellen. Über die Nahrung kann Eisen sehr gut aufgenommen werden durch:
Zusätzlich gibt es aber auch pflanzliche Mittel, wie z.B.: Kräuterblut, Brennnesselpulver, Moringapulver oder Algen (z.B. Spirulina, Chlorella). Diese können eine gute Ergänzung sein, um den Körper auf natürliche Weise mit Eisen zu versorgen.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 13.03.2025.