Beim Erythema multiforme handelt es sich um eine akute Entzündungsreaktion der Haut oder der Schleimhäute. Erythema (Erythem) bedeutet entzündlich bedingte Hautrötung, multiformis bedeutet vielgestaltig. Bei diesem Krankheitsbild kommt es also zu verschiedenartigen Hautausschlägen. Diese sind nicht ansteckend. Eine weitere Bezeichnung für die Erkrankung ist Erythema exsudativum multiforme (EEM). Das Erythema multiforme tritt gehäuft bei Menschen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. In den meisten Fällen heilt ein Erythema multiforme innerhalb weniger Wochen von selbst wieder ab.
Wie das Erythema exsudativum multiforme entsteht, ist nicht genau bekannt. Vermutlich führt eine Immunreaktion zu den Beschwerden. Nicht immer lässt sich hierbei ein eindeutiger Auslöser ermitteln. In der Mehrzahl der Fälle geht eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus einem Erythema multiforme voraus. Seltener tritt es nach Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus, mit Streptokokken, Mykoplasmen (bestimmten Bakterien), Pilzen oder anderen Erregern auf. Ein Erythema multiforme kann möglicherweise auch als Reaktion auf die Einnahme verschiedener Medikamente auftreten. Beispiele sind hier Schmerzmedikamente, Antibiotika, Medikamente gegen Epilepsie (Antiepileptika) oder Medikamente, die zur Entwässerung des Körpers dienen (Diuretika). Eine Reaktion auf Impfstoffe ist ebenfalls möglich. UV-Licht, Strahlentherapie oder Kälte können weitere Auslöser sein. Als Grunderkrankungen werden Hepatitis C und systemischer Lupus erythematodes häufiger mit der Entstehung eines Erythema multiforme in Verbindung gebracht.
Unterschieden werden zwei Formen des Erythema multiforme:
Bei der leichteren Minor-Form sind vor allem die Handrücken und die Streckseiten der Arme vom Ausschlag betroffen. Diese Form kann im Verlauf des Jahres von Zeit zu Zeit wieder auftreten. Typische Jahreszeiten sind Herbst und Frühling. Die Schleimhäute sind in der Regel nicht mit betroffen.
Bei der schwereren Major-Form kommt es auch zum Ausschlag auf den Schleimhäuten. Zusätzlich sind größere Bereiche des Körpers vom Ausschlag betroffen. In der Mitte der Herde bilden sich Bläschen. Außerdem treten weitere, teils allgemeine Symptome (siehe weiter unten) mit auf.
Das Hauptsymptom des Erythema multiforme ist ein plötzlich auftretender Hautausschlag oder Ausschlag auf der Schleimhaut. Dieser entwickelt sich dann über mehrere Tage zu seiner vollen Ausprägung. Möglich sind rote, bläuliche oder violette Flecken, Bläschen, Knötchen, Schwellungen oder Quaddeln. Das Erythema multiforme beginnt oft an Händen oder Füßen und breitet sich dann auf Arme, Beine, Rumpf und Gesicht aus. Meist ist es symmetrisch an beiden Körperseiten vorhanden. Nach wenigen Tagen nehmen die Hautschädigungen das typische Aussehen an, das auch als Schießscheibenläsionen oder Kokarden bezeichnet wird: Ein dunkler Punkt in der Mitte wird von einem helleren Kreis umgeben, der dann noch einmal von einem roten Ring umrandet ist. Juckreiz als Symptom ist ebenfalls möglich.
Bei der Major-Form des Erythema multiforme werden öfter weitere Symptome beobachtet. Möglich sind:
Der Hautarzt kann die Diagnose anhand des Erscheinungsbildes der Erkrankung stellen. Der typische Ausschlag reicht in der Regel aus, um das Erythema multiforme festzustellen. In Einzelfällen kann eine Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) nötig sein. Um Hinweise auf den Auslöser zu erhalten, fragt der Arzt nach zuvor durchgemachten Infektionen, erfolgten Impfungen und eingenommenen Medikamenten. Im Anschluss können spezielle weiterführende Untersuchungen sinnvoll sein, um Auslöser zu identifizieren.
Erkrankungen, die mit ähnlichen Symptomen einhergehen, müssen ausgeschlossen werden. Hierzu zählen:
Früher wurden die Erkrankungen Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse für starke Formen des Erythema multiforme gehalten. Heute gelten sie als eigenständige Erkrankungen.
Bei Ausschlag im Mund sind die aphthöse Stomatitis und die herpetische Stomatitis sowie die Hand-Fuß-Mund-Krankheit mögliche andere Erkrankungen.
Eine spezielle Therapie ist in den meisten Fällen nicht nötig. Das Erythema multiforme heilt oft innerhalb von wenigen Wochen von selbst ab. Wenn Medikamente als Auslöser festgestellt wurden, sollten diese abgesetzt werden und die Behandlung sollte auf ein anderes Präparat umgestellt werden.
Eine begleitende Therapie kann durchgeführt werden, um die Symptome zu lindern. Gegen den Ausschlag helfen cortisonhaltige Salben. Auch die Einnahme von Cortison in Tablettenform ist möglich. Schmerzmedikamente oder Medikamente gegen allergische Reaktionen (Antihistaminika) können in Einzelfällen sinnvoll sein. Kühlende Umschläge helfen bei Juckreiz oder Gelenkschmerzen. Bei Befall der Mundschleimhaut wirken Mundspüllösungen lindernd. Außerdem sollte in diesen Fällen auf saure, scharfe und stark gewürzte Speisen verzichtet werden.
Wenn das Erythema multiforme mehrmals pro Jahr wiederkehrt, kann eine vorbeugende Behandlung mit Medikamenten gegen Viren (Virostatika) eine Möglichkeit sein. Hierzu zählt Aciclovir. Bei vorhandenen Grunderkrankungen wie Hepatitis C oder Lupus erythematodes müssen vor allem diese behandelt werden.
Bei schweren Verläufen kann eine Behandlung im Krankenhaus angezeigt sein. Das kann nötig werden, wenn die Nahrungsaufnahme zu stark eingeschränkt ist und der Betroffene Infusionen oder eine vorübergehende künstliche Ernährung benötigt.
Eine Vorbeugung gegen das Erythema multiforme ist so gut wie nicht möglich. Nach bereits aufgetretener Erkrankung können jedoch vorbeugende Maßnahmen getroffen werden, wenn der Auslöser identifiziert werden kann. Stehen Medikamente im Verdacht, das Erythema multiforme zu verursachen, können diese gegen ein anderes Präparat ausgetauscht werden. Wenn Herpes-Viren der Auslöser von wiederkehrenden Hautausschlägen sind, kann eine vorbeugende Therapie mit antiviralen Medikamenten, beispielsweise mit Aciclovir, erfolgen.
Normalerweise ist ein Erythema multiforme nicht gefährlich und heilt innerhalb weniger Wochen ohne besondere Therapie folgenlos ab. Narben bleiben in der Regel nicht zurück. Ausgeprägte Formen der Erkrankung können in seltenen Fällen Komplikationen mit sich bringen. Hierzu zählt die Infektion offener Hautwunden. Narbenbildung und eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) sind dann möglich. Sind die Augen oder innere Organe wie Lunge und Leber mit betroffen, kann es zu dauerhaften Beeinträchtigungen kommen. Am Auge kann es zu Verwachsungen der Bindehaut von Lid und Augapfel kommen (Symblepharon).
MSD Manual, Julia Benedetti – Erythema multiforme: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/erkrankungen-der-haut/%C3%BCberempfindlichkeit-und-entz%C3%BCndliche-hauterkrankungen/erythema-multiforme (online, letzter Abruf: 23.03.2023)
Deximed, Martina Bujard – Erythema multiforme: https://deximed.de/home/klinische-themen/haut/patienteninformationen/roter-ausschlag/erythema-multiforme (online, letzter Abruf: 23.03.2023)
NHS – Erythema multiforme: https://www.nhs.uk/conditions/erythema-multiforme/ (online, letzter Abruf: 23.03.2023)
aktualisiert am 23.03.2023