In der Medizin versteht man unter der Reisekrankheit auch Bewegungsschwindel oder man spricht von einer Kinetose. Bei der Kinetose handelt es sich um eine Bewegungskrankheit, die durch ungewohnte Fortbewegung und Beschleunigung von Verkehrsmitteln, z.B. Eisenbahnen, Schiffen oder Flugzeugen ausgelöst werden. Die Betroffenen leiden oft unter verschiedenen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerz, Müdigkeit und Schwindel. Die bekannteste Form der Reisekrankheit ist die Seekrankheit.
Das bedeutet aber nicht, dass alle Seeleute seekrank sind oder waren. Es gibt auch Menschen die nie seekrank geworden sind, andere dagegen wurden nach Jahren ohne erkenntliche Ursache krank. Zudem gab es aber auch Seeleute die bei jeder Reise neu erkrankten. Die Reisekrankheit ist jedoch nicht nur auf Schiffreisende beschränkt.
Typischerweise treten die Symptome häufig in Reisebussen, Autos, Zügen und Flugzeugen auf. Interessanterweise sind die Lenker des jeweiligen Verkehrsmittels so gut wie nie von der Reisekrankheit betroffen. Die Beschwerden klingen in der Regel nach ein bis zwei Tagen ab, ohne das eine Behandlung notwendig wird.
Es sind aber auch Fälle bekannt, wo die Reisekrankheit bei den Betroffenen Herz-Kreislauf Beschwerden auslöste und sogar bis zum Tode führte.
Aber auch in Fahr- und Flugzeugsimulatoren können solche Symptome auftreten, diese Form der Kinetose wird dann als Simulatorkrankheit bezeichnet.
Die Reisekrankheit tritt besonders bei ängstlichen Menschen auf, da sie von vorne rein eine bestimmte Erwartungshaltungen einnehmen, z.B. Flugangst oder das Wissen, dass beim Autofahren einem sowieso Übel wird. Auch Patienten die unter einer Migräne leiden sind besonders anfällig.
Doch man kann sich mit der Zeit an die belastende Bewegung gewöhnen, so dass die Symptome einem auch viel milder erscheinen. Bei etwa 45 Prozent aller Reisekranken wurde beobachtet, dass sie auf die Gabe von Placebos (Präparat, welches keinerlei Wirkstoffe enthält, aber der Patient dies nicht weiß) positiv reagierten, so kann man den Rückschluss ziehen, dass psychische Einflüsse wie Flugangst eine große Rolle spielen.
Man konnte feststellen dass in der Regel Säuglinge nicht unter einer Reisekrankheit leiden, da ihr Gleichgewichtsorgan noch nicht vollständig entwickelt ist. Meistens sind die Betroffenen im Alter zwischen zwei und zwölf Jahren. Ab dem 50.Lebensjahr kommt sie nur noch selten vor.
Doch prinzipiell lässt sich sagen, dass jeder Mensch in jeder Lebensphase von Reisekrankheit betroffen sein kann, wobei nur rund 15 Prozent weitgehend unempfindlich sind und etwa 10 Prozent besonders stark betroffen sind. Frauen neigen eher zu Reisekrankheiten als Männer, besonders zu Beginn der Menstruation oder während der Schwangerschaft. Dadurch wird unter anderem auch deutlich, dass hormonelle Einflüsse eine wesentliche Rolle spielen. Zudem leiden Asiaten häufiger unter der Reisekrankheit als die Europäer.
Die Reisekrankheit entsteht durch einen Konflikt zwischen wahrgenommenen Bewegungen bzw. Beschleunigungen, die über den Gleichgewichtssinn im Innenohr vermittelt werden und über den Eindrücken anderer Sinnesorgane wie z.B. der Augen.
Sie kann durch geradlinige Beschleunigungen, Radial-, Winkel- und Coriolis-Beschleunigungen ausgelöst werden. Diese Formen der Beschleunigung können auftreten z.B. bei Turbulenzen im Flugzeug oder Wellengang auf Schiffen. Wenn man die Ursachen der Bewegungen mit den Augen nicht fortlaufend beobachten kann, so kann das Gehirn die Informationen aus dem Innenohr nicht mehr zuordnen.
Es kommt zu einer Fehlermeldung im Gehirn und somit werden die typischen Symptome ausgelöst.
Auch natürliche Gifte wirken ähnlich auf das Gleichgewichtszentrum. So kommt es oft bei vielen Patienten zum Erbrechen als Reaktion auf Gleichgewichtsirritationen. Dieser Mechanismus ist für den Körper sehr wirksam, da sie die aufgenommenen Gifte auf diese Weise vom Körper eliminiert und gleichzeitig die weitere Giftzufuhr unterbindet.
Häufige Ursachen, die zu einer Reisekrankheit führen:
Je nachdem welcher Schweregrad vorliegt, können auch unterschiedliche Symptome auftreten.
Bei der leichten Form der Reisekrankheit sind folgende Beschwerden zu beobachten:
Mittlere Form der Reisekrankheit:
Schwere Form der Reisekrankheit:
Eine solche harmlose Erkrankung kann unter Umständen auch sehr gefährlich werden, wenn die Betroffenen bereits Vorerkrankungen, besonders des Herz-Kreislaufsystems, haben. In diesem Fall kann die Kinetose für den Patienten auch tödlich enden.
Daneben gibt es auch die Reisekrankheit bei Astronauten, welches auch als Space motion sickness bezeichnet wird. Hier treten ganz andere Symptome auf. Die Kinetose entwickelt sich langsam, schleichend über mehrere Stunden und kann bis zu einigen Tagen anhalten. Auch sind hier viel schwächere Beschwerden vorhanden, so dass hier die Leistungsfähigkeit kaum eingeschränkt wird.
Es gibt auch noch die so genannten Pseudokinetosen, die ausschließlich über Sehreize ausgelöst werden, z.B. im Kino oder bei Computerspielen.
Die Diagnose der Reisekrankheit ist nach einem ärztlichen Gespräch in der Regel einfach zu stellen. Hier bedarf es keiner aufwendigen Untersuchung.
Sie sollten aber in der Regel immer einen Arzt aufsuchen wenn das Erbrechen nicht mehr nachlässt und sie den Verdacht auf eine Vergiftung haben. Sind Säuglinge, Kleinkinder oder Schwangere betroffen sollte auch der Arzt eingeschaltet werden.
Der Arzt versucht dann in erster Linie die Ursache des Erbrechens festzustellen und leitet eine Therapie nach der zugrundeliegenden Ursache ein.
Es gibt zahlreiche Erkrankungen die ähnliche Symptome auslösen können.
Um den Rahmen nicht zu sprengen, sind im folgenden einige wichtige Krankheiten aufgelistet:
Die Kinetose kann zum einen medikamentös oder durch nicht-medikamentöse Maßnahmen behandelt werden.
Es gibt eine Reihe von Verhaltensregeln, die schon bei den ersten Anzeichen einer Reisekrankheit durchgeführt werden sollten:
Sind die oben aufgelisteten Verhaltensregeln nicht hilfreich, kann man weitere Maßnahmen durchführen, dazu zählen:
Die Einnahme von Medikamenten ist nicht empfehlenswert, da gefährliche Nebenwirkungen auftreten können. Zum einen existieren Medikamente zur Behandlung der Symptome, zum anderen gibt es Medikamente die vorbeugend, vor Reiseantritt, eingenommen werden können. Dazu gehören vor allem Antihistaminika (z.B. Dimenhydrinat) die rezeptfrei in allen Apotheken in Deutschland erhältlich sind. Antihistaminika sind erhältlich in Kaugummi-, Tabletten- oder Zäpfchenform.
Besonders zu empfehlen sind hier die so genannten Reise-Kaugummis, da hier die typischen Begleiterscheinungen wie Müdigkeit und Konzentrationsschwäche seltener auftreten und der Wirkungseintritt schneller erfolgt. Daneben gibt es schon seit längerem transdermale Pflaster mit Scopolamin, die den Brechreiz unterdrücken.
Diese Pflaster sind aber aufgrund der Nebenwirkungen verschreibungspflichtig. Auch kann man Medikamente verschreiben, welche die Magenentleerung in den Darm beschleunigen, z.B. das Metoclopramid.
Die beste Wirkung kann erzielt werden, wenn man die Einnahme der Medikamente am Abend vor Reiseantritt durchführt.
Bekannt ist auch, dass Ingwerwurzeln sehr hilfreich sein sollen, da sie eine antiemetische (beruhigend auf den Brechreiz) Wirkung aufweisen.
In der Regel verschwinden die Symptome der Reisekrankheit bei über 90 Prozent der Betroffenen Menschen nach zwei bis drei Tagen von selbst. Doch man muss hier besonders bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorsichtig sein. Die Reisekrankheit kann hier wesentlich schwerer verlaufen und in seltenen Fällen sogar bis zum Tode führen
In der Regel wissen die Betroffenen meistens selbst am besten Bescheid, wie sie sich Hilfe leisten können. Viele Menschen haben hier ihre eigenen Geheimmittel. Es gibt zahlreiche Tipps die hilfreich sein können. Viele wurden bereits oben erwähnt. Man kann aber kurz und schmerzlos sagen, das man sich generell Abhilfe schafft, indem man „hinschaut", die Straße oder Fahrtrichtung verfolgt, oder auf den Horizont blickt. Die Bewegungen, die vom Körper wahrgenommen werden, sollten auch durch die Augen bestätigt werden.
Letzte Aktualisierung am 11.01.2021.