Eine stille Entzündung (silent inflammation) ist eine unterschwellige, chronische Entzündungsreaktion im Körper, die oft ohne typische Entzündungssymptome verläuft, langfristig aber zu schweren Erkrankungen wie Diabetes, Arteriosklerose oder Alzheimer führen kann. Ursachen sind vor allem eine entzündungsfördernde Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, chronischer Stress und eine gestörte Darmgesundheit, die das Immunsystem dauerhaft aktiviert. Die Diagnose ist oft schwierig, da klassische Entzündungsmarker im Blut unauffällig sein können. Zur Vorbeugung und Behandlung spielen eine gesunde, entzündungshemmende Ernährung, regelmäßige Bewegung, Stressmanagement und eine gezielte Unterstützung des Darms eine entscheidende Rolle.
Dr. Eismann: Eine chronisch-stille Entzündung - neudeutsch auch als "silent inflammation" oder "low-grade inflammation" bezeichnet - ist eine Form der Entzündung, die über einen längeren Zeitraum unbemerkt im Körper abläuft. Wie der Name schon sagt: Im Gegensatz zur akuten Entzündung, die mit klassischen Symptomen wie Rötung, Schwellung, Überwärmung und Schmerz einhergeht, bleibt die stille Entzündung oft symptomarm. Sie verläuft über Monate oder sogar Jahre auf niedrigem Niveau und äußert sich meist nur durch unspezifische Beschwerden wie Erschöpfung oder Konzentrationsschwierigkeiten. Das Problem: Diese lang andauernde, unterschwellige Entzündungsreaktion kann auf Dauer zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen.
Dr. Eismann: Heute weiß man, dass eine Vielzahl einzelner Auslöser und Kofaktoren bei der Entstehung chronischer Entzündungen eine wichtige Rolle spielen. Grundsätzlich ist kein Mensch von Natur aus dazu prädestiniert, chronisch zu erkranken. Vielmehr entsteht eine chronische Erkrankung durch eine Reihe von Faktoren, die sich im Laufe der Zeit summieren. Viele dieser Faktoren kennen wir bereits. Ein großes Thema ist die entzündungsfördernde westliche Ernährung - insbesondere der übermäßige Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln mit einer hohen Kaloriendichte, viel Zucker, schlechten Fetten und einem geringen Nährstoffgehalt. Das führt letztendlich in unserem Körper zu Entzündungsprozessen, Blutzuckerschwankungen und einer Insulinresistenz.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Bewegungsmangel. In der modernen Gesellschaft sitzen wir viel mehr als früher und bewegen uns oft zu wenig - mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit. Ebenso problematisch ist ein Übergewicht. Die weltweiten Zahlen sind alarmierend: Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Erwachsenen jährlich um rund 2,5% zunehmen. Eine ähnliche Studie zu Diabetes ergab sogar einen jährlichen Anstieg von 4%. Das sind erschreckende Zahlen, die deutlich machen, dass sich die Problematik weiter verschärft.
Neben Ernährung und Bewegung spielen eine ganze Reihe weiterer Einflussfaktoren eine Rolle, darunter Umweltfaktoren, chronischer Stress, Schlafmangel und die psychische Gesundheit. Alle diese Aspekte greifen ineinander und tragen zur Entwicklung chronischer Krankheiten bei.
Dr. Eismann: Wie bereits erwähnt, sind die Beschwerden, über die Patienten häufig berichten, sehr unspezifisch. Es gibt keine klassischen Anzeichen, die eindeutig auf eine stille Entzündung hinweisen. Mögliche Symptome können aber sein: Chronische Müdigkeit, Erschöpfung und Antriebslosigkeit - also das Gefühl, nicht mehr richtig fit und ausgeruht zu sein, obwohl man ausreichend geschlafen hat. Regelmäßiges Verlangen nach Kaffee, Zucker oder anderen Aufputschmitteln, weil die Energie fehlt. Unspezifische Verdauungsbeschwerden, die reizartig auftreten, sowie Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Diese sind jedoch nicht eindeutig einem bestimmten Nahrungsmittel zuzuordnen, wie es bei klassischen Allergien in der Diagnostik der Fall wäre. Viele Patienten wissen nicht genau, was ihr Hauptproblem ist und können es nicht eindeutig benennen.
Dr. Eismann: Viele Betroffene halten ihre Beschwerden für altersbedingt oder normal. Sie erkennen oft nicht, wie ernst es ist. Das Problem in der Schulmedizin ist, dass solche Entzündungen in den normalen Laborwerten nicht auffallen. Die typischen Entzündungsmarker wie CRP und Co. sind nicht auffällig erhöht. Es gibt also auf den ersten Blick keinen ersichtlichen Grund, etwas zu unternehmen. Das Problem ist jedoch, dass eine dauerhaft niedriggradige Entzündung vorliegt. Langfristig führt dies zu chronischen Erkrankungen wie Arteriosklerose, Typ-2-Diabetes, Autoimmunerkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer - und das ist nur ein Teil der Liste. Wenn wir uns die Statistiken anschauen, sehen wir, dass diese Krankheiten in den letzten Jahren massiv zugenommen haben. Während die klassischen Entzündungskrankheiten, wie viele Infektionskrankheiten, mit der modernen Medizin gut behandelbar sind, nehmen die geringgradigen Entzündungen immer mehr zu. Dazu gibt es eine spannende Studie aus dem New England Journal of Medicine, einer der renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften. Dort wurde bereits 2002 gezeigt, dass diese Art der Entzündung deutliche Veränderungen im Körper hervorruft.
Das Problem ist jedoch, dass eine dauerhaft niedriggradige Entzündung vorliegt. Langfristig führt dies zu chronischen Erkrankungen...
Dr. Eismann: Ja, auf jeden Fall! Wenn man sich zum Beispiel das Thema Diabetes anschaut, dann sieht man, dass diese Krankheit in gewisser Weise mit einer Insulinresistenz einhergeht. Diese Insulinresistenz wiederum begünstigt Entzündungen. Das heißt, es entsteht eine Art Teufelskreis: Bestimmte Entzündungen tragen dazu bei, dass die Krankheit entsteht, und die Krankheit trägt dazu bei, dass der Entzündungsprozess weitergeht.
Dr. Eismann: Das ist tatsächlich schon sehr gut erforscht! Wenn man genauer hinschaut, beeinflussen diese stillen Entzündungen viele Stoffwechselprozesse. Besonders deutlich wird das beim Thema Übergewicht - vor allem beim viszeralen Bauchfett. Dieses Fettgewebe ist nicht nur ein Energiespeicher, sondern auch ein sehr entzündungsaktives Organ. Es produziert entzündungsfördernde Botenstoffe wie TNF-alpha und Interleukin-6. Das sind Zytokine, die unseren Körper dauerhaft in einen unterschwelligen Entzündungszustand versetzen. Man weiß auch, dass dadurch die Insulinresistenz gefördert wird. Das ist einer der Gründe, warum es so wichtig ist, mit den Patienten auf ein gesundes Normalgewicht hinzuarbeiten. Auch zum Thema Stress ist der Zusammenhang gut erforscht. Eine kurzfristige Erhöhung des Stresslevels durch die Ausschüttung von Cortisol kann sich zunächst positiv auswirken. Eine dauerhafte Aktivierung von Stress führt jedoch eher zu Nachteilen. Chronisch erhöhte Cortisolspiegel fördern langfristig Entzündungsreaktionen im Körper und erhöhen damit das Risiko für chronische Entzündungen deutlich.
Dr. Eismann: In der funktionellen Medizin gibt es gezielte Marker, um stille Entzündungen frühzeitig zu erkennen. Die klassischen Marker wie CRP oder Zytokine, also zum Beispiel die Leukozytendiagnostik aus den weißen Blutkörperchen im großen Blutbild, reichen dafür nicht aus. Hier muss man eine Stufe tiefer gehen. Zumindest das hochsensitive CRP oder besser noch Marker wie TNF-alpha, Interleukin-6 oder Interferon-gamma sollten berücksichtigt werden. Es geht aber nicht nur um die reine Zytokindiagnostik, sondern auch um begleitende Parameter. Ein wichtiger Faktor ist der Omega-3-Index bzw. das Omega-3- zu Omega-6-Verhältnis, das anzeigt, ob ein Ungleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Fettsäuren besteht. Ebenso relevant ist die Insulinresistenz, die z.B. mit dem HOMA-Index bestimmt werden kann.
Häufig wird nur der Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c) gemessen, der aber erst dann pathologisch auffällig wird, wenn bereits ein Diabetes vorliegt. Prädiabetische Zustände werden therapeutisch oft nicht berücksichtigt, da in diesem Stadium meist noch keine klassischen Medikamente verordnet werden. Wird jedoch ein erhöhter HOMA-Index festgestellt, kann gezielt mit Lebensstilmaßnahmen interveniert werden, um die langfristige Entwicklung eines Diabetes zu verhindern.
Das heißt, wir müssen weg von einer rein reaktiven Behandlung, die erst dann einsetzt, wenn eine Erkrankung wie Diabetes bereits eingetreten ist. Stattdessen sollte frühzeitig präventiv eingegriffen werden, um die Entstehung solcher Krankheiten zu verhindern oder ihren Verlauf deutlich zu verzögern.
Dr. Eismann: Auch der Darm spielt eine ganz wichtige Rolle. Wir wissen, dass sich ein Großteil unserer Immunzellen im Darm befindet. Schon in der ayurvedischen Medizin und bei alten Völkern wusste man, dass der Darm oft das Zentrum der Gesundheit ist. Das gilt auch für chronisch stille Entzündungen. Viele Patienten leiden unter einer gestörten Darmpermeabilität - das heißt, die Darmbarriere zwischen dem Nahrungsbrei (Außenwelt) und unserem Körperinneren funktioniert nicht mehr richtig. Dadurch reagieren die Immunzellen in der Darmschleimhaut frühzeitig auf bestimmte Nahrungsmittel und Umweltstoffe, darunter auch fremde Bakterien. Diese ständige Aktivierung des Immunsystems kann zu einer chronischen, stillen Entzündung führen. Deshalb ist eine gründliche Diagnostik notwendig, bei der wir unter anderem die Durchlässigkeit des Darms - oft als "Leaky Gut" bezeichnet - untersuchen. Ebenso prüfen wir, ob eine Dysbiose, also eine ungünstige Zusammensetzung des Mikrobioms, vorliegt.
Um die Ursache der Entzündung zu finden, müssen wir verschiedene Faktoren berücksichtigen. Dazu gehören zum Beispiel der Omega-3-Fettsäure-Index oder die Darmbarrierefunktion (Leaky Gut). Wenn wir mit einem Patienten ein ausführliches Anamnesegespräch führen und dabei bereits deutliche Schwachstellen im Lebensstil erkennen, setzen wir dort zuerst an. Oft ist eine aufwendige Diagnostik nicht sofort notwendig, weil wir hier selbst die größte Stellschraube haben. Wenn wir aber andere Ursachen vermuten und eine ganzheitliche Behandlung anstreben, macht es durchaus Sinn, die einzelnen Parameter genau zu analysieren und gezielt anzugehen.
Schon in der ayurvedischen Medizin und bei alten Völkern wusste man, dass der Darm oft das Zentrum der Gesundheit ist.
Dr. Eismann: An erster Stelle steht hier eindeutig die Ernährung, die einen massiven Einfluss auf das Immunsystem hat. Wie bereits erwähnt, kann sie insbesondere beim Leaky-Gut-Syndrom und bei der Dysbiose starke Immunreaktionen auslösen. Das liegt daran, dass es unser Immunsystem ständig triggert. Deshalb ist das Wichtigste - und eigentlich der erste Schritt - eine Ernährungsumstellung. Dabei ist es besonders wichtig, einfache Kohlenhydrate zu reduzieren und auf stark verarbeitete Lebensmittel zu verzichten. Stattdessen sollte die Ernährung überwiegend pflanzlich und ballaststoffreich sein, mit ausreichend Eiweiß und gesunden Fetten, zum Beispiel aus Nüssen, Avocado oder Fisch. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, intermittierendes Fasten oder gelegentliche Fastenkuren in den Alltag zu integrieren. Das hilft, den Insulinspiegel stabil zu halten, ausreichend Antioxidantien aufzunehmen und eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren sicherzustellen. Gleichzeitig sollten entzündungsfördernde Lebensmittel möglichst vermieden und der Darm gezielt gestärkt und stabilisiert werden.
Dr. Eismann: Wenn wir uns mit dem Thema Ernährung beschäftigen, wissen wir, dass bestimmte Lebensmittel, die reich an Omega-3 sind, wie fetter Fisch: Hering, Makrele, Sardine - eine positive Wirkung auf den Omega-3-Index und das Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 haben. Ebenso können wir mit Omega-3-Ölen arbeiten, die oft schon von Schwermetallen gereinigt sind. Ein Nachteil von Fisch aus Wildfang ist eben, dass er mit Umweltgiften belastet sein kann. Neben Omega-3-Fettsäuren gibt es weitere entzündungshemmende Lebensmittel. Ein Beispiel sind Beeren, die reich an Antioxidantien sind, insbesondere Anthocyane. Diese helfen, den mit Entzündungen verbundenen oxidativen Stress zu reduzieren und das Immunsystem zu unterstützen.
Ein weiteres wichtiges Thema sind Gewürze. Kurkuma zum Beispiel enthält den Wirkstoff Curcumin, der stark entzündungshemmend wirkt. Wichtig ist die Kombination mit schwarzem Pfeffer, da das darin enthaltene Piperin die Aufnahme von Curcumin verbessert. In der orthomolekularen Medizin, die Teil der funktionellen Medizin ist und sich mit der Nährstoffmedizin beschäftigt, gibt es eine Vielzahl entzündungshemmender Substanzen. Diese können bei Bedarf gezielt als Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt werden.
Dr. Eismann: Ja, das ist in der Tat etwas schwieriger. Im Prinzip kann man sich an die allgemeinen Empfehlungen halten und entzündungshemmende Lebensmittel auswählen, um zu sehen, ob sich dadurch etwas ändert. Man kann jedoch nicht genau vorhersagen, welche Lebensmittel für den einzelnen Patienten am besten geeignet sind. Wenn man das wirklich herausfinden will - was gerade bei einer Langzeittherapie sinnvoll sein kann - gibt es die Möglichkeit, weitere laborchemische Untersuchungen durchzuführen. Ein Beispiel ist der sogenannte TNF-Alpha-Hemmtest. Dieser Test kann helfen herauszufinden, wie der Körper auf bestimmte Entzündungsprozesse reagiert und welche Substanzen dabei hilfreich sein könnten.
Ich hatte einmal einen besonders interessanten Fall in der Praxis: Ein Patient wurde in einer hochklassigen Klinik mit verschiedenen naturheilkundlichen Substanzen und Nahrungsergänzungsmitteln behandelt. Trotzdem blieb sein Entzündungsproblem bestehen, und er wusste nicht, woran es lag. Wir haben dann den TNF-Alpha-Hemmtest gemacht und festgestellt, dass die Substanzen, die er zur Zeit einnimmt, tatsächlich nur eine sehr geringe Wirkung auf seine Entzündung haben. Gleichzeitig zeigte sich, dass andere Substanzen, die er bisher nicht verwendet hatte, deutlich besser gewirkt hätten. Daraufhin haben wir die Therapie umgestellt und seitdem ist er deutlich entzündungsfreier.
Ein Beispiel ist der sogenannte TNF-Alpha-Hemmtest. Dieser Test kann helfen herauszufinden, wie der Körper auf bestimmte Entzündungsprozesse reagiert und welche Substanzen dabei hilfreich sein könnten.
Dr. Eismann: Wenn ich das Gefühl habe, dass ein Patient aufgrund seiner Anamnese und seiner unspezifischen Beschwerden oder bereits bestehender Autoimmun- oder anderer Erkrankungen deutliche Hinweise auf eine entzündliche Problematik zeigt, gehe ich systematisch vor. Zunächst versuche ich, die zugrundeliegenden Ursachen in den Griff zu bekommen. Das bedeutet, dass wir uns auf den Lebensstil konzentrieren: Eine Ernährungsumstellung wird eingeleitet, Bewegung gefördert, Normalgewicht angestrebt. Gleichzeitig achten wir darauf, Stress abzubauen, den Schlaf zu optimieren und potenziell schädigende Umweltfaktoren zu minimieren - wir betrachten also das große Ganze. Parallel dazu führen wir gezielte Untersuchungen durch. Unter anderem untersuchen wir die Darmgesundheit: Ist die Darmbarriere intakt (Stichwort: Leaky Gut)? Gibt es eine Fehlbesiedlung (Stichwort: SIBO)? Außerdem analysieren wir den Mikronährstoffstatus, insbesondere die Omega-3-Werte, und untersuchen, ob eine Insulinresistenz vorliegt. Auf Basis dieser Erkenntnisse leiten wir dann eine gezielte, ganzheitliche Therapie ein.
Dr. Eismann: Es können auch Medikamente eingesetzt werden, von denen viele bereits aus der Schulmedizin bekannt sind. Sie helfen, stille Entzündungen zu reduzieren und ihre Folgen zu minimieren. Ich setze aber immer auf eine ursachenorientierte Therapie als beste Strategie. Das bedeutet, dass immer auch die auslösenden Faktoren berücksichtigt werden müssen.
Dennoch gibt es einige Medikamente und Substanzen, die eingesetzt werden können. Ein Beispiel sind nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen. Sie können kurzfristig eingesetzt werden, um Entzündungen und Schmerzen zu lindern. Sie sind jedoch nicht für den langfristigen Einsatz bei chronischen Entzündungen geeignet, weshalb hier eine kritische Abwägung notwendig ist. In solchen Fällen kommen eher Substanzen wie Kortikosteroide - zum Beispiel Prednisolon - zum Einsatz, die stark entzündungshemmend wirken. Sie werden häufig bei rheumatischen Erkrankungen oder Autoimmunerkrankungen eingesetzt. Problematisch ist jedoch, dass bei längerer Anwendung, insbesondere ab einer Dosierung von 5 mg, die Nebenwirkungsrate steigt. Dazu gehören Osteoporose und andere unerwünschte Wirkungen. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis muss daher sorgfältig abgewogen werden.
Es gibt auch eine Reihe von biologischen Medikamenten, wie zum Beispiel TNF-alpha-Hemmer oder Interleukin-6-Hemmer. Der Nachteil dieser sogenannten Biologika ist jedoch, dass sie nicht nur sehr teuer für das Gesundheitssystem sind, sondern auch das Immunsystem stark unterdrücken. Dies führt zu einem erhöhten Infektionsrisiko, insbesondere für bakterielle oder Pilzinfektionen. Daher ist es in den meisten Fällen sinnvoll, zunächst die Ursache der Entzündung zu behandeln und Medikamente nur kurzfristig unterstützend einzusetzen.
Ich setze aber immer auf eine ursachenorientierte Therapie als beste Strategie.
Dr. Eismann: Das geht eigentlich relativ schnell. Wenn Patienten merken, dass sie ihren Umgang mit Stress im Alltag verändern, besser schlafen, auf ihre Ernährung achten und vielleicht sogar ein paar Kilo abnehmen, dann macht das einen enormen Unterschied in ihrer Lebensqualität. Sie spüren sofort, wie die Symptome nachlassen. Natürlich kostet das etwas Überwindung - das ist mir klar. Aber es ist eine Veränderung, die sich nicht nur sofort bemerkbar macht, sondern sich auch langfristig positiv auswirkt.
Dr. Eismann: Ja, die Tests werden auch immer besser. Aber sie brauchen manchmal etwas länger. Zum Beispiel beim Thema Mikrobiom - das ändert sich nicht von heute auf morgen, aber auf lange Sicht sieht man definitiv Effekte.
Dr. Eismann: Letztendlich macht es Sinn, sich testen zu lassen, wenn man die oben beschriebenen unspezifischen Symptome hat. Dazu gehören chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, sogenannter Brain Fog, Verdauungsprobleme sowie Gelenk- und Muskelschmerzen oder Hautprobleme. Auch bei bereits bestehenden Erkrankungen - zum Beispiel Allergien oder Autoimmunerkrankungen wie Diabetes, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Hashimoto oder rheumatoide Arthritis - kann ein Test sinnvoll sein. Gleiches gilt für Menschen mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz oder Parkinson. In solchen Fällen lohnt es sich, genauer hinzuschauen und zu prüfen, welche positiven Maßnahmen man für sich ergreifen kann. Insbesondere dann, wenn man eine stille Entzündung vermutet oder abklären möchte.
Auch bei bereits bestehenden Erkrankungen - zum Beispiel Allergien oder Autoimmunerkrankungen wie Diabetes, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Hashimoto oder rheumatoide Arthritis - kann ein Test sinnvoll sein.
Dr. Eismann: Da stille Entzündungen oft nicht in das klassische Diagnoseschema der Schulmedizin passen, kann es schwierig sein, den richtigen Arzt zu finden. Grundsätzlich sind Ärzte, die sich auf funktionelle Medizin spezialisiert haben, eine sehr gute Wahl. Sie sind darauf spezialisiert, stille Entzündungen zu erkennen und deren Ursachen gezielt zu behandeln. Dabei setzen sie auf eine Kombination aus Labordiagnostik, Darmgesundheit und Lebensstiltherapie, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. Aber auch spezialisierte Internisten und manche Hausärzte können gute Ansprechpartner sein, wenn es darum geht, stille Entzündungen genauer abzuklären. Wichtig ist, dass diese Ärzte sich mit Labordiagnostik auskennen und nicht nur auf Standardwerte wie CRP oder Leukozytenzahl schauen, sondern tiefergehende Analysen durchführen. Oft sind diese Werte bei stillen Entzündungen noch unauffällig, so dass eine weitergehende Diagnostik notwendig ist. Bei schweren akuten Autoimmunerkrankungen ist der Rheumatologe der richtige Ansprechpartner. Insbesondere wenn es um moderne Biologika-Therapien geht, ist er der Experte auf diesem Gebiet.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 14.03.2025.