Cholera gilt in den von der Flutkatastrophe betroffenen Regionen als endemisch. Aber auch in anderen Teilen Asiens, Afrikas und Südamerikas treten regelmäßig Infektionen auf. In Deutschland kommt es, wenn auch selten, zur Einschleppung von Infektionen durch Reisende. Eine Weiterverbreitung dieser globalen Seuche ist in Deutschland allerdings aufgrund des hohen Hygienestandards weitgehend ausgeschlossen. So fand der letzte große Cholera-Ausbruch in Deutschland im Jahr 1892 statt.
Verursacht wird Cholera durch das gramnegative Stäbchenbakterium Vibrio cholerae. Die Erstisolierung des Erregers gelang Robert Koch im Jahr 1883. Derzeit befindet sich die Welt in der 7. Cholera-Pandemie, die durch die Serogruppe O1 Biotyp El Tor dominiert wird. Seit einigen Jahren zirkuliert in Indien und Bangladesh allerdings ein neuer Serotyp, bezeichnet als Vibrio cholerae O139.
Am häufigsten wird Cholera durch mit Fäkalien kontaminiertes Trinkwasser, Muscheln, Meeresfrüchte und andere Plankton-fressende Seetiere übertragen. Daher sind besonders Menschen in den von der Flutwelle betroffenen Gebieten, die vom Fischfang leben, gefährdet.
Die Bakterien, die die Cholera auslösen, vermehren sich insbesondere in feucht-warmer Umgebung, wie dies in den südostasiatischen Ländern der Fall ist. Die Infektionsdosis ist ein entscheidender Parameter für eine Cholera-Infektion. In der Regel ist eine Dosis von 108 "Colony Forming Units" zur Auslösung einer Infektion notwendig. Bei immungeschwächten Menschen sowie Patienten mit reduzierter Magensäure kommt es auch bereits bei niedrigeren Infektionsdosen zur Erkrankung.
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit) der Cholera ist für gewöhnlich kurz und beträgt wenige Stunden bis wenige Tage.
Die Erkrankung beginnt schlagartig mit Erbrechen und wässrigen Durchfällen. Klinisch werden die Durchfälle als reiswasserartig mit fischigem Geruch beschrieben. Der enterale Flüssigkeitsverlust (Verlust der Flüssigkeit durch den Darm) kann bis zu 20 Liter/Tag betragen.
Neben dem enormen Wasserverlust kommt es insbesondere wegen des starken Eletrolytverlusts zu klinischen Problemen, wie Herzrhythmusstörungen. Weitere Komplikationen sind die Oligurie (ausgeschiedene Menge an Urin < 500 ml) oder Anurie (ausgeschiedene Menge an Urin < 100 ml), die bis zum Nierenversagen führen kann.
Ursache für den massiven Flüssigkeitsverlust ist die Wirkung des enterotoxischen Cholera-Toxins. Dieses Toxin besteht aus der alpha- und beta-Untereinheit. Es bindet an den Gangliosid-Rezeptor, wodurch es zu einer irreversiblen Aktivierung der Adenylat-Cyclase kommt. Dadurch werden hohe Konzentrationen von zyklischem AMP freigesetzt. Dieses wiederum bewirkt eine gesteigerte Ausschüttung von ChloridIonen und die Inhibition der Aufnahme von Natriumchlorid aus dem Darm. Die Folge sind massive Durchfälle.
Therapeutisches Ziel ist die orale Rehydratation mit Elektrolyt- und glukosehaltigen Lösungen. Daneben erfolgt eine antibiotische Therapie mit Tetrazyklinen. Gerade bei Ausbrüchen kommt es durch die Antibiotikatherapie zu einer verkürzten Erregerausscheidung und damit zu einer verringerten Belastung der Umwelt mit Vibrio cholerae.
Letzte Aktualisierung am 27.01.2018.