Eine Knochenbiopsie ist die Gewinnung einer Gewebeprobe aus dem Knochen. Die Probe wird nach der Entnahme in ein Labor gegeben, wo es feingeweblich untersucht wird (Histologie). Die Biopsie und anschließende Untersuchung ermöglicht es, einige Knochenerkrankungen festzustellen und nach dem Schweregrad zu beurteilen.
Die Knochenbiopsie sollte nicht durcheinandergebracht werden mit der Knochenmarkbiopsie, bei der die Probe aus dem Knochenmark und nicht aus dem eigentlichen Knochengewebe entnommen wird.
Die Knochenbiopsie erfolgt, damit eine genauere Beurteilung des Knochengewebes bei verschiedenen Veränderungen möglich ist. Somit eignet sich die Gewebeentnahme aus dem Knochen zur Untersuchung bei einigen Erkrankungen beziehungsweise Beschwerden des Patienten. Der häufigste Grund für die Biopsie ist eine Minderung der Stabilität des Knochens. Allerdings gibt es auch eine Reihe weiterer Erkrankungen, bei denen die Knochenbiopsie angezeigt sein kann.
Die wichtigsten Erkrankungen, die durch die Knochenbiopsie festgestellt und genau beurteilt werden können, sind:
Osteoporose ist eine Erkrankung, bei der der Knochen an Substanz verliert. Die Osteoporose kommt oft in späteren Lebensjahren und in den Wechseljahren vor. Raucher, schlanke Menschen und Menschen mit wenig körperlicher Bewegung sind häufig betroffen. Weitere Ursachen einer Osteoporose sind z. B. eine Cortisonbehandlung, Stoffwechselstörungen oder ein hormonelles Ungleichgewicht. Osteoporose äußert sich in einer verstärkten Brüchigkeit der Knochen, auch ohne größere mechanische Belastungen. Die Knochenbrüche treten oft in der Wirbelsäule auf, so dass der Rücken der Betroffenen oft verkürzt und gekrümmt ist sowie dass es oft zu Schmerzen kommt.
Bei der Osteomalazie schwindet die Knochensubstanz ebenfalls, allerdings ist ein Mangel an Vitamin D dafür verantwortlich. Bei Kindern heißt die Erkrankung Rachitis. Das Vitamin D gelangt über den Darm in den Körper oder entsteht im Körper durch Sonnenlichtwirkung. Daher können eine Fehlernährung, zu geringes Sonnenlicht sowie manche anderen Faktoren zur Osteomalazie führen. Es kommt zur Formveränderung und zur Schmerzhaftigkeit der Knochen, z. B. in den Beinen oder den Wirbelkörpern.
Beim Morbus Paget handelt es sich um eine Erkrankung, bei der an den Knochen aus bisher nicht bekanntem Grund Umbauvorgänge ablaufen. Die Knochen werden zwar dicker, aber instabiler. Es kommt zur Verkrümmung der Knochen. Typisch ist auch eine Zunahme des Kopfumfanges.
Es gibt unterschiedliche Tumore im und am Knochen. Sie können aus dem Knochengewebe abstammen, z. B. das Osteosarkom, aus der Umgebung entstehen oder als Metastasen (Tochtergeschwülste) aus fernen Tumoren zum Knochen gelangen. Bösartige Tumore können wiederum selbst Metastasen ausbilden und die umliegenden Strukturen durch Einwachsen zerstören.
Eine Entzündung des Knochens (Osteitis) entsteht meist durch Infektion mit Bakterien. Eine geschwächte Abwehr, beispielsweise bei Diabetes mellitus, HIV oder Medikamenteneinnahme, kann der Entzündung förderlich sein. Der Knochen vereitert, schwillt an der Stelle an und schmerzt. Das umliegende Gewebe kann durch die Entzündung geschädigt werden. Des Weiteren ist es möglich, dass sich die Entzündung über das Blut im ganzen Körper ausbreitet (Sepsis).
Zunächst muss durch die Knochenbiopsie eine Gewebeprobe des Knochens gewonnen werden. Dazu wird eine kleine Operation vorgenommen, in der meist durch eine Spezialkanüle oder einen kleinen Bohrer das Gewebe herausgeholt wird. Die Knochenprobe wird in einem Labor einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) unterzogen. Es erfolgt die Betrachtung unter dem Mikroskop, aber auch einige spezielle Methoden werden angewendet (z. B. Immunhistochemie).
Vor einer Knochenbiopsie sind einige andere Untersuchungen erforderlich. Vor dem Eingriff müssen meist Medikamente wie Aspirin® oder Marcumar® abgesetzt werden, welche blutgerinnungshemmend wirken. Dies wird mit dem Arzt abgesprochen.
Meist wird zu der Knochenbiopsie eine örtliche Betäubung, manchmal auch eine Allgemeinnarkose verabreicht.
An mehreren Knochen am Körper ist es aufgrund ihrer Lage besonders günstig, die Biopsie durchzuführen. So erfolgt die Probeentnahme häufig am Beckenknochen (Beckenkamm), am Brustbein, manchmal auch am Knie, am Oberschenkel oder am Oberarm. Falls die jeweilige Erkrankung örtlich begrenzt auftritt (beispielsweise ein Tumor), wird die Biopsie an dieser Stelle durchgeführt.
An der Haut wird ein Einschnitt vorgenommen und ein Zugang zum Knochen freigelegt. Die Biopsienadel wird in den Knochen eingeschoben, so dass sie mit der Knochenprobe wieder herausgezogen werden kann. Bisweilen wird ein Spezialbohrer verwendet, oder auf andere Weise ein Knochenstückchen aus dem Knochen herausgeschnitten. Im Anschluss wird die Haut zugenäht.
In manchen Fällen sind Zusatzmaßnahmen erforderlich. Es kann notwendig sein, eine Drainage einzulegen. Auch muss manchmal der Knochen stabilisiert werden, wozu Materialien wie Schrauben und Platten oder auch Eigenknochengewebe eingesetzt werden können. Tumore oder Entzündungen müssen unter Umständen noch im selben Eingriff komplett herausgeholt werden.
Die Gewebeprobe aus der Biopsie wird danach im Labor untersucht, um Veränderungen beurteilen zu können.
Eine Schädigung der Strukturen durch die Operation ist möglich. Es kann zu Blutungen und Nachblutungen sowie Blutergüssen kommen, ebenso können Infektionen, Wundheilungsstörungen und Narben auftreten. Eine Schwächung des Knochens kann im Einzelfall zum Knochenbruch führen. Das so genannte Sudeck-Syndrom kann nach dem Eingriff entstehen, bei es zu einer Entzündung mit Knochenschäden kommt. Auch Blutgerinnsel können sich bei der Biopsie bilden.
Bei einer Vielzahl von Fällen ist die Knochenbiopsie (Knochen-Gewebeprobe) nicht erforderlich, weil bereits andere Untersuchungen die jeweilige Erkrankung aufdecken können. Ist die Diagnose weiterhin unklar, so kann eine Biopsie sinnvoll sein. Weitere bedeutsame Untersuchungen der Knochen sind bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie (CT) und Szintigraphie. Ebenfalls oft wichtig ist eine Bestimmung der Knochendichte (Densitometrie), insbesondere bei Osteoporose und ähnlichen Knochenkrankheiten.
aktualisiert am 11.01.2021