Im Gegensatz zur klassischen Nachsorge, die sich auf die Überwachung von Symptomen und die Behandlung von Rückfällen konzentriert, zielt die funktionelle Tumornachsorge darauf ab, die Ursachen der Krebserkrankung zu analysieren und gezielt daran zu arbeiten, Rückfälle zu verhindern. Dies kann beispielsweise durch die Stärkung der Mitochondrien und der natürlichen Killerzellen erfolgen. Im Zentrum stehen eine ausführliche Anamnese, Laboranalysen und ein individueller Therapieplan, der die fünf Säulen Ernährung, Bewegung, Entgiftung, gezielte Mikronährstoffe und psychosoziale Stabilität umfasst.
Dr. Effing: Die klassische schulmedizinische Nachsorge ist uns allen bekannt: Bei Krebserkrankungen besteht sie vor allem darin, regelmäßig zu kontrollieren, zu messen und zu beobachten, ob der Tumor zurückkommt oder neue Herde entstehen. Die funktionelle Tumornachsorge geht jedoch einen großen Schritt weiter. Ihr Ziel ist es, Rückfälle zu verhindern, also dafür zu sorgen, dass der Krebs gar nicht erst wieder entsteht. Wir setzen dort an, wo die klassische Medizin meist aufhört, nämlich bei der Ursachenforschung.
Unser Fokus liegt darauf, herauszufinden, warum Krebs überhaupt entstanden ist und wie sich diese Ursachen künftig vermeiden lassen. In die funktionelle Tumornachsorge kommen vor allem Patienten, bei denen bereits eine Krebsdiagnose gestellt wurde. Viele von ihnen haben bereits eine Bestrahlung und/oder Chemotherapie hinter sich. Sie stellen sich dann die Frage: "Was kann ich tun, damit der Krebs nicht zurückkommt?" Und genau da setzen wir an.
Dr. Effing: Um das zu verstehen, müssen wir uns zunächst mit der Entstehung von Krebs beschäftigen. Die funktionelle Medizin – wobei ich persönlich sage: Das ist eigentlich einfache Biochemie – fragt, warum das Immunsystem irgendwann nicht mehr in der Lage war, entartete Zellen zu beseitigen. Eigentlich entstehen jeden Tag Krebszellen in unserem Körper, was völlig normal ist. Ein gesunder Organismus erkennt diese Zellen jedoch sofort und beseitigt sie. Die Frage ist also: Warum funktioniert dieser Mechanismus plötzlich nicht mehr? Hier spielen zwei zentrale Faktoren eine Rolle:
Dr. Effing: Zu Beginn steht immer eine ausführliche Erstanamnese, unabhängig davon, mit welcher Krebserkrankung ein Patient zu uns kommt. Dieses Gespräch dauert in der Regel mindestens eine Stunde. Wir möchten unter anderem folgende Fragen klären: Was genau hat den Körper aus dem Gleichgewicht gebracht? Was hat die Mitochondrien geschwächt, was das Immunsystem? Dafür betrachten wir unter anderem: Schadstoffbelastungen (z. B. Umweltgifte, Schwermetalle), Strahlungseinflüsse (z. B. durch das Wohnen in der Nähe von Mobilfunkmasten), psychosoziale Faktoren wie Traumata aus der Kindheit, die ebenfalls das Immunsystem und die Mitochondrien beeinträchtigen können und natürlich noch vieles mehr.
Ergänzend führen wir eine gezielte Blutuntersuchung durch. Dabei schauen wir insbesondere: Wie aktiv und leistungsfähig sind die natürlichen Killerzellen? Wie gut arbeiten die Mitochondrien? Killerzellen und Mitochondrien sind unsere beiden Hauptindikatoren. Ihre Funktion prüfen wir im Blutbild. Mithilfe dieser beiden Säulen – einer gründlichen Anamnese und spezifischen Laborwerten – erhalten wir bereits ein sehr gutes erstes Bild. Auf dieser Basis können wir individuell ansetzen und gezielte Maßnahmen entwickeln, um das Risiko eines Rückfalls zu minimieren.
Killerzellen und Mitochondrien sind unsere beiden Hauptindikatoren.
Dr. Effing: Beides! Einerseits gibt es die Patienten, die ihre Chemotherapie und Bestrahlung hinter sich haben. Sie gelten jetzt als "tumorfrei", medizinisch spricht man in diesem Fall von einer Remission. Das ist natürlich die einfachste Situation, denn hier geht es in der Nachsorge vor allem darum, alles zu vermeiden, was erneut zur Krebsentstehung führen könnte. Wir stärken also die Mitochondrien und das Immunsystem, insbesondere die natürlichen Killerzellen, und setzen gezielt präventive Maßnahmen ein.
Dann gibt es aber auch Patienten, bei denen der Krebs noch vorhanden ist. In diesen Fällen handelt es sich nicht um eine klassische Nachsorge, sondern eher um eine begleitende Unterstützung. Manche kommen während der Chemotherapie oder während anderer schulmedizinischer Verfahren zu uns – und da kann die funktionelle Medizin ebenfalls viel bewirken. Aber wie gesagt, das fällt dann nicht unter den Begriff der Nachsorge im engeren Sinne.
Ein weiterer Bereich betrifft Tumorarten, die sehr langsam wachsen. Hier entscheiden sich manche Patienten bewusst gegen weitere schulmedizinische Maßnahmen und konzentriert sich vollständig auf die funktionelle Medizin. Die eigentliche Tumornachsorge beginnt dann, wenn die Krebstherapie abgeschlossen ist. Dann geht es um Prävention, also alles zu machen, damit der Tumor nicht wieder kommt. Natürlich kann man auch den Tumor selber mit funktioneller Medizin behandeln. Dieses Feld ist dann die sogenannte "biologische Krebstherapie", bei der versucht wird, den Krebs mit natürlichen Verfahren zu behandeln.
Diese Therapieform biete ich allerdings nur in Ausnahmefällen an, da ich sie mit einer sehr großen Verantwortung verbinde. Ich bin eher der Meinung: Wir machen das, was wissenschaftlich fundiert und evidenzbasiert ist. Ich rate den Patienten also nicht grundsätzlich von einer Chemotherapie ab, denn das hängt natürlich vom Stadium ab. Wenn jemand bereits stark metastasiert ist, muss individuell abgewägt werden, ob eine weitere Chemotherapie noch sinnvoll ist.
Grundsätzlich empfehle ich aber, den schulmedizinischen Weg zu gehen und parallel bzw. anschließend ergänzend mit funktioneller Medizin zu therapieren.
Dr. Effing: Ich empfehle die funktionelle Nachsorge allen, unabhängig davon, um welchen Tumor es sich handelt. Denn die Prinzipien sind immer gleich: Mitochondrien stärken, natürliche Killerzellen aktivieren und den Körper ins Gleichgewicht bringen. Deshalb kann im Grunde jede und jeder zu uns kommen.
Dr. Effing: Der Patient und ich führen eine ausführliche Anamnese durch und nehmen direkt eine Blutabnahme vor. Parallel dazu führe ich einige Basisuntersuchungen durch: So schaue ich mir beispielsweise den Mikronährstoffhaushalt und in der Regel auch die Darmflora an. Das gehört für mich zur funktionellen Basisdiagnostik. Denn bevor wir über gezielte Immunstärkung, etwa durch natürliche Killerzellen, sprechen, sollten wir sicherstellen, dass keine grundlegenden Mängel, wie etwa ein Zink- oder Selenmangel, vorliegen. Diese Mikronährstoffe sind elementar für ein funktionierendes Immunsystem.
Das heißt: Die Basismaßnahmen laufen immer mit. Im nächsten Schritt kommt der Patient zur Besprechung wieder zu mir in einem zweiten Termin. Manchmal kann ich schon beim ersten Termin – anhand der Anamnese – mit einer Therapie beginnen, wenn alles klar ist. In der Regel findet das eigentliche Tumornachsorge-Gespräch jedoch im zweiten Gespräch statt. Dabei arbeite ich mit einem festen Konzept, das ich "Die Säulen der funktionellen Medizin" nenne.
Dr. Effing: Ich arbeite intensiv mit dem Buch und gebe es meinen Patienten sogar als Hausaufgabe. Darin beschreibt McKee evidenzbasiert, wie Ernährung, Bewegung und Mikronährstoffe helfen können, und er belegt alles mit Studien. Er geht sogar noch weiter: Für jede Krebsart – ob Prostatakrebs, Brustkrebs oder andere – gibt es spezifische Empfehlungen zu Nahrungsergänzungsmitteln, die in Studien nachweislich wirksam waren. Eine derart systematische und klare Darstellung habe ich in dieser Form noch bei niemand anderem gesehen.
Besonders beeindruckend fand ich auch die Langzeitstudien, auf die er verweist. Menschen, die in einem stabilen, liebevollen sozialen Umfeld leben und eine positive innere Haltung haben, also sich beispielsweise als "geheilt" und nicht nur in "Remission" sehen, haben deutlich weniger Rückfälle. Und genau das will auch ich vermitteln: Es geht nicht darum, ein paar Pillen zu nehmen und dann ist alles erledigt. Die eigentliche Arbeit liegt beim Patienten. Ich kann begleiten, motivieren und anleiten, doch der Veränderungsprozess muss von innen kommen. Darum steht auch auf meiner Webseite: jeder ist für seine Gesundheit selbst verantwortlich und dabei kann ich unterstützen, aber therapieren muss sich jeder selber.
Dr. Effing: Das ist natürlich der springende Punkt. Es gibt schlichtweg keine großen, doppelblinden, randomisierten Studien mit 1.000 Patienten, da sich das niemand leisten kann und es auch niemanden gibt, der solche Studien finanziert. Dafür fehlt einfach die "Big Pharma" im Hintergrund. Stattdessen gibt es nur kleinere Studien mit 20 oder 30 Teilnehmenden. Mehr ist aktuell nicht möglich, auch in meiner Praxis kann ich das nicht leisten. Ich führe aber trotzdem gerne kleine Studien durch, insbesondere, wenn ich mir bei bestimmten Therapien nicht sicher bin.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Behandlung von Corona. Da können wir aktuell auch nur mit solchen Mini-Studien zu Nahrungsergänzungsmitteln weiterarbeiten. Nur so kommen wir voran. Wenn dann jemand feststellt, dass Vitamin D hilfreich zu sein scheint, sagen Kritiker natürlich sofort: "Das ist nicht evidenzbasiert, nicht doppelblind und nicht randomisiert." Aber ich antworte dann: "Es ist immerhin ein Anfang." Wenn dieser Anfang positiv ausfällt, müssen wir einfach weitermachen, weiterforschen, mehr ausprobieren und auf das Feedback achten. Anders geht es nicht.
Dr. Effing: Zunächst einmal ist äußerste Vorsicht geboten, wenn eine Chemotherapie durchgeführt wird. Es darf auf keinen Fall etwas verabreicht werden, das die Wirkung der Chemotherapie beeinträchtigen könnte. Allerdings ist es immer hilfreich Therapien durchzuführen, die die Nebenwirkungen abschwächen. Was ich aber immer mache, ist, den Darm zu behandeln. Der Darm wird durch die Chemotherapie nämlich extrem geschädigt. Das liegt daran, dass Chemotherapeutika vor allem schnell wachsende Zellen abtöten, was bei Tumorzellen gut funktioniert, aber eben auch den gesunden Zellen im Darm oder an den Haaren schadet. Aus diesem Grund verlieren viele Patienten ihre Haare. Deshalb ist eine gute Mikrobiom-Analyse für mich Standard, ebenso wie die Gabe von Probiotika, Präbiotika und weiteren unterstützenden Substanzen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Auffüllung der Mikronährstoffe. Während einer Chemotherapie oder Strahlentherapie ist es wichtig, dass die Mikronährstoffwerte im oberen Bereich liegen, damit alle Enzymprozesse im Körper gut ablaufen können. Insbesondere Vitamin D, Zink und Selen sollten optimal eingestellt sein.
Zur Unterstützung setze ich auch gerne Vitamin-C-Infusionen im oxidativen Bereich ein. Das ist entscheidend, denn Vitamin C kann sowohl antioxidativ als auch oxidativ wirken. Solange der Tumor noch aktiv ist, darf ausschließlich oxidativ gearbeitet werden, da diese Oxidation den Tumor angreift. Viele denken bei Antioxidantien wie Resveratrol sofort, dass es super gesund sei. In der akuten Krebsphase ist das jedoch verboten, da es unter Umständen das Tumorwachstum fördern kann. Deshalb bin ich auch sehr vorsichtig mit dem Begriff "biologische Krebstherapie". Man muss sich da wirklich gut auskennen.
Denn auch mit natürlichen Mitteln kann sich der Tumor ungewollt verschlechtern, wenn sie falsch eingesetzt werden. Ich setze Vitamin-C-Infusionen in hochdosierter Form ein – mindestens 25 Gramm, oft auch 30 oder mehr. Das ist dann klar im oxidativen Bereich. Ich arbeite teilweise mit Vitalpilzen. Ein Beispiel ist AHCC, ein fermentierter Shiitake-Pilz aus Japan. Zu diesem Pilz wurden viele Studien zu Krebs durchgeführt. Dieser Pilz aktiviert die natürlichen Killerzellen sehr stark. Ich setze ihn beispielsweise bei HPV-Infektionen ein oder auch unterstützend bei Darmkrebs. Aufgrund der Studienlage kann ich sagen, dass wir dies unproblematisch begleitend geben können.
Das sind in meinen Augen die wichtigsten Maßnahmen. Natürlich muss man immer genau hinschauen: In welchem Stadium befindet sich der Patient? Wenn sich jemand bereits im finalen Stadium befindet, ist es nicht mehr wirklich dringend, mit einer Ernährungstherapie anzufangen. Dann geht es vielmehr darum, die verbleibende Zeit möglichst gut zu gestalten. Es muss also immer individuell entschieden werden – je nach Situation und Verlauf der Erkrankung.
Insbesondere Vitamin D, Zink und Selen sollten optimal eingestellt sein.
Dr. Effing: Das ist ein Konflikt, den ich natürlich auch kenne mit den Onkologen vor Ort: Wenn ich beispielsweise Vitamin-C-Infusionen verabreiche, reagieren viele Onkologen sofort mit: "Auf keinen Fall! Bloß nicht!" Damit blocken sie das Thema direkt ab. Der Grund ist meist, dass ihnen das Wissen fehlt, zum Beispiel darüber, dass wir in der Komplementärmedizin mit hochdosiertem Vitamin C prooxidativ und nicht antioxidativ arbeiten. Wenn ich Selen einsetze, das wirklich durch zahlreiche Studien belegt ist, kommt oft sofort: "Selen auf keinen Fall!" Auch hier fehlt häufig das Verständnis für die Zusammenhänge.
Ich sage den Patienten dann immer: "Am Ende müssen Sie selbst entscheiden, wem Sie vertrauen. Sonst werden Sie nur noch verunsichert." Und das gilt nicht nur in der Onkologie, sondern bei vielen medizinischen Themen. Neulich berichtete mir eine Patientin, sie sei bei zahlreichen Ärzten gewesen und jeder hat ihr etwas anderes gesagt. Und ja, das ist tatsächlich oft so. Irgendwann muss man einfach für sich sagen: Das hier fühlt sich gut an. Diese Person wirkt kompetent, und darauf vertraue ich jetzt. Auch wenn andere Meinungen anders lauten. Denn sonst bleibt man innerlich zerrissen. Ich bin niemandem böse, wenn er oder sie sich für einen anderen Behandler entscheidet. Aber diese Entscheidung ist wichtig, denn sonst bleibt man ständig im Zweifel hängen.
Dr. Effing: Wir beginnen in der Regel mit einem zweiten ausführlichen Gespräch, in dem wir die Ergebnisse offenlegen. Wie sieht der Mikronährstoffhaushalt aus? Wie steht es um die natürlichen Killerzellen? Wie ist der Zustand der Mitochondrien? Anschließend beginnen wir mit der Therapie. In der Startphase sehe ich die Patienten in der Regel alle drei Monate, manchmal auch häufiger, je nach Schwere der Befunde. Wenn beispielsweise Infusionstherapien notwendig sind, ist es wichtig, die Patienten engmaschiger zu begleiten, bis eine gewisse Stabilität erreicht ist.
Sobald sich Mikronährstoffe, Mitochondrien und Killerzellen stabilisiert haben, werden die Intervalle verlängert: zunächst auf sechs Monate und später auf ein Jahr. Ich empfehle mindestens einmal im Jahr eine Nachkontrolle, vor allem für Menschen mit einer Krebserkrankung. Dabei prüfen wir erneut die Killerzellen, Mitochondrien und Mikronährstoffe. Wenn alles im grünen Bereich bleibt, ist das wunderbar. Wenn sich die Werte jedoch verschlechtern, können wir gezielt eingreifen.
Dr. Effing: Das ist, um ehrlich zu sein, kaum vergleichbar. Für eine fundierte Aussage bräuchte man große kontrollierte Studien, aber leider finanziert niemand solche Studien. Man müsste etwa zwei Gruppen mit derselben Krebsart – z. B. Brustkrebs – vergleichen, wobei eine Gruppe zusätzlich Vitamin D bekommt und die andere nicht. Aber das ist in der Praxis extrem schwierig. Es gibt so viele verschiedene Subtypen von Brustkrebs mit unterschiedlichen Krankheitsverläufen, Metastasierungen und Lymphknotenbefall, dass sich das auf kleiner Patientenbasis gar nicht vergleichen lässt. Es wäre spannend, hier mehr Forschung zu betreiben, aber ich halte es für unrealistisch, dass solche Studien in naher Zukunft durchgeführt werden.
Was ich aber aus meiner ganz persönlichen Erfahrung in der Praxis sagen kann: Die Patienten, die ihr Leben aktiv verändern, ihre Mikronährstoffe auffüllen und insgesamt gestärkt werden, sind in der Regel deutlich stabiler. Natürlich kann ich nicht sagen, dass es kein Rückfallrisiko gibt – das kann einem niemand garantieren. Aber die Erfahrung zeigt: Diese integrative Begleitung kann einen sehr positiven Unterschied machen.
Die Patienten, die ihr Leben aktiv verändern, ihre Mikronährstoffe auffüllen und insgesamt gestärkt werden, sind in der Regel deutlich stabiler.
Dr. Effing: Das spielt eine große Rolle, denn stille Entzündungen schädigen die Mitochondrien, das ist ein zentraler Punkt. Mitochondrien produzieren selbst ständig freie Radikale, was ein natürlicher Teil der Energieproduktion ist. Diese freien Radikale wirken dabei wie kleine "Bomben", die Entzündungen fördern können. Unser Körper verfügt zwar über Antioxidantien, die diese freien Radikale normalerweise neutralisieren, liegt jedoch eine permanente stille Entzündung vor, beispielsweise durch Schwermetall- oder Strahlenbelastung oder chronisch entzündete Zahnherde, dann entsteht dauerhafter oxidativer Stress. In diesem Zustand ist das Gleichgewicht gestört, sodass die körpereigenen Antioxidantien nicht mehr ausreichen, um die Schäden aufzufangen. Das führt einerseits zu einer Schädigung der Mitochondrien und andererseits leidet das Immunsystem.
Ich erkläre Patienten das oft am Beispiel eines toten Zahns, also eines wurzelgefüllten Zahnes, der ständig eine Entzündung verursacht. Unsere Entzündungszellen, darunter natürliche Killerzellen und Makrophagen, sind dann ständig mit diesem Zahn beschäftigt. Sie versuchen, etwas zu bekämpfen, das sich nur durch eine Zahnentfernung lösen lässt. Da diese Immunzellen dort dauerhaft gebunden sind, fehlen sie dem restlichen Körper, welches das gesamte Immunsystem schwächt. Wir können das übrigens auch messen, beispielsweise anhand der Anzahl aktiver Killerzellen oder anderer Marker. Dadurch kann es Tumorzellen leichter gelingen, sich auszubreiten, da die körpereigene Abwehr geschwächt ist.
Ein aktuelles Beispiel für eine neue Ursache stiller Entzündungen ist das Spike-Protein, das sowohl bei Menschen mit Viruspersistenz als auch nach Impfungen eine Rolle spielt. Bei diesen Personen sehen wir häufig eine anhaltende Belastung durch oxidativen Stress. Auch das kann das Risiko für Tumorerkrankungen erhöhen. Solange noch keine Tumorerkrankung vorliegt, ist eine gezielte antioxidative Therapie wichtig.
Wenn ich bei einem Patienten oxidativen Stress messe, ist die erste Frage: Woher kommt er? Die Ursachen können vielfältig sein, wie ich bereits erwähnt habe. Eine häufige Ursache ist auch die Covid Infektion. Diese sogenannten Post-Covid-Symptome sind in der funktionellen Medizin bereits unter Bezeichnungen wie "Post-EBV" oder "Post-Borreliose" bekannt. Immer steht dabei die stille Entzündung, also der oxidative Stress, im Mittelpunkt. Und genau da muss man ansetzen. Die Ursache finden und gezielt behandeln.
Dr. Effing: Stille Entzündungen verursachen oft keine direkten Beschwerden, trotzdem kann man einiges im Alltag tun, vor allem über die Ernährung. Ich gebe meinen Patienten ein Merkblatt zur antientzündlichen Ernährung mit. Die Grundregel lautet: Omega-3-reich, Omega-6-arm. Omega-6 wirkt proentzündlich, Omega-3 dagegen antientzündlich. Fisch wäre eigentlich eine gute Omega-3-Quelle, ist aber häufig stark mit Schwermetallen belastet. Deshalb empfehle ich pflanzliche Alternativen wie Avocados, Nüsse oder hochwertige Omega-3-Öle.
Reduzieren Sie stark Omega-6-haltige und gesättigte Fette, vermeiden Sie außerdem schnelle Kohlenhydrate (z. B. Zucker, Weißmehlprodukte), da sie stille Entzündungen fördern. Auch histaminhaltige Lebensmittel können stille Entzündungen begünstigen. Hier lohnt sich ein individueller Blick. Es gibt auch Gewürze mit antioxidativer Wirkung! Kurkuma, Bärlauch und ähnliche Gewürze können helfen, oxidativen Stress zu senken.
Regelmäßige Gesundheits-Checks sind wichtig. Die Standard-Check-ups der Krankenkassen reichen meist nicht aus, um stille Entzündungen zu erkennen. Ich empfehle, zusätzliche Blutwerte zu überprüfen, zum Beispiel hs-CRP (hochsensitives C-reaktives Protein), TNF-α (Tumornekrosefaktor alpha), Interleukin-10. Liegt eine stille Entzündung vor, sollte unbedingt nach der Ursache gesucht werden, sei es Zahnprobleme, frühere Borrelieninfektionen oder virale Belastungen, zum Beispiel durch EBV oder Corona. Es bringt auf Dauer nichts, nur die Symptome zu behandeln – etwa mit Antioxidantien –, wenn die Ursache weiter besteht.
Reduzieren Sie stark Omega-6-haltige und gesättigte Fette, vermeiden Sie außerdem schnelle Kohlenhydrate (z. B. Zucker, Weißmehlprodukte), da sie stille Entzündungen fördern.
Dr. Effing: Das Mikrobiom ist die Basis. Wenn der Darm nicht richtig funktioniert, helfen auch Nahrungsergänzungsmittel nur bedingt, da sie nicht richtig aufgenommen werden und "durchrutschen", wie man so sagt. Deshalb ist es immer sinnvoll, beim Darm anzusetzen. Spannend sind dabei vor allem die Mikrobiom-Analysen, die heute möglich sind. Dabei wird untersucht, welche Bakterienstämme im Darm vorhanden sind. Es gibt nämlich bestimmte Bakterien, wie beispielsweise Fusobakterien, die mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs in Verbindung gebracht werden. Besonders bei Reizdarmbeschwerden ist es empfehlenswert, eine solche Analyse durchzuführen. Wenn die Fusobakterien erhöht sind, sollte man das wissen und gezielt gegensteuern. Ein weiterer wichtiger Marker ist Calprotectin. Er zeigt an, ob tieferliegende Entzündungen im Darm vorhanden sind. Auch dies kann ein Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs sein.
Neben Entzündungen und der Aufnahmefähigkeit von Nährstoffen gibt es noch einen dritten Aspekt: die sogenannte Dysbiose, also eine ungünstige Verschiebung des Gleichgewichts der Darmbakterien. Diese kann zu stillen Entzündungen (Silent Inflammation) führen. Ein typisches Produkt solcher Prozesse ist Trimethylamin (TMA) bzw. Trimethylamin-N-oxid (TMAO). Es entsteht, wenn "falsche" Bakterien, oft sogenannte Fäulnisbakterien, die Überhand gewinnen. Auch andere Stoffwechselprodukte wie Ammoniak zählen zu diesen Giftstoffen.
Um es Patienten einfach zu erklären: Es gibt "gute" und "schlechte" Bakterien im Darm. Wichtig ist das richtige Verhältnis! Überwiegen die "schlechten" Bakterien, produzieren sie Substanzen, die uns auf Dauer krank machen können. Die genannten Gifte lassen sich sowohl in Stuhl- als auch in Urinproben nachweisen. Durch eine gezielte Behandlung des Darms kann auch die stille Entzündung reduziert werden, da dies direkt zusammenhängt.
Dr. Effing: Die wichtigsten Maßnahmen sind:
Regeneration ist wichtig, weil der Darm – genau wie der ganze Körper – auf Autophagie angewiesen ist. Dabei werden kaputte Zellen und Strukturen abgebaut. Für die Autophagie braucht der Körper Pausen. Deshalb sollte man lieber zwei bis drei feste Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen – je nachdem, ob man sein Gewicht halten oder reduzieren möchte.
Dr. Effing: Ja, grundsätzlich schon, vor allem bei Krebs. Fasten aktiviert die Autophagie besonders stark und kann dabei helfen, geschädigte Zellen und sogar Krebszellen abzubauen. Es kommt jedoch auf die Situation an. Bei sehr dünnen Tumorpatienten kann Fasten gefährlich sein, weil sie dann zu wenige Reserven haben, etwa im Fall einer Infektion. Man muss also individuell entscheiden, ob und wie lange Fasten sinnvoll ist.
Eine Alternative ist die ketogene Ernährung, auch diese ist hilfreich, besonders weil auf Kohlenhydrate verzichtet wird. Tumorzellen nutzen oft nicht den normalen, sauerstoffabhängigen Energiestoffwechsel, sondern gewinnen Energie auf einem Umweg und produzieren dabei Milchsäure (Laktat). Die ketogene Ernährung entzieht den Tumorzellen diese Energiequelle. Übrigens berichten viele Krebspatienten, dass sie vor ihrer Diagnose plötzlich ein extremes Verlangen nach Süßem hatten. Dieser Heißhunger auf Zucker und Kohlenhydrate ist oft ein Zeichen dafür, dass etwas im Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist – und genau davon leben Krebszellen.
Dr. Effing: Bewegung spielt eine zentrale Rolle in der Krebsprävention und -nachsorge. Dr. Dwight McKee hat zu diesem Thema zahlreiche Studien veröffentlicht. Diese zeigen deutlich, dass Menschen, die sich regelmäßig bewegen, seltener erneut an Krebs erkranken – sogenannte Rezidive treten seltener auf. Dabei ist wichtig: Es geht nicht um extremes Training, sondern um moderates, regelmäßiges Ausdauertraining, die Bewegung sollte den Körper nicht überfordern. Besonders entscheidend ist es, im aeroben Bereich zu bleiben, also bei einer Intensität, bei der der Körper noch ausreichend Sauerstoff zur Energiegewinnung nutzen kann.
Wenn man in den anaeroben Bereich kommt, etwa bei sehr intensiver Belastung, entsteht vermehrt Laktat. Dieses Milieu ist ungünstig, da es die Mitochondrien, die "Kraftwerke" der Zellen, zusätzlich schädigen kann. Genau das soll aber vermieden werden – insbesondere bei Menschen mit bereits geschädigten Mitochondrien, beispielsweise durch Vorerkrankungen oder Therapien. Deshalb lautet die Devise: Lieber täglich etwas Bewegung, aber nicht übertrainieren. Als Faustregel gilt: Wenn man sich beim Sport noch unterhalten kann, ist die Intensität in der Regel angemessen.
Der Körper braucht aber auch Phasen der Regeneration, um gesund zu bleiben. Deshalb sollte es auch Tage ohne Sport geben oder nur mit leichter Bewegung, zum Beispiel Spaziergängen. Besonders wichtig ist, dass der Sport nicht stressig ist! Das heißt, es sollte kein Wettkampfcharakter aufkommen und es sollte kein übermäßiger Leistungsdruck entstehen. Denn Stress wirkt sich wiederum negativ auf den gesamten Organismus aus.
Im Allgäu beispielsweise, wo viele "Übersportler" leben, also Menschen, die ständig extreme sportliche Herausforderungen suchen, sieht man oft, wie Sport zur Stressquelle wird. Eine hohe Adrenalinausschüttung und permanenter Leistungsdruck sind nicht gesund, besonders nicht für Menschen mit oder nach einer Krebserkrankung. Sinnvoller als Adrenalinkicks ist entspannender Sport, manchmal ist ein Spaziergang zumeist die bessere Wahl als ein Marathon.
Besonders wichtig ist, dass der Sport nicht stressig ist!
Dr. Effing: Stress ist ein häufig unterschätzter Risikofaktor für Krebs. Unser autonomes Nervensystem besteht aus zwei Anteilen: dem Sympathikus (aktivierend, "Kampf-oder-Flucht-Modus") und dem Parasympathikus (beruhigend, "Ruhe- und Regenerationsmodus"). In Gefahrensituationen (z. B. wie damals durch einen Angriff durch einen Säbelzahntiger) aktiviert der Körper den Sympathikus: Adrenalin wird ausgeschüttet, der Blutdruck und der Puls steigen und Energie wird bereitgestellt – wir sind bereit zu kämpfen oder zu fliehen. Danach folgt idealerweise der Parasympathikus mit Entspannung und Regeneration.
Das Problem heute: Stress ist nicht mehr an Bewegung gekoppelt. Wir sitzen – und sind trotzdem dauerhaft im Alarmzustand. Unser Körper schüttet weiterhin Adrenalin und Glukose aus, der Darm stellt seine Tätigkeit ein und die Muskeln sind auf Kampf vorbereitet. Doch wir bewegen uns nicht. Abends sind wir dann "aufgedreht", schlafen schlecht und trinken vielleicht Alkohol, um uns zu beruhigen. Am nächsten Morgen brauchen wir Koffein, um wach zu werden – und das über Wochen, Monate, Jahre hinweg.
In meiner Praxis messe ich das regelmäßig mithilfe von VNS-Analysen, bei denen die Herzratenvariabilität gemessen wird, sowie durch die Bestimmung von Stresshormonen wie Cortisol im Urin. Viele Menschen befinden sich dauerhaft im Sympathikotonus, das ist langfristig extrem ungesund. Die Folgen sind: Entweder kommt es zum Burnout mit totaler Erschöpfung, oder der ständige Stress, die hohe Glukoseausschüttung und die Adrenalindauerbelastung schädigen die Mitochondrien, was die Entstehung von Krebs begünstigen kann.
Paradoxerweise bricht die Krankheit oft genau dann aus, wenn der Stress nachlässt, beispielsweise beim Eintritt in die Rente. Viele können dann gar nicht mehr abschalten, weil ihr Nervensystem so hochgefahren ist. Ich habe immer wieder Patienten, die sagen: "Ich bin doch gar nicht mehr gestresst." Wenn ich dann jedoch messe, stelle ich fest, dass ihr Sympathikus extrem aktiv ist, obwohl sie nicht mehr arbeiten. Dann frage ich: "Wie war es früher im Job?" Und häufig erzählen sie mir dann von extremem Dauerstress. Dieser wirkt also noch nach, obwohl der Auslöser längst weg ist.
Fazit: Bewegung ist sehr wichtig, aber nur im aeroben Bereich und ohne Leistungsdruck. Ebenso essenziell ist Regeneration – sportfreie Tage sind kein Rückschritt, sondern notwendig, und Stressmanagement ist ein zentraler Bestandteil der Krebsprävention und -therapie. Dauerstress, ob bewusst erlebt oder unbewusst abgespeichert, kann krank machen.
Dr. Effing: Wichtig ist vor allem, dass wir unsere innere Balance finden. Ich halte viele Vorträge zum Thema Stressmedizin und habe dabei einen Standardsatz: Wir können das Leben nicht ändern, aber wir können ändern, wie wir damit umgehen. Wenn wir uns dauerhaft im sogenannten Sympathikotonus, also im "Kampf-oder-Flucht"-Modus, befinden, benötigen wir Methoden, um abends wieder herunterzufahren. Viele machen es leider falsch, indem sie beispielsweise nach einem stressigen Arbeitstag noch den Berg im Gebirge hochrennen. Sie denken: "Wenn ich mich auspower, schlafe ich besser." Und ja, sie schlafen, aber nicht, weil sie entspannt sind, sondern weil der Körper völlig erschöpft ist.
Was wir stattdessen brauchen, ist eine Methode, um wieder in die Regulation zu kommen. Das kann ein Spaziergang, ein Saunabesuch oder Atemübungen sein, zum Beispiel die Wim-Hof-Methode. Wichtig ist: Sich einfach vor den Fernseher zu setzen, ist keine echte Entspannung. Jeder Mensch braucht sein eigenes aktives Entspannungsverfahren. Hierzu arbeite ich oft mit dem Mañana-Kompetenztest, Den man sich online herunterladen kann. Er hilft dabei, herauszufinden, welche Art der Entspannung individuell gut tut – ob in Gesellschaft oder allein, in Wärme oder Kälte.
Zur Unterstützung nutze ich auch gerne Adaptogene, also pflanzliche Mittel, die den Körper widerstandsfähiger gegen Stress machen. Dazu gehören etwa Ashwagandha aus dem Ayurveda oder SAMe (S-Adenosylmethionin), das dabei hilft, Adrenalin abzubauen. Auch klassische Pflanzenstoffe wie Lavendel oder Johanniskraut können hilfreich sein.
Besonders schön finde ich, dass wir mithilfe der sogenannten VNS-Analyse (Messung des vegetativen Nervensystems) den Stresslevel und die Erholung messbar machen können. Für mich gehört die Stressmedizin zu den wichtigsten Ansätzen, denn egal, welche Krankheit wir haben, im Stress können wir nicht heilen. Zur Stressmedizin gehört natürlich auch die Frage: "Was kann ich in meinem Leben ändern, damit es weniger stressig ist?". Muss ich beruflich kürzertreten? Habe ich zu viele Hobbys oder Verpflichtungen am Abend? Hier ist Eigenverantwortung gefragt.
Was wir stattdessen brauchen, ist eine Methode, um wieder in die Regulation zu kommen.
Dr. Effing: Ich finde es erschreckend, dass selbst Kinder heute schon gestresst sind. Studien zeigen das ganz deutlich. Trotzdem meinen viele Eltern, ihre Kinder müssten jeden Nachmittag eine Aktivität haben: Fußball, Musikunterricht, Sprachkurs. Dabei bleibt kaum noch Zeit fürs freie Spiel. Doch genau das ist essentiell für die kindliche Entwicklung: draußen spielen und nichts müssen. Unsere Gesellschaft hat sich in dieser Hinsicht in eine bedenkliche Richtung entwickelt.
Dr. Effing: Vitamin D ist extrem wichtig, besonders für Krebspatienten. Es gibt viele Studien, die zeigen, dass der Vitamin-D-Spiegel möglichst im oberen Normbereich liegen sollte, um eine positive Wirkung zu erzielen. Ich beobachte aber das es manche übertreiben und viel zu viele Einheiten nehmen, z. B. 100.000 Einheiten pro Tag. Hierbei kann auch zu Vitamin D Überdosierungen kommen.
Die Aufnahme von Vitamin D ist individuell unterschiedlich und hängt unter anderem vom Hauttyp und der genetischen Herkunft ab. Dunkelhäutige Menschen nehmen weniger, hellhäutige nehmen mehr über die Sonne auf. Deshalb messe ich den Spiegel immer individuell und dosiere dann entsprechend, manche benötigen nur 4.000 Einheiten pro Tag, andere bis zu 20.000. Bei Krebserkrankungen strebe ich immer einen Wert im oberen Referenzbereich an, was je nach Labormaßeinheit etwa 60 bis 90 ng/ml bedeutet.
Dr. Effing: Neben Vitamin D spielt Selen eine große Rolle. Eine bekannte Studie aus China zeigte, dass in Gebieten mit selenreichem Boden deutlich weniger Krebserkrankungen auftreten als in Gebieten mit selenarmen Böden. Ich empfehle 300 µg/l am Tag einzunehmen, was noch im sicheren Bereich ohne Überdosierung liegt.
Vitamin C ist komplexer, je nach Therapiephase – antioxidativ oder prooxidativ – muss genau geprüft werden, ob und wie es eingesetzt wird. Auch fettlösliche Vitamine wie A und E sind wichtig. Sie sollten zu einer fetthaltigen Mahlzeit aufgenommen werden, sie beeinflussen das Zellwachstum und den Zellschutz.
Zusätzlich arbeite ich oft mit sekundären Pflanzenstoffen wie Curcumin, Vitalpilzen und Resveratrol. Dabei achte ich seit der Corona-Zeit aber verstärkt auf das individuelle Immunsystem. Manche Präparate wirken heute anders, manchmal sogar negativ. Deshalb führe ich vor der Verordnung von Präparaten individuelle Tests durch, z. B. zur Stimulation der natürlichen Killerzellen oder zur Interferon-Gamma-Antwort. Bei parallelen Immuntherapien halte ich mich mit Ergänzungen übrigens zurück, da das Immunsystem dann ohnehin stark beeinflusst ist.
Nach einer Tumortherapie sind die Mitochondrien, also die Energielieferanten der Zellen, oft geschädigt. Ich setze daher auf einen gezielten Wiederaufbau mit: Omega-3-Fettsäuren, Coenzym Q10, B-Vitamine, Phosphatidylcholin und Phosphatidylserin, NADH und auch L-Carnitin. Diese Nährstoffe sind die Bausteine, aus denen sich neue Mitochondrien bilden können.
Neben Vitamin D spielt Selen eine große Rolle.
Dr. Effing: Auch Brokkoli-Extrakt (z. B. Sulforaphan oder DIM) kann hilfreich sein, sofern er zur individuellen Situation passt. Generell gebe ich meinen Patienten eine Liste mit den "Top 12 Lebensmitteln für die Mitochondrien". Dazu gehören: Brokkoli, Rote Bete, Spinat und für Nicht-Vegetarier auch Lachs. Wichtig ist, dass die Lebensmittel Bio sind, um Schadstoffe zu vermeiden.
Dr. Effing: Für die Immunstärkung nutze ich einen mehrstufigen Ansatz:
Ich selbst trage in meiner Praxis keine Maske und sehe das als "natürliche Mini-Impfung", mein Immunsystem wird dadurch leicht stimuliert. Einziger Auslöser für eine echte Infektion sind bei mir die Kinder, wenn man eng beieinander schläft. Ein Gamechanger war für mich dieses Jahr übrigens Zink. Ich habe im Herbst damit begonnen, hochdosiert Zink zu nehmen, und war das ganze Jahr über so fit wie nie zuvor, Zink ist essentiell fürs Immunsystem.
Dr. Effing: Viele Chemotherapeutika enthalten Schwermetalle (z. B. Cisplatin). Ich leite diese später gezielt aus – mit einer Chelattherapie. Auch neurologische Spätschäden wie Taubheit oder Kribbeln lassen sich oft durch die Gabe gezielter Mikronährstoffe verbessern. Da die Darmfunktion nach Chemotherapie und Bestrahlung häufig eingeschränkt ist, arbeite ich gerne mit Infusionen, die beispielsweise Vitamine, Zink, Selen und Aminosäuren enthalten.
Gerade Aminosäuren wie Arginin und Lysin sind wichtig für das Immunsystem und den Wiederaufbau nach Gewichtsverlust. Oft empfehle ich zusätzlich Proteinshakes, beispielsweise auf Basis von Whey-Protein, angereichert mit Omega-3-Fettsäuren, Kurkumin, Vitamin D, A und E. Dieses Rezept stammt unter anderem vom Molekularmediziner Uwe Gröber.
Krebs ist nicht nur Schicksal. Man kann unglaublich viel tun, gerade mit der funktionellen Medizin. Mein Appell lautet deshalb: Nehmt euer Schicksal selbst in die Hand!
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 10.07.2025.