Wie können Narben bei der Wundbehandlung vermieden werden?

Ohne Narbe verheilen nur oberflächliche Hautwunden. Eine Narbe bildet sich, wenn mindestens die zweite Hautschicht verletzt wurde. Durch Bildung von Stütz- und Bindegewebe wird der entstandene Gewebedefekt aufgefüllt. Bei kleineren Verletzungen sind die dadurch entstehenden Narben meist fein und verblassen nach einer gewissen Zeit. Bei größeren Verletzungen, bei Verbrennungen oder bei Wundheilungsstörungen können unschöne, derbe oder wulstige Narben entstehen. Narbengewebe ist weniger elastisch und weniger stabil als das ursprüngliche Hautgewebe. Eine optimale Wundbehandlung kann bei allen Arten von Wunden dazu beitragen, eine überschießende Narbenbildung zu vermeiden und ein möglichst gutes Ergebnis bei der Narbenbildung zu erzielen. Im Narbengewebe finden noch bis zu zwei Jahre nach der Heilung einer Wunde Veränderungsprozesse statt. Das bedeutet, dass auch eine Narbenpflege über längere Zeit sinnvoll ist. Ebenso können Maßnahmen zur Narbenkorrektur auch nach Monaten noch Erfolge erzielen.

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Wie kann die Narbenbildung gering gehalten werden?

Wunden, deren Wundränder nah aneinander liegen (primäre Wundheilung), heilen meist mit feinen Narben aus. Hierzu zählen kleinere Wunden oder Wunden, die mit einer Naht versorgt wurden. Abgesehen davon können einige Faktoren der Wundbehandlung zu einer möglichst geringen und unauffälligen Narbenbildung beitragen. Bei den medizinischen Maßnahmen sind wichtig:

• geeignete Schnittführung und Nahttechnik bei Operationen
• Vermeiden von Gewebespannungen auf der Wunde und den Wundrändern
• optimal-feuchtes Wundmilieu (Klima)
• guter Schutz der Wunde durch geeignete Wundauflagen
• schonender Verbandswechsel, der neu entstehendes Gewebe (Granulationsgewebe, Hautgewebe) vor Verletzung schützt
• bei Bedarf eine regelmäßige Reinigung der Wunde zur Vermeidung von Infektionen
• bei großflächigen Verletzungen und Verbrennungen das Ausüben von äußerem Druck (Kompression) auf das Gewebe. Hierfür wird häufig spezielle Kleidung wie Hosen, Jacken oder Handschuhe angefertigt. Durch Kompression kann die Bildung von überschießendem Narbengewebe eingedämmt werden.

Eine wesentliche Rolle spielt aber auch das eigene Verhalten nach einer Verletzung oder Operation. Hilfreich sind:

• Vermeiden von direkter Sonneneinstrahlung auf der Narbe und die Verwendung von Sonnenschutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor zum Schutz der Narbe
• intensive Bewegungen und Sport so lange vermeiden, bis die Narbe gut verheilt und stabil ist. So werden übermäßige Spannungen an der Haut verhindert, die das Wundheilungsergebnis negativ beeinflussen könnten.
• nach Abschluss der Wundheilung und Entfernung von vorhandenen Fädenregelmäßiges kreisförmiges Massieren der Narbe, zum Beispiel mit silikonhaltigen Narbensalben oder Olivenöl
• Aufbringen von silikonhaltigen Narbenpflastern, wo dies hilfreich scheint

Es gibt also zahlreiche Faktoren, die die Narbenbildung so beeinflussen können, dass diese dünn und unauffällig bleiben.

Was kann zu einer verstärkten Narbenbildung führen?

Neben den begünstigenden Faktoren für eine feine, kaum sichtbare Narbenbildung gibt es auch solche, die zu unschönen, großen, dicken oder wulstigen Narben führen können. Hierzu zählen:

• Infektionen
• offen heilende Wunden (sogenannte sekundäre Wundheilung, zum Beispiel bei chronischen Wunden wie Unterschenkelgeschwüren) – eine offene Wundbehandlung lässt sich nicht immer vermeiden und ist manchmal notwendig
• bei Operationen eine ungeeignete Schnittführung oder Nahttechnik beziehungsweise nicht geeignetes Nahtmaterial
• unzureichende Versorgung der Wunde
• Spannung auf der Wunde, beispielsweise auch durch zu frühen Sportbeginn
• direkte Sonneneinstrahlung
• bestimmte Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Gefäßerkrankungen oder Durchblutungsstörungen
• Einnahme von Medikamenten wie Phenprocoumon oder Cortison
• schlechter Allgemeinzustand des Patienten
• unkooperative Patienten oder solche, die aufgrund von Demenz oder anderen Erkrankungen die Therapieempfehlungen nicht befolgen können

Fazit

Sobald die zweite Hautschicht bei einer Verletzung mit betroffen ist, können Narben nicht vollständig vermieden werden. Eine adäquate Wundbehandlung und ein angemessenes Verhalten des Patienten können aber viel zur Bildung einer möglichst unauffälligen und feinen Narbe betragen. Die Behandlung von Begleiterkrankungen, die die Bildung auffälliger, unschöner Narben begünstigen könnten, ist ebenfalls ein wichtiger Faktor.