MRSA ist ein gefährlicher Stamm von Bakterien, der für eine Vielzahl von Infektionen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen verantwortlich ist. Dadurch, dass die Bakterien gegen viele gängige Antibiotika unempfindlich (resistent) sind, ist die Behandlung stark erschwert. Aufgrund der Infektion mit MRSA kann es zu Entzündungen der Haut oder anderer Organe kommen, bei denen sich Eiter bildet. Schwere Verläufe können eine Lungenentzündung (Pneumonie) oder eine sogenannte Blutvergiftung (Sepsis) mit sich bringen.
Die Abkürzung MRSA kann "multiresistenter Staphylococcus aureus" bedeuten - es handelt sich also um Bakterien der Art Staphylococcus aureus, die gegen vieles (d. h. viele Antibiotika) unempfindlich sind. MRSA ist jedoch ursprünglich die Abkürzung für "Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus". Methicillin ist eines der Antibiotika, die gegen diese Bakterien unwirksam sind. Manchmal wird auch die Abkürzung ORSA verwendet, diese steht für "Oxacillin-resistenter Staphylococcus aureus". Oxacillin ist ein weiteres, eigentlich wichtiges Antibiotikum, gegen das die Resistenz besteht.
Überwiegend finden Infektionen mit den MRSA-Bakterien in Einrichtungen wie Krankenhäusern statt. MRSA ist hierzulande der Krankenhauskeim, der am häufigsten durch vielfache Antibiotika-Resistenzen Probleme bereitet. Schätzungsweise gibt es pro Jahr in deutschen Krankenhäusern 132.000 Patienten mit diesem Erreger, die infiziert sind oder Träger ohne Erkrankung sind. Im Krankenhaus selbst wird der Keim circa 34.000 Mal pro Jahr übertragen. Ungefähr 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland trägt die Bakterienart Staphylococcus aureus mit sich, aber weniger als zwei Prozent weisen einen MRSA auf.
Der Krankheitserreger gehört zu einer Bakterienart namens Staphylococcus aureus. Staphylococcus aureus - in der Praxis oft als Staph. aureus abgekürzt - ist ein typischer Hautkeim des Menschen. In den meisten Fällen bereiten diese Bakterien keine Probleme. Sie befinden sich bei vielen Menschen und auch Tieren auf der Haut oder auf der Nasenschleimhaut.
MRSA (methicillin-resistente Staph. aureus) sehen so aus wie andere Staphylokokken und haben weitestgehend die gleichen Merkmale. Sie können auch die gleichen Erkrankungen auslösen. MRSA haben sich jedoch genetisch so angepasst, dass viele Antibiotika ihnen nichts anhaben können. Die MRSA-Bakterien weisen ein Protein auf, das die Wirkung vieler gängiger Antibiotika verhindert. Das macht sie so gefährlich, denn bei einer Infektion gestaltet sich die Behandlung schwierig.
MRSA wird zum großen Teil in Krankenhäusern oder Pflege-Institutionen von Mensch zu Mensch übertragen. Mediziner bezeichnen dies als nosokomiale Infektion (Krankenhausinfektion). Auch außerhalb des Gesundheitswesens kann eine Übertragung geschehen, was jedoch selten passiert. Besonders handelt es sich aber auch dann um Orte, an denen sich viele Menschen zusammen aufhalten wie Kindergärten, Kasernen oder Gefängnisse.
Die Bakterien werden über Berührungen etwa über die Hände von Betroffenen oder des Pflegepersonals weitergegeben. Auch über Objekte wie Handtücher oder medizinische Produkte (Schläuche, Katheter) kann die Ansteckung erfolgen. Eine Rolle spielt zudem die Übertragung über Nutztiere oder Nahrungsmittel, wovon vor allem Menschen in Berufen wie Tierarzt, Schlachter oder Landwirt betroffen sein können. Weitere Ansteckungsmöglichkeiten bestehen beim Sport (Mannschaftssportarten etc.). Des Weiteren kann sich der Keim in Flüssigkeiten befinden wie Leitungswasser. Ältere Personen sind insgesamt etwas anfälliger gegenüber MRSA als jüngere, weil die Immunabwehr bei ihnen nicht mehr so stark ist.
Die Infektiosität unterscheidet sich nicht nennenswert zwischen den Stämmen von Staph. aureus: MRSA kann genauso häufig oder selten Infektionen hervorrufen wie der herkömmliche Staphylococcus aureus.
Häufig haben Menschen die MRSA-Bakterien nur auf ihrer Haut, ohne dass diese Erkrankungen verursachen. Oftmals gehören die Menschen, bei denen sich der Keim findet, zum Krankenhauspersonal - oder sie waren vor kurzem als Patient im Krankenhaus. Gewöhnlicherweise ist es den Personen nicht bewusst, dass sie mit MRSA "belastet" sind. Menschen, die mit dem Keim nur besiedelt sind, ohne Symptome zu haben, können schon MRSA übertragen. Häufiger werden die Bakterien aber weitergegeben, wenn jemand infiziert und erkrankt ist.
Es ist davon auszugehen, dass das häufige Verschreiben von Antibiotika dazu geführt hat, dass sich unempfindliche Stämme der Bakterien entwickelt haben. Antibiotika wurden und werden oft aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit angewendet, wenn sich harmlose Infektionen zeigen. Oft spielen Bakterien noch nicht einmal eine Rolle wie bei einer virusbedingten Erkältung oder Grippe, so dass Antibiotika in den Fällen gar nicht sinnvoll sind. Durch genetische Anpassung entwickeln einige Bakterienstämme, die den Antibiotika ausgesetzt sind, eine Resistenz (Unempfindlichkeit) - aus gewöhnlichen Staph. aureus können sich MRSA entwickeln und weiter verbreiten.
MRSA sind resistent gegen Antibiotika wie
MRSA löst die gleichen Krankheiten aus wie auch andere Staph.-aureus-Bakterien. Die Symptome sind daher ebenfalls vergleichbar. Was den MRSA so besonders macht, sind die eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten.
Bei einer Staphylokokken-Infektion an der Haut zeigt sich zunächst ein roter und geschwollener, überwärmter, schmerzhafter Bereich, der wie ein größerer Pickel wirkt. Hinzu kommt oftmals ein Fieber.
Mögliche Erkrankungen durch die Staphylokokken sind:
Eine gefährliche Folge der MRSA-Infektion kann eine Streuung der Erreger im Blut mit schweren Krankheitssymptomen sein (Sepsis oder sogenannte Blutvergiftung). So können auch Organe wie das Herz, die Knochen oder die Gelenke von der Entzündung erreicht werden.
Die Inkubationszeit beträgt circa vier bis zehn Tage, also die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten von Krankheitszeichen. Staph.-aureus-Bakterien lösen an der Haut erst dann Erkrankungen aus, wenn sie durch eine Wunde (die sehr klein sein kann) in den Organismus eindringen können. Ansonsten gesunde Menschen bekommen in aller Regel nur leichte Symptome an der Haut. Gefährliche Krankheitsbilder entstehen vorrangig bei Patienten mit einem beeinträchtigten Immunsystem.
Menschen ohne Vorbelastung werden nur in wenigen Fällen von MRSA krank. Sie können Überträger sein, ohne es zu merken. Deshalb kann es auch sehr lange dauern, bis nach einem Kontakt zu einer MRSA-Quelle eine Symptomatik eintritt. Gelegentlich kommt es deutlich später zu Erkrankungen, insbesondere wenn das Abwehrsystem des Besiedelten beeinträchtigt ist.
Schwierigkeiten bereitet der Umstand bei MRSA, dass gängige Antibiotika nicht wirken. Deshalb können sich Krankheiten ungehindert ausbreiten, was bis hin zu lebensgefährlichen Zuständen führen kann, beispielsweise wenn eine Sepsis (Blutvergiftung) eintritt. Andere Stämme des Bakteriums Staphylococcus aureus können in aller Regel problemlos mit üblichen Antibiotika bewältigt werden.
Um eine bakterielle Infektion der Haut im Allgemeinen zu erkennen, genügt dem Arzt oft der Anblick. Der Arzt informiert sich in einem Gespräch (Anamnese) über die Beschwerden des Patienten, über den weiteren Gesundheitszustand und eventuelle Vorerkrankungen. Auch ein möglicher Kontakt zu einem MRSA-Infizierten wird eruiert. Dann erfolgt die körperliche Untersuchung. Der Keim MRSA wird mithilfe von Laboruntersuchungen festgestellt. Das Probenmaterial wird aus Körperbereichen wie dem Nasen- und Rachenraum oder entzündeten Wunden gewonnen. In der Regel geschieht das durch einen Abstrich. Nach der Anzucht auf einem Nährboden lassen spezielle Tests den Krankheitserreger exakt feststellen. Ebenfalls muss an der Laborprobe untersucht werden, welche Antibiotika noch gegen die Bakterien wirksam sind (Antibiogramm).
Bei einem Befall eines Krankenhauspatienten wird auch bei anderen dort behandelten Patienten untersucht, ob sie den MRSA tragen, sofern sie ein erhöhtes Risiko aufweisen. Das ist nach Kontakt oder Aufenthalt mit einem MRSA-Patienten in einem Zimmer der Fall oder wenn die betreffenden Personen bereits früher einmal MRSA hatten.
Die Erscheinungen von entzündlichen Erkrankungen können durch etliche andere Krankheitserreger ausgelöst werden. Bei Abszessen, Furunkeln oder ähnlich aussehenden Hautinfektionen stecken häufig, aber bei weitem nicht immer, Staphylokokken hinter der Entzündung. Für Lungenentzündungen können verschiedenste Bakterien oder andere Krankheitserreger verantwortlich sein. Auch bei Sepsen (Blutvergiftungen) sind oft Staphylokokken, oft aber auch andere Mikroorganismen die Ursache. Die genaue Diagnose, welche Bakterien für eine Infektionskrankheit verantwortlich sind, gelingt mit den Laboruntersuchungen.
MRSA kann in der Regel gut behandelt werden, hierzu sind "Reserve-Antibiotika" als Ersatz für die herkömmlichen Antibiotika notwendig. Jedoch gibt es nur wenige dieser Mittel, die erfolgreich angewendet werden können. Auch muss erst einmal festgestellt werden, dass es sich um eine Infektion mit den resistenten Bakterien handelt.
Nach einer erfolgreichen Behandlung einer MRSA-Infektion durch Antibiotika kann der Patient trotzdem noch Träger des Keims sein. Um den MRSA zu beseitigen, ist eine weitergehende Behandlung mittels Sanierung notwendig.
Die Sterblichkeit bei MRSA-Infektion in der Klinik ist etwas erhöht im Vergleich zu einer Infektion mit anderen Staph.-aureus-Stämmen. Die gegen MRSA einsetzbaren Antibiotika sind im Allgemeinen weniger effizient als die Standard-Antibiotika.
In den meisten Fällen erkranken Patienten, die bereits eine Erkrankung mit Schwächung des Immunsystems haben. Personen in der Umgebung oder der Familie des Betroffenen haben im Normalfall nichts zu befürchten, denn bei Gesunden ist das Infektionsrisiko sehr gering. Körperliche Kontakte, Küsse etc. können zu einer Weitergabe der Bakterien führen, die meistens ohne Folgen bleibt.
Die Therapie einer MRSA-Infektion geschieht mit solchen Antibiotika, die gegen die Bakterien wirksam sind. Die Behandlung stützt sich auf den Test im Labor, bei dem festgestellt wurde, gegen welche Antibiotika die MRSA-Bakterien in dem Fall nicht resistent sind (Antibiogramm). Um mehr Sicherheit bei der Behandlung zu erreichen, wird meist eine Kombination mehrerer antibiotischer Wirkstoffe gegeben.
Viele Medikamente, die üblicherweise als Antibiotika eingesetzt werden, fallen bei der MRSA-Behandlung weg. Dazu gehören die meisten Medikamente, die zu den Beta-Lactam-Antibiotika gehören (Penicillin, Oxacillin oder Cephalosporine zählen beispielsweise zu dieser Gruppe). Sehr oft besteht auch gegen weitere Mittel eine Resistenz seitens der Bakterien.
Dafür können sich folgende Mittel eignen, den MRSA zu bekämpfen (die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit):
Typische Mittel bei MRSA sind vor allem Vancomycin, Daptomycin und Linezolid. Einige weitere Antibiotika, die gegen MRSA eingesetzt werden könnten, befinden sich in der Testphase.
Manchmal ist noch nicht einmal dringend eine Behandlung mit solchen Antibiotika erforderlich. Das hängt von der Infektionskrankheit ab, die durch MRSA verursacht wurde. Abszesse beispielsweise sind vom umgebenden Gewebe abgegrenzt und werden in der Regel durch Eröffnung und Ausräumung behandelt, wohingegen Antibiotika hier kaum einen Einfluss haben.
Wurde bei einer Person festgestellt, dass sie mit MRSA besiedelt ist, dann muss eine Sanierung (Beseitigung der Bakterien) durchgeführt werden. Die Besiedlung (Kolonisation) mit den Bakterien kann an unterschiedlichen Stellen bestehen, so dass mehrere Mittel zur Beseitigung sinnvoll sein können. Meist müssen die Sanierungsmaßnahmen drei Tage bis circa eine Woche lang vorgenommen werden.
Ob die Sanierungsmaßnahmen gewirkt haben, wird anhand von Laboruntersuchungen geprüft. Hierzu werden an Stellen wie der Haut, dem Nasen-Rachen-Raum oder an Bereichen, in denen MRSA erst gefunden wurde, Abstriche genommen. Die Tests werden einige Tage nach Beginn der Sanierung vorgenommen. Nach Monaten sowie einem Jahr erfolgen weitere Untersuchungen, ob die MRSA-Bakterien erfolgreich beseitigt sind.
Mittel aus der Alternativmedizin (Homöopathie, Naturheilkunde, Akupunktur etc.) werden eher selten unterstützend angewendet. Patienten sollten sich nicht allein auf alternative Heilmethoden verlassen. Gerade bei schweren Infektionen kann auf wirkungsvolle Antibiotika nicht verzichtet werden.
Eine Vorbeugung gegen Infektionen mit Bakterien wie Staphylococcus aureus (und somit auch gegen MRSA) ist vor allem durch eine gute Hygiene möglich.
Maßnahmen in Kranken- oder Pflegehäusern, um die Ausbreitung von MRSA einzudämmen, sind:
Auch für Menschen außerhalb der Einrichtungen ist eine Prophylaxe gegenüber Infektionen allgemein sinnvoll: Als Hygienemaßnahme empfiehlt sich hier ebenfalls regelmäßiges Händewaschen oder Desinfizieren. Nach dem Sport mit mehreren Personen zusammen ist Duschen empfehlenswert. Wunden sollten im Allgemeinen nicht offen gelassen werden, sondern mit einem Verband oder sauberen Pflaster versorgt werden. Gebrauchsgegenstände wie Handtücher oder Rasierer sollten nicht von mehreren Personen zusammen benutzt werden.
Es bleibt festzuhalten, dass im Allgemeinen die Infektionsgefahr gering ist. Viele Menschen tragen Staphylokokken oder sogar MRSA mit sich, ohne dass eine Erkrankung ausbricht. Gefährlich wird es aber für Menschen, die aufgrund von Erkrankungen anfällig gegenüber Bakterieninfektionen sind. Daher sollten
sich nicht in der Nähe von befallenen Personen aufhalten.
aktualisiert am 11.01.2022