Die Nasennebenhöhlenentzündung ist gerade in den Herbst- und Wintermonaten nicht ungewöhnlich. In der Erkältungszeit sind die Schleimhäute besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Eine Kieferhöhlenentzündung, die sogenannte Sinusitis maxillaris, steht häufig aber auch mit anderen Auslösern in Verbindung. Ein Grund ist die Lage der Kieferhöhle, aufgrund derer besonders die Zähne des Oberkiefers eine wichtige Rolle spielen. Einige Anzeichen können Betroffenen eventuell schon vor dem Arztbesuch zeigen, dass die Kieferhöhle betroffen ist.
Beim Menschen sind im Gesichtsschädel Hohlräume zu finden, die mit Schleimhaut ausgekleidet sind – die Nasennebenhöhlen. Über Öffnungen, den sogenannten Ostien, sind sie mit dem Nasengang verbunden. Das System der Nasennebenhöhlen besteht aus:
Während das System der Siebbeinzellen und die Keilbeinhöhle zwischen beziehungsweise hinter der Augenhöhle liegt, entspricht die Lage der Kieferhöhle in etwa dem Areal hinter den Wangenknochen. Die Zähne des Oberkiefers und die Sinus maxillaris trennt nur eine dünne Knochenlamelle.
Diese Lage führt dazu, dass eine Sinusitis maxillaris nicht nur durch eine Nasen-Rachen-Entzündung (rhinogen) bedingt sein kann. Gerade die Zahngesundheit oder Behandlungsfehler beim Zahnarzt sind in einigen Fällen die Ursache für Schleimhautentzündungen im Bereich der Kieferhöhle.
Grundsätzlich kann eine Entzündung der Schleimhaut in der Kieferhöhle auf verschiedene Ursachen zurückgehen. Im Charakter sind diese Ursachen:
Rhinogen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich Erreger (Viren, Bakterien oder Pilze) aus dem Nasengang beziehungsweise den anderen Nebenhöhlen in die Kieferhöhle ausbreiten und die Sinusitis maxillaris auslösen. Diese Entwicklung ist typisch für eine Nasennebenhöhlenentzündung durch eine Erkältung – sprich die vorausgehende Erkrankung der oberen Atemwege. Akute rhinogene Kieferhöhlenentzündungen gehen häufig auf Viren zurück. Bakterielle Erstinfektionen sind seltener. Allerdings besteht die Gefahr, dass ein viraler Infekt bakteriellen Erregern den Weg ebnet. Es entsteht in diesem Fall eine bakterielle Sekundärinfektion. Pilze beziehungsweise Pilzsporen als Auslöser sind noch einmal seltener. Aber auch hier kann eine Vorschädigung von durch Viren ausgelösten Erkältungen begünstigend wirken.
Allergien treten – in der einen oder anderen Form – inzwischen bei weiten Teilen der Bevölkerung auf. Schätzungen gehen für Deutschland von einem Anteil in einer Größenordnung von 20 Prozent allein für Pollenallergien aus. Ein sogenannter allergischer Schnupfen wird besonders problematisch, wenn das Immunsystem auf viele auslösende Stoffe (Allergene) anspricht – beispielsweise Bäume und Gräser. Gelangen die Allergene (also hier die Pollen) in die Kieferhöhle, lösen sie hier entsprechende Reaktionen aus und es droht eine allergische Kieferhöhlenentzündung. Allergien können das Entstehen eines chronischen Krankheitsbilds begünstigen.
Eine traumatische Kieferhöhlenentzündung entsteht durch Verletzungen der Schleimhaut in der Kieferhöhle im Zusammenhang mit Frakturen. Die Entzündung entsteht zum Beispiel bei einer Jochbeinfraktur oder wenn der Oberkiefer verletzt wird.
Für die Kieferhöhle – im Vergleich zu den anderen Nasennebenhöhlen – einzigartig ist eine dentogene Entstehung der Sinusitis maxillaris. Hier sind die Ursachen:
Die Erreger der Sinusitis maxillaris kommen aus der Mundflora und dringen in die Kieferhöhle ein. Dass eine Zahnentfernung als Ursache in Frage kommt, liegt an der Anatomie der Knochenlamelle zwischen Zahnfach und Kieferhöhle. Bei zu hohem Druck kann diese verletzt werden – es entsteht eine Öffnung in die Kieferhöhle.
Eine Kieferhöhlenentzündung kann, wie alle anderen Nasennebenhöhlenentzündungen, sowohl in einer akuten Form als auch chronisch auftreten. Zur Unterscheidung wird die Dauer der Erkrankung herangezogen. Bei einer Spontanheilung innerhalb von weniger als 12 Wochen und weniger als vier Erkrankungen in einem Jahr liegen akute Kieferhöhlenentzündungen vor.
Sobald die Sinusitis häufiger auftritt oder nach mehr als 12 Wochen nicht mehr richtig ausheilt, liegt eine chronische Sinusitis maxillaris vor. Letztere ist in ihren Symptomen meist weniger stark ausgeprägt als die akute Kieferhöhlenentzündung. Der Übergang zwischen einem akuten Verlauf und chronischen Kieferhöhlenentzündungen kann fließend sein. Eine nicht komplett ausgeheilte akute Nasennebenhöhlenentzündung wird im Laufe der Zeit damit chronisch.
Die Krankheitszeichen der Sinusitis maxillaris ähneln denen der anderen Nebenhöhlenentzündungen in vielerlei Hinsicht. So können zu den Symptomen gehören:
Für eine Kieferhöhlenentzündung spricht auch ein Druckgefühl mit pochenden Schmerzen im Bereich der Wangenknochen.
Eine Besonderheit sind die Zahnschmerzen, welche im Zusammenhang mit der Sinusitis maxillaris auftreten können. Deren Ursache liegt in der bereits angesprochenen anatomischen Nähe zwischen Oberkieferzähnen und Kieferhöhle. Sollten die Beschwerden nur auf einer Seite lokalisiert sein, spricht dies für eine dentogene Kieferhöhlenentzündung.
Bei einer Sinusitis maxillaris kann sich ein sogenanntes sinubronchiales Syndrom entwickeln. Dieses ist auch als Postnasal-Drip-Syndrom bekannt. Ursache für dessen Entstehung ist Sekret, welches in den Rachenraum gelangt und hier unter anderem für Husten oder Räusperzwang sorgt. Durch das Postnasal-Drip-Syndrom können Erreger der Sinusitis in die tieferen Atemwege absteigen.
Eine chronische Sinusitis maxillaris kann abgeschwächte Symptome über einen ausgedehnten Zeitraum entwickeln. Dies führt zu einem teils langen Leidensweg für Patienten.
Grundsätzlich muss der Behandlung einer Kieferhöhlenentzündung eine Untersuchung durch den Arzt vorausgehen. Oft besteht – gerade bei einer akuten Sinusitis maxillaris – bereits über die Patientenbefragung ein erster Verdacht für den Arzt. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung löst Druck auf die Wangenknochen Schmerzen aus. Gleiches gilt für das Beklopfen der Backenzähne.
Um die Diagnose abzusichern, kann der Arzt eine Kieferhöhlenspiegelung durchführen, die Rötungen und Schwellungen sichtbar macht. Zur weiteren Abklärung (falls nötig) stehen unter anderem CT (Computertomographie) oder Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen zur Verfügung. Damit die weitere Behandlung zielgerichtet auf spezielle Erreger geschehen kann, wird unter Umständen ein Abstrich genommen.
Die eigentliche Behandlung ist sehr stark von der Ursache abhängig. Rhinogene Kieferhöhlenentzündungen werden heute mit:
Sollten Allergien mit eine Rolle spielen, liegt ein Behandlungsschwerpunkt auch hier. In der Behandlung wird unter anderem zu Nasensprays mit Glucocorticoiden (Cortison) gegriffen.
Sofern sich herausstellt, dass die Ursache der Kieferhöhlenentzündung dentogen ist, wird in die Behandlung ein Zahnarzt einbezogen.
Antibiotika kommen in der Therapie einer akuten Sinusitis maxillaris eher selten zum Einsatz. Gerade rhinogen verursachte Erkrankungen gehen häufig auf Viren zurück. Greifen konservative Behandlungen nicht, kommt es zu Komplikationen oder erschweren anatomische Besonderheiten die Therapie, wird durch den behandelnden Arzt auch eine Operation in Erwägung gezogen.
aktualisiert am 06.05.2022